Solarindustrie in Deutschland funktioniert auch ohne Subventionen

Solardachziegel, Projekt, Autarq, Installation

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Wir befinden uns im Jahr 2007. Die deutsche Solarmodul-Produktion steigt im ersten Halbjahr erneut um 33 Prozent, der Aufbau von bundesweit 15 neuen Fabriken ist geplant. Die Prognosen für den “Gigatrend” des neuen Jahrtausends überschlagen sich und Deutschland ist international an der Spitze. Heute, 16 Jahre später, steht eben jene Industrie mit dem Rücken zur Wand. Während Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein weiteres Solarpaket ankündigt und Initiativen wie die European Solar PV Industry Alliance (ESIA) Pläne für das große Comeback schmieden, ist eine Photovoltaik-Anlage ohne Technologie aus China heute so gut wie undenkbar. Die Frage: Was ist passiert? Können Subventionen helfen? Oder ist die Abhängigkeit von Subventionen viel mehr Problem als Lösung?

Der Blick zurück

Die Expansion, die die deutsche Solarindustrie nach der Jahrtausendwende erlebte, war massiv und rasant. Sie war Ergebnis einer Reihe von Innovationen, die durch deutsche Pioniere wie Q-Cells, Solon und Solarworld innerhalb kurzer Zeit marktfähig wurden. Angetrieben wurden die Technologien durch umfassende staatliche Maßnahmen wie dem EEG mit seinen Einspeisevergütungen und anderen Förderinstrumenten. Als diese staatlichen Hilfen nach und nach abgebaut wurden, geriet die Branche in die Krise. Nur wenige Unternehmen überstanden die folgende Welle von Insolvenzen bis zum Jahr 2018. In der Zwischenzeit hatte die chinesische Konkurrenz mit Hilfe der langfristig angelegten finanziellen Unterstützungen des Staates in den Ausbau von Großfabriken, Automatisierungstechnologien und weiteren technologischen Fortschritten investiert.

Die  Bundesregierung plant nun einen erneuten Anlauf, um die heimische Solarindustrie zu unterstützen und im internationalen Wettbewerb wieder konkurrenzfähig zu machen. Diesmal sollen gegebenenfalls direkte Subventionen eingesetzt werden, um die Entwicklung der deutschen Solarindustrie anzukurbeln. Genügt das, um uns in eine Lage zu versetzen, in der wir mit anderen Ländern auf dem Weltmarkt erfolgreich konkurrieren? Oder ist das nächste Innovations-Vakuum vorprogrammiert?

Die Notwendigkeit radikaler Veränderung

Die Dimension und Größenordnung dieser Herausforderung erfordern neben radikaler technologischer Innovation auch auf politischer Ebene den Mut, neue Formen der Finanzierung zu finden sowie regulatorische Ansätze zu implementieren. Ein Scheitern ist vorprogrammiert, wenn sich Politik und Wirtschaft ausschließlich auf historisch bewährte Muster beschränken. Weder Wünsche der Industrie nach Förderungen sind demnach hilfreich noch ein protektionistisches Vorgehen in der internationalen Handelspolitik. Die Realität, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, ist, dass auf heutiger Technologiebasis die chinesische Solarindustrie, auch aufgrund der massiven staatlichen Stützung, uns fast uneinholbar enteilt ist. Ein neues Subventionspaket vernachlässigt diese Tatsache meiner Meinung nach. Doch wie sehen Alternativen aus?

Der Blick nach vorn

Um den Anschluss nicht gänzlich zu verlieren, sind Deutschland und Europa gut beraten, entlang von sogenannten Local-Content-Regelungen partnerschaftliche Kooperationsmodelle mit chinesischen Herstellern zu finden. Local-Content-Regelungen sind wirtschaftliche oder rechtliche Vorschriften, die von Regierungen oder anderen zuständigen Behörden erlassen werden, um sicherzustellen, dass inländische Unternehmen und Fachkräfte in bestimmten Wirtschaftszweigen oder Projekten bevorzugt werden. Die große Chance solcher Regelungen ist es, die Skalierung unserer Fertigungskapazitäten sicherzustellen und gleichzeitig notwendige Impulse für Innovationen bei Zellen und Wafern zu setzen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese in Zukunft von deutschen Unternehmen kommen, steigt damit deutlich. Zunächst sollten wir profitable Nischen in der gebäudeintegrierten Photovoltaik finden und sie dann konsequent besetzen. Wenn öffentliche Gelder, wie beispielsweise aus dem  Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, (KENFO-Fonds) verwendet werden, sollten sie klaren Regeln folgen, die sicherstellen, dass sie langfristig und für die reale Wirtschaft und Energietechnologie sinnvoll eingesetzt werden.

Kai Buntrock, CEO von Autarq— Der Autor Kai Buntrock verfolgt in seiner internationalen Karriere als Investment- und Finanzmanager bis heute die Frage nach dem Gleichgewicht zwischen Mensch, Planet und Gewinn. Als CEO des Brandenburger Climate- Tech-Unternehmens Autarq, welches Solardachziegel herstellt, ist sein Ziel, nachhaltige Lösungen wettbewerbsstark und letztlich erfolgreich zu machen. Als renommierter Experte und Berater für Impact- und ESG-Investments sieht Buntrock, der seit 2016 als Netzwerkmitglied des globalen Finanz- und Informationsdienstleisters GLG wirkt, eine große Chance in der gesellschaftlichen Teilhabe an Kapital und Technologie. https://www.autarq.com/ —

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