Die gerade los rollende Welle in China wird auch in Europa starke Auswirkungen haben. Großhändler haben viel zu viel Ware auf Lager und können diese nicht oder nur mit massiven Preisabschlägen verkaufen. Der Markt der Heimspeicher-Hersteller geht in eine heftige Konsolidierungsphase. Auch wenn viele Hersteller verschwinden werden, diese Bereinigung wird dem Markt guttun und nachhaltig agierende Hersteller, Großhändler und Installateure werden ihren erfolgreichen Weg weitergehen.
Meine Eindrücke speisen sich aus einer Chinareise mit vielen Unternehmensbesuchen sowie Gesprächen mit zahlreichen chinesischen und deutschen Akteuren im Heimspeichermarkt. Wenn wir uns an die Situation im letzten Jahr oder im ersten Halbjahr erinnern, denken wir an Materialmangel, die langen Lieferzeiten und an steigende Kosten. Die aktuelle Situation ist jedoch eine komplett andere: Der Markt hat sich gnadenlos gedreht. Viel zu viele Anbieter produzieren (produzierten, muss man in den meisten Fällen sagen) viel zu viele Stromspeichersysteme. Das gilt ganz besonders für das Heimspeichersegment, denn diese Ware liegt jetzt in den Lagern in Deutschland, in den Lagerhallen der Häfen und in den Lagern der Hersteller selbst in China. Aber jetzt stehen dort die meisten Bänder still. Nicht weil Material fehlt, im Gegenteil, es ist von allem genug da, sondern weil der Markt diese Produkte in diesen Mengen nicht brauchen kann.
Welche Relevanz haben die unzähligen kleinen neuen Hersteller, die auf der Electrical Energy Storage (ees) Messe in München ihr Glück versucht haben? Oder welches nachhaltige Potenzial und welche wirkliche Daseinsberechtigung als Batteriehersteller haben asiatische Hersteller von anderen Produkten wie Wechselrichtern, Photovoltaik-Modulen oder IT-Hardware, die seit einigen Monaten versuchen in den Heimspeichermarkt vorzudringen? Insbesondere in einer Marktumgebung, in der sie alle zusätzlich ihre eigenen Preis- und Mengenherausforderungen bei ihren Kernprodukten haben.
Immer die selbe Leier
Wichtig ist hier zu verstehen, wie China bei neuen Industrien und potenzialträchtigen Produkten tickt. Dieses Land – dreimal so groß wie ganz Europa – lässt den Turbokapitalismus mit all seinen negativen Ausprägungen ungebremst wirken. Das wurde mir während meiner damaligen Arbeit in China bei einem deutschen Fahrzeughersteller, während intensiver Zusammenarbeit mit Batterieherstellern und vielen Besuchen in den letzten zwölf Jahren immer deutlicher bewusst. Das Drehbuch ist häufig dasselbe: Investoren oder bestehende Hersteller anderer Produkte werben Personal oder ganze Teams von anderen Speicherherstellern ab. Da werden hohe Gehälter aufgerufen – und üppige Aktienoptionen, weil sie ja schon nach wenigen Jahren an die Börse strömen. Jeder in China kennt jemanden, der über solche Optionen schnell zu viel Geld gekommen ist und das will nachgeahmt werden. Die Lokalregierungen der Städte und Regionen spielen kräftig mit und wissen um den harten Wettbewerb untereinander. Sie werben intensiv um die Speicher-Neulinge und unterstützen sie kräftig mit Steuergeldern in Form von kostenfreien Grundstücken, vergünstigten Krediten und weiteren Subventionen. Banken und Investoren schießen Geld rein. Und schon sprießen die Fertigungsstätten aus dem Boden. Viel Ware wird produziert und nach Europa geschickt, denn hier war das Marktversprechen noch vor einem Jahr, dass jede Heimspeicherbatterie gebraucht wird und ihren Abnehmer findet.
Ziel der Lokalregierungen ist es immer, einen lokalen Weltmarktführer zu kreieren, der viele Arbeitsplätze schafft und später kräftig Steuern zahlt. In diesem Modell entstanden in kurzer Zeit unzählige neue Speicherhersteller oder eben Speicherabteilungen bestehender Unternehmen.
Wie gehen diese Geschichten dann weiter – und was passiert dort gerade jetzt?
Zuerst wird folgende Erfahrung gemacht: Einfach Speicher nach Europa karren – nach dem Motto „die verkaufen sich da schon“, funktioniert zur Überraschung der Akteure plötzlich nicht mehr. Und Kunden wollen mehr als irgendeine stapelbare Batterie mit Wechselrichter. Sie wollen eine langfristig sichere Investition und einen fähigen Service, wenn mal was nicht läuft – was bei jungen Produkten schon mal vorkommt. Also tut man sich mit Originalmarke oder auch OEM unter europäischer Marke schwer, das Produkt im Großhandel und bei Installateuren zu platzieren. Bleibt noch der Versuch, direkt online an den Endkunden heranzukommen.
Doch mit der Zeit steigt auch der Druck, weil die Batterien eine Art „Ablaufdatum“ haben: Die Technik und auch die Garantiebedingungen erfordern es, den jeweiligen Speicher innerhalb einer gewissen Zeit nach der Herstellung zu installieren. Und diese Deadline nähert sich gerade. Also werden in den Lagern fleißig Batterien ausgepackt und nachgeladen. In diese Lager kommt keine Frischware mehr nach. Das bedeutet, in China stehen die Bänder still.
Vor allem bei den kleinen und neuen Herstellern oder Abteilungen, die noch keine etablierte Kundenstruktur, einen meist an Dienstleister ausgelagerten Service und keine besonderen Energiemanagementfunktionen haben, geht’s dann auch wieder ganz schnell. Stillstand.
Schon nach wenigen Wochen oder Monaten werden die unausgelasteten Fertigungen wieder geschlossen und die Arbeiter nach Hause geschickt. Das Managementpersonal sieht, wie sich die Aktienoptionen in Luft auflösen und ist schnell wieder weg. Die Versprechen wie Arbeitsplätze, Renditen und Steuern können nicht gehalten werden. Die Lokalregierungen versenken häufig hohe Millionenbeträge in diese, wie wir jetzt wissen, Investitionsruinen.
Und dann gibt es noch ein paar gravierende Zweitrundeneffekte. Häufig wurde das Produktionsequipment oder die Batteriezellen und weitere Komponenten noch nicht komplett bezahlt. Dann zieht es zudem die Lieferanten mit in den Insolvenzstrudel und da auch die Kredite platzen, gelten diese neuen Speicher-Player in China schon jetzt als Hochrisikoinvestment, in das keine Bank oder kein Investor mehr frisches Geld steckt. Insider erwarten, dass die allermeisten dieser neuen chinesischen Speicherhersteller oder auch deren europäische Marken in den nächsten Monaten wieder verschwinden werden.
Worauf sollten Käufer achten?
Wieder der Blick hierher zu uns gerichtet: Was ist also von den vielen neuen Anbietern aus China zu erwarten? Wie hochwertig sind Speicher von Neueinsteigern in den Speichermarkt, selbst wenn es Töchter von etablierten Herstellern anderer Produkte, aber ohne Batterieerfahrung sind? Werden sie ihre Garantieverpflichtungen erfüllen können? Werden sie dafür auch in mehreren Jahren noch das entsprechende Personal haben? Werden sie den Installateur oder Großhändler schützen, wenn er in Gewährleistung für das gelieferte Produkt genommen wird? Und wer würde bei einem Sicherheitsvorfall haften? Wollen Kunden einen chinesischen „Nach-Hause-Telefonierer“ in ihrem privaten Heimnetzwerk haben? Wenn chinesische IT-Infrastruktur-Ausstatter wegen Sicherheitsbedenken von Deutschland und der EU ausgeschlossen werden, beunruhigt das auch die privaten Speicherinteressenten.
Die Rolle rückwärts in der chinesischen Speicherindustrie wird sich sicher auch im europäischen und deutschen Markt auswirken. Es wird Installateure treffen, die den Endkunden gegenüber in der Pflicht stehen und einen Ruf zu verlieren haben und Großhändler, die solche Produkte empfohlen haben, vor allem aber die häufig viel zu viel Ware auf Lager haben und diese nicht oder nur mit massiven Preisabschlägen oder im Rahmen von Aktionen verkaufen können. Die Älteren in der Branche erinnern sich noch an das Großhändlersterben in den frühen 2010-er Jahren, das ebenfalls durch Lagerbestandsabwertungen ausgelöst wurde.
Aber nein, es ist jetzt nicht plötzlich alles schlecht und schwierig. Im Gegenteil, es gibt ja eine starke Nachfrage nach hochwertigen Prosumer-Anlagen und viele nachhaltig aufgestellte Installateure und Händler, die sich genau anschauen, wie zuverlässig ihr Speicherhersteller aufgestellt ist. Die Kernformel wird lauten: Kernmarkt und Kernprodukt.
Ist der deutsche Heimspeichermarkt der Kernmarkt des Unternehmens, weil es vielleicht auch hier seinen Sitz hat? Oder agiert der Hersteller aus dem fernen Ausland – und der Markt hierzulande steht im internen Wettbewerb zu anderen Regionen?
Und ist der Heimspeicher mit allem, was es an eigenem Serviceteam, über die reine Photovoltaik-Eigenverbrauchsoptimierung hinausgehenden Funktionen und Erweiterungsmöglichkeiten braucht, das Kernprodukt des Unternehmens? Oder ist das nur ein „Nebenkriegsschauplatz“ oder „versuchter Markteintritt“, der bei zunehmenden Herausforderungen im Kerngeschäft, wie zum Beispiel massiv fallenden Photovoltaik-Modulpreisen, zum Ballast werden und entsprechend abgestoßen werden könnte? Wenn es weder Kernprodukt noch Kernmarkt sind, dann sollten Kunden die anstehenden schwierigen Entscheidungen des Herstellers zumindest in Szenarien durchdenken und vorbereitet sein. Die etablierten Hersteller, die sich dem deutschen und europäischen Speichermarkt mit Haut und Haaren verschrieben haben, werden auch in raueren Zeiten standhaft, zuverlässig und fokussiert bleiben. Das viele verbrannte Geld und Vertrauen in Chinas Heimspeicherindustrie – die ja dort keinerlei Heimatmarkt hat – werden die schrittweise Erweiterung der Fertigungs- und Wertschöpfungsstufen europäischer Hersteller fördern. Wenn jetzt einheimische Hersteller, Händler und Installateure den Schulterschluss suchen, wird dieser „perfekte Sturm“ an uns vorüberziehen und zu einer Renaissance der europäischen Erneuerbaren-Industrie beitragen.
Franz-Josef Feilmeier
— Der Autor Franz-Josef Feilmeier gründete 2011 im Alter von 28 Jahren die Fenecon GmbH, mit dem Ziel, Strom aus Erneuerbaren Energien intelligent zu nutzen, Stromnetze zu entlasten und die Zukunft für nächste Generationen zu sichern. Fenecon ist mit heute rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der führenden Stromspeicher- und Energiemanagementhersteller für den Heimbereich, Gewerbe und Industrie. https://fenecon.de —
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Wenn man es genau bedenkt, dann sind Heimspeicher eher überflüssig bis netzschädlich, wenn damit auch noch Geld verdient werden will. Was wir brauchen sind zukunftsfähige und nachhaltige Energiespeicher-Lösungen für Gewerbe, Industrie und Netzinfrastruktur. Ich wiederhole mich – aber es steht hier deutlich drin, warum man in Zeit von Zeitnot besser auf Speicher setzt, die im Netz vom Netzbetreiber betrieben werden. Dabei geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern schlicht um Effizienz, Sicherheit, Resilienz und die bessere Nutzbarkeit der vorhandenen Netzinfrastruktur.
Hier https://www.pv-magazine.de/2023/01/24/energiewende-ja-aber-wie/ stehen weitere Argumente gegen Speicher(n) in Privathaushalten…
Ralf Schnitzler.
Wenn man es genau bedenkt, dann sind Heimspeicher eher überflüssig bis netzschädlich, wenn damit auch noch Geld verdient
@ Ralf Schnitzler
Unser Heimspeicher nimmt den Ökostrom vom eigenen Dach direkt zum Verbrauchen ins Hausnetz auf. Verhindert dadurch, dass er übers öffentliche Netz an die Börse kommt, wo er zu Graustrom degradiert wird. Ich wüsste nicht, was da im Sinne der Energiewende „überflüssig“ sein sollte. Wenn dadurch Netzschädlichkeit entstehen sollte, ist es die Schuld derer, die 2010 die Erneuerbaren aus den Bilanzkreisen der Versorger raus genommen haben, und zum separaten Verkaufen an die Börse verbannt haben. Wenn die Erneuerbaren von den Versorgern noch bilanziert würden, hätten sie auch unseren minder Verbrauch auf dem Schirm..
@ Ralf Schnitzler
Nur die eigenen Haus-Speichersysteme sind zukunftsweisend und umweltfreundlich!
Nicht nur, weil Energie für Eigenbedarf direkt genommen wird und somit Verluste bei „Übertragung“ nicht passieren.
Sondern es ist der entscheidende Sieg der Demokratie.
Denn ein unabhängiger Eigenheim ist nicht mehr von Groß-Netz-Konzernen abhängig, die nach belieben den Preis drehen können.
Nicht vergessen: es waren die Großkonzerne die die Umwelt verschmutzten und vergifteten, weil es denen nur ums Profit ging.
Ralf Schnitzler schreibt.
Ich wiederhole mich – aber es steht hier deutlich drin, warum man in Zeit von Zeitnot besser auf Speicher setzt, die im Netz vom Netzbetreiber betrieben werden. Dabei geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern schlicht um Effizienz, Sicherheit, Resilienz und die bessere Nutzbarkeit der vorhandenen Netzinfrastruktur.
@ Ralf Schnitzler.
Natürlich geht es um Gewinnmaximierung. Denn je mehr Strom aus dezentraler Erzeugung übers öffentliche Netz als Überschuss an die Börse fließt, desto niedriger sinken dort die Preise. Zum Teil entstehen negative Preise, mit denen dann Speicher gefüllt werden.. Die PV Pflicht für alle Dächer lässt grüßen. Dazu kommt noch der Kohlestrom, der seit 2010 nicht mehr den Erneuerbaren angepasst werden muss. Diese komplette Übernahme der Energiewende durch die großen Player, kann man nur entgegenwirken, in dem man mit Heimspeicher so viel wie möglich Erneuerbare vor diesem „Missbrauch“ bewahrt.
Ralf Schnitzler schrieb:
„Wenn man es genau bedenkt, dann sind Heimspeicher eher überflüssig bis netzschädlich, wenn damit auch noch Geld verdient werden will.“
Ich finde, so viele verdrehte Aussagen in einen Satz zu packen, ist schon ein Kunststück.
Gerade aus der Netzperspektive sind Heimspeicher die einzige Möglichkeit, Lastspitzen und Erzeugungsspitzen abzufangen. Zentrale Speiche können dies logischerweise nicht, da die Last-/Erzeugungsspitzen dann immer noch durch das überlastete Netz geleitet werden müssen, statt lokal bereitgestellt zu werden. Ein massiver und kostenintensiver Netzausbau wäre die unabwendbare Folge. Und weil das noch nicht reicht, würden weiterhin erhebliche Energiemengen dabei in der Übertragung verloren gehen, wir brauchen also auch zusätzliche (kostenerzeugende) Generation, um zu kompensieren.
Gar „netzschädlich“? Hier würde ich doch um eine Erklärung bitten wollen.
„Geld verdient werden“? Dieser Teil ist eigentlich nicht ganz falsch, er unterschlägt hier nur, wer dieses Geld „verdient“. Ein zentraler Netzspeicher wird immer mit Gewinnabsicht betrieben und das heißt logischerweise, der Kunde zahlt nicht nur die Investition.
Dass zentrale Speicher diese Aufgabe überhaupt jemals mehrheitlich erfüllen können sollen, halte ich für ein haltloses Gerücht. Zentrale Speicher (mit der notwendigen Gewinnabsicht) werden immer nur in einer Menge installiert werden, welche sicherstellt, dass ein preistreibender Mangel die Margen hoch hält. Wenn die Margen sinken, dann ist die Investition in Gefahr und Neuinvestitionen werden schlicht nicht erfolgen. Mangel ist ergo die Geschäftsgrundlage.
Zudem können private Investitionen parallel und in grosser Menge stattfinden, wenn die geschaffenen Bedingungen es nicht verhindern. Dieser Teil kann von der Industrie schlicht nicht oder nur zu sehr hohen Kosten gewährleistet werden.
Und ohne Heimspeicher droht eine extreme Imbalance und Abhängigkeit der Verbraucher. Preise können (weiterhin) diktiert werden und Preisspekulation (der tatsächliche Grund für die Energiepreiskrise) und resultierende Verluste müssen schlicht vom Konsumenten alternativlos und zwangsweise getragen werden. Es bestünde keinerlei (Markt)Anreiz, den Energiehandel, -transport und die Energieerzeugung effizient zu gestalten.
Ralf Schnitzler schreibt..
Wenn man es genau bedenkt, dann sind Heimspeicher eher überflüssig bis netzschädlich, wenn damit auch noch Geld verdient werden will. Was wir brauchen sind zukunftsfähige und nachhaltige Energiespeicher-Lösungen
@ Ralf Schnitzler.
Schauen Sie mal hier, da ist die Lösung nach der Sie suchen.
https://www.pv-magazine.de/2023/10/13/kombikraftwerke-enbw-baut-freiflaechenanlagen-standardmaessig-mit-speicher/
ZITAT:…Mit dem Schritt möchte EnBW eigenen Angaben zufolge das Potenzial von erneuerbaren Energien in der Stromversorgung erhöhen. Werden Batteriespeicher zusammen mit den Freiflächenanlagen gebaut und am selben Netzanschluss gekoppelt, könne der erzeugte Strom über den Tag verteilt eingespeist werden, wie das Unternehmen mitteilt. So hilft der Speicher, die Erzeugungsspitzen der Mittagsstunden abzuflachen. Das sei schonender für die Netze. Zudem lässt sich mit solchen Projekten höhere Einnahmen erzielen, da Strom zu Zeiten hoher Börsenpreise verkauft werden kann. Zitat Ende.
Prinzipiell das Gleiche wie die Heimspeicher, nur dass die Heimspeicher, wenn sie voll sind, übern Tag verteilt nichts ins Netz abgeben. So funktioniert jedenfalls unserer.
Mit dem Artikel “Vom Mangel in die Überkapazität – was gerade am Markt für Heimspeicher passiert“ haben Sie eine echte reife Analyse gepostet. Gründlich und fachlich das Geschehen im Heimspeicher-Markt dargestellt.
Mit freundlichem Gruß, Zenon
mal ne naive Frage… wenn mittlerweile von 100-150 Dollar für eine kWh Batterietechnik bei den E-Autos gesprochen wird, warum ist das bei den Heimspeichern gleich um so extrem viele Faktoren höher? … klar, ich verstehe, dass da einiges an weiterer Technik verbaut werden muss, einiges an Service drin ist und auch einiges an know how drin steckt… und doch verstehe ich diesen eklatanten Unterschied im Faktor 7-14 von DIY gegenüber professionellen Produkten nicht. Für mich too much und ich verstehe, wenn von Konsolidierung gesprochen wird. Aber vielleicht liege ich ja auch komplett falsch, vielleicht kann mir das jemand erklären.
Die genannten Werte sind Herstellungskosten auf Zellebene.
Dann kommt noch Pack, Transport, Verkauf/Vertrieb, Garantie usw. dazu.
Aber muss es eben auch softwaretechnisch passen. Beim Auto würde man die Kosten der Software, die (auch) den Akku steuert, vielleicht eher den Kosten des eigentlichen PKW zurechnen.
Beim Heimspeicher natürlich der Kosten des Heimspeichers.
Detlef K. schrieb:
„und doch verstehe ich diesen eklatanten Unterschied im Faktor 7-14 von DIY gegenüber professionellen Produkten nicht.“
Der Preisaufschlag ist für Sicherheit. Jetzt ist es nicht unbedingt so, dass ein kommerzielles Produkt per se sicherer ist. Es sind doch überwiegend kommerzielle Produkte, welche Brände verursachen.
Aber bei kommerziellen Produkten ist doch zu mindestens eine Überlegung getroffen und unabhängig überprüft, wie man gefährliche Situationen vermindern kann und vor allem deren Folgen gering zu halten.
Ich habe bereits mehrere Eigenbauprojekte hinter mir und gerade die Eindämmungsmaßnahmen für den Brandfall kosten oft noch einmal soviel wie die Zellen und die Elektronik. Das ist noch vor Ausgaben für Zertifizierung. Natürlich darf man ebenfalls nicht vergessen, dass die investierte Zeit ebenfalls noch nicht aufgeschlagen wurde.
Zudem sind deutsche Preise oft schwer nachvollziehbar (bzw. generell die drastischen nationalen Unterschiede). Zum Beispiel bei Wärmepumpen kann ich das gleiche Gerät im Nachbarland für ein Drittel des Preises kaufen. Dort bezahle ich aber das Doppelte für ein Solarmodul. Das in Deutschland, aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen, geforderte Sicherheitsrelais für Microinverter, ist zum Beispiel anderswo für ein Viertel des Preises zu erwerben.
Wie Heimspeicher intelligent genutzt werden, zeigt 1komma5* (einskommafünfgrad). Wenn das ordentlich gemacht wird, Perfekt. Und die Speichermedien werden sich auch weiter entwickeln.
Vorsicht ist bei China Software geboten, aus meiner Sicht Hoch gefährlich ⚠️
Auch 1,5° muss seine Herzschlag-App an die BMS der chinesischen Speicher anpassen, ganz ohne chin. SW wird es wohl nicht gehen…
Dirk Schiller schreibt.
Gerade aus der Netzperspektive sind Heimspeicher die einzige Möglichkeit, Lastspitzen und Erzeugungsspitzen abzufangen. Zentrale Speiche können dies logischerweise nicht, da die Last-/Erzeugungsspitzen dann immer noch durch das überlastete Netz geleitet werden müssen, statt lokal bereitgestellt zu werden. Ein massiver und kostenintensiver Netzausbau wäre die unabwendbare Folge.
@ Dirk Schiller.
Zudem wollen wir ja eine Netzüberlastung durch Ökostrom verhindern, und das geht nur, wenn wir den direkt nach der Erzeugung vom öffentlichen Netz fern halten Das geht nun mal nur mit Heimspeichern. Zentrale Speicher am öffentlichen Netz. wäre ja eine Einladung für Kohlekraftwerke, am Netz zu bleiben, für negative Preise zu sorgen, um diese zentralen Speicher zu füllen. Deshalb sind diese zentralen Speicher Befürworter auch meistens Netzausbau Fanatiker.
Lieber Herr Feilmeier,
wie wäre es, wenn Sie erst einmal ihren eigenen Laden in Ordnung bringen würden. Ihr eigener Service geht bei Problemen auf Tauchstation. Ich mache gerade zum zweiten Mal diese Erfahrung und warte seit einer Woche auf eine Reaktion. Guter Service sieht anders aus. Meine Kontaktdaten können Sie sich in Ihrer Service-Abteilung besorgen.
@alle: Ich gönne jedem seinen Heimspeicher. Das mag ein schönes Gefühl der Unabhängigkeit sein, frei nach Lukas Podolski: „Isch hap immer Schtrom“. Jedoch muss ich bei meiner Meinung bleiben, dass das Ressourcenverschwendung und eine nicht gute Allokation von Ressourcen ist, wenn man durch die gemeinwohlorientierte Brille blickt.
Am Ende des Tages geht es um eine sichere, dauerhafte und finanzierbare Energieversorgung für alle Sektoren und für alle Verbraucher. Wenn das möglichst effizient und mit weniger Aufwand und weniger Verschwendung funktionieren soll, dann sind größere Einheiten im Netz besser, weil sie netzdienlich vom Netzbetreiber gemanaged werden, den Netzausbaubedarf verringern und das Anschließen von weiteren EE-Anlagen erlauben, die kommende Abwärmenutzung von Speicherung/Entspeicherung integrieren können und dort an diesen Stellen – also im Netz, klug positioniert – einfacher und professionel gesteuert, Energie zwischen Strom/Wärme/Kälte und Gasnetz hin und herschieben können.
Hier noch ein Grund, warum Heimspeicher nicht klug im Sinne des Gemeinwohls sind:
Sie sparen dem Heimbewohner Netzgebühren, weil er weniger Strom aus dem Netz bezieht. Das führt dazu, dass andere mehr bezahlen müssen, weil am Ende ja die Netzgebühren wegen der Heimspeicher nicht niedriger werden, sondern über den Verbrauch umgelegt werden.
@Ralf Schnitzler: zu „Das führt dazu, dass andere mehr bezahlen müssen, weil am Ende ja die Netzgebühren wegen der Heimspeicher nicht niedriger werden, sondern über den Verbrauch umgelegt werden“
Nach dem selben Aspekt wäre aber auch ein Balkonkraftwerk schlecht, weil es die Netzkosten „umgeht“.
Dazu wäre meine Frage: Ist das den wirklich so? Denn der Speicher spart ja auch Netzkosten ein. Ohne Private Speicher würde an so manchem Sonntagmittag das hier passierten:
a) Private Anlagen würden weit mehr ins Netz einspeichern, das näher an seine Grenzen bringen – und bekommen dafür eine EEG Vergütung die höher ist als die Börsenpreis zu diesen Stunden (das belastet zwar nicht die Netzentgelte, sondern das EEG Konto, damit aber ebenfalls die Gemeinschaft).
b) Im Zuge von Redispatch werden im selben Umfang große Anlagen abgeregelt und dafür entschädigt – das wird auf die Netzumlage umgelegt.
c) Die Netze müssten ggf ausgebaut werden um den Strom überhaupt (ohne Überlastung in den Wohngebieten oder Abriegelung an anderer Stelle) in die Großspeicher zu bekommen. Und da die zentralen Batteriespeicher danach (vorerst und aus guten Gründen) keine Netzentgelte Zahlen… finanziert auch das der normale Stromverbraucher.
Man kann gerne diskutieren, ob private Speicher oder öffentliche Speicher sinnvoller sind (meine Antwort wäre: Beides) und wie man private Speicher sinnvoller einbinden kann. Aber ohne private Heimspeicher gäbe es nicht 10mal mehr zentrale Speicher (in 2023 sind <10% des Speicherzubaus Groß- und Gewerbespeicher) sondern am Ende des Jahrs einfach nur: weniger Speicher.
Meine Erfahrung der letzten 20 Jahre ist: Die Energiewende ist immer schnell und erfolgreich wenn sie dezentral mit privatem Engagement getrieben wird (ich würde die Heimspeicher dazuzählen). Sie ist dagegen immer da langsam und träge, wenn sie auf zentrale Planung (z.B. Netzausbau) angewiesen ist. Ein perfektes Speichernetzwerk durch eine perfekte Planung wäre am Ende vielleicht das etwas bessere System… aber halt (siehe Netzausbau) schnell 10 Jahre zu spät.