Sachsen-Anhalt scheint zum neuen Mekka für Großspeicher-Projekte zu werden. Kyon Energy erklärte am Donnerstag, es habe die Genehmigung für ein neues Batteriespeicherprojekt am Stadtrand von Magdeburg erhalten. Die Anlage soll eine Leistung von 58 Megawatt und eine Kapazität von 116 Megawattstunden haben. Mit dem Bau wolle Kyon Energy Anfang nächsten Jahres beginnen. Bis 2025 soll das Speicherkraftwerk am Netz sein. Zur Höhe der geplante Investitionssumme machte Kyon Energy zunächst keine Angaben.
Nach der Fertigstellung soll der Batteriespeicher systemdienliche Aufgaben übernehmen, indem sie einerseits die Netzfrequenz stabilisiert und andererseits die Auslastung der Netze verbessert. Auf diesem Weg könnten dann auch mehr Erneuerbaren-Anlagen im Stromnetz integriert werden. Mit der hohen Speicherkapazität lasse sich überschüssige Energie speichern und bei Bedarf wieder ins Netz zurückspeisen. „Beim Übergang zu einem saubereren Energiesystem spielen Batteriespeicher eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes und letztendlich bei der Ermöglichung eines unabhängigeren und nachhaltigeren Systems“, sagte Florian Antwerpen, Geschäftsführer von Kyon Energy.
Eco Stor hatte im Sommer angekündigt, in Sachsen-Anhalt ab dem kommenden Jahr ein Speicherkraftwerk mit 300 Megawatt Leistung und 600 Megawattstunden Kapazität errichten zu wollen. Das Projekt soll in Förderstedt im Salzlandkreis realisiert werden. Eco Stor veranschlagt dafür rund 250 Millionen Euro als Investitionssumme.
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Einmal mehr: Das sind keine ‚Grossspeicher‘, sondern nur ‚Grossbatterien‘.
Sonst glauben wieder alle, man könne das Speicherproblem der Energiewende mit Batterien lösen.
Ein typisches Pumpspeicherwerk hat eine rund 100 mal grössere Energiemenge gespeichert.
Beispiel: das vor ca. 1 Jahr in Betrieb gegangene Pumpspeicherwerk Nant-de-Drance in der Schweiz hat eine Leistung von 900 MW und eine Speicherkapazität von 20 GWh, bzw. 20’000 MWh. Im Vergleich zu den 116 MWh dieses Batteriespeichers ist das 172 mal mehr.
Auch finanziell geht das nicht auf. Wenn man die Zahlen des am Schluss des Artikels genannten Projekts nimmt, dann werden das Kosten von 250 Mio. Euro für einen Batteriespeicher von 600 MWh sein. Die Energiekapazität von Nant-de-Drance ist etwa 33 mal grösser. 33 mal 250 Mio. ergäbe 8.25 Mia. Euro. Nant-de-Drance hat bar ’nur‘ 2 Mia. gekostet und wird viele Jahrzehnte laufen.
Batterien im elektrotechnischen Sinne sind Speicher, per Definition.
„Groß“ ist relativ, im Vergleich zu Heimspeichern oder jenen aus dem C&I-Umfeld ist das genannte Projekt definitiv ein Großspeicher.
Der Vergleich zu Pumpspeicherkraftwerken hinkt gewaltig, da komplett unterschiedliche Anwendungen und Einsatzmöglichkeiten.
just my two-cents
Pumpspeicherwerk sind sehr gut – nur leider ist in Deutschland der Zubau aus Platzgründen praktisch ausgeschlossen.
Aber ja, man könnte „das Speicherproblem der Energiewende mit Batterien lösen“. Die Produktionskapazitäten sind noch am Anfang der S-Curve (bereits 2030 wird die jährliche Produktion alleine in Europa bei 1-2 TWh liegen, also bei dem bis zu 100-fachen von Nant-de-Drance), die Preise werden auch noch massiv sinken: Geh mal davon aus, dass innerhalb der nächsten 20-30 Jahre die Kosten pro GWh kontinuierlich auf ein ähnliches Niveau sinken werden (übrigens hat Nant-de-Drance 2,2 Mia Franken gekostet, also knapp 20% mehr als von dir angegeben). Und praktischerweise kann man diese Speicher sehr flexibel über die Landschaft verteilen und an die netztechnischen Gegebenheiten anpassen, statt auf sehr wenige spezifische Orte festgelegt zu sein.
Jedoch ist jedweder Ansatz, eine einzelne Speichertechnologie als alleinige vorzusehen oder einzufordern, von vornherein ökonomisch komplett unsinnig. Letztlich wird es (eigentlich offensichtlicherweise) einen Technologie-Mix geben, jeweils angepasst an lokale Gegebenheiten.
Es ist doch toll, dass jetzt wirklich fühlbar vermehrt diese Art von Meldungen kommen. Da passiert endlich was. Und immer schneller. Und ehe man sich versieht ist es 2030 und überall im Land stehen diese Puffer. Das wird einen deutlichen Effekt für die Energiewende bringen. Und zwar genau so wörtlich: „einen“. D.h. es gibt selbstverständlich noch viele viele weitere Schrauben. Ich find’s klasse.
PS: der Vergleich mit dem Pumpspeicherwerk hinkt natürlich vorne und hinten und ist im Grunde schlicht unangemessen – gar unsinnig.
@ Talis
Nein, man kann das hauptsächliche Speicherproblem der Energiewende nicht mit Batterien lösen und man wird es nie mit Batterien lösen. Wir reden hier nur für D von TeraWattStunden.
Es wäre auch der absolute Wahnsinn, eine ungeheuer teure und mit sehr viel Energie und Chemie aufgebaute Riesenbatterie einmal zu laden und dann monatelang nicht zu entladen; dieser Strom wäre nicht bezahlbar. Das Problem mit der (klassischen) Batterie ist, dass man ihre Energie nicht separat von der Leistung skalieren kann. Selbst Nant-de-Drance kann nur gerade 24 Std. eines Grosskraftwerks ersetzen, dann ist der obere See leer.
Grosse Mengen grüner Energie für längere Zeit speichern kann man nur als Wasser in (Pump-)Speicherseen oder als Gas (Biogas oder H2) in grossen Kavernen. Es stimmt, dass die Möglichkeiten für Pumpspeicherwerke in D begrenzt sind. Die Lösung wird ein Mix von Speicherwerken und Pumpspeicherwerken (auch in angrenzenden Ländern) und Gasturbinen sein, die langfristig mit in grossen Lagern gespeichertem Biogas und/oder Wasserstoff betrieben werden.
Herr Sperling hat das Zauberwort bereits genannt.
Zu solch kleineren Groß-speichern gehört daneben ein Elektrolyseur , und wenn machbar, auch eine
kommunale Wasserstoff-Tanke . Dann wird sich die Investition in eine solche Anlage immer lohnen.
Denn grüner Wasserstoff ist das flüssige Gold der Zukunft , und lässt sich extrem gut vermarkten.