In Thüringen ist das Forschungsprojekt „Beerenklima“ gestartet, bei dem der Erdbeeranbau revolutioniert werden soll. So drücken es zumindest das beteiligte Start-up Zupar und der Erdbeerhof Gebesee aus. Mit dem Klimawandel stünde der Erdbeeranbau vor immensen klimatischen und ökonomischen Herausforderungen. Denn die Wetterextreme beeinflussten das Pflanzenwachstum und damit den Ertrag erheblich. Die ins Leben gerufene Forschungsgruppe will nun die Wachstumsbedingungen mithilfe eines innovativen Systems im geschützten Anbau verbessern. Gleichzeitig soll dabei noch Solarstrom aus Photovoltaik-Anlagen auf den Flächen gewonnen werden.
„In der Vergangenheit hatten wir bereits über Ernteausfälle und die kommenden Herausforderungen sowie Bedingungen in der Erdbeerproduktion gesprochen. Die Erträge wurden durch die extremen Wettereinflüsse gemindert, daher haben wir uns intensiver mit den optimalen Voraussetzungen für das Beerenwachstum und der Entwicklung von Agri-Photovoltaik auseinandergesetzt“, erklärte Jonathan Köber, Gründer von Zupar. Für den Bereich Agri-Photovoltaik und Beerenanbau gibt es dabei deutschlandweit schon einige Versuchsanlagen. Erdbeeren in Gewächshäusern vor klimatischen Wetterbedingungen zu schützen, erschien ihnen nicht die geeignete Variante. „Erdbeeren sind äußerst anspruchsvoll und benötigen ausreichende Sonnenstrahlung für ein optimales Wachstum. Zu viel Beschattung führt zu erheblichem Ertrags- und Qualitätsverlust“, berichtete der Mitinitiator des Projekts, Sören Leefers. Er ist Geschäftsführer der Erdbeerhof Gebesee.
Leefers und Köber wollten erforschen, wie viel Sonneneinstrahlung während der verschiedenen Wachstumsphasen einer Pflanze benötigt wird. Wichtigstes Ziel, die Erträge und Qualität der Erdbeeren zu 100 Prozent zu gewährleisten und wenn möglich durch einen geschützten Anbau zu steigern. Gleichzeitig wollten die beiden aber auch Solarstrom und Wasser gewinnen. Ihre Idee: Die empfindlichen Beerensetzlinge könnten unter flexiblen Verdunklungsvorrichtungen platziert werden, um die Vorteile von Beschattung und dem Schutz der Überdachung zu simulieren. Mit dem Einsatz von variablen Photovoltaik-Anlagen und teiltransparenten Rollos könnten die Erdbeeren vor Überhitzung und zu viel Feuchtigkeit geschützt werden. Dies sei ein effektives Mittel, Hitzeschäden und Fäulnis effektiv entgegenzuwirken.
Die ursprüngliche Idee wurde dann von einem Konsortium weiterbetrieben, dass sich finanzielle Förderung von der Thüringer Aufbaubank sowie dem Landeslandwirtschaftsministerium sichern konnte. Nachfolgend habe man sich für die spezifische Simulation des Pflanzenwachstums und des Lichtmodells für Erdbeeren die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg ins Boot geholt. Dabei sollte auch der Stromertrag durch die integrierte Agri-Photovoltaik-Anlage ermittelt. Zudem wird in dem Projekt „Beerenklima“ erforscht, wie das durch die Überdachung gesammelte Wasser erneut für die Bewässerung der Pflanzen verwendet werden kann.
Erste Versuchsreihen seien auf dem Gelände der Mühlberghof Leefers GbR in Gebesee aufgebaut worden, um das Pflanzenwachstum bei verschiedenen Verschattungen zu simulieren. Auch die Experten der Fachhochschule Erfurt sowie von Solarinput sind an dem Projekt beteiligt. Im Verlauf der Wintermonate 2023 werden Demonstrationsanlagen auf dem Erdbeerhof in Gebesee installiert und damit eine umfassende Simulationsstudie durchgeführt.
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