Die Meldung elektrisierte die Branche: Die angeschlagene Solarfirma Conergy will ihre Solarmodulproduktion in Frankfurt an der Oder künftig mit dem koreanischen Konzern LG Electronics als Gemeinschaftsunternehmen betreiben. Prompt legte die Conergy-Aktie um 5,7 Prozent zu. Die gute Stimmung an diesem Handelstag zog zudem andere Wertpapiere der Branche wie Phoenix Solar, Solarworld und Solon nach oben – und der TecDax entwickelte sich im Gegensatz zu den europäischen Leitindizes positiv.
Die Absichtserklärung zwischen LG und Conergy sieht vor, dass LG Electronics 75 Prozent der brandenbur- gischen Fertigung übernimmt und die übrigen 25 Prozent bei Conergy verbleiben. Der Deal ist allerdings unverbindlich. Die Unternehmen erwarten zwar, dass ihr Joint Venture bis zum Jahresende wirksam wird. Zuvor muss jedoch ein großer Stolperstein aus dem Weg geräumt werden: Die finanziellen Konditionen der Transaktion sind bislang ungeklärt.
Im Sommer hatte Conergy erstmals offiziell bestätigt, für ihre Modulproduktion einen strategischen Partner zu suchen. „Dieser soll das Unternehmen von der Rohstoffseite unterstützen und helfen, den Produktionsprozess in Frankfurt an der Oder zu verbessern“, sagte Conergy-Sprecher Alexander Leinhos der photovoltaik (09/2008). Denn die Conergy-Fertigung, die zurzeit hochgefahren wird, leidet unter fehlendem Silizium und Produktionsengpässen. Die Vorteile einer Zusammenarbeit mit LG Electronics erschließen sich da nicht auf den ersten Blick: Der Elektronikriese, der weltweit 80.000 Mitarbeiter hat und 2007 rund 43,8 Milliarden US-Dollar umsetzte, ist vor allem als Hersteller von CDMA-Mobiltelefonen, Klimageräten, optischen Laufwerken und DVD-Playern bekannt.
Finanzkräftiger Partner
„Auch die Finanzkraft des potenziellen Partners war bei unserer Suche ein wichtiger Aspekt“, sagt Leinhos. Der koreanische Konzern sei finanziell sehr gut aufgestellt. LG Electronics teilte mit, im Bereich Solarindustrie interessante neue Wachstumsmöglichkeiten zu sehen: Ziel sei, eines der weltweit führenden Solarunternehmen zu werden. Das Joint Venture mit Conergy biete eine hervorragende Gelegenheit, schnell und erfolgreich in die Solarindustrie einzusteigen.
Laut Conergy soll LG mit seinen umfang-reichen Erfahrungen im Bereich Forschung und Entwicklung zu dem Gemeinschafts-unternehmen beitragen. Außerdem solle der koreanische Partner sein Know-how in der Massenfertigung, über das LG beispielsweise im Bereich Flachbildschirme verfügt, in das Joint Venture einbringen.
Für Conergy wäre das Joint Venture ein wei-terer Schritt im laufenden Geschäftsumbau. Die Hamburger AG war 2007 in eine schwere Krise geraten: Das einst mit der Montage von Solaranlagen gestartete Unternehmen hatte sich übernommen, als es weltweit mit diversen grünen Technologien – Solar, Windkraft, Biomasse – vertreten sein wollte und letztlich viel zu breit aufgestellt war. Vorstandschef Dieter Ammer konzentriert die AG nun auf Downstream-Aktivitäten und damit auf die ursprüngliche Kernkompetenz. Wenige Tage vor Unter-zeichnung der Joint-Venture-Absichtserklärung mit LG Electronics hatte er im Zuge der Restrukturierung bereits die Wind- energie-Sparte an die Investmentgesellschaft Warburg Pincus abgegeben und dafür sogar einen Buchverlust akzeptiert.
Völlig neu ist der Photovoltaiksektor für LG Electronics übrigens nicht. Das Unternehmen hat gerade die erste solarbetriebene Freisprechanlage auf den Markt gebracht. Das Gerät lässt sich an der Windschutzscheibe befestigen; die Verbindung zum Mobiltelefon wird kabellos über Bluetooth aufgebaut. Zwei Stunden Sonneneinstrahlung sollen nach Unternehmensangaben eine Stunde Gesprächszeit bringen. Und in einigen anderen Unternehmensbereichen beschäftigt sich LG Electronics seit etwa drei Jahren mit der Herstellung von Wafern und Ingots.
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