Das Jahresziel der Bundesregierung für den Photovoltaik-Zubau von neun Gigawatt ist bereits im August so gut wie erreicht: Insgesamt 1.056 Megawatt kamen netto hinzu, so dass sich die in diesem Jahr neu installierte Leistung auf 8,99 Gigawatt summiert. Das geht aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur hervor. Damit hat sich das Ausbautempo im August allerdings leicht abgeschwächt – in den Monaten März bis Juli lagen die Zahlen höher. Der August-Wert könnte jedoch noch nach oben korrigiert werden. Das war in den Vormonaten der Fall. So beziffert die Bonner Behörde den Juli-Zubau jetzt auf netto 1.317 Megawatt, fast 120 Megawatt mehr als noch vor vier Wochen gemeldet.
Auch wenn das Jahresziel für 2023 damit bereits erreicht ist, liegt das derzeitige Ausbautempo jedoch unter dem, das nötig ist, um das Ziel der Bundesregierung von 215 Gigawatt bis 2030 zu erreichen. Denn das erfordert laut Berechnungen der Bundesnetzagentur nach heutigen Ausbaustand einen monatlichen Zubau von netto 1.574 Megawatt.
Weiterhin kaum Rückbau
Den mit Abstand größten Anteil am Zubau im August hatten einmal mehr die nach dem EEG geförderten Photovoltaik-Dachanlagen – sie kamen auf 679 Megawatt. Zweitwichtigstes Segment waren die Freiflächenanlagen aus EEG-Ausschreibungen mit 214 Megawatt, gefolgt von ungeförderten Solarparks (92 Megawatt). Die Neuinstallationen von ungeförderten Dachanlagen summierten sich auf 35 Megawatt, die von Dachanlagen aus EEG-Ausschreibungen auf 22 Megawatt und die von Solarparks mit EEG-Förderung auf 14 Megawatt. Mieterstrom-Anlagen spielten mit gut drei Megawatt wieder einmal nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Auch im August wurden kaum Photovoltaik-Anlagen rückgebaut – nur 442 Systeme mit einer Leistung von zusammen 1,8 Megawatt verschwanden aus der Statistik der Bundesnetzagentur.
Bei der Windenergie wurden im letzten Monat netto 156 Megawatt neu installiert. Im Juli waren es noch 195 Megawatt, im Juni 351 Megawatt. Nur im Januar und Februar kam in diesem Jahr weniger Windenergie-Leistung hinzu als im August.
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Das Ausbau-Tempo hat sich tatsächlich etwas verlangsamt. Nach meiner Projektion, wie die monatliche Installationsleistung steigen müsste, damit Ende 2030 wirklich 215GW erreicht sind, müsste die monatliche Steigerungsrate jetzt 1,3% betragen, nach 1,2% im Vormonat. Das ist das erste mal in diesem Jahr, dass dieser Wert gestiegen ist. Zu Jahresanfang hatte er allerdings noch 4,3% betragen – da hat das laufende Jahr so kräftig vorgelegt, dass er Monat für Monat stark gesunken ist.
Der von der Bundesnetzagentur berechnete „Ausbaupfad“ ist ein lächerlicher Wert. Das ist doch nicht glaubhaft, dass wir auf einen Schlag die Installationszahlen nochmal 30% anheben, dann aber 7 Jahre lang gar nicht mehr? Mein monatlicher Steigerungssatz ist sicher auch nur eine Idealvorstellung, aber doch näher dran an der Wirklichkeit.
Die in diesem Jahr erzielte massive Steigerung gegenüber dem stetigen Wachstum ist sicher eine gute Vorlage. Man kann entweder hoffen, dass es so weiter geht, und wir das 2030er-Ziel dann weit übertreffen, oder etwas realistischer und vorsichtiger davon ausgehen, dass es aufgrund externer Hindernisse, zum Beispiel dem Netz- und Speicherausbau, zu Abbremsungen kommen wird. Dann könnte man hoffen, dass trotz zu erwartender Abbremsung das 2030er-Ziel doch erreichbar bleibt.
Den „Ausbaupfad“ der Bundesnetzagentur von 1574MW/Monat Zubau würden wir nach meiner stetigen Projektion übrigens erst im Mai oder Juni 2027 erreichen. Schaut man die Zubauzahlen in diesem Juli an, dann scheint das überhaupt kein Problem zu sein.
Noch zu der Frage Installationskapazitäten: Da weiterhin ein Großteil des Zubaus auf Dachflächen mit erhöhtem (7-10-fachen) Fachkräftebedarf stattfindet, haben wir auch mit dem vorhandenen Personal noch Reserven, wenn die Freiflächen wieder stärker zum Zuge kommen. Eine Verdopplung der Installationszahlen würden wir leicht schaffen. Und das würde reichen, um das 2030er Ziel zu erreichen. Damit es nicht zu unnötigen Verzögerungen kommt, sollten die Kommunen beschleunigt Vorrangflächen ausweisen, damit die Netzbetreiber schon mal Netzanschlussmöglichkeiten schaffen können.
Dabei sollten die Kommunen sich immer erinnern: Die Umwandlung eines Ackers in PV-Fläche ist keine Entscheidung für die Ewigkeit. Zunächst beträgt die Abschreibungszeit einer typischen PV-Anlage 20 Jahre. Danach könnte sie schon ohne betriebswirtschaftlichen Verlust liquidiert werden, und die Fläche in die landwirtschaftliche Nutzung zurück wandern. Wenn die Installation ohne großen Aufwand für Repowering o.ä.noch ein paar Jahre weiterlaufen kann, tut das dem Strommarkt gut, weil sie dann konkurrenzlos günstig sauberen Strom liefert. Spätestens nach 40 Jahren sollte (perspektivisch) endgültig Schluss sein, damit der regenerierte Boden wieder der Landwirtschaft zur Verfügung steht. Das müssen wir aber nicht heute entscheiden. Das kann man auch den dann lebenden und entscheidenden Menschen überlassen. Wir sollten heute nur daran denken, dass man die Anlagen rückbaufreundlich errichtet. Also eher Gestelle, die mit Gewichten fixiert werden und nicht mit gerammten Trägern, die nur mit großem Aufwand wieder zu entnehmen wären. Einfach hingestellte Anlagen hätten darüberhinaus den Vorteil, dass man sie sogar während ihrer geplanten Lebensdauer mit vertretbarem Aufwand versetzen könnte, wenn die Fläche anderen Planungen im Wege steht.