Ursprünglich war die Anlage in Mecklenburg-Vorpommern mit 76 Megawatt Leistung auf 95 Hektar Fläche geplant, jetzt werden es 79 Megawatt auf 93 Hektar: Vattenfalls erstes kommerzielles Agri-Photovoltaik-Projekt. „Tützplatz“ ist dem Energiekonzern zufolge das bislang größe Agri-PV-Kraftwerk in Deutschland. Es ist in drei Abschnitte unterteilt: 43,4 Megawatt auf 47,5 Hektar, 16,5 Megawatt auf 21,5 Hektar und 19,4 Megawatt auf 24 Hektar. Dort sollen bifaziale Solarmodule auf verschiedenen Gestellsystemen errichtet und mit geeigneten landwirtschaftlichen Nutzungsformen kombiniert werden – konkret geplant ist bereits die Produktion von Bio-Freilandeiern. So will Vattenfall weitere Praxiserfahrung für künftige kommerzielle Projekte dieser Art sammeln.
Die Anlage wird ohne staatliche Förderung errichtet und soll ab 2024 Strom liefern. Die Vermarktung des Stroms über einen PPA war von Anfang an Vattenfalls Ziel. Jetzt ist für die ersten zehn Jahre ein Vertragspartner gefunden: die Power and Air Condition Solution Management GmbH (PASM), eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom. Rechnerisch deckt die Anlage den Bedarf von etwa 2500 Mobilstrommasten, teilte Vattenfall am Mittwoch mit; weitere Details veröffentlichten die Unternehmen nicht.
„Mit dem Projekt ‚Tützpatz‘ entwickeln wir diese junge Technologie im kommerziellem Maßstab weiter“, so Claus Wattendrup, Leiter des Solarbereichs von Vattenfall. Mit dem Bau eines Agri-Photovoltaik-Projekts in dieser Größenordnung leiste das Unternehmen echte Pionierarbeit. PASM will mit dem Stromabnahmevertrag die Energiewende im Telekom-Konzern weiter vorantreiben.
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Wenn ich die Bebauungspläne richtig verstehe ist nur ein Teil davon (24ha) als Agri-PV geplant. Die andere Fläche ist ein Sondergebiet und wird als „Food & Energy“ bezeichnet und besteht aus 45% klassicher Freiflächen-PV mit Hühnerställen. Hier wird argumentiert das durch die 45% PV-Nutzung sich dieser der Landwirtschaft unterordne. Für Agri-PV sollten dies jedoch max. 15% Flächenverlust sein. Da es sich zusätzlich rechtlich um verschiedene Dinge handelt (Nutzungsart-Änderung etc.) wäre es hilfreich dies einmal aufzudröseln.
Spannend, spannend – wie die Agri-PV gedehnt und gestreckt wird. Bauern und Projektierer tun das, was sich lohnt und was die Regeln und Gesetze hergeben. Solange die Anlagen förderfrei errichtet werden und superpreiswerten Strom erzeugen bin ich erst mal zufrieden.
Es wäre aber wirklich schöner, wenn das pv-magazine sehr viel genauer hinsehen würde, und mehr Details liefert. Matthias scheint da mehr zu wissen, als die Redaktion.
Woran machts du das denn fest, dass hier super preiswerter Strom erzeugt wird? Ich sehe weder in dem informativen Bericht weder Kosten noch Erträge und die Nichtteilnahme an dem Bieterverfahren könnte ja auch bedeuten, dass man zu den aktuellen Sätzen von 7,37 max. gar nicht produzieren kann. Bei der aktuellen Zinssaetzen und Preissteigerungen durchaus möglich.
@Hans-Hermann Kaas: Grundsätzlich gilt: Kraftwerke werden natürlich nur solange betrieben, wie sie sich lohnen.
Vermutlich gilt: Wir benötigen vermutlich auch in 20 Jahren noch günstigen EE-Strom aus Sonnenkraftwerken.
Vermutlich gilt auch: Eine große Anlage kann preiswerter produzieren und ist wettbewerbsfähiger für Anschlussverträge (nach EEG und erster PPA-Phase), als eine kleinere Anlage.
Ergo schlussfolgere ich: Hier wird es – wenn auch nicht sofort – aber perspektivisch, sehr preiswerten Strom geben, der via Handel zum Endkunden kommen wird.
Frage: Habe ich was übersehen?
Aus sicht der Regionalplanung (mein Arbeitsbereich) wird im Moment einiges zu diesem Thema „ob Agri-PV“ oder nicht diskutiert. Hintergrund ist nicht die Förderung, die interessiert die Planung nicht. Es werden immer mehr Anlagen ohne Förderung errichtet. Nun möchte man aber dennoch etwas steuern, da es sonst in bestimmten Gebieten zu Wildwuchs käme. Jede Gemeinde schaut eben nur auf ihr Gebiet. Immer problematisch wenn an benachtbarten Gemeindegrenzen oder in Einzelregionen bestimmte Nutzungen kummulieren. Es geht hier also nur um den Bebauungsplan (Baugenehmigung ist davon unabhängig und muss sowieso durch die Gemeinde laufen). Die Regionalplanung genehmigt den B-Plan der Gemeinde (ohne B-Plan nur entlang Autobahn und mehrgleisiger Schienenstrecken und kleine Agri-PV Anlagen im Zusammenhang mit der Hofstelle). Viel machen kann man als Regionalplanung oft nicht mehr, da es ein so hohes gesellschaftliches Interesse gibt. Das legt einem der Investor auch schön dar. Man möchte zum einen aber die besten Böden schützen. Z.B. über eine Vorranggebiet Landwirtschaft. Dort möchte man dann keine klassichen Freiflächen-PV, welche einen Verlust der Landwirtschaftlichen Nutzung bedeutet (abgesehen von Nebennutzungen, wie z.B. Hühner oder Schafe). Oder seitens der EU und durch Umsetzung in den Ländern über die „benachteiligten Gebiete“. Diese steuern ebenfalls Freiflächenanlagen. Aber was ist mit Agri-PV? Auch hier geschieht ein kleinerer (Flächen)Verlust. Nicht im planerischen Sinne, da die Fläche in der Nutzungsart bleibt. Aber dennoch in der Nahrungsmittelproduktion. Man kann auch nicht alle PV auf schlechteren Böden zusammenfassen. Dann sehen die Sandgebiete ganz schlecht aus. Zum anderen möchte man das Landschaftsbild in Teilen schützen. Eine Kulturlandschaft darf sich verändern. Aber wohin sollte nicht „über Nacht“ als vollendete Tatsachen geschehen. Da sind unter anderem Landschaftsschutzgebiete für zuständig. Nur die kennen in der Regel in ihrer Verordnung keine solchen PV-Anlagen, da es dies vor einigen Jahren noch nicht gab. Ist also Agri-PV in Landschaftsschutzgebieten erlaubt? Oder nur die vertikalen und nicht hoch aufgeständert? Wie sieht es aus mit BioDIV-Solar? Brauch ich dann keine Eingriffsregelung mehr? Wann ist so eine BioDIV-Anlage wirklich gut? Ist eben alles nocht nicht geregelt. Von Moor-PV fange ich mal nicht auch noch an…Und es gibt nur eine Handvoll Pilotprojekte an denen man sich das ansehen kann. Aber unglaublichen Druck auf die Gemeinden und Planungsstellen.
@Matthias: Alles wichtige Fragen und Gedanken zum Thema Freiflächen-Solar. Ich möchte bei aller Sorge jedoch deutlich betonen, dass wir von maximal 4 % des Agrarlandes sprechen, wenn es um die autarke/autonome Energieversorgung mit erneuerbaren Energien in Deutschland geht. Daran sind dann Wind und Sonne ca. hälftig beteiligt, um die notwendigen Speichervolumina möglichst gering zu halten.
Also bitte ich bei aller Sorge darum, die Kirche im Dorf zu lassen. Über Nacht wird das auch nicht zu machen sein und greenwashing von Biodiv-Solaranlagen sollte es lieber auch nicht geben. Wir werden für die knapp 600.000 Hektar Freiflächensolar schon ein paar Jährchen benötigen und – Vorteil PV-Freifläche – alles ist vollständig rückbaubar. Das ist fehlertoleranter machbar als Atom- und Kohlestrom.
Wenn also jede Gemeinde schlau wäre, dann würde sie von der Nachfragegesteuerten Reaktionsplanung zur intelligenten Angebotsplanung wechseln und das Heft des Handelns in die eigenen Hände legen. So könnten die 4 % Flächen auch gut interkommunal vernetzt und mit Netzanschlussoptimierung sowie Biodiv-Optimierung (Trittsteinbiotope im Agrarland sollten schon geschickt gelegt werden) versehen werden, ohne das Investoren die Verwaltung vor sich her treiben.
Dazu muss man aber jetzt mal die Verwaltung stärken und mit gutem know-how ausstatten.