Die Förderung der Biodiversität rückt bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen immer stärker in den Fokus. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft will Biodiversitäts-Solarparks zum Standard erheben, in Bayern erarbeitet das Projekt „Eule“ gerade ein Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende, und mit dem „Solarpaket 1“ wird eine zusätzliche Förderung für Biodiversitätssolarparks möglich. Auch der Landesjagdverband (LJV) Schleswig-Holstein hat sich jetzt des Themas angenommen. „Tagtäglich entstehen schlecht geplante Solarparks in Schleswig-Holstein. Sie bringen ganzheitlich betrachtet mehr Nachteile als Vorteile“, so der Verband. Daher will der LJV nun „ökologisch sinnvoll geplante Parks“ zertifizieren.
Wie der LJV am Dienstag mitteilte, geht es bei den Zertifizierungskriterien um die Steigerung des ökologischen Wertes der jeweiligen Freiflächenanlage und die Reduzierung negativer Auswirkungen während Bau, Betrieb und Rückbau. Geprüft werde unter anderem das ökologische Gesamtkonzept des Solarparks, seine Lage, das Parklayout, die Auswahl des Bauzeitraums, der Einsatz ökologisch abbaubarer und grundwasserunschädlicher Mittel für die Reinigung und Pflege der Module und das Rückbaukonzept.
Die Basis- oder Erstzertifizierung orientiert sich demnach am Projektfortschritt. Der erste Teil werde während der Planungsphase bewertet, der zweite Teil nach Fertigstellung des Parks. Das Basiszertifikat werde für einen Zeitraum von zehn Jahren vergeben, könne bei einer Änderung der Umstände vor Ort aber jederzeit wieder entzogen werden. Mit Folgezertifizierungen will der LJV danach sicherstellen, dass die ursprünglich versprochenen Maßnahmen dauerhaft umgesetzt werden. Bei Solarparks bis 20 Megawatt beispielsweise soll die Basis- oder Erstzertifizierung 9500 Euro netto kosten, die Folgezertifizierung für weitere zehn Jahre 2500 Euro netto. Das Zertifizierungskonzept soll nun in der Praxis erprobt und im Laufe der ersten Zertifizierungen verfeinert werden.
In einer Broschüre hat der LJV zudem Empfehlungen für große Solarparks zusammengestellt. Darin werden Freiflächenanlagen als Chance für mehr Biodiversität gesehen. Besonders die häufig errichteten Zäune um die Anlagen sind dem Verband jedoch ein Dorn im Auge. „Bei der Planung von Solarparks, aber auch bei der späteren Planung gezäunter Aufforstungen und Knicks im Nahbereich des Solarparks, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich keine Sperr- oder Leitwirkung durch die Zäune ergibt. Diese könnte insbesondere Schalenwildarten am Ziehen hindern oder sie gar auf Straßen leiten, wo es dann zu Unfallschwerpunkten kommen kann“, heißt es darin. Wichtig seien daher Querungskorridore, die mindestens 50 bis 60 Meter breit sind und nicht als Wander-, Reit- oder Fahrradweg genutzt werden dürfen.
Mit Blick auf die Zäune hat der LJV übrigens auch eine Idee für den Solarpark der Zukunft – mit einem Zaun, der als Schutz für die im Solarpark lebenden Tiere dient und einen sicheren Hafen für bedrohte Tierarten schafft. „Der Solarpark 3.0 setzt auf Durchlässe im Zaun, die von einer künstlichen Intelligenz überwacht werden. Bewegt sich ein Rebhuhn oder Hase durch einen der Durchlässe, so können sie ungestört passieren. Wird jedoch ein Fuchs, Waschbär oder Marderhund detektiert, so fungiert der Durchlass als Falle, die Stücke werden gefangen und der zuständige Jäger informiert“, so die Idee. Dieses Konzept verringere die Gefahr, dass Prädatoren versuchen, den Zaun zu überklettern, und schütze Niederwild und Bodenbrüter innerhalb und außerhalb des Zaunes.
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