Die Meyer Burger Technology AG hat im ersten Halbjahr in Freiberg 302 Megawatt seiner Heterojunction-Solarmodule produziert und damit die Vorjahresleistung bereits übertroffen. Dabei steigerte der Photovoltaik-Hersteller seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 71 Prozent auf 96,9 Millionen Schweizer Franken (101,4 Millionen Euro). Beim EBITDA kam aber bedingt durch die herausfordernden Marktbedingungen – konkret der Angebotspolitik chinesischer Hersteller – im zweiten Quartal, Abschreibungen sowie dem Hochlauf der Produktion in Deutschland und den Aufbau der Fertigung in den USA ein Verlust von 43,3 Millionen Schweizer Franken, wie der Photovoltaik-Hersteller am Donnerstag veröffentlichte. Mit liquiden Mitteln in Höhe von 370 Millionen Schweizer Franken und einer Eigenkapitalquote von 45,9 Prozent sei das Unternehmen jedoch weiterhin solide kapitalisiert und könne den Ausbau der Produktion vorantreiben.
Dabei wird Meyer Burger aber seinen Fokus von Europa in die USA verlagern. Dies hatte sich bereits im Juli abgezeichnet, als der Hersteller ankündigte, neben einem Modulwerk auf eine Zellfertigung mit zwei Gigawatt Jahreskapazität in den USA aufbauen zu wollen. Durch die Kombination aus Modul- und Zellfertigung in den USA ergeben sich Vorteile aus dem Advanced Manufacturing Tax Credit 45X Systems, das Teil des U.S. Inflation Reduction Act (IRA) ist. Bis zu 1,4 Milliarden Schweizer Franken an kumulierter Förderung kann Meyer Burger damit vom geplanten Produktionsstart Mitte 2024 bis Ende 2032 erhalten. Auf Basis der bereits unterzeichneten, verbindlichen Abnahmeverträge in den USA von insgesamt mehr als 5 Gigawatt bis 2029, in denen das Waferpreisrisiko von den Kunden getragen wird, die Verkaufspreise über die Vertragslaufzeit fixiert sind und die Erreichbarkeit der Kostenstruktur bereits in der laufenden Produktion in Deutschland nachgewiesen wurde, geht Meyer Burger nach Abschluss des Fertigungshochlaufs ab 2025 von erreichbaren EBITDA-Margen von 25 Prozent und mehr für das USA-Geschäft aus, wie es weiter hieß. Noch in diesem Jahr wolle der Hersteller weitere verbindliche, mehrjährige Abnahmeverträge in den USA abschließen. Daran werde aktuell intensiv gearbeitet.
USA bietet attraktive Bedingungen
Neben den attraktiven finanziellen Bedingungen in den USA leidet Meyer Burger nach eigenem Bekunden auch unter den aktuellen Marktbedingungen in Europa. So hätten chinesische Photovoltaik-Hersteller im ersten Halbjahr den europäischen Markt mit 85 Gigawatt ihrer Solarmodule geflutet, die sie auch unter Herstellkosten anbieten, so das Unternehmen. Meyer Burger habe es im ersten Quartal noch geschafft, die Verkaufspreise nahezu stabil auf Niveau des Vorjahres zu halten. Im zweiten Quartal sah es sich aber gezwungen, aufgrund des allgemeinen Preisverfalls bei Solarmodulen die Preise ebenfalls relativ zum Preisniveau zu senken. Den Kunden seien dabei vertraglich vereinbarte Gutschriften aus Bestandsschutzklauseln geleistet worden. Zudem habe Meyer Burger Wertminderungen auf seine Lagerbestände vornehmen müssen, was in Summe zu Sondereffekten von -13 Millionen Schweizer Franken führte.
Der Bedarf an Solarmodulen wächst weltweit, auch in Europa. Diesem positiven Trend stehen fehlende faire Marktbedingungen für europäische Produzenten in Europa gegenüber, was sich aktuell als größte Herausforderung für die hiesige Solarindustrie präsentiert“, so das Unternehmen. Dieser fehlende Schutz der heimischen Photovoltaik-Hersteller wertet Meyer Burger als Marktversagen und hat jeden Anreiz verloren, weitere Kapazitäten in Europa aufzubauen. „Der europäische Markt benötigt die schnelle Umsetzung bereits angekündigter industriepolitischer Maßnahmen durch die Europäische Union, um das vorliegende Marktversagen und die resultierende Bevorteilung chinesischer Anbieter zu heilen und in einen fairen Wettbewerb zu überführen“, hieß es weiter.
Meyer Burger hat sich dabei an dem Interessensbekundungsverfahren für die Photovoltaik-Industrie des Bundeswirtschaftsministeriums beteiligt. Bis zum 15. August seien die Unterlagen für das Projekt „INTEGRA“ eingereicht worden. Es sieht den Aufbau einer 5-Gigawatt-Solarzellen- und Solarmodulfertigung vor. Meyer Burger prüfe dabei die potentiellen Kombinationsmöglichkeiten mit dem Projekt „HOPE“. Dafür hat es vom EU-Innovationsfonds bereits eine Förderzusage über 200 Millionen Euro erhalten. Es sieht den Aufbau von 3,5 Gigawatt Produktionskapazitäten für die Heterojunction-Solarzellen und -Solarmodule von Meyer Burger in Europa vor.
Dabei macht der Hersteller auch Fortschritte bei der Forschung und Entwicklung. Mit der neuen Glas-Glas-Modultechnologie würden Leistung und Langlebigkeit weiter verbessert. Bei seinen Solardachziegeln setzt Meyer Burger auf die Heterojunction-IBC-Technologie, mit der Wirkungsgrade von mehr als 24 Prozent erreicht werden sollen.
Ausblick
Der Vorstand von Meyer Burger bleibt dabei und verzichtet auf eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Operativ sei der Hersteller in der Lage, 800 Megawatt seiner Heterojunction-Solarmodule zu produzieren. Ob dies tatsächlich passiert, macht Meyer Burger von der Entwicklung der Marktbedingungen in Europa abhängig. Dennoch heißt es weiter, dass die erwarteten Waferpreissenkungen sowie verstärkte Vertriebsaktivitäten die Ergebnisse im zweiten Halbjahr positiv beeinflussen könnten. Allerdings machten zusätzliche Ausgabe für das Hochfahren der Modulproduktion in Colorado und die weiter bestehenden Preisverwerfungen in Europa durch das chinesische Überangebot eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr schwierig.
„Der Aufbau der neuen Solarzellenproduktion in den USA wird mit höchster Priorität vorangetrieben und weitere Multi-Gigawatt-Abnahmeverträge in den USA sowie die Auswahl eines weiteren Standorts für weitergehende Produktionserweiterungen sind in Bearbeitung. Meyer Burger reagiert damit konsequent auf die derzeitigen Marktverwerfungen in Europa und plant bis zur Heilung des Marktversagens den weiteren Kapazitätsausbau des Unternehmens unter den industriepolitisch attraktiven und nachhaltigen Bedingungen in den USA“, so das Unternehmen im Ausblick.
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Von einem Marktversagen in Europa zu sprechen während ein hoch subventionierter Markt in Amerika jegliche MarktGesetze von Angebot und Nachfrage außer Kraft setzt, verzerrt die Realität leider und beeinflusst die öffentliche Meinung fälschlich
Damit die Solarindustrie in Europa eine profitable Zukunft hat, ist eine Kostensenkung durch die Zusammenarbeit mit stabilen und kosteneffizienten afrikanischen Ländern wie Marokko unabdingbar, die sowohl Produktions- als auch Absatzmarkt sein können. Solarstrom wird für die Produktion von grünem Wasserstoff (Potential laut World Energy Council 800 TWh in 2050) und grünem Ammoniak (für Düngemittel durch die Firma OCP) in Marokko notwendig sein. Und die klassische Stromversorgung hat ebenfalls eine große Zukunft: Xlinks aus GB baut dort zum Beispiel 10,5GW Kapazitäten an erneuerbaren Energien, um 7% des GB Strommarktes mit einem Seekabel zu bedienen.
Eine Produktionsstätte in Marokko wäre konkurrenzlos, kosteneffizient und durch viele steuerlichen Regierungsinitiativen subventioniert. Außerdem ist der Export nach USA, EU oder Afrika durch die vielen Freihandelsabkommen erleichtert. Siehe die Automobilproduktion, die 90% der gebauten Autos (ca. 400.000 jährlich) meist durch den Hafen von Tanger exportiert.
Es geht drunter und drüber
Na da hat sich die herbeigesprengte(Nordstream 2) Energiepreisexplosion doch für die Herrschaften in Washington gelohnt. Deutsches/Europäisches KnowHow angetrieben von preiswerter Energie aus Europa/Russland: es wird nicht sein, was nicht sein darf.