RWE vergibt einen Auftrag für den Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks an ein internationales Konsortium. Damit geht der Energieversorger den nächsten offiziellen Schritt auf dem Weg, Wasserstoff in Kraftwerken einzusetzen.
Dem Energiekonzern zufolge soll ein wasserstofffähiges Gas-und-Dampfturbinen Kraftwerk am Standort in Weisweiler entstehen. Aktuell betreibt RWE dort ein Braunkohlekraftwerk. Es sind noch drei Blöcke mit 1,6 Gigawatt Leistung in Betrieb. Bis 1993 waren an dem Standort 2,5 Gigawatt und acht Blöcke aktiv.
Für den Bau eines wasserstofffähigen Kraftwerks mit 800 Megawatt Leistung führte RWE einen Ausschreibungsprozess durch, bei dem ein Konsortium bestehend aus den Unternehmen Ansaldo Energia aus Italien und Tecnicas Reunidas aus Spanien den Zuschlag erhielt. RWE teilt mit, dass alle Partner die Verträge bereits unterzeichnet haben.
Die Genehmigungsphase des Projekts beginne unmittelbar. „Mit der beauftragte Genehmigungsplanung gehen wir in Vorleistung, um die Chance einer Fertigstellung bis 2030 offenzuhalten“, sagt Roger Miesen, CEO von RWE Generation SE. „RWE ist bereit, mit dem Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke einen Beitrag zu grüner Versorgungssicherheit zu leisten und so den Kohleausstieg 2030 zu ermöglichen.“
Mit Bezug auf die Standortwahl, teilt RWE mit, dass Weisweiler in der Nähe einer geplanten Wasserstoffleitung liege. Die letzten fossilen Kraftwerksblöcke in Weisweiler sollen 2028 und 2029 vom Netz gehen. Zudem dürfte bestehende Netzanschlüsse und Hochspannungstrassen zur Standortauswahl beigetragen haben.
Erst diese Woche hat das Bundeskabinett die neue nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt. Wenig zuvor veröffentlichte die Bundesnetzagentur den Wasserstoff-Netzplan. Dieser sei aber noch vorläufig und kann durch weitere Stakeholder-Prozesse noch angepasst werden. Bis zum Herbst soll der Prozess aber abgeschlossen sein. Miesen pocht auf eine zügige Entscheidung seitens der Politik. „Nur wenn die Wasserstoff-Netzanbindungen gesichert sind und ein wirtschaftlicher Betrieb der Kraftwerke durch passende Rahmenbedingungen ermöglicht wird, können wir finale Investitionsentscheidungen treffen.“
Sobald das Konsortium alle Genehmigung für den Bau der Anlage eingeholt hat, soll mit der Bestellung der Kraftwerkskomponenten und der Konstruktion begonnen werden. Bis 2025 könnte Baubeginn sein. Bis 2030 soll das wasserstofffähige Kraftwerk erstmals Strom ins Netz einspeisen. In der ersten Projektphase soll die Anlage bis zu 50 Prozent Wasserstoff neben üblichem Erdgas verbrennen. Die Anlage werde aber so geplant, dass sie bis 2035 auf den Betrieb mit reinem Wasserstoff umgerüstet werden kann.
Neben dem Standort Weisweiler ziehe RWE eigenen Angaben zufolge noch weitere Standorte für wasserstofffähige Gaskraftwerke in Betracht. Im Januar reiste eine Delegation von RWE mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) nach Oslo, um mit dem norwegischen Staatskonzern Equinor den Bau einer Wasserstoff-Pipeline von Norwegen nach Deutschland auszuhandeln. RWE kündigte zu dem Zeitpunkt wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Leistung von drei Gigawatt an.
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Wäre es nicht ökonomischer eine Stromleitung von Norwegen nach Deutschland zu legen?
So erzeugt man aus norwegischem Gas erst Wasserstoff, den man dann durch eine noch zu bauende Pipeline nach Deutschland leitet um damit dann wieder Strom zu erzeugen. Da wäre es doch fürs Klima besser wir erzeugen den Strom direkt aus norwegischem Gas, statt aus Gas erst Wasserstoff und daraus dann Strom zu machen!? Die Norweger fürchten natürlich, dass ihr Gas zum stranded aaset wird.
Zu welchem Preis soll dieser Strom verkauft werden? Und wer ist so dumm ihn zu kaufen?
Hat da mal jemand gerechnet?
Der Wasserstoff kann hier zwischengespeichert werden und wird nur verbrannt, wenn Sonne und Wind zu wenig Strom liefern. Das geht mit norwegischem Strom nur in begrenztem Ausmaß. Die Stromleitung nach Norwegen hat nur eine Übertragungskapazität von 2GW, und die ist schon ausgelastet. Außerdem wird der Wasserstoff nicht nur zur Stromproduktion verwendet, sondern auch als Grundstoff in der Chemieindustrie und an anderen Stellen. Wahrscheinlich hat beides – Stromleitung und Gaspipeline – seine Berechtigung, und deshalb wird es auch beides geben.
Dass das teuer wird, wissen die Beteiligten. Aber auch heute schon ist es so, dass Strom aus Spitzenlastkraftwerken ein Vielfaches dessen kostet wie aus „Grundlast“-Kraftwerken. Je kleiner die Strommenge ist, auf die die Investitions- und Vorhaltekosten umgelegt werden können und je teurer der Brennstoff, desto teurer wird der Strom. Der kleine Haushaltskunde merkt das nicht, weil er den immer gleichen Durchschnittspreis bezahlt. In der Industrie muss man für Lastspitzen hingegen ordentlich bezahlen, weshalb es sich auch lohnt, sie mit Hilfe von Batteriespeichern zu kappen. Lastspitzen treten im Netz trotzdem auf und müssen bedient werden. Die „Dummen“, die dann teuren Wasserstoffstrom kaufen müssen, sind beispielsweise die Stadtwerke, um ihre Kunden beliefern zu können. Aber das hat mit Dummheit nichts zu tun, sondern mit ökonomischer Notwendigkeit.
Ich fürchte, dass „H2 ready“ in eine ähnliche Kategorie einzuordnen ist wie der kleingedruckte Slogan auf vielen Kunststoffverpackungen: “ recyclebar“.
Eine Wörthülse ohne Realitätsbezug, die suggeriert, wie engagiert man doch in punkto Klima sei, während man im Grunde gar nichts ändern muss. Business as usual.
Der deutsche Irrweg. Real ist dies ein neues Erdgaskraftwerk. Das Gefälligkeitszertifikat des TÜV ist so löchrig wie ein Schweizer Käse. In den Zertifikat heißt es nur, dass das Gaskraftwerk dann „H2-ready“ ist, wenn es nach technischem Umbau (in unbegrenzter Höhe) in der Lage ist, einen NICHT definierten Anteil an Wasserstoff zu verbrennen. Das ist aber nicht dass, was mit „H2-ready“ suggeriert werden soll.
Anlagentechnisch ist det Umbau nicht trivial. Wasserstoff und Erdgas sind sehr unterschiedliche Gase und die Flammencharakteristik (Flammgeschwindigkeit, -Temperatur und Profil) sind es auch. Dieses Thema hat bei einem letzten Projekt den Brennraum zerstört. Hier wird Schaufensterpolitik zu Lasten des Steuerzahlers betrieben. Den Unsinn, aus Strom aufwendig erzeugten Wasserstoff dann mit einem verbrennungstypisch schlechten Wirkungsgrad erneut zu verströmen, kann man nur mit vielen vertretenden Schlagzeilen an die Öffentlichkeit verkaufen.
Das deprimierende ist, daß die Stadtwerke an RWE beteiligt sind und da anscheinhend mitmachen.
So, the carbon capture and storage will not be a problem for Germany but for Norway. Just shifting the problem with an additional cost for building a 1000 km long hydrogen pipe between the countries. Super!
Ich finde es erstmal gut das für die Mitarbeiter und Leute in unserer Region (Wenn ich aus dem Fenster schaue, kann ich das Kraftwerk sehen) eine weitere Jobperspektive gibt. 800MW ist auch nicht wenig, und ich stelle mir die Frage, ob man soviel Wasserstoff, der da verbrannt wird, über die Pipeline herangeschafft werden kann. Und in dem verbrennen sehe ich das Problem. Klar gibts durch die schon vorhandenen Gas Turbinen natürlich schon ne gute Grundvoraussetzung, aber H2 verbrennen sehe ich als totale Verschwendung an. Klar die Regierung ist in dem Dilemma, das sie in sehr naher Zukunft Gas Kraftwerke braucht, und das H2 aber noch nicht in der Menge vorhanden ist. Deswegen wird wahrscheinlich erstmal Erdgas verbrannt, und dann sobald verfügbar H2. Ich sehe hier eine große Kostenfalle. Ich weiß aber auch nicht die wieviel das Projekt kostet, und wieviel es kostet das mit nem Brennstoffzellencluster zu realisieren. Das wäre dann aber für die nahe Zukunft nix.
Ich denke, jetzt und einige Jahre geht es noch nicht darum, ineffizient und teuer im großen Stil Wasserstoff zu verbrennen. Jetzt geht es zuerst einmal um die Lernkurve, um neue Infrastrukturen, Innovationen und das Einsammeln von Erfahrungen. Dass noch mindestens 10 Jahre vorwiegend fossiles Gas verbrannt wird, sehe ich nicht als Problem. Viel wichtiger ist es, jetzt die Effizienzen zu heben, die den Einsatz des Gases (egal welches) flexibel in Deckung der Residuallast immer sparsamer machen… z.B. mit dem Preis angereizten Direktverbrauch, mit der smarten Sektorenkopplung, mit Bidirektionalität oder mit neuartigen Speichern wie Natrium oder Redox-flow… und natürlich mit der Grundvoraussetzung eines freien, digitalisierten und dynamischen Strommarktes, der das alles stützt und fördert.
Erst, wenn das so halbwegs ausgeschöpft ist und üppig nahezu Gratis-Überschüsse zur Verfügung stehen, kommt aus meiner Sicht ineffizienter Wasserstoff zum Zug… zusammen mit dem europäischen Verbund und neuen Leitungen irgendwann in den 30’ern dürfte der erforderliche proz. Anteil dann hoffentlich auch nur noch einstellig im Strommix sein.
Das Schlimme dabei ist, dass noch nicht einmal die Wärme, die entsteht genutzt wird. Damit werden über die ganze Prozesskette von der Elektrolyse bis zur Bereitstellung des Stroms mehr als 60% des Stroms weggeworfen. Ich denke, dies kann man besser hinbekommen. Warum nicht in zentralen Bereichen, wo wir Wärmenetze haben kleinere Brennstoffzellenkraftwerke bauen und die Abwärme richtig nutzen, wenn man davon ausgeht, dass wir wirklich Ersatzleistungen brauchen.
Jörg Behrschmidt schrieb:
„Damit werden über die ganze Prozesskette von der Elektrolyse bis zur Bereitstellung des Stroms …“
Was für Elektrolyse? Und wie soll bitte bei Elektrolyse Kohlenstoff abgetrennt werden? Es geht hier um Dampfreformierung, bestenfalls mit ein paar Prozent Kohlendioxid abgeschieden und in leckende Speicher gepresst und die restlichen (typischerweise >90%) des CO2 in der Atmosphäre „gespeichert“.
Bisher gibt es weltweit keine ausreichenden Anlagen um genug erneuerbaren Strom zu erzeugen, ein Zustand, welcher uns noch auf Jahrzehnte erhalten bleiben wird. Daher wird bestenfalls Grüner-Wasserstoff™ nach § 93 Verordnungsermächtigung zu Anforderungen an Grünen Wasserstoff, Absatz 4, durch besagte Pipeline fließen.