Bis 2030 müssen erneuerbare Energien den gesamten Energiebedarf decken, um überhaupt eine Chance zu haben, die Erderwärmung auf höchstens 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die verheerenden Hitzewellen, die sich heute bereits in Südeuropa und anderen Regionen ereignen, treten bei einer Erderwärmung von 1,2 Grad Celsius auf. Man kann nur erahnen, wie die Situation bei einer Erderwärmung von 2 Grad Celsius aussehen wird. Eine Realisierung von 100 Prozent Erneuerbaren bis 2030 wäre durchaus möglich, wenn das Wachstumstempo ähnlich hoch wäre wie in anderen Technologiebereichen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung, wo Technologien wie PCs, Mobilfunk und Smartphones die Weltmärkte in weniger als einem Jahrzehnt erobert haben.
Leider sind die aktuellen Wachstumsraten der erneuerbaren Energien sowohl weltweit als auch in Deutschland weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Einzig China kommt mit einer Verdopplung des Ausbaus der Erneuerbaren alle zwei Jahre der notwendigen Geschwindigkeit nahe.
Die Gründe für das nicht ausgeschöpfte Potenzial der erneuerbaren Energien sind vielfältig. Einer der Hauptfaktoren liegt im offenen und versteckten Widerstand der fossilen und atomaren Wirtschaft, die ihre eigenen Geschäftsinteressen schützen möchte. Schon seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts verlangen sie, dass Klimaschutz „marktkonform“ sein müsse. Dadurch haben sie politische Maßnahmen gefordert und schließlich auch durchgesetzt, die unter dem Diktat des „Marktes“ effektiven Klimaschutz verhindern. Hierzu gehören der Emissionshandel und staatliche Ausschreibungen statt fester Einspeisevergütungen.
In einer umfangreichen Untersuchung im Jahr 2020 hat die International Energy Transition (IET) im Auftrag der Energy Watch Group unter anderem die Auswirkungen staatlicher Ausschreibungen im Vergleich zu festen gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen in verschiedenen Ländern untersucht.
Die zentralen Ergebnisse zeigen, dass Ausschreibungen die erforderliche Dynamik des Ausbaus Erneuerbarer erheblich bremsen und große Finanzstrukturen bevorzugen, was zu Lasten der Bürgerenergie geht.
Überzeichnung wie auch Unterzeichnung von Ausschreibungen sind Beleg für deren bremsende Wirkung
Genau dies ist bis heute auch in Deutschland an den jüngsten Ergebnissen der Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur zu sehen. Mit den gesetzlich ausgeschriebenen Ausschreibungsvolumina deckelt der Staat die Ausbaudynamik, indem er willkürlich vorgegebene Ausschreibungsvolumina festlegt, anstatt dem Ausbau freien Lauf zu lassen. Bei der Überzeichnung von Ausschreibungsgeboten ist klar zu erkennen: Insbesondere bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen möchten viele Investoren bauen, aber die Ausschreibungsmengen sind begrenzt und viele kommen nicht zum Zug. Bei den Unterzeichnungen der Ausschreibungsvolumina, insbesondere bei Windkraft, wirken die hemmenden Strukturen der Ausschreibungsmodalitäten: überdimensionierte Bürokratie und der weitgehende Ausschluss kleiner und mittlerer Akteure, insbesondere von Bürgerenergiegemeinschaften. Beides wirkt klar bremsend auf den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Windkraftausschreibungen weiter massiv unterzeichnet
Die Ergebnisse der Ausschreibungszuteilungen vom 1. Mai 2023 zeigen erneut, dass das Ausschreibungssystem den Ausbau von Windenergie an Land stark bremst. Obwohl eine Menge von 2.866 Megawatt Onshore-Windenergie ausgeschrieben wurde, wurden nur Gebote mit einer Gesamtmenge von 1.597 MW eingereicht. Letztendlich erhielten nur 120 Gebote einen Zuschlag mit einer Gesamtmenge von 1.535 Megawatt. Das Ausschreibungsvolumen wurde also nur zu etwa 54 Prozent ausgeschöpft. Vor der Einführung der Ausschreibungen im Jahr 2017 betrug der jährliche Zubau von Onshore-Windenergie an Land noch etwa 4.890 Megawatt.
Es gibt verschiedene Gründe für die Unterzeichnung der Ausschreibungsvolumina. Dazu gehören nach wie vor zu lange Genehmigungsverfahren, fehlende ausgewiesene Flächen und Klagen von Naturschutzverbänden. Der entscheidende Grund ist jedoch, dass die Umstellung auf Ausschreibungen hohe Hürden für viele Bürgerenergieprojekte geschaffen hat, die zuvor den größten Anteil an Investitionen hatten. Gerade diese Bürgerenergiegemeinschaften konnten als Einheimische in ihren Gemeinden leichter Flächen sichern und politisch für Akzeptanz kämpfen, was für externe Investoren schwieriger ist.
Die Befreiung von Bürgerenergieprojekten von der Ausschreibungspflicht scheint nicht viel zu helfen, da auch die Befreiungsmodalitäten mit hoher Bürokratie verbunden sind.
Innovationsausschreibungen sind vollkommen wirkungslos
Die vor Jahren eingesetzten Ausschreibungen für Innovative Erneuerbare-Energien-Projekte entfalten so gut wie keine Wirkung.
Bei der letzten Innovations-Ausschreibung wurden 400 Megawatt ausgeschrieben. Mit lediglich drei Geboten mit einem Gebotsvolumen von 84 Megawatt war die Resonanz in diesem Bereich extrem schwach. Alle Gebote bezogen sich auf Anlagenkombinationen aus Solaranlagen mit Speichern. Das Ausschreibungssystem wurden eingeführt, um zu testen, ob man tatsächlich Innovationen schaffen kann. Statt nun ihre Unwirksamkeit festzustellen und wenigstens die Innovationsausschreibungen wieder zu Gunsten einer Kombikraftwerksvergütung abzuschaffen, wird weiter daran herumgedoktert.
Dabei benötigt das Stromsystem dringend innovative Investitionen, um die Schwankungen von Solar- und Windenergie durch Kombination mit anderen erneuerbaren Energien, Speichern und Sektorenkopplung auszugleichen.
Ausschreibungen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen weit überzeichnet
Die Ausschreibung für Solaranlagen des ersten Segments, zum Gebotstermin 1. März 2023, ist im Gegensatz zu den Wind- und Innovationsauschreibungen deutlich überzeichnet. Bei einer ausgeschriebenen Menge von 1.950 Megawatt wurden 347 Gebote mit einem Volumen von 2.869 Megawatt eingereicht. Damit war dies nach Bundesnetzagentur-Angaben der Gebotstermin mit der höchsten Anzahl an Geboten überhaupt.
Damit zeigt hier die massive Bremse der Ausschreibungen deutlich: Investoren wollten fast 2900 Megawatt bauen, aber weniger als 2000 Megawatt bekamen einen Zuschlag. Damit bleibt der Solarausbau im Freiflächensegment weit unter den Erwartungen der Investoren. Dazu kommt eine nicht näher bezifferbare große Anzahl von Projekten, die erst gar nicht beantragt werden, da die Aussichten auf eine Zuteilung als gering eingeschätzt werden. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der größte Zubau im Bereich der Photovoltaik vor allem von Dachanlagen in der gesetzlichen EEG-Förderung getrieben wird. Von den 1.046,8 Megawatt entfielen 730 Megawatt auf diesen Bereich.
Diese Ergebnisse zeigen mehr als deutlich, dass die feste Einspeisevergütung in ihrer Wirksamkeit den Ausschreibungen haushoch überlegen ist.
Biomasse Ausschreibungen erstmals erheblich überzeichnet
Auch bei den Biomasseausschreibung wurden erstmals erheblich mehr Angebote abgegeben als letztlich zum Zuge kamen. Damit zeigt sich auch hier die massiv bremsende Wirkung der Ausschreibungen. Insgesamt wurden in der ersten Runde 2023 495 Gebote mit einer Gebotsmenge von 532 Megawatt abgegeben. Sieben Gebote im Umfang von 29 Megawatt entfielen auf Neuanlagen, 488 Gebote im Umfang von 503 Megawatt auf Bestandsanlagen. Insgesamt wurden 271 Gebote mit einem Gebotsumfang von 302 Megawatt bezuschlagt. Das Ausschreibungsvolumen für diesen Gebotstermin betrug 300 Megawatt und war damit erstmals seit Einführung der Biomasseausschreibungen deutlich überzeichnet.
Bei der Biomasse ist die Überzeichnung besonders dramatisch, weil viele Bestandsanlagen nicht zum Zuge kamen und deshalb befürchtet werden muss, dass diese nun stillgelegt werden. So führen Ausschreibungen sogar zu einem Abbau von Erneuerbare-Energien-Bestandsanlagen.
In Großbritannien verdrängen in den Ausschreibungen fossil/atomare Unternehmen Wettbewerber und bauen dann nicht einmal
Eines der größten Offshore-Windenergieprojekte der Welt mit 1,4 Gigawatt wurde wegen steigender Kosten gestoppt. Der staatliche schwedische Energiekonzern Vattenfall gab am Donnerstag die Einstellung des Norfolk-Boreas-Projekts im Vereinigten Königreich bekannt. Es hätte sauberen Ökostrom für 1,5 Millionen Haushalte liefern sollen.
In der Windkraftbranche gibt es viele Spekulationen, dass auch andere Projekte angesichts der in den letzten 18 Monaten aufgetretenen Liefer- und Kostenprobleme in Schwierigkeiten geraten könnten.
Im Klartext bedeutet dies, dass fossile und atomare Konzerne wie Vattenfall den Wettbewerbern in den Ausschreibungen die Projekte mit Dumpingangeboten wegschnappen. Steigen dann die Preise für die Anlagen, werden die Projekte gestoppt, die ein anderer wegen höheren Geboten nicht hätte stoppen müssen. Nicht nur für Vattenfall eine hervorragende Möglichkeit Stromerzeugung aus fossilen und atomaren Quellen vor der ungeliebten Konkurrenz der erneuerbare Energien zu schützen. Der marktwirtschaftlich gewollte Wettbewerbsdruck in den Ausschreibungen ist daher nichts anderes als eine massive Ausbaubremse zu Lasten der Klimaschutzes.
In der EU und Deutschland drohen solche Spekulationsprojekte vor allem bei Offshore-Windenergie infolge von Ausschreibungen
Wie der Analyst Jerome in Paris schreibt, lassen alle ernsthaften Akteure in der Industrie die Finger von Angeboten mit einer Einspeisevergütung von null Cent/Kilowattstunde, da dies lediglich eine Spekulation auf zukünftige Strompreise und Installationskosten darstellt, die jedoch niemand vorhersagen kann.
Aber für Öl-Konzerne wie BP oder Total scheint dies eine Möglichkeit zu sein, die Konkurrenz der erneuerbaren Energien gegen ihre Ölgeschäfte auszuschalten, ähnlich wie es Vattenfall in Großbritannien getan hat. Daher sollte niemand sich darüber freuen, dass einige Offshore-Windenergieangebote eine Einspeisevergütung von 0,00 Cent/Kilowattstunde anbieten. Das große Erwachen könnte, wie bei Vattenfall in England, Jahre später kommen, wenn die Projekte letztendlich nicht realisiert werden.
Ausschreibungen müssen wieder abgeschafft werden
Die Ausschreibungen, die auf Betreiben der fossilen und atomaren Wirtschaft in der EU, Deutschland und anderen Ländern die gesetzlich garantierte feste Einspeisevergütung abgelöst haben, zeigen zunehmend ihr wahres Gesicht: Sie blockieren das schnelle Wachstum der erneuerbaren Energien durch festgelegte Obergrenzen für den Ausbau, durch Über- oder Unterzeichnung und durch das Ausschließen von Bürgerenergien. Zudem werden vermehrt Dumpingangebote der fossilen und atomaren Energiewirtschaft gemacht, die nur das Ziel haben, ihre Geschäfte gegen die Konkurrenz der erneuerbaren Energien zu schützen.
Die Ausschreibungen sollen zu Gunsten einer modernen festen Einspeisevergütung abgeschafft werden. Wenn dies nicht geschieht, werden selbst die unzureichenden Ziele für erneuerbare Energien der EU und Deutschlands nicht erreicht werden.
Dass wir weit von einer entsprechenden Ausbaudynamik entfernt sind, zeigt sich selbst im aktuell boomenden Photovoltaik-Sektor. Obwohl in diesem Jahr ein Zubau von 12 Gigawatt erwartet wird – also deutlich über dem bisherigen Höhepunkt von 7 Gigawatt im Jahr 2012 – bleiben die Ausbauzahlen immer noch unter denen, die das unzureichende Regierungsziel von 80 Prozent Ökostrom bis 2030 erfordern würde. Hierfür müssten monatlich knapp 1600 Megawatt in Deutschland neu installiert werden. Allerdings betrugen die monatlichen Ausbauzahlen laut Bundesnetzagentur in den letzten Monaten nur etwa 1000 Megawatt.
Es ist dringend erforderlich, dass alle Politiker endlich erkennen, dass Klimaschutz nicht durch das Herumdoktern an fehlgeleiteten politischen Instrumenten gelingen kann. Dazu gehören die Abschaffung der Ausschreibungen und die Rückkehr zu modernen, festen Einspeisevergütungen. Ebenso muss der Emissionshandel abgeschafft werden und stattdessen sollte ein massiver Abbau der immer noch immens hohen staatlichen Subventionen für fossile und atomare Wirtschaft vorangetrieben werden.
Große Menschheitsaufgaben, wie der Kampf gegen die rasant fortschreitende Erdüberhitzung kann nur mit großen politischen Neuentwürfen gelingen und nicht dem Fortführen von untauglichen Instrumenten, die eh von der fossilen Wirtschaft mit Propaganda und Korruption eingeführt wurden. Andernfalls wird die Menschheit den Ausweg aus der Klimahölle, wie sie sich schon heute in vielen überhitzten Regionen der Welt zeigt, nicht gelingen.
Große Menschheitsaufgaben, wie der Kampf gegen die rasant fortschreitende Erdüberhitzung, können nur mit umfassenden politischen Neuentwürfen gelingen und nicht durch das Fortführen untauglicher Instrumente, die ohnehin von der fossilen Wirtschaft durch Propaganda und Korruption eingeführt wurden. Andernfalls wird es der Menschheit nicht gelingen, einen Ausweg aus der Klimahölle zu finden, wie sie sich bereits heute in vielen überhitzten Regionen der Welt zeigt.
— Der Autor Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group. Er war 1998 bis 2013 Bundestagsabgeordneter für Bündnis/Die Grünen und ist Mit-Autor des Entwurfs des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von 2000. https://hans-josef-fell.de/ —
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@Hr. Fell: An die alten eingeübten Rituale die Sprache zu dramatisieren hat man sich längst gewöhnt. Das schreckt niemand mehr. (Erwärmung, Erhitzung, Überhitzung…). Das nutzt sich ab…
Zumal jeder merkt dass da etwas nicht stimmt. Da wird China für PV und Wind gelobt aber verschwiegen dass China vor allem Kohle Kraftwerke baut.
– Die Korrelation zwischen Temperaturanstieg weltweit und dem CO2 Ausstoß in China ist natürlich nur Zufall. (China CO2 jetzt bei 30% ).
Aber auch die Grünen haben ihre Lebenslügen. Da wird ohne Not Atomstrom durch Kohlestrom ersetzt und plötzlich wird Strom importiert obwohl laut Habeck der Atomstrom nicht benötigt wird. Da wird die Verbrennung von Gas im Haus dämonisiert statt KWK zur Eigenversorgung zu fördern (Quartier). Andernseits werden aber 50 große Gas KW zur Stromversorgung benötigt und gefördert da sie keiner bauen will als Reserve KW da nicht rentabel
Man erzählt den Menschen wie billig PV und Wind Strom ist und unterschlägt die Speicherkosten die bei einem Vergleich mit Strom vom konventionellen KW zu berücksichtigen wäre. (siehe Reserve KW). Hr. Fell weis das alles und macht trotzdem weiter ohne die Widersprüche aufzulösen.
Wir sollten uns auf den Klimawandel vorbereiten und damit Leben lernen denn der Klimawandel kommt (ist schon da) und wird nicht zu vermeiden sein. Statt Klimaanlagen einzubauen sollte jede Wohnung dezentrale Brauchwasser WP einbauen. Dies vermeidet hohe WW Temperaturen (Legionellenproblem), kühlt und entfeuchtet die Raumluft und wird idealerweise im Sommer mit PV betrieben.
Es braucht prakmatische Lösungen (Synergien und Effizienz) und keine horror Erzählungen die niemandem helfen.
HM schreibt.
Aber auch die Grünen haben ihre Lebenslügen. Da wird ohne Not Atomstrom durch Kohlestrom ersetzt und plötzlich wird Strom importiert obwohl laut Habeck der Atomstrom nicht benötigt wird.
@ HM
Da müssen Sie sich schon näher mit der Materie beschäftigen, um beurteilen zu können, ob AKW Strom gebraucht wird, oder nicht. Offensichtlich, hat die gegenwärtige Stromaustausch Variante bei Ihnen auch die gewollte Stimmung erzielt. Strom wird gegenwärtig importiert, aus rein wirtschaftlichen Gründen, und nicht wegen der 6% AKW Strom die weggefallen sind. Die Erneuerbaren werden gegenwärtig – Energiewende konform – vorrangig im Lande verbraucht und Kohle wird deshalb zurückgefahren. Der Rest zu den Erneuerbaren wird offenbar billiger importiert, als man mit Kohle hätte produzieren können. Können Sie wenn Sie, wenn es Sie interessiert, alles nachvollziehen.
Lesen Sie dazu im Folgenden meinen Kommentar vom 25 Juli um11.17 Uhr.
https://www.pv-magazine.de/2023/07/20/auch-im-juni-mehr-als-ein-gigawatt-photovoltaik-zubau/?
Übrigens, von wegen ohne Not. Bei mir in der Nachbarschaft soll gegenwärtig auf einer Deponie Abrissmaterial vom AKW Biblis gelagert werden. Was glauben Sie was da unter den Einwohnern gerade los ist.
Klar baut China Kohlekraftwerke, weil sie so einen immensen Energiehunger haben. Diese Kohlekraft ist aber nur als sicheres Backup gestaltet, das so wenig wie nötig laufen soll. Ansonsten wird bei weitem mehr EE zugebaut, die sind nun mal die günstigste Energieform und die sollen maximal laufen, das weiß China auch… deswegen bauen sie ja auch sage und schreibe 1200 GW bis 2030 zu.
Dass Atomstrom Geschichte ist, haben Sie der Union zu verdanken… die haben das beschlossen, aber leider im Nachgang so gar nicht einen Wandel zu Erneuerbaren und Residuallast gestaltet und uns heute den ganzen Schlamassel verursacht. Mit der Ampel wäre es für einen (sehr fragwürdigen) Umschwung viel zu spät gewesen, jetzt die 5% als irgendeine Lösung zu betrachten, ist völlig albern… in Anbetracht dessen, dass wir 80% EE bis 2030 haben wollen. Ab 60-70% EE-Anteil stört diese teure Grundlast sogar nur, insofern könnte uns Atomkraft nur die nächsten 2-3 Jahre helfen… und die werden ja alleine für Revision und Brennstäbe schon nahezu aufgefressen. Wir sollten nicht passende (unflexible) Atomkraft ob des enormen Aufwandes und Kostenfaktors für viel zu wenig Ausbeute einfach vergessen, wir kommen mit günstigerem und ökologischen Importen sehr viel besser und flexibler klar und wir sind auch nicht abhängig davon. Gas und Kohle ist als heimisches Backup immer genügend verfügbar, wenn auch teurer und dreckiger.
Viel besser beim Strom ist in der Tat die langfristige Lösung mit Gaskraftwerken, die die Residuallast lückenfüllend und hochflexibel abdecken können… sie werden dabei von Jahr zu Jahr (im Gegensatz zum festgelegten 20-30 jährigem privatem Gasverbrauch) immer weniger benötigt, 2030 nur noch zu 20% und in den Dreißigern mit dem schrittweisen Wechsel zu Wasserstoff auch nicht mehr CO2 belastend.
Und Klimaanlagen sind zusätzlich heizend als Luft Luft Wärmepumpen eine ausgezeichnete Idee, passen auch bestens zu Brauchwasser Wärmepumpen. Das Legionellenproblem haben wir bei zu niedrigen Temperaturen, dagegen helfen aus meiner Sicht sehr gut Hygienespeicher oder Frischwasserstationen… oder einfach ein Wochenprogramm mit 60 Grad.
Mit Brauchwasser-WP auf den Klimawandel „vorbereiten“, dass ist zynisch gegenüber den Opfern der aktuellen Waldbrände und Überschwemmungen. Erschreckend wenn wissenschaftliche Fakten und ökonomische Zusammenhänge negiert und stattdessen krude Thesen von Klimawandelleugnern und Rechtspopulistin verbreitet werden ( H.M.: Erwärmung, Erhitzung, Überhitzung…Das schreckt niemand mehr).
Selbstverständlich braucht jede Energieform Speicher und Transportsysteme, Strom genauso wie Heizöl, Erdgas, Flüssiggas, Kohle, Pellets oder Wasserstoff. Deren Kosten sind genauso im Gesamtvergleich mit einzubeziehen, wie die Umwelt- (z.B. Lagerung Atommüll, Fracking) und Klimaschäden (CO2-Emissionen mit Folge Stürme, Überschwemmung, Dürre, Waldbrände und Wassermangel). Während aber die Fossilen bisher staatliche Subventionen in Milliardenhöhe erhalten, werden Stromspeicher behindert (z.B. doppelt besteuert), genauso wie der Ausbau der EE durch hemmende destruktive Ausschreibungsverfahren, sowie den bürokratischen Irrsinn unseres Föderalismus mit 16 verschiedenen LBOs und jahrelangen Genehmigungsverfahren.
Aber egal, von welcher Seite man es betrachtet, Wind und Sonne sind und bleiben die mit bstand preiswertesten Energieformen. Je schneller der Umstieg erfolgt, desto günstiger sind die Gesamtvolkwirtschaftlichen Kosten. Dies hat wahrscheinlich China, die bisher nicht gerade als Vorreiter in Umwelt- und Klimaschutz gilt, dazu motiviert, den Ausbau der EE fulminant voran zutreiben. Auch unsere Regierung sollte selber handeln und investieren, statt weiter Geschenke und Subventionen an Industrie und Energiekonzerne zu verteilen. Strom- genauso wie Gasspeicher und Netze sind systemrelevant und gehören nicht in private Hand, schon gar nicht von ausländischen Konzernen (dass sollte seit dem russischen Invasionskrieg auch der dümmste Klimawandelleugner wissen).
Fest Einspeisevergütungen sind für das Ausbautempo von Solar und Wind sicherlich besser, aber ich gebe zu bedenken, dass es dringend notwendig wäre, parallel zum Ausbau von Solar und Wind auch die dringend notwendige Speicherinfrastruktur zu haben. Ansonsten wird bei Wind und Sonnenschein nicht eingespeist, aber die feste Einspeisevergütung fällig? Vermutlich muss das gesamte Energiesystem dem Markt entzogen und staatlich reguliert werden, weil der Umbau sonst nicht gut laufen wird?
Hallo Ralf Schnitzler.
Dass wir für die Energiewende Speicher brauchen, da sind wir Beide uns ja einig. Nur nicht so dringend wie immer gefordert. Denn was gegenwärtig als zu speichernde Menge dargestellt wird, kann zum größten Teil.. „Physisch“..nur Kohlestrom sein, der den Erneuerbaren seit 2010 nicht mehr angepasst werden muss. Deshalb werde ich bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, dass wir zuerst die EE wieder „gesetzlich“ vorrangig im Lande verbrauchen müssen, das heißt den Versorgern „zwingend“ zuteilen, wie das bis 2010 der Fall war. Nur so können wir verhindern, dass Ökostrom abgeregelt und trotzdem vergütet wird, währen Kohlekraftwerke unbeschadet am Netz bleiben können. Und das auch noch unter der Regie derer, die ihren Kohlestrom verkaufen wollen.
Zur Zeit ist es immer noch so, dass das, was gespeichert werden kann größtenteils „physikalisch“ nur Kohlestrom sein kann.
Sie kennen doch die Aussagen vom 50 Hertz Boss, der mit 80% EE kein Problem hat.
Siehe hier.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:… Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. Das weicht bei Wind nur noch um etwa… „ZWEI“… Prozentpunkte von der Realeinspeisung ab. Zitat Ende.
Nach unserem gegenwärtigen Strommarktdesign, gibt es „physikalisch“ – außer diesen 2% Prognoseabweichungen – nur Kohlestrom zu speichern. Und den wollen wir doch mit der Energiewende verdrängen, und nicht mit den Speichern grün waschen.
Hallo Hans Diehl,
ihre Argumentation ist einsichtig. Ich gebe zu bedenken, dass es bei den geplanten Ausbauzielen bis 2030 und 2040 (die ich eigentlich für zu niedrig halte) immer öfter dazu kommen wird, dass alleine Solar und Wind mehr als 100 % des Momentanverbrauchs erzeugen werden. In diesen – immer mehr werdenden Zeiträumen – ist es völlig egal, ob fossiler Strom erzeugt wird oder nicht. Der erzeugte grüne Strom kann nicht zeitgleich verbraucht werden. Darum jetzt Speicher parallel hochziehen.
Sie schreiben: „Nur so können wir verhindern, dass Ökostrom abgeregelt und trotzdem vergütet wird, währen Kohlekraftwerke unbeschadet am Netz bleiben können. Und das auch noch unter der Regie derer, die ihren Kohlestrom verkaufen wollen.“
Das ist doch ein stichhaltiges Argument, die Energieversorgung (speziell Speicherung/Entspeicherung und Netzbetrieb) nicht dem freien Markt zu überlassen, sondern in Gemeineigentum zu betreiben. Mit einem gemeinwohlorientieren Dirigenten sollten sich die Herausforderungen beim Umbau der Energieversorgung einfacher managen lassen. Es handelt sich doch nur um Physik. Da könnte man eigentlich eine KI als CEO einsetzen?
Ralf Schnitzler schreibt.
Hallo Hans Diehl,
ihre Argumentation ist einsichtig. Ich gebe zu bedenken, dass es bei den geplanten Ausbauzielen bis 2030 und 2040 (die ich eigentlich für zu niedrig halte) immer öfter dazu kommen wird, dass alleine Solar und Wind mehr als 100 % des Momentanverbrauchs erzeugen werden.
@ Ralf Schnitzler.
Es würde aber viel weniger oft und zu einem weitaus späteren Zeitpunkt, dazu kommen, dass der Momentverbrauch (Last ) niedriger ist als aus Sonne und Wind gerade eingespeist wird, wenn die Erneuerbaren den Bilanzkreisen zwingend zugeteilt wären.
Von dieser Grundlage gehen meine Speicherüberlegungen aus. Dabei orientiere ich mich an den 80% von denen der Experte im Folgenden redet.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Wie schon gesagt, ich möchte nicht, dass Speicher dazu benutzt werden können, um Kohlestrom grün zu waschen. Und das kann man weitgehend verhindern, in dem die EE wieder in den Bilanzkreisen der Versorger verankert werden. Da sind es lediglich die Prognoseabweichungen, die missbraucht werden können. .
Hallo Herr Schnitzler.
Schauen Sie mal hier:
https://www.pv-magazine.de/2023/07/20/auch-im-juni-mehr-als-ein-gigawatt-photovoltaik-zubau/?
Die Redaktion hat gerade am Ende des Threads ein Link gepostet mit aktuellen Daten, die uns Beide bei der Dringlichkeit der Speicher wesentlich näher bringen. Vorausgesetzt aber immer noch, die Erneuerbaren müssen wieder gesetzt sein, damit auch sichergestellt ist, dass es tatsächlich „überschüssiger“ EEG Strom ist der gespeichert wird.
@Hans Diehl
Gelesen und da steht ja wirklich viel unter dem Artikel in den Kommentaren. Ich setze aber nicht auf ein Rückgängigmachen von Beschlüssen im alten Energiemarktdesign, sondern vielmehr auf eine vollständige Vergesellschaftung aller Energienetze (Strom, Gas, Wärme, Kälte) und ein neues Energiemarktdesign, dass viel simpler sein muss. Hier steht es:
https://www.pv-magazine.de/2023/01/24/energiewende-ja-aber-wie/