Am Photovoltaik-Windkraft-Hybridkraftwerk Schattendorf im Burgenland entsteht aktuell der erste Batteriegroßspeicher basierend auf „Organic-SolidFlow“-Technologie von CMBlu. Am Tag der Auslieferung der ersten betriebsbereiten organische „SolidFlow“-Batterie an den Energieversorger Burgenland Energie haben kamen Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in den Ort unweit der Grenze zu Ungarn.
Mit dem Bau des Speichers werde die Technologie erstmals im Feld eingesetzt. Das Burgenland habe sich bewusst für die Alternativtechnologie entschieden. Man hätte es sich leicht machen können und auf Lithium-Ionen-Speicher setzen können, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Präsentation. „Aber das hätte nicht zu unserer Haltung gepasst, dass wir die Energie aus den natürlichen und fair Ressourcen gewinnen wollen. Speicherlösungen, wo wir die Ausbeutung von Minen und anderen Kontinenten in Kauf nehmen, sind nicht das soziale Bild, das wir im Zuge einer Energiewende akzeptieren werden“, so Doskoziel. „Deshalb haben wir eine Forschungskooperation mit CMBlu gewählt, um ein europäisches Modell zu erreichen und zu errichten.“
Denn nach der Evaluierung der Speichertechnologie in den nächsten Wochen sollen weitere Batterien mit insgesamt 300 Megawattstunden ins Burgenland geliefert werden, wie Peter Geigle, CEO von CMBlu erklärte. Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie ergänzte, es sei das Ziel, sich rund um die Uhr mit Strom aus Wind und Sonne versorgen zu können. Er bezeichnete diese als „Gold des Burgenlandes“. „Wir müssen aber auch akzeptieren: Dieses Gold ist nicht zu jeder Stunde im Jahr verfügbar. Deshalb brauchen wir einen Speicher, um 8.760 goldene Stunden im Jahr zu haben“, so Sharma. Zugleich bestehe immer die Gefahr einer Unter- und Überdeckung mit viel Photovoltaik und Windkraft am Netz. „Um das für ein energieunabhängiges System auszugleichen, brauchen wir bis 2030 ein Speichervolumen von rund 300 Megawattstunden.“
Der Speicher wird direkt am Hybridkraftwerk getestet. Erst Anfang des Jahres errichtete Burgenland Energie die 15 Megawatt-Photovoltaik-Anlage. Die an den Solarpark angeschlossene “Organic-SolidFlow“-Batterie befindet sich zunächst als „Battery-Lab“ in einem 40-Fuß großen, klimatisierten und ortsunabhängigen Container. Die weiteren Batterien sollen dann an verschiedenen Standorten installiert werden.
Die Speicher von CMBlu werden in Deutschland gefertigt und kommen ohne kritische Rohstoffe aus. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht nur klimapolitisch, sondern auch geopolitisch das Gebot der Stunde. Denn kein Diktator dieser Welt kann uns den Wind oder die Sonne abdrehen“, sagte Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. Er verwies auf die hohen Ziele beim Ausbau der Erneuerbaren in Europa. „Dabei müssen wir natürlich aufpassen, dass wir uns nicht in neue Abhängigkeiten begeben. Genau deshalb ist es so wichtig, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen CO2-neutralen Industrie stärken, die Produktionskapazitäten in diesem Bereich ausbauen und uns durch neue Abkommen ein globales Netz an verlässlichen Rohstofflieferanten schaffen“, sagte Selmayer.
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Wir benötigen mehr solche Entscheidungen wie im Burgenland, auch in Deuschland sollten sich Landespolitiker daran ein Beispiel nehmen.
Mehr machen, weniger quatschen und Ausreden finden.
Solidarität mit Lamentieren ist immer einfach, aber mutlos. Zeit, dass sich wieder was bewegt, auch in Deutschland.
Genau! Mehr die guten Beispiele als Vorbild nehmen und nicht die Schlechten als Ausreden daß es eh nichts bringt.
Müsste das erforderliche Speichervolumen für 2030 nicht eher 300 GWh statt 300 MWh sein? Die 300 MWh werden ja schon ‚in den nächsten Wochen‘ geliefert.
300 GWh wäre ja ‚erst‘ etwa 12 Tage Leistung eines KKW (von 1 GW).
Die Speicherfrage ist das aktuell wesentliche Thema für den weiteren Ausbau von Solar- und Windkraft. Und 300 MWh sind wirklich ein wenig klein. Für das Burgenland mögen 300 GWh schon ganz nett sein, aber für D sehe ich eher 300 TWh bis 600 TWh, um vollständig auf Sonne und Wind zu setzen.
Ich wünsche CMBlue viel Erfolg und wünsche mir von der Gesetzgebung passende Rahmenbedingungen. Wie das Energiesystem der Zukunft mit Speichern aussieht und wer die Speicher betreibt, habe ich schon mal skizziert: https://www.pv-magazine.de/2023/01/24/energiewende-ja-aber-wie/
Bitte um Streit, ob das nicht ein gangbarer Weg wäre….
Ich würde sagen, immer schön wirtschaftlich bleiben und zunächst nur die überschüssige Energie in die Nacht nehmen, um eine vernünftige Zyklenzahl zu bekommen. Das eingesparte CO2 können wir dann im Winter verbrennen.
Auf Energy Charts Simulation: Durchschnittliche gesamte Nettostromerzeugung in einer Woche in Deutschland 2023 kann man die durchschnittliche Entnahme Kurzzeitspeicher durch einfache Triangulation abschätzen: 8 GW x 8h / 2 = 32 GWh.
An Wochenenden könnten im Schnitt 40 GWh und im Extemfall bis zu 80 GWh gespeichert werden, wobei die abgeregelte Energie evtl. in den Diagrammen nicht enthalten ist. 2022 wurden wohl 8 TWh abgeregelt, was im Tagesdurchschnitt 21,9 GWh ergibt.
Dabei muss man beachten, dass es evtl. günstiger ist und CO2 technisch den selben Sinn macht, den Strom ins Ausland zu verkaufen. Es sollte nur diejenige Menge Strom gespeichert werden, die nicht veräußert oder die Strompreise unter minimale Gestehungs- plus Speicherkosten fallen lässt.
@Alter Falter: Ich würde sagen, sehr genau hinzusehen, denn mehr und richti viel Speichern zu könnnen bedeutet auch:
– weniger Netzausbau
– weniger Abschaltung von EE-Anlagen
– mehr Anschlusskapazitäten für neue EE-Anlagen
– weniger Importe
– mehr Autonomie und Autarkie
– mehr Resilienz
– mehr Möglichkeiten der Abwärmenutzung aus der Energiespeicherung/-umwandlung (Das wird die Königsdisziplin der Energiewende werden)
– weniger Reservekraftwerkspark
– schnelleres Ende des unsäglichen Nebeneinanders von alter und neuer Energiewelt
ABER: das gilt nur bei dezentral-zellularem Design und wenn die Netze (Strom, Gase, Wärme, Kälte) und die Speichersystem gemeinwohlorientiert von einem einzigen Netz-/Speicherbetreiber gemanaged werden, der keine Shareholdervalueinteressen vertritt, sondern dem Gemeinwesen
verpflichtet ist.
Fazit: Nicht nur wirtschaftlich bleiben, sondern systemisch denken und handeln!