Spätestens seit dem Beschluss von §41a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) steht fest: Dynamische Stromtarife sind die Zukunft der Strompreisgestaltung. Dank ihres erheblichen Potenzials für Kosten- und Effizienzoptimierung bringen diese wesentliche Vorteile sowohl für Konsumenten und Konsumentinnen als auch für Energielieferanten und -netzbetreiber gegenüber dem herkömmlichen Fixpreismodell. In enger Zusammenarbeit mit Eprimo haben wir bei Exnaton einen dynamischen, deutschlandweiten Stromtarif entwickelt, der Kunden und Kundinnen eine hohe Transparenz und die Möglichkeit bietet, fundierte Entscheidungen über den eigenen Energieverbrauch zu treffen.
Dynamische Tarife damals und heute
Dynamische Strompreise sind kein neues Konzept, sondern wurden bereits in den 1980er und 90er Jahren in einer vereinfachten Form als Doppeltarif eingeführt, als Atomstrom noch den Großteil des europäischen Strommixes ausmachte. Da Kernkraftwerke Strom lediglich in Bandbreite produzierten und nicht an Nachfragezyklen der Industrie angepasst werden konnten, wurden Privathaushalte für den Energieverbrauch in der Nacht mit niedrigeren Strompreisen belohnt.
Im Zeitalter erneuerbarer Energien stehen wir nun vor der Herausforderung, dass statische Verbraucherpreise das zeitliche Ungleichgewicht zwischen verfügbarem Strom aus erneuerbaren Erzeugungsquellen und der Nachfrage durch Konsumierende unberücksichtigt lassen. Es entsteht eine Diskrepanz zwischen dem Zeitpunkt der Energieproduktion (zum Beispiel tagsüber bei Sonnenschein über Photovoltaik-Anlagen) und dem Zeitpunkt des Energiekonsums (zum Beispiel beim Kochen des Abendessens).
Dynamische Stromtarife sind eine aufstrebende Entwicklung in der deutschen Energiewelt, welche diesem Problem entgegenwirken. Energielieferanten können, eine Preisanpassung in Echtzeit (auf stündlicher Basis oder oft sogar in einem 15-Minuten-Intervall), basierend auf der Energieverfügbarkeit und -nachfrage, vornehmen, wodurch die Verbraucher wiederum ihren Stromverbrauch an die aktuellen Marktbedingungen anpassen können. Ganz im Sinne der geringen Grenzkosten der Erneuerbaren ergibt sich daraus, dass Strom dann am günstigsten ist, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. In Ausnahmefällen kann dieser sogar negativ werden, womit in den vergangenen Monaten immer wieder Schlagzeilen gemacht wurden.
Folglich können variable Tarife das Verhalten der Verbrauchenden erheblich beeinflussen. Die teilweise deutlichen Preisunterschiede können Endverbraucher dazu motivieren, ihren Energieverbrauch auf Zeiträume zu verlagern, in denen erneuerbare Energie im Überfluss vorhanden ist.
Vorteile dynamischer Tarife für alle Beteiligten
Die Einführung dynamischer Tarife resultiert in einer Win-Win-Win-Situation für Endkunden, Energielieferanten und die heimische Energiesicherheit. Variable Stromtarife sorgen für mehr Transparenz in die komplexen Preisbildungsmechanismen des Energiemarktes. Für den Bezug von Strom außerhalb der Spitzenzeiten bieten sie den Verbrauchenden finanzielle Anreize in Form von niedrigeren Marktpreisen. Weil sie selbst entscheiden können, ob sie Strom lieber zum Zeitpunkt günstigerer Tarife verbrauchen, können Haushalte ihr Konsumverhalten anpassen, damit sie erheblich Stromkosten senken und mehr Kontrolle über ihre individuelle Stromrechnung erlangen.
Auch Netzbetreiber profitieren von dem an Echtzeitpreise angepasste Konsumverhalten der Endverbrauchenden, weshalb sich variable Tarife zusätzlich als hilfreiches Mittel zur Vermeidung von Netzengpässen herausstellt. Die Effizienzoptimierung führt zu einer reduzierten Abhängigkeit internationaler Energielieferungen und hilft unserer Gesellschaft, noch stärker auf fossile Brennstoffe zu verzichten, um so die heimische Energiewende voranzutreiben.
Nachhaltiger Wandel per Gesetz: EnWG §41a als Katalysator für dynamische Stromtarife
Insbesondere die skandinavischen Länder haben variable Tarife schon vor einiger Zeit eingeführt, weshalb sie als Vorreiter der dynamischen Preisgestaltung gelten. Auch in Deutschland nimmt das Konzept langsam Fahrt auf. Seit der Verabschiedung des Energiewirtschaftsgesetzes durch die deutsche Regulierungsbehörde sind dynamische Tarife auch hierzulande in aller Munde.
Seit Anfang des Jahres sind mittlere und große Energieversorgungsunternehmen verpflichtet, dynamische Tarife an alle Stromverbrauchende (mit installiertem Smart Meter) anzubieten. Bis 2025 wird die Mehrheit der rund 1000 Versorgungsunternehmen nachziehen müssen. In der Praxis bedeutet das, dass die Spotmarkt- (im 15-Minuten-Intervall) und die Day-Ahead-Preise (im Stundenintervall) der Europäischen Strombörse (EPEX) Einzug auf die Stromrechnungen finden. Demzufolge müssen Energielieferanten ihre Tarifangebote entsprechend anpassen.
Treiber und Bremser des dynamischen Wandels
Während der neue gesetzliche Rahmen die Entwicklungen rund um die Einführung dynamischer Tarife erheblich begünstigt, wirken sich zusätzlich andere Faktoren auf den Aufschwung der dynamischen Strompreise aus. Die Energiekrise des letzten Jahres hat zu einem starken Umdenken der Bevölkerung und deren Konsumverhalten geführt. Eine wesentlich höhere Erwartungshaltung an die Energiewirtschaft ist zu beobachten und Strom beziehungsweise Kosten zu sparen, stehen hoch im Kurs. Der Ausbau der heimischen erneuerbaren Energie sowie die Elektrifizierung der Mobilitäts- und Wärmewende treiben den Vormarsch ebenfalls voran.
Was der dynamischen Preisgestaltung derzeit noch den Wind aus den Segeln nimmt, ist die fehlende technische Infrastruktur zur Erfassung von Energiedaten. Dynamische Tarife setzen digitale Stromzähler (Smart Meter) voraus, welche zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland noch nicht ausreichend verfügbar sind. Doch all das ändert sich in naher Zukunft. Mit dem kürzlich durch den Bundesrat beschlossenen Smart-Meter-Gesetz, Teil des “Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“, nimmt der Smart-Meter-Rollout endlich an Fahrt auf, wodurch dynamischen Stromtarifen aber auch dem nachbarschaftlichen Stromhandel und virtuellen Kraftwerken bald nichts mehr im Wege steht.
Wir sind bereit für die Zukunft der Strompreisgestaltung und präsentieren uns bei der Smarter E (Intersolar) in München
Die Einführung dynamischer Stromtarife stellt Energieversorger vor beträchtliche Herausforderungen in der Umsetzung. Die Abrechnung tausender Messwerte mit unterschiedlichen Preisen ist von einem besonders hohem Abrechnungsaufwand geprägt und führt leider in der Praxis oft dazu, dass ähnliche Projekte scheitern. Bei Eprimo ist das nicht so: Dort war man bereits vor zwölf Monaten ganz aktiv auf der Suche nach einem externen Dienstleister. Als Softwareunternehmen bekannt für die Verarbeitung, Abrechnung und Visualisierung von komplexer Energiedaten haben wir bei Exnaton uns gemeinsam der Herausforderung angenommen und in enger Zusammenarbeit mit eprimo eine Lösung für das Problem entwickelt. Durch die Anbindung unserer White-Label-SaaS-Plattform „PowerQuartier“ an die Europäische Strombörse können nun EPEX SPOT-Marktpreise für die Verrechnung von Strom importiert werden. Die Plattform entspricht allen regulatorischen Anforderungen des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG § 41a), verarbeitet Energie- und Preisdaten im 15-Minuten-Takt und visualisiert Energiekosten in einem für die Endverbraucher und Endverbraucherinnen einfach zugänglichem Format.
Aufgrund der außergewöhnlichen Vorteile einer variablen Preisgestaltung sowohl für Verbrauchende, Versorgungsunternehmen, Infrastrukturanbieter als auch für die Gesellschaft als Ganzes sind wir der Meinung, dass dynamische Tarife die Zukunft der Preisgestaltung für erneuerbare Energien darstellen. Dank innovativer Software-Lösungen können Kunden fundierte Entscheidungen über ihren Energieverbrauch treffen, sowohl Kosten als auch Effizienz optimieren, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck reduzieren und so gemeinsam die heimische Energiewende Wirklichkeit werden lassen.
Wir stellen unsere Entwicklung auf der Smarter E (Intersolar) in München vor und freuen uns auf Ihren Besuch. Exnaton finden Sie in Halle B5, Stand 170J. Nur wenige Stände weiter finden Sie Eprimo ebenfalls in Halle B5, Stand 109.
— Die Autorin Liliane Ableitner ist Mitgründerin und CEO des Klima-Tech-Start-ups Exnaton. Im Jahr 2019 schloss sie ihr Doktorat in Wirtschaftsinformatik an einer der renommiertesten Universitäten Europas, der ETH Zürich, ab. Im Jahr 2020 gründete sie zusammen mit ihren beiden Doktoratskolleginnen ein Start-up und wurde auf der Forbes 30 under 30 Liste für Jungunternehmer aufgeführt. Bis heute hat das Start-up Risikokapital von Deutschlands größtem VC erhalten und zahlreiche Preise wie den SAP Innovation Award 2022 gewonnen. https://www.exnaton.com/ —
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Das klingt alles sehr Energiewende freundlich. Wenn da das „Faule EI“ von 2010 nicht wäre, das sich wie ein roter Faden negativ durch alle Bereiche der Energiewende zieht .Und schon wieder ist der Faden an einer Stelle angekommen. Diesmal in Form der „paradoxen“ Ermittlung der EEG Umlage, die da lautet, „Je niedriger die Börsenpreise, desto höher die EEG Umlage.“
Für neu hinzugekommene Leser siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
ZITAT:..Da sich die EEG-Umlage aus der Differenz zwischen Einspeisevergütung und Börsenpreis errechnet, stieg die EEG-Umlage daraufhin deutlich an. Hiervon profitierten große Unternehmen, die ihren Strom direkt an der Börse kauften, insbesondere, da viele dieser Unternehmen von der Zahlung der EEG-Umlage weitgehend befreit sind. Für Privatkunden und Endverbraucher ergaben sich hingegen Preissteigerungen bei der Stromrechnung, da sie nicht von den günstigeren Börsenpreisen profitierten, dafür aber eine höhere EEG-Umlage zu zahlen hatten. Zitat Ende.
Und nun zu dem Artikel, Zitat :
Die Einführung dynamischer Tarife resultiert in einer Win-Win-Win-Situation für Endkunden, Energielieferanten und die heimische Energiesicherheit. Variable Stromtarife sorgen für mehr Transparenz in die komplexen Preisbildungsmechanismen des Energiemarktes. Für den Bezug von Strom außerhalb der Spitzenzeiten bieten sie den Verbrauchenden finanzielle Anreize in Form von niedrigeren Marktpreisen. Zitat Ende.
Mit Win Win Win wird das somit nix. Gewinner sind die Netzbetreiber. Egal wie niedrig der Börsenpreis fällt, die bekommen allemal ihren Ausgleich durch höhere EEG Umlage.
Gut nun haben die privaten Stromverbraucher keine EEG Umlage mehr, weil die der Staat übernommen hat. Jetzt bezahlen sie ihre niedrigen Stromtarife halt über die Steuer. Aber von Win Win kann da keine Rede sein. Ich bleibe bei meiner hier mehrmals veröffentlichten Behauptung, ohne eine Wurzelbehandlung, das heißt das „Faule Ei“ von 2010 muss korrigiert werden, werden wohl gemeinte Energiewende Vorhaben ständig in Sackgassen laufen.
Ich kann mich der .Meinung von H. Diehl nur anschließen. Und möchte noch 2 Schritte weiter gehen:
Wir brauchen eine Stromversorgung in staatlichen Häänden! Privatisierung treibt bei unserer rein !!! gewinnorierten Spekulationswirtschaft nur die Preise nach oben, weil zu viel Börsianer und Zwischenhändler ein goldenes Näschen verdienen ‚ wollen . Bei einer ähnlichen Privatierung des Straßennetzes und des Parkens wäre das Autofahren fast schon unbezahlbar.
2) die ‚bidirektionale‘ Stromversorgung macht das Stromnetz nur noch unsicherer, Hacker warten nur darauf, denn man kann sehr leicht das Netz so mit Daten überfluten, dass es zusammenbricht , solche Angriffe werden nahezu alltäglich verübt (Gemeinden, Krankenhäuser etc)