Im Rahmen des Forschungsprojekts „Modellregion Agri-Photovoltaik für Baden-Württemberg“ ist die dritte Pilotanlage bei der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen in Bad Friedrichshall in Betrieb gegangen. In der Anlage wird die Stromerzeugung mit dem Anbau von Beerenobst kombiniert. Wie das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mitteilte, werden im Beerenobstanbau wie bei vielen Sonderkulturen zunehmend Schutzsysteme vor Kälte, Regen, Hagel oder zu starker Sonneneinstrahlung genutzt, zudem werden die Kulturen beispielswiese mittels Netzen vor Schädlingen geschützt. Durch die Installation von Solarmodulen könnten hierbei nachhaltige Synergieeffekte erzeugt werden.
Die Agri-Photovoltaik-Anlage in Heuchlingen hat dem Fraunhofer ISE zufolge eine installierte Leistung von 113 Kilowatt. Auf einer Fläche von knapp 2000 Quadratmetern soll der Einfluss der Anlage auf die Kulturführung von Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren im Substrat untersucht werden. Um einen möglichst ressourcenschonenden Anbau von Strauch- und Erdbeeren zu erproben, verfügt die Anlage zudem über komplett geschlossene Kreisläufe für Wasser und Nährstoffe. „Dafür wird Regenwasser gesammelt, gespeichert und mit Frischwasser zur Bewässerung genutzt. Überschüssige Flüssigkeit aus dem Substrat, in dem die Beeren wachsen, wird aufgefangen, mithilfe einer durch Solarstrom betriebenen Anlage aufbereitet und ebenfalls wiederverwendet“, erläuterte Projektleiter Oliver Hörnle vom Fraunhofer ISE. So müsse viel weniger Dünger eingesetzt werden, und dieser gelange nicht ins Grundwasser.
Im Rahmen des Forschungsprojekts bauen und erproben die LVWO, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie elf weitere Projektpartner insgesamt fünf Agri-Photovoltaik-Pilotanlagen in Baden-Württemberg. Dabei sollen Erfahrungen und Erkenntnisse für die praktische Umsetzung von Agri-PV-Anlagen gesammelt, innovative Ansätze untersucht, rechtliche Rahmenbedingungen geklärt und die Technologie bekannt und reif für die Praxis gemacht werden.
Apfelbäume zeigen besseres Wachstum
In Österreich testen derweil RWA Solar Solutions und der steirische Familienbetrieb Frutura im Ökosolar-Biotop Pöchlarn die Verbindung von Photovoltaik und Apfelanbau. Unter der 4,1-Megawatt-Anlage des Projekts werden mehrere Varianten von Agri-Photovoltaik erprobt. Auf der rund 900 Quadratmeter großen Testfläche von Frutura stehen 300 Apfelbäume. Parallel wird eine etwa 640 Quadratmeter große Referenzfläche mit 200 Bäumen beobachtet, die statt unter Solarmodulen unter einem Hagelnetz stehen. Die ersten Ergebnisse sind Frutura zufolge positiv: Durch das spezielle Mikroklima unter der Photovoltaik-Anlage werde die Wachstumsaktivität der Bäume gefördert und die Vegetationsentwicklung beschleunigt. Allerdings müsse wegen der Abschirmung des Regenwassers zusätzlich mit einer Tröpfchenbewässerung kontinuierlich gegossen werden. Im laufenden Jahr will Frutura den Einfluss der Photovoltaik-Anlage auf das Verhalten von Nützlingen und Schädlingen sowie auf die Blütenknospenbildung, die Fruchtgröße und den Hagelschutz untersuchen.
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Zur Notwendigkeit von AgriPV:
Wir und die gesamte Welt hätte keinerlei Flächenproblem für die Produktion von erneuerbarer Energie in Solarparks (natürlich gerne als Biodiv-PV), wenn es keine irre Energieverschwendung in Form von (Massen-) Tierhaltung und Energiepflanzenanbau gäbe.
Darum bin ich so lange gegen Agri-PV und für Biodiv-PV, wie die Artenvielfalt durch intensive landwirtschaftliche Methoden gefährdet ist. Wenn die Biodiv-Krise gelöst ist, dann könnte man Agri-PV machen, wenn es notwendig wäre und sich lohnte. Man könnte aber auch direkt zu Solarfood (z.B. https://solarfoods.com/ ) schreiten und sich das Veschwenden von Material, Energie und Hirnschmalz mit Freiland-Agrikultur sparen, weil das bei dem sich abzeichnenden Klimawandel in den meisten Teilen von Deutschland schon bald keine Freude mehr bereiten wird. Sinnvolle Zwischenschritte von der Landwirtschaft im Freien bis hin zu Solarfood sind in meinen Augen Gewächshäuser und Indoor-Farming. Immerhin sieht das, was in diesem Beitrag als Agri-PV mit geschlossenen Kreisläufen gepriesen wird, sieht auf den ersten Blick schon sehr nach Gewächshaus aus. Wenn man dann noch Fische dazu nimmt, dann hätte man Aquaponik mit Gewächshaus – was es aber ja schon gibt….
Glashäuser sind zur ganzjährigen Produktion im geschlossenen System natürlich am besten, da hat Kollege Schnitzler Recht. Wir haben allerdings hier in der Gegend (Rhein-Main) einen Radikal-„Bauern“, der will 10 ha am Stück unter Glas bauen, das sei „privilegiert“, ein „bäuerliches Bauvorhaben“. Das gibt allerdings eher ein Vertriebszentrum… das ohne den dafür notwendigen B-Plan errichtet werden soll. Da Agrivoltaik sich nur in besonderen Fällen rentieren kann, wird sie uns nicht retten.