Damit eine Stromlieferung in Deutschland als Ökostrom deklariert werden kann, muss sie einen grünen Herkunftsnachweis (HKN) tragen. Dieser bescheinigt, wann und wo Ökostrom produziert wurde und muss von Stromanbietern zusätzlich zum physikalischen Strom erworben werden. Bisher reicht es allerdings aus, dass der Nachweis bilanziell im Jahr der Lieferung erstellt wurde. Ein stundengenauer Abgleich zwischen Verbrauch und Produktion ist nicht erforderlich. Das bedeutet: Der Ökostrom, den ein Kunde bezieht, wird nicht zwingend zum gleichen Zeitpunkt erzeugt.
Dieses Defizit wollen nun der Versorger Lichtblick, der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und das Energiesoftware-Startup Granular Energy überwinden: Die Partner haben ein Pilotprojekt gestartet, dass stundengenau Transparenz über die Herkunft von Ökostrom schaffen soll. In dessen Rahmen können mehrere Unternehmenskunden von Lichtblick jetzt über eine von Granular Energy aufgebaute Plattform nachvollziehen, zu welcher Stunde sie Ökostrom aus bestimmten Erneuerbaren-Erzeugungsanlagen beziehen. Die dabei erzeugten Zertifikate können im Energy-Track-and-Trace-Register von 50Hertz erworben und verwaltet werden.
Anreiz für Investitionen in Speicher und Flexibilität
Viele Unternehmen wollen genau wissen, zu welchen Zeiten sie wirklich Strom aus Erneuerbaren Energien beziehen, um auf dieser Grundlage ihre Beschaffungsstrategie und ihr Verbrauchsverhalten ökologisch optimieren zu können. Mit den Herkunftsnachweisen auf Stundenbasis können sie sicherstellen, nicht nur bilanziell über das Jahr verteilt Ökostrom in einer bestimmten Größenordnung zu beziehen, sondern auch ganz real nachweisbar zu jeder Stunde.
„Die stündliche Energieverfolgung ist entscheidend, um das Vertrauen in Ökostromprodukte zu erhöhen“, sagt Toby Ferenczi, Mitbegründer von Granular Energy. Sie schaffe zudem ein messerscharfes Preissignal, das die Investitionen in die Technologien beschleunigen wird, die benötigt werden, um weltweit rund um die Uhr saubere Energie zu liefern. „Denn Unternehmen können sich so genauere Ziele zum Matching von Produktion und Verbrauch setzen. Dies wird auch finanzielle Anreize für die Zubau von Flexibilitäten und Speicher erzeugen.”
Um die Stundenzertifikate erwerben und verwalten zu können, hat 50Hertz gemeinsam mit Elia Belgien, dem dänischen Netzbetreiber Energinet und dem estnischen Netzbetreiber Elering ein System mit dem Namen Energy-Track-and-Trace-Register gestartet. Dem hat sich auch das niederländische Zertifizierungsunternehmen VertiCer angeschlossen.
„Im Netzgebiet von 50Hertz haben wir bereits einen Anteil von 65 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien am Jahresstromverbrauch“, sagt Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz. „Auf dem Weg zu 100 Prozent und mehr brauchen wir zusätzliche marktbasierte Instrumente, die die Grünstromeigenschaft stärken und Kunden eine gezielte Anpassung ihres Verbrauchsverhaltens ermöglichen.“ Denn eine große Herausforderung werde sein, den grünen Strom in Zeiten hoher Einspeisung ins System zu integrieren und auch optimal nutzen zu können.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Evtl. ueberfluessig?
Der islaendische Zertifikatehanel ist geplatzt, der norwegische folgt vermutlich.Damit stehen dem Markt kaum noch Zertifikate zur Verfuegung, der Handel mit Herkunftsnachweisen koennte mangels Masse ganz eingestellt werden.
Hintergrund:
https://www.golem.de/news/erneuerbare-energien-islands-oekostromzertifikate-werden-nicht-mehr-anerkannt-2305-174011.html
Zitat aus dem Vorhaben. der Protagonisten.
Im Netzgebiet von 50Hertz haben wir bereits einen Anteil von 65 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien am Jahresstromverbrauch“, sagt Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz. „Auf dem Weg zu 100 Prozent und mehr brauchen wir zusätzliche marktbasierte Instrumente, die die Grünstromeigenschaft stärken und Kunden eine gezielte Anpassung ihres Verbrauchsverhaltens ermöglichen.“ Denn eine große Herausforderung werde sein, den grünen Strom in Zeiten hoher Einspeisung ins System zu integrieren und auch optimal nutzen zu können. Zitat Ende.
Bei der gegenwärtigen Gesetzeslage bleibt leider auch diese Herausforderung im Sinne der Energiewende ein grünes „Scheingefecht“. Es wird nämlich deswegen nicht eine kWh aus konventionellen Kraftwerken weniger produziert. Lediglich die Öko Erzeugung, wird dem Stromverbraucher stunden scharf vorgetäuscht.. „Virtuell“… aber muss der Ökostrom seit 2010 an der Börse als Überschuss verramscht werden. Auch die 65% die 50 Hertz bereits im Netz hat.
Für neu hinzugekommene Leser siehe dazu im Folgenden unter Auswirkungen die gegenwärtige Gesetzeslage.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Vom „IWR gibt es dazu den folgenden Kommentar
Zitat IWR….Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Physikalisch ist der EEG Strom im Netz und wird verbraucht, aber „Virtuell“ wird er an der Börse als Überschuss verramscht, was in der Tat „physikalisch“ nur der nicht angepasste konventionelle Strom sein kann .
Verhindern kann man das nur, wenn die Erneuerbaren wieder „Physisch“ den Versorgern zugeteilt werden.
Siehe dazu meine folgenden Kommentare.
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
besonders den vom 06.Jan. Um 21.49 Uhr, wo ich anhand der Merit Order Grafik versuche deutlich zu machen, wie N1 zu N 2 wird, und dadurch weniger konventioeller Strom zum Zuge kommt.
Möglicherweise liest hier einer der Initiatoren, und denkt mal drüber nach, was ich geschrieben habe.
Zitat: „Viele Unternehmen wollen genau wissen, zu welchen Zeiten sie wirklich Strom aus Erneuerbaren Energien beziehen, um auf dieser Grundlage ihre Beschaffungsstrategie und ihr Verbrauchsverhalten ökologisch optimieren zu können.“
Noch mehr Unternehmen wird es aber völlig wurscht sein, ob ihnen jemand den Ökostrom wegschnappt. Die Netzbetreiber sind ja verpflichtet, jeden jederzeit mit dem Strom zu beliefern, den er braucht.
Durch so einen HKN-Handel würde nur etwas erreicht, wenn die Erlöse in einen Fonds gehen, der dann neue EE-Anlagen baut. Dem ist aber nicht so. Das Geld geht als Zusatzeinnahme an die EE-Betreiber bzw. deren Anteilsinhaber und die nutzen diese Mehreinnahmen typischerweise, um ihren ökologischen Fußabdruck zu erhöhen. Es wird also keine erneuerbare kWh zusätzlich erzeugt, und dafür viel CO2 zusätzlich verbraten.
JCW schreibt.
Durch so einen HKN-Handel würde nur etwas erreicht, wenn die Erlöse in einen Fonds gehen, der dann neue EE-Anlagen baut
@ JCW
Nein… durch so einen Herkunftsnachweis Handel (HKN) würde nur was erreicht — ich würde behaupten wäre sogar überflüssig, — wenn der Handel, wie es bis 2010 der Fall war, „physikalisch“ stattfinden würde, und nicht „Virtuell“ wie gegenwärtig. Mit anderen Worten wenn der Ökostrom wieder „physisch“ den Bilanzkreisen der Versorger zugeteilt würde, dann würde für jede grüne „Pflicht“ kWh im Portfolio der Versorger an der Börse, wo Bedarf und Preise zustande kommen, eine aus konventioneller Produktion weniger nachgefragt, und infolge dessen auch weniger produziert. „N1 würde zu N2 werden, und somit P1 zu P2.
Wenn Sie meine Kommentare lesen würden, kämen auch Sie an dieser Logik nicht vorbei.
Damit jeder der hier liest erkennt was ich meine, siehe im Folgenden meine Kommentare.
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
besonders den vom 06. Jan. um 21.49 Uhr, wo ich anhand der Merit Order Grafik versuche deutlich zu machen, wie bei einem „Physischen“ Handel des Ökostromes N1 zu N2 und P1 zu P2 wird.
Alles andere ist grüne Augenwischerei auf „Virtueller“ Basis.
@ JCW … So nun lesen und widerlegen Sie bitte das was ich geschrieben habe, bevor Sie hier abtauchen, und wie gewohnt an anderer Stelle, mit der gleichen „falschen“ Betrachtung wieder auftauchen.
JCW schreibt.
Durch so einen HKN-Handel würde nur etwas erreicht, wenn die Erlöse in einen Fonds gehen, der dann neue EE-Anlagen baut.
@ JCW
Noch ein „Fonds“ ..mit so einem Sammelbecken für Geld finanziert die Familie Graichen doch über die „Nebelkerze“ EEG Konto gegenwärtig auch schon die Energiewende, mit Milliarden Überschüsse auf dem Konto, zulasten der Stromverbraucher. Sie werden doch hoffentlich nicht auch zur Familie gehören.!!!