Eine „Photovoltaik-Strategie“ wird von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck breit öffentlich angekündigt. Mit dem Versprechen, Hemmnisse erneut abzubauen, erzeugt er Vorfreude und eine optimistische Stimmung. Welche Wertigkeit letztlich herauskommt, wird man sehen.
Gleichzeitig läuft eine andere „Strategie“: die des „Carbon Management“. Diese findet nicht an der Öffentlichkeit, sondern im Verborgenen statt. Es geht nämlich um die Errichtung einer breit angelegten Infrastruktur für CCS und damit um die Absicherung der Kohlenstoff-Verbrennung für weitere Jahrzehnte.
Das also ist die eigentliche energiepolitische Zukunftsstrategie der Ampel-Regierung! Ein Wechsel von den fossilen auf die erneuerbaren Energien steht in den Papieren, die Taten zielen ins Gegenteil. Noch bekommen die Erneuerbaren ein paar Bonbons nach dem Motto „kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“, der Gas- und Ölindustrie aber winken milliardenschwere Subventionen aus dem Steuersäckel. Ganz offenherzig schreibt die „Wissenschaftsplattform Klimaschutz“ in ihrem Impulspapier „Negative Emissionen und CCS für die Klimaneutralität“: „Zumindest in der Anfangszeit werden Aufbau und Nutzung einer CO2-Infrastruktur in vielen Fällen von öffentlicher Finanzierung abhängen.“
Derartiges eignet sich natürlich schlecht für eine öffentliche Diskussion, in der die Regierung gut wegkommt. Die Grundsatzfrage „CCS – ja oder nein?“ wurde daher von vornherein jeglicher Diskussion enthoben und im Kabinett entschieden.
Um der Sache aber einen Anstrich von „Offenheit“ und „Demokratie“ zu verpassen, wurde die Deutsche Energie-Agentur Dena beauftragt, zur „Carbon Management-Strategie“ (CMS) einen „Stakeholder-Dialog“ zu organisieren, zu dem auch Vertreter der Klimaschutz-Bewegung einzuladen wären.
Wie aber kann etwas als „Dialog“ bezeichnet werden, dessen Ergebnis von einer übergeordneten Instanz a priori vorgegeben ist? Zu Beginn der Versammlung am 20. April in Berlin gab ein Sprecher des „Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz“ (BBU) daher folgende Erklärung ab: „Die gegenwärtige Veranstaltung basiert auf einer Unstimmigkeit: Sie ist der von der Bundesregierung vorgegebenen Prämisse unterworfen, dass CCS erforderlich sei. Ein Dialog, der nicht ergebnisoffen ist, trägt seinen Namen zu Unrecht. Zur Beteiligung an einem derart verfehlten Konstrukt stehen wir nicht zur Verfügung. Wir fordern die Organisatoren dieser Veranstaltung auf: bereinigen Sie die Unstimmigkeit! Sorgen Sie dafür, dass die Bundesregierung die Vorfestlegung auf CCS zurücknimmt! An einem Diskussionsprozess, der den Wechsel auf 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 ermöglicht, werden wir uns gern beteiligen. Da draußen versucht die „Letzte Generation“ verzweifelt, Menschen aufzuwecken. Hier drin wird die Fortsetzung der Kohlenstoff-Verbrennung für weitere Jahrzehnte vorbereitet. Das ist die verkehrte Welt! Ich verabschiede mich.“
Bereits zuvor hatte es Konflikte gegeben: Bürgerinitiativen, die sich zur Veranstaltung angemeldet hatten, wurden ausgeladen. Um ihren Unmut zu besänftigen, bot man ihnen später ein speziell für sie gemünztes Gespräch an. Als sie vor Antritt der Reise nach Berlin wissen wollten, ob eine Chance bestehe, durch dieses Gespräch die Bundesregierung von ihrer Pro-CCS-Vorentscheidung abzubringen, gab es allerdings keine positive Antwort.
Bemerkenswert ist jedoch der kleinlaute Stil, in dem die Antwort verfasst war. Allem Anschein nach empfinden auch die vom Bundeswirtschaftsministerium zur Durchführung der Veranstaltungen verpflichteten Mitarbeiter die Unstimmigkeit eines „Dialogs“, dessen Ergebnis vorgegeben ist. Sie versuchten, die Verantwortung auf den Gesetzgeber abzuschieben, bei dem ja die letztliche Entscheidung liege.
Menschen, die von ihrer Sache überzeugt sind, verhalten sich so nicht! Es sieht gerade so aus, dass die Mitarbeiter des Ministeriums auf unteren Rängen sich eine Menge guten Menschenverstandes bewahrt haben, während die Führungsebene völlig abgedriftet ist.
Um dem Menschenverstand in der ganzen Bevölkerung und insbesondere in den für Klimaschutz und Energiewende engagierten Kreisen die Möglichkeit zu geben, das Verständnis des CCS zu vertiefen, hat der „Runde Tisch Erneuerbare Energien“ ein Positionspapier herausgebracht, in welchem die wichtigsten Aspekte des CCS auf zwei Seiten zusammengefasst werden. Der Runde Tisch ruft auf, dieses zu unterstützen, damit es mit möglichst vielen Unterschriften der Regierung vorgelegt werden kann: https://energiewende-2030.de/hochlauf-ccs-jetzt-stoppen/
Dass der von der Regierung nicht gewollte Diskussionsprozess jetzt von der Zivilgesellschaft eigeninitiativ gestartet wird, ist ein interessanter Vorgang. Er zeigt, dass ein gewisses Maß an politischem Durchblick und Emanzipation in der Bevölkerung vorhanden ist und lässt weitere Bewusstwerdungsprozesse als möglich erscheinen – wie eine Bürgerschaft sie benötigt, die sich mehr und mehr in Eigenregie mit erneuerbaren Energien versorgt und damit die Kohlenstoff-Verbrennung mit ihrem LNG und CCS definitiv in die Geschichtsbücher schickt, in die sie schon lange gehört.
— Der Autor Christfried Lenz politisiert durch die 68er Studentenbewegung, Promotion in Musikwissenschaft, ehemals Organist, Rundfunkautor, Kraftfahrer und Personalratsvorsitzender am Stadtreinigungsamt Mannheim, Buchautor. Erfolgreich gegen CCS mit der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“, nach Zielerreichung in „Saubere Umwelt & Energie Altmark“ umbenannt und für Sanierung der Erdgas-Hinterlassenschaften, gegen neue Bohrungen und für die Energiewende aktiv (https://bi-altmark.sunject.com/). Mitglied des Gründungsvorstands der BürgerEnergieAltmark eG (http://www.buerger-energie-altmark.de/). Bis September 2022 stellvertretender Sprecher des „Rates für Bürgerenergie“ und Mitglied des Aufsichtsrates im Bündnis Bürgerenergie (BBEn). Seit 2013 100-prozentige Strom-Selbstversorgung durch Photovoltaik-Inselanlage mit 3 Kilowattpeak und Kleinwindrad. —
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Ein sehr guter Artikel, der den „Kalten Krieg“ zwischen den Systemen einmal mehr deutlich macht.
Es hat sich offensichtlich noch nichts geändert. Meine zum Teil kritischen Kommentare hier, und anderen Foren, wo ich schon raus geflogen bin, haben ihren Ursprung auf der folgenden Veröffentlichung 1998 im Solarbrief des SfV
Siehe hier aus deren Archiv.
https://www.sfv.de/sob98440
.Abwehraspekte grüner Angebote
Auszug aus: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1/98; S. 59: „Green Pricing: kundenorientierte Angebote in der Elektrizitätswirtschaft“ von Thyge Weller
ZITAT:..In erster Linie, wenn auch weniger stark öffentlich verkündet, sind indes unternehmenspolitische Zielsetzungen entscheidend für die Initiatoren Grüner Angebote. Schließlich ist nicht zu übersehen, daß in einem Grünen Angebot durchaus auch Abwehr-Aspekte enthalten sein können: in diesen Fällen wird das Gegenteil dessen angestrebt, was vordergründig als Ziel vorgegeben ist. Vergleichbar mit dem Konzept industrieller Selbstverpflichtung soll ein solches Grünes Angebot im Einzelfall weitergehende staatliche Vorschriften zur Förderung erneuerbarer Energien verhindern helfen oder dem gesellschaftlichen Druck etwa zur Einführung kostendeckender Vergütung entgegenwirken. Ferner können derartige Abwehr-Projekte daraufhin konzipiert werden, daß dem Kunden die Beschränkungen (Kosten, Verfügbarkeit etc.) der erneuerbaren Energien deutlich werden und damit die Notwendigkeit einer fossil-nuklearen Erzeugung betont wird.
Anmerkung der Redaktion: Konkret formuliert. Sicher ausgesprochen. Entlarvung pur! Zitat Ende.
Die Autoren solcher Artikel werden gerne als Verschwörungstheoretiker abgestempelt
Die Wölfe im Energiewende Schafspelz werden nicht weniger.
Nachtrag zu meinem Kommentar:
Um Irritation zu vermeiden:…… Wo ich am Ende meines Kommentares schreibe, „Die Autoren solcher Artikel werden gerne als Verschwörungstheoretiker abgestempelt“, meine ich natürlich nicht den Autor des zitierten Artikels aus dem Archiv, sondern den Christfried Lenz.
Alleine diese Diskussion immer wieder neu zu eröffnen, kostet so viel gesellschaftliche Kraft und vor allem Zeit…
CCS halte ich für eine Nebelkerze der Fossilindustrie, ein Deus ex Maccina, welcher den alten Strukturen das Überleben sichern soll. Mir scheint, dass man so lange mit dieser Nebelkerze gefuchtelt hat, bis man selbst an den Schmarrn glaubt. Die mir bekannte Technik der Aminwäsche benötigt derart große thermische Energiemengen, dass z. B. bei Anwendung in der Hausmüllverbrennung mind, ca. 2/3 der Feuerungswärmeleistung der Anlagen alleine für den CCS Prozess aufgewendet werden muss. Da kann man den Müll wie früher wieder vergraben, dann wird das C effizienter fixiert.
Alle Berichte über derartige Anlagen, die mir bekannt wurden, zeigen nicht wirklich, dass die Technik in irgend einer Weise reif für den breiten Einsatz wäre.
CCS in der Energiebranche ist für mich das Analogon zu Wasserstoff auf dem Verkehrsträger Straße/Eisenbahn – vorgeschoben um das Unausweichliche hinaus zu schieben.
was mir nicht in den Kopf will ist, dass der Mensch so hirnverbrand ist, dass er, um das CO2 aus dem Weg zu bekommen, ihn vergräbt. Mit ihm werden jedoch stets 2 Atome Sauerstoff mit vergraben, der Stoff, der das Leben auf dieser Erde überhaupt ermöglicht hat. Parallel hierzu roden wir unsre Wälder , die mit der Fotosynthese diesen Lebensstoff wieder zur Verfügung stellt. Eine Menscheit die so unbekümmert und respektlos mit ihre essentiellen Lebengrundlagen umgeht ist nicht mehr zu retten.
Ja, sehr grundlegender Hinweis! Siehe hierzu auch im Positionspapier:
„Der Atmosphäre oder den Verbrennungsgasen CO₂ zu entziehen, ist im Übrigen schon vom Ansatz her verfehlt: entfernt werden muss der Kohlenstoff, nicht aber der Sauerstoff. Die natürliche Photosynthese macht vor, wie es richtig ist.“
https://energiewende-2030.de/hochlauf-ccs-jetzt-stoppen/
„Menschen, die von ihrer Sache überzeugt sind, verhalten sich so nicht! Es sieht gerade so aus, dass die Mitarbeiter des Ministeriums auf unteren Rängen sich eine Menge guten Menschenverstandes bewahrt haben, während die Führungsebene völlig abgedriftet ist.“
Die Perspektive ist schon richtig, nur die Motivationen sind aus diversen Perspektiven unterschiedlich zu ordnen. Damit ist nicht gesagt, daß CCS eine verantwortbare Technologie in ungeeigneten Topologien ist, sondern, daß die Vorbildwirkung/-anspruch unterschiedliche Resonanzebenen finden wird. Dieser Aspekt bleibt spannend, die CCS-Technologie jedoch bleibt mindestens gefährlich. Die Lobbyisten dafür sind abhängig von Abteilungsleitung, Aufsichtsrat, Geschäftsführung oder auch (zumindest indirekt) Aktionärsversammlungen, Parteiseilschaften oder langfristigen Vertragsentwicklungen?
Danke fuer den Bericht.
Wenn nun auch noch die EU-Kommission CCS als grün einstuft, wie auch Atomkraft und Erdgas, dann wissen wir genau, dass CCS ausgemachter Schwindel ist.
Selbst Kohle hatte man zeitweise versucht, grün anzustreichen, da ja heimische Kohle keine Transportemissionen hat und deswegen quasi grün sein muss.
Sie werden alles versuchen, um daraus maximalen Profit zu schlagen. Mit allen Mitteln. Und am besten ist es, wenn man Wege findet, bei denen sogar die Klima-Ökos so verwirrt werden, dass sie dem mit guten Gewissen zustimmen.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Loch im Garten, aus dem einfach dauerhaft Geld rausfliegt (stark vereinfacht, aber im Grunde ist es das). Was wäre Ihr Interesse?
Bei Kältemitteln, wie zb. bei Wärmepumpen, wird eine jährl. Überprüfung auf dessen Dichtheit gefordert.
Zertifiziert und gestempelt von hierfür speziell ausgebildeten Fachkräften.
Bei der Verpressung von ungeliebten Nebenerzeugnissen des Energieumwandlungsprozesses, wie CO2, wird auf eine Prüfung und dessen Dichtigkeitsnachweis bei der Bodenverpressung von vornherrein verzichtet.
Von ettlichen Fachleuten für Geologie wir diese Vorgehensweise hinreichend kritisiert.
Eine Veerpressung in einen Untergrund ohne definierbare und gesicherten Grenzen erscheint mir fahrlässig, wenn nicht sogar absichtlich kriminell; oder einfach nur ohne fachl. Qualifikation der Agierenden..
Politiker sollten sich zu Ihrer eigenen Sicherheit aus fachlichen Entscheidungen herraushalten, solange Ihnen die hierfür notwendige Expertise fehlen sollte.
Nachgelagerte Haftungsprozesse werden nicht in jeder Hinsicht von einer entsprechenden Versicherung gedeckt werden.
Ich denke die wissen genau, dass die Bodenreservoire nicht dauerhaft dicht sind. Das ist auch Teil deren Geschäftsmodells. Die Bodenreservoire werden also niemals voll werden und können bis in alle Ewigkeit „genutzt“ werden zum profitieren.