Die Meldungen überschlagen sich.
Patrick Graichen, ehemals Leiter der Agora Energiewende und heute Staatssekretär bei Robert Habeck, steht im Mittelpunkt.
Ihm wird vorgeworfen, dass er Gutachten und Postenbesetzungen nach Vetternwirtschaft-Manier mache, sowie eine Postenbesetzung an einen Freund vergeben würde.
Ob dies tatsächlich der Wahrheit entspricht mögen andere entscheiden.
Klar ist, dass viele Medien und die Opposition die Vorwürfe nun nutzen, um den grünen Klimaminister Robert Habeck selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Viel zu viel hat er bereits aus Sicht der fossilen und atomaren Wirtschaft am Umschwung zum Ausbau der Erneuerbaren bewirkt. Zu sehr haben sich die klimaschädlichen Energieunternehmen aus den Sektoren Erdöl, Erdgas, Kohle und Atom an den unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vollzogenen Abschwung des Ausbaus der erneuerbaren Energien gewöhnt und so ihre Geschäftsmodelle geschützt gesehen.
Die in der Kritik stehenden Institutionen haben keine ambitionierten Klimaschutzziele
Mir ist aber seit Jahren etwas anderes aufgefallen: In der Kritik der Vetternwirtschaft von Patrick Graichen bezüglich Auftragsvergabe und Postenbesetzung stehen die Deutsche Energieagentur Dena, das Öko-Institut und die Agora Energiewende. Genau diese Institutionen gelten als Hauptberatungsinstitute für grüne Energie- und Klimapolitik.
Auch wenn diese Akteure immer betonen voll hinter dem Klimaschutz zu stehen – sie haben sich nie an den wirklichen Notwendigkeiten für wirksamen Klimaschutz orientiert – also beispielsweise an dem Vorhaben 100 Prozent Erneuerbare bis 2030. Im Gegenteil, sie distanzierten sich von anderen unabhängig Forschenden, wie den Studien von Scientists for Future (S4F) oder auch denen der Energy Watch Group: 100 Prozent erneuerbare Energien in allen Sektoren bis 2030 findet sich in keinem Einzigen ihrer Gutachten. Im Gegenteil, sie bereiten sogar weiteren klimaschädlichen Emissionen den Weg, insbesondere mit ihrer Unterstützung für neue Erdgaskraftwerke, LNG, blauen Wasserstoff oder CCS.
So kommt es, dass die Ampelkoalition immer noch an Klimaneutralität 2045 festhält und auch keine weitergehenden wichtigen Maßnahmen beschlossen hat. Es fehlt nach 1,5 Jahren Regierungsverantwortung weiter das Energy-Sharing, die Flexibilisierung der Lasten innerhalb der Erneuerbaren ohne Erdgas, eine Kombikraftwerksvergütung und ein wirksames Gesetzespaket zur Förderung von Regionalstrom.
Die Institutionen, die allesamt hier in der Kritik stehen, gelten zwar als den Grünen nahestehenden Institutionen, sind in Wirklichkeit aber nicht offensiv genug für den Klimaschutz eingetreten. Sie stützen immer noch Erdgas als angeblichen Beitrag zum Klimaschutz und als angeblich unverzichtbar für die Flexibilität, die zum Ausgleich von Solar- und Windenergie im Netz benötigt wird. Auch das ist wohl ein Grund, warum die FDP in diesem Fall die Opposition kritisiert und die „grüne Vetternwirtschaft“ verteidigt – obwohl sie sonst innerhalb der Ampelregierung fast sämtliche wichtigen Initiativen der Grünen torpediert.
Klimaneutralität 2045 kommt zu spät, dennoch wird es in vielen Studien akzeptiert
Dabei ist längst klar: die Regierungsziele Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 und das EU-Ziel bis 2050 kommen viel zu spät und sind ein wesentlicher Beitrag auf dem Pfad zu einer 3 Grad Celcius heißen Welt, in der es kaum mehr eine menschliche Zivilisation geben kann, wie wir sie heute kennen. Dennoch unterstützen die genannten Institute genau das.
Bezeichnend ist zum Beispiel eine der jüngsten Analysen des Öko-Instituts zusammen mit Fraunhofer ISI und Prognos im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zum EU Klimaschutzprogramm „Fit for 55“.
Darin werden die komplett unzulänglichen Klimaziele und Unterziele, zum Beispiel der Ausbau der erneuerbaren Energien der EU auf 43 Prozent bis 2030 lediglich mit den (unzulänglichen) Zielen der Bundesregierung verglichen.
Festgestellt wird dann, dass hier weitgehend Übereinstimmung herrscht. Selbst im Kapitel „9.4 Einschätzung und Anpassungsbedarf“ steht nicht, dass all diese Ziele untauglich sind. Dort steht nicht, dass die EU genauso wie Deutschland, sich damit auf dem Pfad zu einer Heißzeit von 3 Grad Celcius befinden.
Auch Agora spricht sich weiterhin für das klimapolitisch unzulängliche Ziel der Bundesregierung von nur 80 Prozent Ökostrom statt 100 Prozent Gesamtenergie aus Erneuerbaren aus und plädiert sogar für neue Erdgaskraftwerke, die Wasserstoff-ready sein sollen.
Die Dena hat gar vor Jahren eine Taskforce zum Ausbau des höchst klimaschädlichen LNG gegründet.
Genau in diesen Instituten sitzen also jetzt schon – oder sollen zukünftig – die Freunde und Verwandte von Staatssekretär Patrick Graichen. Allesamt ignorieren sie die klimapolitische Notwendigkeit von 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2030. Sie diskutieren nicht die vielen anderen Studien, die deren Machbarkeit belegen und stützen so in hohem Maße das klimaschädliche Erdgas.
Agora Energiewende machte viele Vorschläge, die später umgesetzt zum massiven Einbruch des Ausbaus der erneuerbare Energien führte
Bei Agora Energiewende hat dies schon lange Tradition. So kommen aus diesem Think Tank schon unter den früheren Chefs Rainer Baake und Patrick Graichen viele der Vorschläge, die den Einbruch der erneuerbare Energien verursachten: beispielsweise die Beaufschlagung der Erzeugung und des Eigenverbrauchs von Ökostrom mit der EEG-Umlage (sogenannte Sonnensteuer) oder die Steuerfinanzierung der EEG-Umlage, die die deutsche Politik der erneuerbaren Energien in die Abhängigkeit der atom- und erdgasfreundlichen EU-Kommission legte.
Auch für die Umstellung auf Ausschreibungen, die den bürgerlichen Investitionen in erneuerbare Energien weitgehend die Grundlage entzog, machte Agora frühzeitig Vorschläge.
Genau die beiden ehemaligen Chefs der Agora Energiewende wurden dann Staatsekretäre: Rainer Baake unter Sigmar Gabriel, wo der massive Einbruch des Ausbaus der erneuerbaren Energien organisiert wurde.
Die Bürgerenergie wurde bis heute nicht wieder so entfacht, wie sie vor 16 Jahren schon mal erblühte
Und heute? Patrick Graichen – entscheidend zuständig für die Energiepolitik unter Robert Habeck – verantwortet die weitgehende Verhinderung der Bürgerenergie: Schon bis 2021 hätte Deutschland die EU-Richtlinie zum Energy-Sharing umsetzen müssen. Doch die Blockade durch den zuständigen Staatssekretär Graichen ist wohl begründet im Schutz der Erdgaswirtschaft, da ihm offensichtlich LNG-Terminals, neue Erdgaskraftkraftwerke, blauer Wasserstoff aus Norwegen und der Ausbau der Erdgasinfrastruktur wichtiger erscheinen.
Diese ganze Brückentechnologie-Denkweise wäre überhaupt nicht nötig, wenn endlich das Feuerwerk der Bürgerenergie mit Abschaffung der Ausschreibungen, Einführung von umfassendem Energy-Sharing und Abbau der immer noch vorhandenen Bürokratie-Hemmnisse entfacht würde.
Es ist unbegreiflich, dass grüne Politik auf diese grünen Berater setzt, die 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 nie unterstützt haben, obwohl doch grüne Politikbeschlüsse genau dies schon seit Langem fordern.
Die FDP ist weit vernetzt in der weltweiten Bewegung der Klimawandelleugner
Und nun gibt es plötzlich die Diskussion um die Vetternwirtschaft des Staatssekretärs Patrick Graichen. Bezeichnend ist, dass die Springer-Medien wie immer nur über die Vetternwirtschaft berichten, nicht aber über seine Blockade der Bürgerenergien und erst recht nicht über die unglaublichen Vernetzungen der FDP mit den weltweiten Klimawandelleugnern, die umfassend von der fossilen Wirtschaft gesponsert sind.
Fast ironisch ist, dass die Angriffe auf Minister Habeck durch AfD, CDU, CSU und teilweise auch FDP jetzt so hart ausfallen.
Dabei sind es doch die Union, FDP und auch Teile der SPD, die 16 Jahre lang unter Merkel den Ausbau der erneuerbaren Energien dezimiert und so Deutschland in die Abhängigkeit Russlands und die Energiekrise geführt haben. Ausgerechnet eine FDP – die mit ihrem Abgeordneten Frank Schäffler und dem klimapolitischen Referenten Steffen Hentrich der FDP-Bundestagsfraktion zwei bekennende Klimawandelleugner in ihren Reihen hat.
Frank Schäffler war eben der Autor des Dringlichkeitsantrages auf dem letzten FDP-Parteitag, der das Gesetz zur Ablösung der Erdgas- und Erdölheizungen als Heizungsverbotsgesetz diffamierte und so massiv die Verhinderung des Klimaschutzes in der Gesellschaft befördert. Gleichzeitig wird so der Absatz von Erdgas und Erdöl in den Heizungen weiter geschützt.
Insgesamt scheint ein Teil der FDP mit den internationalen aggressiven Netzwerken der Klimawandelleugner vernetzt zu sein, welche von der fossilen Wirtschaft finanziert werden.
Auch “Die Anstalt” im ZDF berichtete ausführlich mit sehr gut belegten Quellen darüber.
Es wird immer offensichtlicher, dass die FDP eine Sabotage an der Klimapolitik der Ampel betreibt, mit laufenden Attacken gegen selbst von ihnen im Koalitionsvertrag mitbeschlossenen Maßnahmen und einem Verkehrsminister, der sich vehement sträubt, auch nur eine einzige wirksame klimapolitische Maßnahme umzusetzen. Natürlich alles mit Rückendeckung durch die CDU und CSU – eine fast unheimliche Co-Regierung statt echter Opposition. Offensichtlich geht es Teilen der FDP sowie Teilen der CDU und CSU um das Abschießen von Klimaschutzminister Habeck, der zwar noch keinen optimalen Ausbau der erneuerbaren Energien umsetzen konnte und ebenfalls am Erdgas festhält, aber immerhin eine 180 Grad Kehrtwende der “Erneuerbare-Energien-Sabotage-Politik” unter Kanzlerin Merkel vollzogen hat.
Und Kanzler Scholz?
Wie soll nur mit Klimawandelleugnern in den Reihen der FDP – und einer offensichtlichen Fehlbesetzung in der Schlüsselposition des zuständigen Staatssekretärs im Klimaschutzministerium – wirksamer Klimaschutz gelingen?
Vor allem unter einem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der zu all diesen ungeheuren klimapolitischen Fehlentwicklungen in der Ampel einfach nur schweigt. Wieder einmal.
Wahrscheinlich will auch er keinen Klimaschutz eben zur Stütze der fossilen Wirtschaft. Immerhin haben er als Vizekanzler und seine SPD den Ausbau der Erdgasabhängigkeit von Russland massiv befördert und mit Ausbruch des Krieges die neue LNG-Abhängigkeit mit auf den Weg gebracht. Offensichtlich nimmt Kanzler Scholz zur Abwehr von 100 Prozent Erneuerbaren bis 2030 sogar den Zerfall seiner Regierung in Kauf …
— Der Autor Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group. Er war 1998 bis 2013 Bundestagsabgeordneter für Bündnis/Die Grünen und ist Mit-Autor des Entwurfs des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von 2000. https://hans-josef-fell.de/ —
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Deutliche und aufklaerende Worte.
Danke Herr Fell!
Dass Gas-Robert ins Fadenkreuz der von ihm verwöhnten Fossilien geraten könnte, kann ich mir nicht vorstellen. Hat er doch „im Interesse der Versorgungssicherheit“ nichts ungetan gelassen, was den nationalen Gasverbrauch erhöhen könnte.
Die könnten ihm höchstens vorwerfen, dass er Gas und Kohle nicht gleichbehandelt hat. Aber wenn er jetzt noch ein paar Häfen zur Kohleanlandung bauen lässt, oder neue Schienenverbindern, dann kann man ihm eigentlich gar nichts mehr vorwerfen, außer dass er Mitglied der Grünen ist.
Ich muss mich korrigieren, Gas-Robert hatte doch noch nicht Alles getan, um Gas zu fördern. Sein Vorschlag, Solarstrom mit unter 6ct/kWh an Auserwählte, oops „klar definierten Empfängerkreis“, zu verschenken und damit Solar die Investitionsgrundlagen zu entziehen, dürfte noch einmal ein Sahnehäubchen auf seine Fossilförderung setzen.
Wer meine Kommentare hier bei PV Magazine liest, dem ist meine kritische Einstellung gegenüber der Agora Denkfabrik, und deren Ex Chef Patrick Graichen bekannt.
Zum Beispiel im Folgenden:
https://www.pv-magazine.de/2020/09/01/audiopodcast-wundertuete-eeg-umlage-was-bringt-die-zukunft/
Siehe meine Kommentare, besonders den vom 01.Sept 2020 wo ich die Äußerungen vom Agora Mitarbeiter Thorsten Lenk kommentiert habe.
Und weiter unten mit Kommentar vom 02. Sept. 2020 um 16.19 Uhr die Stellungnahme unseres Users „JCW“. Es bleibt zu hoffen, dass „JCW“ nicht auch noch zur Familie gehört.
@Hans Josef Fell
Danke für den aufrüttellden Artikel.
Mir stellt sich die Frage, ob es mit den viel zitierten meist grün orientieten Organisationen wirklich so schlecht steht! Es ist zu hoffen, hier im Forum in den nächten Tagen von deren Vertretern etwas dazu zu hören wäre…….
Ist die vermutete Vetternwirtschaft für die Vergabe der Spitzenposition der DENA wirklich der Anlass für diesen Artikel, oder hat sich hier durch die unterschiedliche und unerfeulichen Entwicklungen im EEG ein geballtes Unbehagen aufgestaut?
Auffällig ist, daß zum neuesten Vorstoß – „Heizungsverbot“- keinerlei Anmerkungen zu finden sind.
Entspricht der Ansatz des Gesetzes Ihren Erwartungen zur anzustrebenden Klimaneutralität, oder gäbe es von Ihrer Seite hier Anmerkungen? Terminierung, Sozialverträglichkeit und Überwachungsorgane?
Ebenso ist zum neuesten Bärencoup der Eneergieconnection, der Subvetionierung des Industriestromsektors für BESONDERST energieintensive Unternemhmen mit der Versorgung von „ermäßgtem“ Strom keinerlei Amerkungen zu finden.
Wir rappeln uns hier für ein paar kWh die Münder wund, und auf der Seite der Entscheidungsfinder werden heftige Entlastungspakete für die großen Stromverbraucher unter der Maßgabe, es könnten ja energieintensive Betriebe aus D/ EU abwandern geschürt.
Ja hat denn Jemand den Unterschied zw. Erzeugungs- und Vermarktungspreis aufgedröselt?
„Es bleibt da gewaltig was hängen“
Mir gefällt die Regelorgie mit EEG-Strom, Börsenstrompreis und ständiges Bashing der Versorger überhaupt nicht.
Eine Leitline des Wirtschaftsministeriums zur zukünftigen und besseren Gestaltung des zukunftigen Strommarktes ist mir bislang nicht bekannt.
Andererseits haben wir durch dieses Dickicht der Preisfindung eine nicht hizunehmenden Preisentwicklung im Stromsektor, bei dem von einzelne Versorger schon mal 100% Aufschlag gg dem vorherigen Tarif ungeniert aufgerufen wurde;. aufgefangen für die Verbraucher durch die Strompreisbremse; voll zu Lasten des Staates!
Ist das die angemessene Antwort eines Industriestaates?
Warum wird die Findung des Strompreises aus angeblichen besseren Zeiten weiterhin mit dem Preis des letztendlich „notwendigen“ Kraftwerkes bestimmt? Merrit-Order! Zwand der EU????
Wir werden in ein paar Jahren HOFFENTLICH keine Kraftwerke mehr in Betrieb haben müssen!
Es werden Speicher sein, die die Energie in Schwachlastzeiten zur Netzstabilität überbrücken. Und deren technische und wirtschaftliche Darstellung kommt bislang in jedem Artikel viel zu kurz.
Hoffentlich weiß das alles eine Mannschaft um Patrik Graichen, eventuell auch er selbst.
@ Thomas I
Merit Order ( MOE ) heißt das Zauberwort, auf dem der ganze Preisfindungspr0zeß aufgebaut ist.
Das letzte, und teuerste – mit den höchsten Grenzkosten – noch für die jeweilige Nachfrage benötigte Kraftwerk bestimmt den Preis für alle anderen die billiger – weil niedrigere Grenzkosten – produzieren. Das mag zwar auf den ersten Blick etwas absurd erscheinen, ist aber durchaus sinnvoll, wenn es richtig zur Anwendung kommt.
Dazu siehe die folgende Merit Order Grafik
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Sinnvoll heißt, ein Anreiz zu schaffen, dass möglichst viel Erzeugung – mit niedrigen Grenzkosten – links auf der MOE Kurve angeboten wird, um rechts auf der Kurve viele Angebote– mit hohen Grenzkosten – zu verdrängen.
Und genau dieses „Sinnvolle“ ist 2010 mit der bekannten Ermächtigungsverordnung – die ich hier das „Faule Ei“ nenne – abgeschafft worden. Da wurden nämlich die Erneuerbaren, mit nahezu „Null“ Grenzkosten von dieser MOE Preisfindungskurve runter genommen, und müssen separat an der Börse als Überschuss, quasi verramscht werden.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Die Erneuerbaren mit fast „Null“ Grenzkosten, können seit dem rechts auf der MOE Kurve, keine teuren Gaskraftwerke mehr verdrängen, sodass diese den Börsenpreis bestimmen.
Wie das bis 2010 geregelt war, wo die Erneuerbaren noch auf der MOE Kurve aktiv waren, siehe meine folgenden Kommentare .
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
besonders den vom 06. Jan. um 21.49 Uhr, wo ich anhand einer MOE Grafik versuche deutlich zu machen, wie P1 auf P2 sinkt.
@ Thomas, und nun zu Ihrer obigen Frage
„Hoffentlich weiß das alles eine Mannschaft um Patrik Graichen, eventuell auch er selbst.“
Nach meinen Erfahrungen machen die bei der Agora Denkfabrik – wo Patrick Graichen ja mal der Chef war – um dieses, für die Energiewende essenzielle Thema, wie die korrekte Anwendung des MOE einen Bogen, wie der Teufel um das Weihwasser..
Siehe dazu den folgenden Thread, wo der Thorsten Lenk von Agora zu Wort kommt.
https://www.pv-magazine.de/2020/09/01/audiopodcast-wundertuete-eeg-umlage-was-bringt-die-zukunft/
Von einem Kosten/Nutzen Effekt, zugunsten der Verbraucher, ist der weit entfernt, wenn er sinkende Börsenpreise nur bei den EE betrachtet.
@Hans Diehl
Bei keinem Ihrer Beiträge darf der Verweis auf das Fettnäpfchen von 2010 nicht fehlen.
Wir haben mittlerweile 13 Jahre weiter……..sorry!
Gibt es bei Ihnen auch Gedanken, die aktuell Regierenden in Ihren Entscheidungen mit neueren Ansätzen zur Vergütung von PV-Erträgen und deren massivem Ausbau zu begeistern?
Zurück wollen die offensichtlich alle nicht?
Thomas I schreibt.
@ Hans Diehl …Gibt es bei Ihnen auch Gedanken, die aktuell Regierenden in Ihren Entscheidungen mit neueren Ansätzen zur Vergütung von PV-Erträgen und deren massivem Ausbau zu begeistern?
Zurück wollen die offensichtlich alle nicht?
@ Thomas I.
Zurück wollen die nicht, sonst müsste sich ja Habecks Staatssekretär – man nennt ihn auch Kopf der Energiewende – die Frage gefallen lassen, warum ihm als Chef der Agora Denkfabrik 13 Jahre nicht aufgefallen ist, dass wir nur deshalb die höchsten Strompreise haben, weil bei sinkenden Börsenpreisen, durch Sonne und Wind ( Merit Order Effekt ) die EEG Umlage steigt. Mit anderen Worten, der preis mindernde MOE nicht nur den Verbrauchern „Nicht“ zugute kommt, sondern sogar ihren Strompreis noch erhöht.
Siehe hier
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Alleine zwischen 2011 und 2016 haben sich die Beschaffungskosten der Versorger durch denn MOE fast halbiert. Im gleichen Zeitraum, hat sich für die Verbraucher die EEG Umlage von 3,530 auf 6,354 Cent/kWh erhöht. Ich nenne mich nun wahrlich nicht Denkfabrik, sondern habe lediglich ein „Paradoxon“ zum Ausdruck gebracht, das jeder selbst anhand der Daten und Fakten nachvollziehen kann .
Ich bin mir nicht sicher, ob der „Kompromiss Weg“ mit Gas als lückenfüllender Faktor nicht doch die geeignete Methode ist, die Erneuerbaren zuzubauen. Man sieht ja heute bereits, wie stark der Gegenwind bläst… selbst mit dieser narrensicheren Strategie, dass Gas von 0 bis 100% alle Versorgungssicherheit bieten kann. Da werden doch glatt noch immer die 5% AKW’s herbeigesehnt oder die Verbrennung von Kohle bis in alle Ewigkeit heraufbeschworen…
Mit Zuhilfenahme von Gaskraft ist der konsequente Weg über die Erneuerbaren schon schwer genug und ich finde, er ist im Hinblick auf den bedingungslosen Vorrang der Erneuerbaren der Richtige. Mit dem klaren Bekenntnis der unterzuordnenden, aber jederzeit zu 100% Backup verfügbaren Gaskraft wird von vorneherein der Wind aus allen Segeln der blackout Beschwörer genommen, dass irgendwelche Dunkelflauten gefährlich werden könnten… der Weg zu 100% EE ist auf diese Weise einfach glasklar sicher, ohne Umschweife… selbst für den größten konservativen Kritiker. Und diese Klarheit ist für mich in diesen polarisierenden Zeiten viel wichtiger, als ggf. noch etwas fossiles Gas im System zu haben… das langfristig ja auch nur grün werden kann und soll. Dazu sind diese Kräfte viel zu gefährlich, um das gesamte Vorhaben gesellschaftlich kippen zu können…
Detlef K. schreibt.
Und diese Klarheit ist für mich in diesen polarisierenden Zeiten viel wichtiger, als ggf. noch etwas fossiles Gas im System zu haben… das langfristig ja auch nur grün werden kann und soll. Dazu sind diese Kräfte viel zu gefährlich, um das gesamte Vorhaben gesellschaftlich kippen zu können…
@ Detlef K.
So sehe ich das auch. Dazu müssen aber die Erneuerbaren wieder den Versorgern „physisch“ mit sogenannten Ökobändern zugeteilt werden, damit die „garantiert“..sicher im System integriert sind, wie das bis 2010 der Fall war. Der „Virtuelle“ Missbrauch der EE in Form von Diskreditierung zu Graustrom an der Börse, wie das gegenwärtig gesetzlich der Fall ist, muss beendet werden. Erst dann kann man erkennen, was die Erneuerbaren tatsächlich beitragen. Wenn unser Strommix aus 90% Erneuerbare ohne „Rohstoffkosten“ besteht, kann man damit locker einen 10%igen Kapazitätsmarkt aus Gas – das im Laufe der Zeit auch grün wird – finanzieren, ohne dass die Verbraucherpreise darunter leiden. Womit wir beim Kosten/Nutzen Prinzip wären, was auch hier eines meiner Themen ist.
Der ehemalige Chef von RWE hatte da mal einen dahin führenden Plan.
Siehe hier
https://www.welt.de/wirtschaft/energie/article125425602/RWE-setzt-jetzt-voll-auf-die-Energiewende.html
ZITAT:.-..Terium forderte die Schaffung eines „dezentralen Kapazitätsmarktes“, auf dem sich ein Preis für gesicherte Erzeugungsleistungen bilden könne. Damit könnten Kraftwerke refinanziert werden, die derzeit wegen des Ökostrom-Vorrangs kaum noch zum Einsatz kommen und deshalb vor der Stilllegung stehen. „Die Feuerwehr wird auch nicht allein für das Löschwasser bezahlt“, erklärte Terium: „Sie wird genauso dafür bezahlt, dass sie rund um die Uhr mit ihren Geräten in Bereitschaft ist – das wollen wir auch!“ Zitat Ende.
Mit den Kraftwerken meinte er, Gaskraftwerke, die durch den Merit Order Effekt, den die EE auslösen, nicht mehr zum Zuge kamen.
Irgend jemand muss das nicht gefallen haben, denn einige Monate später war er freigestellt.
Offensichtlich hatte jemand einen anderen Plan, wie man die Gaskraftwerke wieder ins Geschäft bringen kann. Zeitweise scheint es ja auch funktioniert zu haben, wie die hohen Börsenpreise gezeigt haben. Nur ging der Schuss nach hinten los, weil dadurch die Übergewinne der Ökostromer entstanden sind. Und das passte denen von der anderen Seite ja schon mal gar nicht ins Konzept.
Wer die Entwicklung – wie ich das tue — genau verfolgt, wird ständig mal an die alten Redensarten erinnert, die da lauten „Lügen haben kurze Beine, oder der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht“
naja, das mit dem Gas war uns ist ja auch weiterhin die Strategie.
Und die Sache mit dem „billigen Atomstrom“ ist eh ein Witz. Warum einige das immer wieder auf die Agenda setzen, bleibt ein Rätsel.
Die Kosten zahlt vielleicht nicht der Verbraucher mit seinen Cent / kWh, sondern alle Steuerzahler, auch unsichtbare Weise und bis in die gefühlte „Ewigkeit“, da hier „Ewigkeitskosten“ entstehen.
Stichwort „Asse“. Was ist denn, wenn das letzte Fass aus dem Salzstock geborgen wurde in 3 Jahrzehnten? Was passiert denn dann genau mit Salzstock, durchlaufendem Wasser, und vor allem dem Müll. Ist das Problem dann für immer beseitigt? Unwahrscheinlich. Es wäre so einfach, damit politische Kommunikation zu betreiben, aber derzeit scheinen die Grünen eher im Abwehrkampf um verfehlte Personalpolitik beschäftigt zu sein.
Wenn der Habeck den Staatsekretär nicht kurzfristig entlässt, sägt der Minister indirekt an seiner eigenen Position in Form von Glaubwürdigkeitsverlust und schadet nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Partei. Haben diese Profis eigentlich wirklich gar keinem professionellen Berater mehr, die sich in solchen Themen auskennen? Hat es jetzt echt nur 1 Jahr gedauert, bis die Grünen in Regierung in Korruption versumpfen? Traurig, wirklich traurig.
„naja, das mit dem Gas war uns ist ja auch weiterhin die Strategie.“
jo… seitens der Politik ist es das. Allerdings gibt es auch viele aus der Ökobranche, die dagegen sprechen… zum Beispiel Herr Fell, Frau Kemfert oder Herr Quaschning. Von dieser Seite hört man meist, dass wir das so nicht bräuchten und es auch ohne fossiles Gas Backup ging. Vielleicht stimmt das auch, ich halte diesen Weg aber zumindest für sehr risikoreich und gewagt… und sehe mit diesen Thesen eher die Spaltung bei der Energiewende, weil die konservativ Gesinnten direkt ungläubig abwinken und sich verweigern. Wenn es dann wirklich daneben geht, haben wir das große Dilemma und den Vertrauensbruch… das können wir uns aus meiner Sicht einfach nicht leisten wegen ein paar Prozent fossilem Gas im System. Sie geben dem ganzen Thema einfach die letzte Sicherheit und vermeiden von vorneherein die unsäglichen völlig kontraproduktiven Diskussionen um die Dunkelflaute…
Lieber Josef Fell,
vielen Dank für die klaren und wahren Worte.
Enttäuschend ist auch der neueste Vorstoß den Firmen den Strom um 6ct/kWh zu geben. Auf meinem eigenen Gewerbebau schaffe ich es um 6ct/kWh meinen eigenen Solarstrom zu erzeugen. Wenn nur Vater Staat diesen Preis fixiert, fehlt jeder Anreiz sich selber um günstigen Strom im Eigenverbrauch zu kümmern. Die Strom und Gaspreisbremse waren nichts anderes als tolle Subventionsmodelle für Gas und Stromwirtschaft. Schade dass dunkelgrün immer mehr ins grüngelbe abdriftet.
Anstatt hier Romane in die Kommentare zu schreiben, schließen sie sich der Letzten Generation an.
es hilft alles nix…