Seit Jahresbeginn hat die Bundesnetzagentur die Aufbereitung der Photovoltaik-Zubaudaten in Deutschland umgestellt. Die am 20. März zuletzt veröffentlichte Liste zeigt für die Photovoltaik-Anlagen eine Zubau von rund 7,3 Gigawatt für das vergangene Jahr. Alle Daten basieren auf dem Marktstammdatenregister, in das Betreiber ihre Photovoltaik-Anlagen eintragen müssen. Dazu gehören auch Stecker-Solar-Geräte. Doch genau diese machen eine detaillierte Analyse des Photovoltaik-Zubaus schwierig, wie EUPD Research nun berichtet.
„Wir haben auf Basis des Marktstammdatenregisters die PV-Inbetriebnahmen in Deutschland im Jahr 2022 untersucht und festgestellt, dass viele der Anlagenregistrierungen im Kleinstanlagenbereich nicht ganz stimmig sind“, erklärte Hanna Schmole, Director Research Operations bei EUPD Research. So seien im Marktstammdatenregister Einträge vorhanden, die unter die Kategorie „Steckerfertige Erzeugungsanlagen“ fallen, also Photovoltaik-Balkonkraftanlagen mit ein bis zwei Modulen, jedoch eine hohe installierte Bruttoleistung aufwiesen. In Einzelfällen seien statt 600 Watt auch bis zu 600 Kilowatt verzeichnet. „Diese Meldungen haben wir für unsere Auswertungen bereinigt“, so Schmole weiter.
Dazu kämen falsche Einträge für den Errichtungsort. So sind rund 700 Photovoltaik-Anlagen unter 3 Kilowatt Leistung im Marktstammdatenregister zu finden, die der Kategorie „Freifläche“ zugeordnet werden. Dabei handele es sich bei dieser Anlagen nach Einschätzung von EUPD Research auch eher um Stecker-Solar-Geräte. Darüber hinaus sind in der Kategorie „bauliche Anlagen“ weitere 19.000 Anlagen zu finden, die auch eher Photovoltaik-Balkonanlagen sein dürften. Acht Prozent der Anlagen bis zwei Kilowatt Leistung seien zudem als „Volleinspeiser“ an die Bundesnetzagentur gemeldet worden. Dabei wird bei Stecker-Solar-Geräten der erzeugte Solarstrom zumeist direkt im Haushalt verbraucht.*
Nach der Bereinigung der Daten kommt EUPD Research noch auf eine Photovoltaik-Zubau von 6,82 Gigawatt, die sich auf etwa 347.000 Anlagen verteilen. Die Photovoltaik-Kleinstanlagen bis zwei Kilowatt Leistung stellten nur einen Bruchteil des Gesamtzubaus dar. Doch rein nach der Anzahl der im Jahr 2022 als neu Inbetrieb genommenen Anlagen, die im Marktstammdatenregister verzeichnet sind, machen sie fast ein Viertel der Meldungen aus. Dabei sind es real wahrscheinlich sogar noch mehr. „Neben den offiziellen Meldungen von Balkon-PV-Anlagen vermuten wir jedoch auch eine hohe Dunkelziffer an Anlagen, die nicht gemeldet werden“, ergänzte Markus Hoehner, Gründer und CEO von EUPD Research.
*Anmerkung der Redaktion: Der Satz ist nachträglich geändert worden. Überschüsse, die nicht direkt verbraucht werden können, werden, werden ins Netz eingespeist.
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Ich kann mich erinnern, dass das Marktstammdatenregister nicht ganz intuitiv / problematisch war bei der Eingabe von 0,6kW bei meinem Balkon-Kraftwerk.
Ingesamt hat die BNetzA mit dem Markstammdatenregister (MaStR) es zwar gut gemeint aber bei der Umsetzung bzw. der Kontrolle der Einträge ist es nicht so weit her. Was eigentlich schade ist, das das MaStR eine gute Datenquelle sein könnte, wenn die Daten nicht so viele Unstimmigkeiten aufweisen würden, was aber auch daran liegt, dass das MaStR ein klarer Fall von Overengineering ist und die Betreiber wahrscheinlich im Dschungel der vielen Datenfelder aus Versehen falsche Eingaben machen.
Es ist schon schwer den ganzen Artikeln zu Balkonkraftwerken zu folgen. Befürworter und Gegner geben sich stündlich die Klinke in die Hand. Der Normalbürger schaut in die Röhre weil er das Meiste nicht versteht.
Wenn das MaStR die Anzahl der Module abfragen würde, könnte man eine einfache Plausibilitätskontolle der Eingabe durchführen.
Ein paar Bilder und ein wenig Erläuterung dazu (was tun, wenn die Anlage im Garten steht) würde dem vernünftigen Teil der Bevölkerung sehr schnell weiterhelfen.
Ich bitte um Bestaetigung: 1/4 der neu registrierten Anlagen (plus erhebliche Dunkelziffer) sind Stecker-Solar-Geräte ?
Danke.
Das Viertel steht jedenfalls so in dem Artikel. Die Zahl ist aber ziemlich bedeutungslos. Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Und das ist weniger als 1% des produzierten Solarstroms, sicher auch weil die meisten Balkonmodule nicht optimal ausgerichtet sind und möglicherweise von Verschattungen betroffen sind. Und Solarstrom macht zur Zeit etwa 10% der deutschen Stromerzeugung aus, Strom ist wieder für 20% des Primärenergieverbrauchs verantwortlich. Insgesamt reden wir also über 0,02% oder 1/5000stel der Primärenergie mit der Perspektive, dass es mal (im Vollausbau) 1/2000stel sein könnte.
Wie man an den Fehleingaben sieht, haben viele Betreiber auch keine Ahnung, wie ihre Anlage größenmäßig und der Kategorie nach einzuordnen ist. Die Anlagen und ihre Betreiber taugen also allenfalls als Futter für die BLÖD-Zeitung, damit die titeln kann: „PV bringt nichts. Michel S. ist maßlos enttäuscht über seine Fehlinvestition.“
Wenn die Balkonmodule dazu führen würden, dass sich die Leute damit beschäftigen, wieviel Strom sie wann verbrauchen, und wie sie diesen Strom wann selber herstellen könnten (oder auch nicht!), dann wäre etwas gewonnen. Das wird dem Michel Schlafmütze aber schnell zu anstrengend. BLÖD-Zeitung lesen oder RTL gucken ist doch so viel bequemer.
Ich sehe also zwei Probleme: Wenig Ertrag bei hohem Ressourceneinsatz und viel Beschäftigung mit einem absoluten Randthema. Demgegenüber scheint der mögliche positive Effekt, dass sich die Leute fachkundig machen, nicht einzutreten. Viel Aufwand, wenig Nutzen. Man könnte das Thema mal abhaken. Jeder, der es machen will, soll es ruhig machen, da braucht man auch keine großartigen Sonderregelungen. Es ist aber weder ein besonderes Verdienst, ein Balkonkraftwerk zu betreiben, noch irgendwie tadelnswert. Die Welt wird weder durchs Tun noch durchs Lassen besser oder schlechter.
In dem Artikel steht, dass ein Viertel der Anlagen kleiner als 2 Kilowatt sind, aber nicht dass dies alles Photovoltaik-Balkonanlagen sind. Sie werden aber sicher einen erheblichen Anteil dieses Segments der Kleinstanlagen ausmachen.
Das Marktstammdatenregister ist zu verkopft. Beim Anmelden meiner Anlage mit 8,5 kWp musste ich mehrmals recherchieren bis ich alle Fragen beantworten konnte. Paradebeispiel ist die Frage „aktiv“ mit Datum der Inbetriebnahme. Die Anlage war aufgebaut und konfiguriert, hatte aber noch keine Einspeisezusage und der Elektriker hatte keine E.8+ ausgefüllt. Trotzdem war es richtig, sie „aktiv“ zu melden da die Panel schon probeweise Strom an den Wechselrichter geliefert haben. Der Zeitpunkt der Inbetriebnahme bringt sogar Juristen in‘s Kopfkratzen, aber der Betreiber soll ihn korrekt eingeben. Kann man machen, aber das Ergebnis ist dann unscharf.