Es wird viel über den Speicherausbau in Deutschland geredet. Die Auswertungen des Marktstammdatenregister durch die Forscher der RWTH Aachen zeigen nun, dass auch kräftig zugebaut wird. So sind im vergangenen Jahr rund 220.000 neue Photovoltaik-Heimspeicher mit einer Kapazität von 1,9 Gigawattstunden und einer Leistung von 1,2 Gigawatt neu installiert worden. Dies sei ein Marktwachstum um 52 Prozent, wie aus der am Freitag veröffentlichten Analyse „The development of battery storage systems in Germany: A market review (status 2023)“ der Forscher der RWTH Aachen hervorgeht. Kumuliert liegt die Kapazität der Heimspeicher in Deutschland damit bei 5,5 Gigawattstunden, die sich auf etwa 650.000 Heimspeicher verteilen (Stand Ende 2022).
Doch auch die Nachfrage nach Gewerbespeichern ist im vergangenen Jahr gewachsen. Insgesamt habe der Markt um 24 Prozent zugelegt. Es seien etwa 1200 neue Gewerbespeicher mit 0,08 Gigawattstunden Kapazität/0,04 Gigawatt Leistung neu installiert worden. Bei Großspeicher gab es hingegen geradezu eine Marktexplosion. 910 Prozent Wachstum verzeichnen die Aachener Forscher. Allerdings war der Markt in den Jahren zuvor fast zum Erliegen gekommen. 2022 sind nun 47 Großspeicher mit einer Kapazität von 0,47 Gigawattstunden und 0,43 Gigawatt Leistung neu entstanden. Über alle drei Segmente hinweg ermittelten die Forscher eine insgesamt installierte Speicherkapazität von 7 Gigawattstunden.
Die Forscher der RWTH Aachen werten jedoch nicht nur die Zahlen zum klassischen Speichermarkt aus, sondern auch jenen für Elektrofahrzeuge. Mittlerweile rollen mehr als eine Million Elektroautos über die deutschen Straßen. Allein im vergangenen Jahr kamen 693.000 dazu. Damit verbunden sei ein Marktwachstum bei der Kapaziät der Speicher von 34 Prozent, so die Wissenschaftler. Die Kapazität der Speicher in den neuen Elektrofahrzeugen belief sich auf 27 Gigawattstunden bei einer DC-Leistung von 43 Gigawatt und 4,5 Gigawatt AC-Leistung. Insgesamt seien damit bereits 65 Gigawattstunden „rollende“ Speicherkapazität vorhanden. Aus Sicht der Forscher der RWTH Aachen höchste Zeit, deren Flexibilitätspotenzial zu nutzen. Dazu müsste aber die Regulatorik für Vehicle-to-Grid-Anwendungen zunächst entsprechend angepasst werden.
Deutlicher Preisanstieg
Die Forscher der RWTH Aachen haben auch Preise verglichen und erstmals überhaupt einen Anstieg verzeichnet. Für Photovoltaik-Heimspeicher schätzen sie die Kosten auf 1200 Euro pro Kilowattstunde – dies seien sogar durchschnittlich 30 Prozent mehr als noch im Jahr 2021. Bei gewerblichen Speichern gab die Forscher eine Spanne von 580 bis 710 Euro pro Kilowattstunde an. Dies sei je nach Größe ein Anstieg um 23 bis 92 Prozent. Die Preise für Großspeicher bewegten sich dagegen zwischen 310 und 465 Euro pro Kilowattstunde im Durchschnitt – 42 bis 54 Prozent mehr als noch 2021. Die Weltmarktpreise für Batteriepacks hätten sich um sieben Prozent erhöht, heißt es in der Veröffentlichung.
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Die Statistik zeigt ganz deutlich, dass die Batterien von Elektroautos bei weitem die höchste Speicherkapazität ergeben – diese könnten eine Doppelnutzung für das Eigenheim, die Kommune und insbesondere die gesamte Energiewende bedeuten, wenn endlich V2X angegangen würde – bei VW von Herrn Diess damals groß angekündigt. Schläft der jetzige CEO von VW, oder sind ihm die E-Fuels viel wichtiger?
V2X ist den Herstellern mit NMC Batterien zu heikel. Die haben keine Lust Batterien nach 6-8 Jahren auf Garantie tauschen zu müssen weil sie die versprochene Kapazität nicht mehr halten können.
In 2025/26 laufen die ersten LFP Fabriken in Europa an, dann werden wohl brauchbare Autos dafür auf den Markt kommen. Die aktuelle VW Entwicklung ist Schmarn. Es wird eine DC Ladesäule benötigt, wobei die Stromentnahme im ID4 auf 5000 kWh (ca. 100 80% Ladezyklen) insgesamt begrenzt ist. Damit kostet die Ladestation mehr als das Auto jemals an Netzstrom einsparen kann.
In der Theorie ist V2X eine interessante Lösung. In der Praxis ist das nur für Autokäufer interessant, die über einen eigenen Stellplatz mit Wallbox verfügen. Ob das Entladen des Autos ins eigene Hausnetz oder gar ins öffentliche Stromnetz wirtschaftlich ist, kann man erst sicher abschätzen, wenn die passenden Autos und Ladeeinrichtungen verfügbar sind.
Leider wird sich die Industrie mal wieder nicht auf einen Standard einigen, AC oder DC entladen, das ist die Frage.
Meine Sicht auf die Dinge ist folgende, die Heim- und Industriespeicher werden billiger, es ist sicher besser einen großen Heimspeicher und ein Auto mit kleinem Akku zu haben. Wenn man täglich fahren muss, ist es ausreichend, wenn das Auto intelligent geladen wird. Teure V2X Technik ist dann nicht erforderlich.
Die Energiewende wird von ganz unten angestoßen. Wie Recht der Hermann Scheer hatte, mit dieser Prophezeiung bei seinen Vorträgen.
Solch eine Schlagzeile finde ich auch heute Morgen in unserer lokalen Zeitung.
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie man mit geigneter Sprachwahl völlig irrelevantes „groß verkaufen“ kann. Eigentlich müsste man sogar „die Leute verars…“ schreiben.
Aus dem Header:
„Allein der Markt für Großspeicher ist im vergangenen Jahr um 910 Prozent gewachsen“. WOW, super!
Später im Text:
„2022 sind nun 47 Großspeicher mit einer Kapazität von 0,47 Gigawattstunden und 0,43 Gigawatt Leistung neu entstanden.“
0,47 GWh? Na zum Glück waren es 2021 stolze 0,05 GWh. Nicht auszumalen der Zuwachs, wenn da weniger als fast nichts aufgebaut worden wäre. 😉
Das ist im Übrigen der kaum sichtbare lachsfarbene Strich in der Grafik oben!
Am spannendsten finde ich den Vergleich mit dem Heiligen Speicher- Gral der der Alten Energiewelt:
Den Pumpspeichern die Deutschland ca. 40 GWh haben und von vielen der ewig gestrigen noch immer als DER limitiertende Faktor der Energiewende gesehen werden.
Die Bidirektionale Nutzung der Autos kommt und wird hunderte GWh an Speichern bringen die man nutzen kann aber nicht muss. Es braucht niemand Angst zu haben das die Kontrolle über das eigene Auto verloren geht.
Und sofern die Bundesregierung versteht das mittlere und große Speicher schneller kommen / müssen als bisher gedacht erreichen wir sehr gut die Notwendigen Speicher.
Der globale Produktionsmarkt wächst in atemberaubender Geschwindigkeit und neben Lithium treten Natrium Ionen und weitere.
Die Pumpspeicher wird es weiter geben und das ist gut so. Eine Limitierung der Energiewende sind und waren sie nie. Nun sieht man es an den schon vorhandenen „neuen“ Speicheroptionen jeden Tag mehr.
Na, da wird sich aber der Prof. Sinn gar nicht freuen, dessen gesamte Berechnungen für die Voraussage des Scheiterns der Energiewende auf Pumpspeichern aufgebaut haben – und jetzt kommt die LFP- und Natrium-Batteriechemie (und das noch dazu von den Chinesen) und bringt alle seine Berechnungen ins Wanken
Mit den noch so vielen GWh von Auto-Speichern ist vielleicht einzig ein Teil des Tag/Nacht-Problems gelöst. Alle anderen Probleme, die darüber hinausgehen, wie z.B. die Dunkelflaute oder das saisonale Heizproblem ist davon nicht einmal berührt.
„rund 220.000 neue Photovoltaik-Heimspeicher mit einer Kapazität von 1,9 Gigawattstunden“: Das ist alles zusammen 2 Stunden Ausfall eines grossen Kraftwerks. Grob gesagt geht es beim Speicherproblem der Energiewende aber um etwa 2-3 Wochen Energievorrat. Das letztes Jahr in der Schweiz in Betrieb genommene Pumpspeicherwerk Nant-de-Drance hat 20 GWh Energievorrat (dann ist alles Wasser drunten), also 24 Stunden Ausfall eines grossen Kraftwerks, oder ein bemerkbarer Teil des Tag/Nacht-Ausgleichs.
Ich will damit keineswegs sagen, dass sich das Speicherproblem nicht lösen lässt. Es lässt sich sehr wohl lösen. Es braucht dazu – in Europa – aber trotzdem möglichst viele Speicherseen, Pumpspeicherwerke und schliesslich eine bedeutende Anzahl Wasserstoff-betriebene Gasturbinen mit riesen Wasserstoff-Speichern.
Wie schon oben jemand sagt: Es gibt sehr verschiedene Dimensionen von ‚gross‘. Die Hoffnung der Batterie-Begeisterten, damit das Stromspeicher-Problem zu lösen, geht von einem ‚gross‘ aus, dem rechts, vor dem Komma, 2 bis 3 Nullen fehlen.