Die Varta AG will weitreichende Restrukturierungsmaßnahmen durchsetzen, um das Unternehmen nach eigenen Angaben finanziell und operativ zu stabilisieren. Die globalen Herausforderungen des vergangenen Jahres hätten das Ergebnis belastet. Daher liefen seit Monaten Gespräche mit den finanzierenden Banken, die sich mittlerweile in einem fortgeschrittenen Stadium befänden. Das Konzept sei in den vergangenen Wochen erarbeitet worden und sehe gezielte Maßnahmen zur Profitabilitätssteigerung sowie der Verbesserung der Finanzierungsstruktur vor. Es basiere auf einem von KPMG erstellten IDW-S6 Gutachten, dass die Restrukturierungsfähigkeit und Wachstumsperspektiven von Varta aufzeige.
Voraussetzung sei allerdings eine konsequente Reduzierung der Kostenbasis in den Bereichen Beschaffung, interner Prozesse und Personal sowie eine weitere Diversifikation der Kundenbasis und Investitionen in Wachstumsfelder, teilte Varta mit. Das Konzept stehe unter dem Vorbehalt der finalen Zustimmung der zuständigen Gremien der Banken. Es sehe im ersten Schritt eine Kapitalerhöhung vor, mit der Varta einen Erlös von 50 Millionen Euro anstrebt. Die neuen Aktien sollen aus genehmigtem Kapital stammen und unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre zu einem Verkaufspreis, der den Börsenkurs nicht wesentlich unterschreitet, ausgegeben werden, wie es weiter hieß. Ausschließlich die VGG Beteiligungen SE, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Montana Tech Components, sei zur Zeichnung der neuen Aktien zugelassen.
Das frische Kapital will Varta nutzen, um das Geschäft mit Energiespeichern auszubauen. Zugleich solle damit das Wachstum bei den großformatigen Lithium-Ionen-Zellen, die bereits an einen Kunden geliefert werden, abgesichert werden. Doch zugleich sollen auch Kosten reduziert werden. Dies betreffe sowohl die Produktion, aber auch das Personal. Wieviele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssten, ließ Varta zunächst offen. Allerdings wolle die Unternehmensleitung zeitnah mit dem Betriebsrat Gespräche über die konkrete Ausgestaltung führen. Mit einer zentralen Zulieferer-Steuerung soll überdies die Lieferantenbasis erweitert und bestmögliche Beschaffungskosten erzielt werden.
Nach Angaben von Varta soll mit den Maßnahmen vor allem die Profitabilität in den Segmenten Micro Batteries, der kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen und bei den Haushaltsbatterien gesteigert werden. „Die aktuell wirtschaftlich herausfordernde Lage erfordert klare Schritte, um wieder erfolgreich und profitabel wirtschaften zu können“, erklärte Varta-Vorstandssprecher Markus Hackstein. „Dass dieses Vorgehen auch Einsparungen bei den Personalkosten beinhaltet, ist leider unausweichlich.“
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Wie hat man es geschafft in einem derartigen Wachstumsmarkt unprofitabel zu sein? Da muss wohl gröber was im Argen sein.
Es könnten die Vorboten einer Marktbereinigung sein, wie wir sie bei den PV-Unternehmen auch gesehen haben. Wachse oder weiche könnte die Devise lauten. Wer sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausruht, muss weichen.
Meine Prognose (oder vielleicht auch nur Hoffnung) für den Heimspeichermarkt ist: Das Geschehen wird sich auf größere Speicher im Netz verlagern, Heimspeicher bringen zu wenig Nutzen. Ohne die Heimspeicher hätte die Technologie es schwerer gehabt, sich zu entwickeln, aber ihre Zeit neigt sich dem Ende zu. Im vergangenen Jahr gab es nochmal einen Schub, weil durch die hohen Strompreise eine Steigerung des Eigenverbrauchs durch Heimspeicher in den Bereich der Amortisation kam. Die Preise sinken jetzt aber wieder, und wenn nicht noch weitere Unglücke dazukommen werden sie auch lange unten bleiben. Für Heimspeicher ist das Gift.
Das Hauptgeschäft von Varta sind Lithium-Knopfzellen und dieses Geschäft kriselt.
Das hat nicht viel mit PV oder Hausbatterien zu tun, sondern vor allem mit Apple und den Batterien z.B. der Airpods.
JCW schreibt.
Meine Prognose (oder vielleicht auch nur Hoffnung) für den Heimspeichermarkt ist: Das Geschehen wird sich auf größere Speicher im Netz verlagern, Heimspeicher bringen zu wenig Nutzen.
@ JCW.
Die Chef’s von RWE und EON haben ihre wahre Freude an dieser Ihrer „Hoffnung“
JCW schreibt.
Die Preise sinken jetzt aber wieder, und wenn nicht noch weitere Unglücke dazukommen werden sie auch lange unten bleiben. Für Heimspeicher ist das Gift.
@ JCW
Und wo werden die zunehmenden E-Autos getankt.???
JCW schrieb:
„Das Geschehen wird sich auf größere Speicher im Netz verlagern, …“
Meine Meinung:
Okay, schauen wir einmal genauer hin. Profite werden generiert mit höheren Preisen. Große industrielle Speicher erhöhen das Angebot und senken dadurch die Preise. Viel schlimmer noch, Stabilisierungsmaßnahmen bringen richtig viel Geld und werden durch große Speicher stark verdrängt. Also haben eben die lizenzierten Anbieter keinerlei Anreiz, mehr als ein absolutes Minimum, mit dem man günstig teure Stabilisierungsmaßnahmen anbieten kann, bereitzustellen.
Wer bitteschön soll mehr investieren, um weniger zurückzubekommen? Eine solche Investitionsstrategie ist tödlich und wird mit absoluter Sicherheit nicht im großen Stil betrieben werden.
Die einzige Stakeholdergruppe mit echtem Interesse an Speichern sind die Endabnehmer. In einer Zwischenphase ist Interesse von Investoren wahrscheinlich, um damit, wie bereits erwähnt, preisgünstig gut bezahlte Stabilisierungsmaßnahmen zu erbringen. Eine zunehmende Verlagerung der Stabilisierung in Generation via Automatisierung (grid-forming) wird einen guten Teil dieser Maßnahmen verdrängen.
PS:
Ich würde empfehlen, den Begriff „Amortisation“nicht mehr wahllos einzusetzen und statt dessen „Abschreibung“ zu verwenden, um Verwirrung zu vermeiden.
Musicman schrieb:
„Da muss wohl gröber was im Argen sein.“
Varta hat es komplett verpasst, ein attraktives Produkt(portfolio) zur Verfügung zu stellen. Ich kenne nicht einen einzigen Varta-Batterie-Besitzer. Sämtliche grösseren Verträge hier in der Gegend setzen nahezu ausnahmslos auf Tesla-Produkte. Die Wenigsten wissen, dass Varta überhaupt so etwas herstellt. Und die, welche es wissen, nutzen Varta nicht, weil es kein attraktives Steuerungssystem gibt und nirgendwo Integration in die Steuerungen der Enthusiasten zu finden sind.
Bis auf solche Artikel vergesse ich auch meist, dass ja Varta eigentlich auch ein Anbieter ist. Viele aktuelle Entwicklungen gehen allerdings scheinbar am deutschen Energiemarkt komplett vorbei (bzw. stehen noch aus). Dadurch sieht Varta vermutlich nicht, wo die Reise hingeht und es lohnt sich nicht, für ihren Heimatmarkt Dinge zu entwickeln, die (scheinbar) nur anderen Märkten Sinn ergeben. Das Resultat ist ein Produkt, welches eben schlussendlich keinen Sinn ergibt und damit unattraktiv ist.
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen:
„Das Hauptgeschäft von Varta sind Lithium-Knopfzellen und dieses Geschäft kriselt.“
Apple stellt seine Lieferketten um, damit sie nicht mehr so stark von wenigen Anbietern abhängig sind. Ein Opfer dieser Umstellung ist die Firma VARTA.
Den Heimspeicher-Bereich entwickelt sich positiv und wächst – ist aber eben nur ein Teil des Ganzen.
Hier der Bericht:
https://www.varta-ag.com/de/ueber-varta/aktuelles/details/varta-ag-blickt-auf-herausforderungen-und-startet-neuausrichtung#:~:text=Der%20Umsatz%20im%20Segment%20%E2%80%9EHousehold%20Batteries%E2%80%9C%20ist%20in%20den%20ersten,Umsatzwachstum%20von%2015%2C6%20%25.
„Das bereinigte EBITDA ist um 26,1 Mio. € von 42,1 Mio. € auf 15,9 Mio. € gesunken, was einem Rückgang von 62,1 % entspricht. Negativ haben sich der sehr deutliche Anstieg der Rohstoffpreise sowie die hohen zusätzlichen Energiekosten ausgewirkt. Diese Kostensteigerungen konnten nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden.“
Hier fehlen jetzt einfach mal 26,1 Mio.€ im Saeckchen, alleine im Segment „Household Batteries“. Leider lassen sich Rechnungen nicht mit Wachstum bezahlen.
Übrigens sehen wir „Dies entspricht einem Umsatzwachstum von 15,6 %“ in Verbindung mit „Diese Kostensteigerungen konnten nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden.“. Das heißt präzise, dass mindestens ein Teil des Umsatzwachstums durch erhöhte Preise zustande kam. Oder im Klartext, da war kein nennenswertes Wachstum. Man stagniert bei Gewinneinbrüchen.