McKinsey warnt vor 30 Gigawatt Stromlücke bis 2030

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Entweder werden jetzt sehr zügig neue wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut oder es droht eine erhebliche Versorgungslücke beim Strom. Bis zu 30 Gigawatt weit könnte die Lücke zum Ende des Jahrzehnts klaffen.

Das geht aus dem Energiewende-Index der Beratungsfirma McKinsey hervor. Der Index quantifiziert Fortschritte bei der Umsetzung der Energiewende anhand von 15 Merkmalen und setzt diese in einen internationalen Vergleich. Mit Bezug auf die Versorgungssicherheit verweisen die Autoren auf den gleichzeitigen Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Verstromung als einen der Gründe für die Versorgungslücke. Der Ausbau von erneuerbaren Energien, Speicher, Gaskraftwerken kommt nicht schnell genug voran und das bei einer gleichzeitigen Laststeigerung durch die Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Verkehrs.

Von 105 auf 90 Gigawatt Kapazität

McKinsey warnt an dieser Stelle und rechnet vor, dass 2010 noch 105 Gigawatt Spitzenkapazität zur Verfügung standen. Ende 2022 seien es nur noch 90 Gigawatt gewesen. Schon 2025 kann es passieren, dass die Spitzenlast die verfügbare Kapazität um vier Gigawatt übersteigt. Zum Ende des Jahrzehnts könnten besagte 30 Gigawatt fehlen.

Abhilfe könnten Stromimporte, Gaskraftwerke und Batteriespeicher liefern. Allein die geplanten Stromtransportkapazitäten über die Grenzen hinweg könnten die Versorgungslücke auf 20 Gigawatt schrumpfen lassen. Batteriespeicher mit einer Kapazität von zehn Gigawatt können zusätzlich helfen. Dabei werden wohl acht Gigawatt dezentral in Verbindung mit kleineren Aufdachanlagen installiert. Zwei weitere Gigawatt könnten in Form von Großbatterien entstehen.

Auf Nachfrageseite können abschaltbare Lasten, also Elektrogroßgeräte zu einer Spitzenlastsenkung von acht Gigawatt führen. Das schließt noch nicht Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen mit ein. Das Potenzial bei den Elektroautos liege bei drei Gigawatt. Bei den Wärmepumpen könnte eine flexible Nachfrage die Spitzenlast um 5 bis 20 Gigawatt senken.

Lückenfüller Gaskraftwerke

Den Rest der Lücke sollen Gaskraftwerke schließen. Die Ansicht teilt auch die Bundesnetzagentur, heißt es im McKinsey-Bericht. Dort geht man aus, dass bis 2030 Gaskraftwerke mit einer Leistung von 21 Gigawatt ans Netz gehen müssen. Die Beratungsagentur bezweifelt allerdings die realistische Umsetzung an dieser Stelle. Aktuell seien nur drei Gigawatt neue Gaskraftwerke in Planung oder im Bau befindlich. Damit die Lücke von 18 Gigawatt geschlossen werden kann, müssten mehr Anreize geschaffen werden.

Neben der Versorgungssicherheit stellt McKinsey im Bericht auch eine deutliche Verschlechterung von drei Indikatoren fest. Die hängen alle mit den Kosten an den Energiemärkten zusammen. So sind die Haushaltsstrompreise stark gestiegen. Dadurch vergrößerte sich der Anteil der Gesamtenergiekosten an den Ausgaben privater Haushalte.

Vor allem die Kosten für Netzeingriffe sind nach dem Bericht explodiert. Regelleistung wird häufig durch Gaskraftwerke bereitgestellt. So zogen die Kosten für Netzeingriffe von 9,6 Euro pro Megawattstunde 2021 auf 27 Euro pro Megawattstunde 2022 an. Besonders der Redispatch wurde teurer. Im dritten Quartal 2021 kostete der Redispatch insgesamt 55 Millionen Euro, im ersten Quartal 2022 waren es 930 Millionen Euro.

Verkehr, Wärme, Netze

Zwar steigt die Zahl der Elektrofahrzeuge nun an. Aber mit insgesamt 1,6 Millionen Elektrofahrzeugen liegt die Zahl noch weit hinter den 3,5 Millionen für die Klimaziele notwendigen zurück.

Auch der Netzausbau schreitet kaum voran. In den letzten beiden Quartalen kamen zwar 290 Kilometer Stromtrassen hinzu. Allerdings liegen die 2292 Kilometer weit hinter der Zielmarke von 5.553 Kilometer zurück.

Leichte Verbesserungen waren bei der Sektorenkopplung im Bereich Wärme zu verzeichnen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch Wärme und Kälte kletterte im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf 18 Prozent.

Gute Nachrichten gab es auch für die deutsche Industrie. Zwar zog auch der Industriestrompreis im vergangenen Jahr an, aber dafür schloss sich die Lücke zu anderen europäischen Märkten. 2021 lag der deutsche Industriestrompreis noch 16,5 Prozent über dem europäischen Mittel.

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