von Ina Röpcke
Das EEG wird in diesem Jahr 25, und es gibt nicht allzu viele Unternehmen, die damals schon dabei waren. Die EWS GmbH & Co. KG in Handewitt bei Flensburg aber gab es damals bereits seit 15 Jahren, in diesem Jahr feiert sie ihr 40-jähriges Bestehen. Kai Lippert gründete das Unternehmen 1985 als Planungsbüro und Fachgroßhandel, damals mit dem Schwerpunkt Windkraft- und Solaranlagen. Heute beschäftigt EWS fast 200 Ingenieure, Kaufleute und Logistiker. Als eines seiner Erfolgsrezepte nennt der Gründer einen Grundsatz seines Großvaters: immer nur das Geld zu investieren, das man schon verdient hat.
pv magazine-Serie: 25 Jahre EEG
Unbestritten aber ist, dass mit dem EEG das Fundament für den Photovoltaik-Boom in Deutschland gelegt wurde. Und indem es einen für damalige Verhältnisse riesigen, von Herstellern aus aller Welt belieferten Markt schuf, war es auch ein enormer Impuls für die globale Solarindustrie.
Getragen wurde dieser Markt von vielen kleinen Betrieben, die das Wagnis eingingen, sich auf den Bau von Photovoltaik-Anlagen zu spezialisieren. pv magazine erinnert deshalb an das historische Datum, oder besser: Wir fragen andere nach ihren Erinnerungen und veröffentlichen sie hier in kurzen Beiträgen.
Alle in unserer Serie erschienenen Porträts von Photovoltaik-Pionieren und noch weitere Beiträge zum 25-jährigen EEG-Jubiläum finden Sie hier.
„Unsere Handwerkskunden hatten damals nur sehr wenig Erfahrung und suchten ganzheitliche Unterstützung von der Systemauswahl bis zur praktischen Umsetzung“, sagt Lippert im Rückblick auf die 1980er-Jahre. Die Endkunden seien größtenteils Idealisten gewesen, aber auch Interessenten an autarken Stromversorgungen für den Freizeitbereich. Zu ihm selbst gibt es einen großen Artikel im Flensburger Tageblatt von Juni 1991: Darin ist zu lesen, dass er sein Wohnhaus – ein früheres Bahnwärterhaus an der stillgelegten Strecke Flensburg-Niebüll – schon damals zu 100 Prozent selbst mit erneuerbarem Strom versorgte.
Als das EEG zum ersten Mal diskutiert wurde, hatte das damals 20-köpfpige Team zusammen mit seinem Photovoltaik-Kundennetzwerk schon viele andere Förderprogramme erlebt, zum Beispiel das 1000-Dächer-Programm mit 27.000 D-Mark Zuschuss je Kilowatt Photovoltaik-Leistung und das 100.000-Dächer Kreditprogramm der KfW, aber auch diverse regionale Förderprogramme wie „Sonne in der Schule“ oder Förderkampagnen von kirchlichen Trägern. „All diese Initiativen hatten den Nachteil, dass die begrenzten Mittel immer schnell abgefragt und die Photovoltaik-Branche deshalb ständig im Stop-and-Go-Modus war“, erinnert sich der heute 61-Jährige.
Gute Renditen entfachen Interesse
Das Kürzel EWS stand ursprünglich für „Energie aus Wind und Sonne“, doch um die Jahrtausendwende war das Unternehmen schon auf Photovoltaik spezialisiert, weil sich Windenergieanlagen in den damals üblichen Größen nicht mehr im Handelsgeschäft abbilden ließen. „Für uns als spezialisierter Fachgroßhandel war die Aussicht auf Kontinuität bei der Subvention von Solarstromanlagen natürlich das ersehnte Signal für weitere Investitionen und einen starken Ausbau des Teams“, sagt er zum EEG. „Die Vergütungssätze orientierten sich zum Start an den damals üblichen Systemkosten und ließen Renditen zu, die notwendig waren, um Interesse in der breiten Gesellschaft zu entfachen. Obwohl die Absenkung der Vergütungssätze einem ehrgeizigen Zeitplan folgte, sanken die Systempreise zwischenzeitlich auch mal schneller, was dann wiederum die Nachfrage zum Teil exponentiell anwachsen ließ.“

Foto: EWS
Bis zur Einführung des EEG lag der Schwerpunkt der Nachfrage bei EWS im Bereich privater Anlagen mit durchschnittlich 3 bis 5 Kilowatt. Größere Anlagen waren zunächst weiterhin die Ausnahme, bis sich dann zuerst unter Landwirten herumsprach, dass man als Energiewirt durchaus attraktive Nebeneinkünfte erzielen konnte. Das ließ die durchschnittlichen Anlagengrößen anwachsen, von zuerst 30 bis 100 Kilowatt auf bis zu mehrere Hundert Kilowatt. „Damals machte der deutsche Photovoltaik-Markt bis zu 50 Prozent der globalen Nachfrage aus und über EWS wurde bis zu 2 Prozent des Photovoltaik-Weltmarktes abgewickelt – das waren noch Zeiten“, erinnert sich Lippert mit einem Schmunzeln.
Lehrgeld früh bezahlt
Sein Unternehmen hielt den extremen Schwankungen im Markt erfolgreich stand, aber nicht ohne Schrammen: „Wir haben unser Lehrgeld zum Glück schon zu einem Zeitpunkt der Unternehmensentwicklung bezahlt, als falsche Entscheidungen noch nicht so kostspielig waren. Diese Erfahrungen konnten wir später immer wieder auch zum Wohle unserer Geschäftspartner einbringen.“ Aufgeben sei nie Thema gewesen, so Lippert: „Aber man muss sich als Unternehmen in seiner Ausrichtung und Struktur immer wieder in Frage stellen und das hat bei EWS in den vergangenen 40 Jahren schon zu so manchen fundamentalen Anpassungen geführt.“

Foto: EWS
Die wichtigste Lehre aus den Gründungsjahren der Photovoltaik-Branche war für ihn der Wert von Offenheit, Transparenz und Loyalität in Geschäftspartnerschaften, resümiert er. Aktuell freut es ihn, dass der Anteil von weiblichen Teammitgliedern in allen Abteilungen erfreulich angewachsen ist. Auch der Anteil am Photovoltaik-Handelsgeschäft in Nordeuropa sei tendenziell stetig gestiegen. Was ihn zurzeit aber ganz besonders freut, ist, dass die Unternehmensnachfolge gesichert ist. Sein Sohn Jan Paul Dahm ist seit dem 1. Januar dieses Jahres Hauptgesellschafter und Geschäftsführer von EWS. „Das ist jetzt der Endspurt in einem Fünfjahresplan zur Übergabe der Verantwortung zwischen mir und meinem Sohn. Er ist zwar hier auf dem Betriebsgelände in Handewitt aufgewachsen, hat zwischenzeitlich aber zwei Studiengänge absolviert und erst in der Zeit den Entschluss gefasst, meine Nachfolge anzutreten“, erzählt der stolze Vater. Er selbst gibt im November nach genau 40 Jahren seine Position als Geschäftsführer ab. Dann ist die nächste Generation in der Verantwortung.
Grundwissen EEG – eine nicht ganz vollständige Geschichte des Gesetzes (8)
Exportschlager? Seit Jahren schon und natürlich auch jetzt zum Jubiläum wird gern betont, das EEG sei ein Exportschlager. Die Angaben dazu schwanken, sind aber durchweg beeindruckend: Das Gesetz „wurde weltweit rund 100-mal kopiert und stellt einen echten Exportschlager deutscher Klimaschutzpolitik dar, auf den wir stolz sein können“, stellte Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) bereits zum 20-jährigen Bestehen fest. Und zum aktuellen Jubeljahr verweist – nicht als einzige – die „Zeitung für kommunale Wirtschaft“, das Organ des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), auf den mit riesigem Abstand größten nationalen Markt für Erneuerbare: „Als China 2006 mit dem Erneuerbaren-Ausbau begann“, heißt es dort, „war ausgerechnet ein deutsches Gesetz das Vorbild: das Erneuerbare-Energien-Gesetz.“
Untersucht man die jeweiligen Regelungen darauf, ob sie wirklich allen Grundregeln des EEG folgen, wird man indes das Wort „Kopie“ nur noch sehr vorsichtig verwenden: Der Rechtsanspruch auf Einspeisevergütung, der Vorranganspruch auf Netzanschluss und Abnahme des Stroms, die haushaltsunabhängige Finanzierung über eine Strompreisumlage – diese Kombination gibt es in der vor 25 Jahren eingeführten Form schließlich nicht einmal mehr im Ursprungsland selbst.
Meist wird in den diversen EEG-Elogen deshalb auch vor allem das Prinzip der Einspeisevergütung als der eigentliche Exportschlager genannt. Auch darüber ließe sich diskutieren, nicht nur weil sich das EEG dann die Lorbeeren mit dem zehn Jahre älteren Stromeinspeisungsgesetz teilen müsste. In den USA etwa wird oft der National Energy Act von 1978 als weltweit erste Regelung für einen „Feed-in tariff“ genannt, anderswo werden Energierechtsexperten dem vermutlich widersprechen.
Der größte Exporterfolg, den man wohl tatsächlich zu einem Großteil dem EEG zuschreiben darf, betrifft denn auch weniger andere Länder als vielmehr bestimmte Institutionen. Die Europäische Kommission etwa, anfangs recht unverhohlen gegen das Modell, stellte 2008 fest, dass „gut angepasste Einspeisetarifregelungen im Allgemeinen die effizientesten und wirksamsten Förderregelungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen sind“. Zu einem ähnlichen Schluss kam im selben Jahr eine Analyse (Deploying Renewables: Principles for Effective Policies) der Internationalen Energieagentur. Mit Zustimmung aus diesen Kreisen hätten im April 2000 vermutlich selbst die Autorinnen und Autoren des EEG nicht gerechnet.
Jochen Siemer
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Das war schon eine erlebnisreiche Zeit damals. Das Material zu meiner ersten Anlage habe ich mir 1998 von einem Großhändler aus Bayern liefern lassen, denn im Ruhrgebiet gab es kaum solche Anbieter.
Montiert haben wir die Anlage größtenteils in Eigenleistung, mit tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder des örtlichen Solarvereins. Ein Elektriker war mit dabei, für den es die erste Installation einer Photovoltaikanlage war.
Die Montage war auch komplizierter, als es heute der Fall ist. Die Löcher in den Aluwinkeln, die die Unterkonstruktion bildeten habe ich selbst gebohrt und im heimischen Wohnzimmer dann jeweils drei Module mit einem Rahmen verschraubt und auch die Anschlußdosen miteinander verdrahtet. Vorkonfektionierte Kabel mit Stecker gab es noch nicht, und so hatte man auf dem Dach weniger Dosen anzuschließen.
Die Kollegen auf der Arbeit erklärten mich damals für verrückt, hatte ich doch ausgerechnet, dass es über 100 Jahre dauern würde, bis man das investierte Geld wieder heraus bekommt.
Die finanzielle Situation verbesserte sich mit Inkrafttreten des EEG schlagartig dennoch hatten die Menschen viele Vorbehalte gegenüber dieser noch recht unbekannten Technologie und die Energiekonzerne bemühten sich, die ganze Sache schlecht zu reden.
Es war schon eine spannende Zeit, und wir haben uns einmal pro Woche in der Kellerbar getroffen, um über technische Details Erfahrungen auszutauschen, Flyer zu entwerfen, Infostände bei diversen Veranstaltungen zu organisieren, oder zu besprechen, wie wir die Erneuerbaren auch in der Lokalpolitik voranbringen können.
Ob Aachen, Haltern, oder auch bei uns in Marl – in sehrcvielen Städten wurde eine Menge ehrenamtlicher Arbeit geleistet, ohne die die Solarenergie nicht da stünde, wo wir heute sind.