Photovoltaik mit Speicher rechnet sich dank smarter Direktvermarktung ohne Förderung

Christian Chudoba, Gründer, Lumenaza

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In Zeiten großer wirtschaftlicher und politischer Veränderung fragen sich viele Photovoltaik-Anlagenbesitzer, mit welchen technologischen Lösungen und mit welchem Vergütungsmodell ihre Photovoltaik-Anlage langfristig die meisten Erträge bringt. Was vielen noch nicht klar ist: Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher im Heim- und Kleingewerbebereich rechnen sich heute bereits ohne EEG-Förderung. Möglich wird dies durch sinkende Anschaffungskosten für Photovoltaik- und Speichersysteme, die digitale Optimierung von Strom-Vermarktung und -einkauf sowie die neuesten regulativen Anpassungen.

Nach der Verabschiedung des Solarspitzen-Gesetzes hatten wir viele interessante Gespräche mit Kunden und Partnern. Es besteht ein großes Interesse an der Frage, welche wirtschaftlichen Potenziale sich durch Gesetzesänderungen ergeben. Um es auf den Punkt zu bringen: durch den beschleunigten Smart-Meter-Rollout und weitere Maßnahmen wurden die Rahmenbedingungen für eine dynamische Nutzung von kleinen und mittleren Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und weiteren Flexibilitäten deutlich verbessert. Das betrifft sowohl die zeitlich optimierte Einspeisung per Direktvermarktung als auch die verbrauchsseitige Kostenoptimierung mit einem dynamischen Stromtarif und weiteren Flexibilitätslösungen für Elektroautos und Speicher.

Wir beschäftigen uns damit schon länger damit. Unsere Lumenaza SaaS-Plattform wurde insbesondere auch für die Direktvermarktung von mittelgroßen und kleinen Anlagen ursprünglich auch für Regionalstromprojekte und für dynamische Stromtarife konzipiert. Der hohe Automatisierungsgrad unserer Plattform und entsprechend angepasste KI-Prognosen ermöglichen es Direktvermarktern und Energieversorgen, skalierbare Angebote auch für private Anlagenbesitzer und Prosumer-Communities zu entwickeln.

Eine Hürde für die optimierte Einspeisung stellte bislang die nicht vorhandene Verfügbarkeit von Smart Metern dar. Mit dem Solarspitzengesetz wird der Rollout beschleunigt und für Photovoltaik-Anlagen ab sieben Kilowattpeak verpflichtend. Auf Kundenwunsch sind die grundzuständigen Messstellenbetreiber verpflichtet, diese innerhalb von vier Monaten zu installieren.

Hohe Volatilität der Strompreise erhöht die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Anlagen mit Speichern

Die Gesetzesänderungen vereinfachen es Prosumern, die hohen täglichen Schwankungen der Preise am Strommarkt für die eigene Wirtschaftlichkeit zu nutzen. Im Sommer sinken die Preise zur Mittagszeit auf minimale Werte, die immer häufiger auch negativ sind. Dem gegenüber stehen insbesondere in den Morgen- und Abendstunden Börsenstrompreise, die deutlich über der Einspeisevergütung liegen. Mit diesen Preisschwankungen wächst das Potenzial, die Rentabilität der eigenen Anlage zu steigern – in erster Linie durch das Verschieben des Einspeisezeitpunkts.

Batteriespeicher und Home Energy Management Systems (HEMS) erlauben es Anlagenbesitzern, ihren selbst produzierten Strom zu speichern, wenn der Börsenstrompreis niedrig ist und ihn ins Netz einzuspeisen, wenn sie damit höhere Einnahmen erzielen können. Technologische Fortschritte in diesen Bereichen und die stark schwankenden Strompreise erhöhen den wirtschaftlichen Nutzen solcher Systeme und schaffen so neue Marktpotenziale für Photovoltaik-Anlagen. Die Voraussetzung, um von den höheren Preisen zu profitieren, ist der Wechsel in die Direktvermarktung.

Beispielrechnung für Mehreinnahmen durch optimierte Einspeisung

Bei der optimierten Einspeisung per Direktvermarktung wird der Strom stundenaktuell zu Zeiten mit den attraktivsten Marktpreisen in der Direktvermarktung eingespeist. Dadurch können die Einnahmen signifikant gesteigert werden. In der geförderten Direktvermarktung bietet die Marktprämie eine zusätzliche Absicherung für den Förderzeitraum und gleicht bei niedrigen Strompreisen die Differenz zum Förderbetrag aus. In der sonstigen Direktvermarktung hingegen entfällt die Absicherung per Marktprämie. Der reine Börsenpreis wird ausgezahlt und jegliche Förderung entfällt.

Bislang war die Direktvermarktung eher ein Vergütungsmodell für größere Photovoltaik-Anlagen. Inzwischen rechnet sich die Direktvermarktung aber auch für Besitzer kleinerer Anlagen. Das zeigt uns unsere Erfahrung mit den Angeboten unserer Marke Luox Energy. Diese sind extra so konzipiert, dass sowohl große Gewerbe als auch private Haushalte hardwareunabhängig mit ihrem Reststrom per Direktvermarktung Erlöse erwirtschaften können.

Unsere Beispielrechnung zeigt, dass viele Anlagenbesitzer bereits heute durch die Verschiebung des Einspeisezeitpunkts Mehreinnahmen erzielen können. Als Beispiel dient eine Photovoltaik-Anlage mit 10 Kilowattpeak Leistung und einem 30 Kilowattstunden Speicher bei einem Haushaltsverbrauch von 5000 Kilowattstunden. Nach Eigenverbrauch speist die Anlage im Sommer 4800 Kilowattstunden ins Netz ein. Dank des Batteriespeichers können über 90 Prozent der Einspeisung, rund 4.475 Kilowattstunden, preisoptimiert zu einem Börsenpreis von durchschnittlich 13,5 Cent pro Kilowattstunde verkauft werden, während der Rest 3,5 Cent erzielt. Der durchschnittliche Verkaufspreis beträgt somit 12,7 Cent pro Kilowattstunde, deutlich höher als die garantierte Einspeisevergütung von aktuell 7,96 Cent. In der geförderten Direktvermarktung würde der Anlagenbetreiber zusätzlich eine Marktprämie von rund 4,5 Cent pro Kilowattstunden ausgezahlt bekommen. Durch den höheren Ertrag rechnet sich auch die Investition in den Speicher nach circa 3 Jahren. Dabei gehen wir davon aus, dass sich 10 Kilowattstunden durch die Eigenverbrauchserhöhung finanzieren und 20 Kilowattstunden durch die Vermarktungserlöse.

Dynamische Stromtarife steigern Wirtschaftlichkeit flexibler Anlage zusätzlich

Im Winter kann der Speicher mit einem dynamischen Stromtarif preisoptimiert beladen werden und so die Stromkosten senken. Dabei wird der in die Batterie eingespeiste Strom zu einem späteren Zeitpunkt im Haus verbraucht. In dem obigen Beispiel rechnen wir hier mit ebenfalls einer durchschnittlichen Einsparung von ca. 13 Cent pro Kilowattstunde unter Berücksichtigung der reduzierten Netzentgelte gemäß Paragraf 14a. In Summe entspricht dies einer Einsparung von circa 170 Euro im Jahr.

Im Solarspitzen-Gesetz ebenfalls enthalten ist die sogenannte Pauschaloption. Diese ermöglicht es künftig, die Heim- und Elektroautospeicher aus dem Netz zu beladen, sie aber auch wieder zu entladen, ohne dass man den Anspruch auf die Marktprämie oder Einspeisevergütung für den Solarstrom verliert. Auch das bidirektionale Laden (Vehicle-2-Grid) mit Elektroautos wird somit gefördert. Dadurch werden weitere Einnahmen aus der Vermarktung der Flexibilitäten möglich. Die Bundesnetzagentur wurde ermächtigt, die genauen Verfahrensabläufe zu bestimmen. Eine Einführung in den Markt erscheint für 2026 realistisch.

Fazit: Photovoltaik und Speicher sind im Markt angekommen und können ohne Förderung auskommen.

Die verbesserten Rahmenbedingungen, Digitalisierung, rückläufige Preise insbesondere bei Speichern und schwankende Strompreise ermöglichen es Anlagenbesitzern bereits heute, ihre Photovoltaik-Anlage auch ohne Förderung wirtschaftlich zu betreiben. In der Direktvermarktung können sie durch preisoptimierte Einspeisung sogar höhere Einnahmen als in der EEG-Vergütung generieren. Der preisoptimierte Verbrauch ermöglicht zusätzlich eine Reduzierung der Stromkosten.

— Der Autor Christian Chudoba ist Geschäftsführer der Lumenaza GmbH. Gemeinsam mit Bernhard Böhmer gründete er das Unternehmen im Jahr 2013, um die Energiewende mit der eigens entwickelten Lumenaza SaaS Plattform aktiv voranzutreiben. Heute automatisieren und skalieren diverse Energieversorger und Direktvermarkter in Deutschland ihre energiewirtschaftlichen Prozesse mit Lumenazas End-to-End-Lösungen. Unter der Marke LUOX Energy ist Lumenaza auch selbst als Direktvermarkter und Energieversorger tätig. —

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