Der Smart-Meter-Rollout in Deutschland ist eine Farce. Während Länder wie Frankreich, Großbritannien oder Schweden ihre Netze längst mit intelligenter Messtechnik digitalisiert haben, leistet sich Deutschland einen Sonderweg – teuer, bürokratisch und ineffizient. Die Folge: Die Energiewende wird ausgebremst, Verbraucher zahlen darauf, und die dringend benötigte Digitalisierung der Stromnetze bleibt Stückwerk.
Die Lösung liegt auf der Hand: Ein „Smart Meter light“ mit schlanken Anforderungen, das sich an internationalen Best Practices orientiert. Denn der aktuelle deutsche Ansatz ist ein Paradebeispiel für technokratischen Overkill: Statt ein simples, günstiges Messsystem für den Massenmarkt einzuführen, wurden ausufernde regulatorische Anforderungen geschaffen. Diese verteuern den Rollout massiv und verhindern eine breite Einführung.
Was wir wirklich brauchen, ist ein Smart Meter, der eine zentrale Funktion erfüllt: die Live-Übermittlung des Stromverbrauchs. Das reicht aus, um Verbrauchern mehr Transparenz zu bieten, innovative Tarife zu ermöglichen und Netzbetreibern zu helfen, ihr Netz zu überwachen. Alles andere – die komplexen und teuren Anforderungen an das „intelligente Messsystem“ (iMSys) – kostet Milliarden, ohne dass der Nutzen gerechtfertigt wäre.
Besonders deutlich wird das bei der kürzlich eingeführten Steuerbox, die Haushalte mit Wärmepumpen oder E-Autos zusätzlich zur Smart-Meter-Pflicht noch einmal 100 Euro pro Jahr kostet. Diese Box ist nicht nur teuer, sondern auch völlig unnötig. Steuerung funktioniert längst digital über die Cloud, in vielen Ländern heute schon sehr erfolgreich und sicher. Der deutsche Sonderweg dagegen stellt die Netzbetreiber noch vor ein Rätsel: Während wir Verbraucher heute schon bezahlen, weiß noch niemand so genau, wie die Steuerung praktisch umgesetzt werden soll.
Dafür ist sie umso teurer: In Deutschland kostet ein Smart Meter 230 Euro pro Jahr und Haushalt – 100 Euro bezahlen die Verbraucher direkt, 130 Euro werden über die Netzentgelte auf die Stromkosten umgelegt. In Frankreich sind es überschaubare 22 Euro. Dort leisten einfache Smart Meter in Kombination mit einer Steuerung über die Cloud das gleiche, was unser deutscher Sonderweg leistet, vorausgesetzt, man bekommt überhaupt einen Smart Meter. Dabei hat Frankreich keineswegs bei der Sicherheit gespart – das Land nimmt die aktuelle geopolitische Bedrohung mindestens genauso ernst wie wir. Nur wurde dort schon lange mit dem Vorurteil der unsicheren Cloud aufgeräumt.
Ein weiteres Problem: In Deutschland soll der Rollout weiterhin selektiv bleiben. Nur Haushalte mit einem Jahresverbrauch von über 6000 Kilowattstunden bekommen standardmäßig einen Smart Meter. Das ist bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, denn auch normale Haushalte profitieren enorm von mehr Transparenz und intelligenten Stromtarifen. Aber die meisten Messstellenbetreiber sind schlichtweg nicht in der Lage, Haushalte kostengünstig und flächendeckend mit Smart Metern auszustatten. Das führt im schlimmsten Fall dazu, dass Smart Meter hierzulande ein Nischenprodukt bleiben. In Großbritannien installieren wir alle 30 Sekunden einen Smart Meter. Wie schaffen wir das? Mit einem Full-Rollout, Straße für Straße, effizient und kostengünstig.
Egal ob mit jährlichen Kosten oder indirekt über die Netzentgelte: Am Ende des Tages bezahlen die Verbraucher die Energiewende. Deshalb sollten wir alle teilhaben lassen. Genau deshalb müssen wir eine kosteneffiziente Lösung für den Rollout finden.
Es ist Zeit für einen echten Neuanfang. Deutschland muss sich an erfolgreichen internationalen Modellen orientieren und den Smart-Meter-Rollout neu aufsetzen: Mit Smart Meter light, Cloud-basiert und für alle.
Über den Autor:
Der Autor Bastian Gierull ist CEO von Octopus Energy in Deutschland. Als ehemaliger Director of Product, Marketing und Technology begleitet er Octopus Energy seit dem deutschen Markteintritt im Jahr 2020. Vor seiner Zeit bei Octopus, war als Gründer in mehreren Start-ups aktiv und trieb als Marketing- und Product Manager Unternehmen in der eCommerce- und Telekommunikationsbranche voran.
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Sorry, aber das ist so Blödsinn. IT-Sicherheit ist insgesamt quasi flächendeckend eine Katastrophe, von daher ergibt es wenig Sinn, daraus, was andere so machen, irgendetwas über die Sicherheit von deren Ansatz zu schlussfolgern.
Zumal schon die Formulierung „über die Cloud“ jetzt nicht gerade den Eindruck von Kompetenz vermittelt. Ich vermute mal, dass damit „über das Internet“ gemeint ist. Und das ist in Hinsicht auf die Angreifbarkeit sicher kein Vorteil. Und gerade, wenn es um die Steuerung geht, ist es halt echt riskant, die Schaltgewalt über viele Gigawatt von Leistung vom Ausland aus sabotierbar zu machen.
Und dass die Preise absurd sind, hat ja auch nicht wirklich etwas damit zu tun. Der „smart“-Teil eines Stromzählers ist ja von den Materialkosten nicht aufwändiger als irgendein dämlicher Internet-Router oder sowas, die (Ziel-)Stückzahlen sind auch ähnlich, und IoT-Mobilfunktarife für kleine Datenvolumen kosten jetzt auch kein Vermögen. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, warum das über die Betriebsdauer 1000 EUR+ kosten muss, auch mit eigener Mobilfunkanbindung.
„Frau Studiendirektorin , Frau Studiendirektorin Babs ! „[aufgeregtes Aufzeigen mit intensivem Fingerschnippen ] .
“ Christian, ja bitte ? “ [Freudestrahlendes Gesicht von C. ]
„Ich habe eine Idee dazu! “ [ Extrem herablassender Tonfall von B. ,mit gelangweilt-angewidertertem Körperausdruck] :
„Eher eine unpassende wahrscheinlich, aber wenn es
nicht eine von deinen weltfremden, dystopischen und
kruden Ideen ist , dann gebe ich dir 2025 Schriftzeichen! “
[Christian# begeistert] : „Wie wären 10 unterirdische Lichtleiter, separat verlegt in nachhaltigen Röhren aus ehemaligen Windenergieanlagen-Rotoren ? Jeder Lichtleiter ist für eine Daten-Lebensader der Zivilisation zuständig. Für Finanzen , für Energie-Steuerung, für Intelligente Berichterstattung , für Fernsehen, für E-Post , für www, für Börsenhandel,… „
Anscheinend hat der Autor den Sinn von Steuerboxen nicht ganz verstanden. Darüber kann nicht nur der Energielieferant steuerbare Verbrauchseinrichtungen steuern, sondern insbesondere auch der Netzbetreiber, Stichwort §14a EnWG. Es ist eine genormte Schnittstelle zwischen „aktiven externen Marktteilnehmern“ (aEMT) und steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und liegt eben nicht, wie eine 0815-Cloudanbindung von Wallboxen oder Wärmepumpen, in der Verfügungsgewalt der Endkunden, sondern in der des Messstellenbetreibers. Außerdem: Will man unzählige Schnittstellen zu jedem einzelnen Hersteller von „smarten“ Produkten schaffen? Da ist ein einfacher Relaisausgang doch technisch wesentlich besser geeignet (und in Zukunft auch eebus). Die gesamte Smart-Meter-Gateway-Infrastruktur mag zwar erst einmal etwas komplexer sein und nicht perfekt, aber dafür ist sie eine sichere und zukunftssichere Lösung.
Ernst gemeinte Frage: Wie erhalten Netzbetreiber in Frankreich und Großbritannien Zugriff auf steuerbare Verbrauchseinrichtungen?
Sogenannte „SmartMeter“ benötigen weder die Netzbetreiber, die kennen ihre Netze (ONT’s und Kabel), auch für den Kunden bieten sie keinen Vorteil, die er nicht auch so hätte.
Für „neue Geschäftsmodelle“, die zunächst einmal für Haushaltskunden idR höhere Kosten bedeuten, sind sie erforderlich, aber dann sollen die interessierten Personen sie auch bezahlen.
Wer das „Solarspitzengesetz“ sich näher angeschaut hat, weiß jetzt auch, welche zentrale Funktion das sog. SamrtMeter bekommen: Jederzeitige Kontrolle und Überwachung am Hausanschlußpunkt ! In der bester Tradition ! Endlich am Ziel !
Ach ja, „nur 15min“ Datenübermittlung – 1. kann jederzeit – ohne Information – auf minütliche Daten geändert werden und 2. die zukünftige „offizielle“ Absenkung ist auch schon auf der Agenda !
Ich kann die Initiative nur unterstützen!
Für die Markt dienlich Steurerung reicht der Smartmeter Light völlig aus.
Ich will ja nur meinen Stromverbrauch und Einspeisung 15min genau abrechnen. Über welche ich dann meine Geräte steuere ist doch völlig egal, Fahrzeuge und Wallbox sind eh in der Cloud bzw. mit dem Internet verbunden. Eine FNN Steuerbox erhöht die Sicherheit keineswegs.
Falls es der Netzbetreiber benötigt kann er ja immer eine FNN Steuerbox einbauen, aber auf seine Kosten, da er seiner Pflicht zum Netzausbau nicht nachkommt.
Deutschland muss sich aber auf den Weg des Voll Rollout machen, nur so können wir die Energiewende meistern!
@Babs: voll ihrer Meinung. Der smarte Meter sollte nicht mehr als EINMALIG 100€ kosten und dann aber einen LAN Anschluß haben. Wenn ein Kunde keinen Router hat, wird ein GSM Modul aufgesteckt; nur dann.
@Felix: zu ### Will man unzählige Schnittstellen zu jedem einzelnen Hersteller von „smarten“ Produkten schaffen? ### Ne, in dem Ding ist doch alles schon definiert und vorhanden ( z.b. HAN ) Ein Hersteller braucht sich nur zu adaptieren.
@ E. Wolf: zu: die kennen ihre Netze – ich glaube nicht ! Hatten sie je schon mal smarten Meter ? Ich konnte alles sehen, meinen aktuellen Verbrauch und auch prima suchen – wer da für die kW zuständig war.
UND ich bin absolut gegen zentrale Steuerung. Das MUSS dezentral laufen. Ich habe kein Vertrauen in die fossilen Energielieferanten.
Ich habe auf Antrag nur ein intelligentes Messystem bekommen. Das nützt dem Messstellenbetreiber erst mal nichts. Er bekommt keine Lifedaten über das Stromnetz. Wenn das im Interesse der Messtellenbetreiber wäre, hätten sie gleich das Smartmeterteil eingesteckt.
Mit dem IMS kann ich per Funk auslesen, wie meine Verbräuche sind und entsprechende Software kann über das Internet meine Geräte steuern. Wofür der Netzbetreiber noch eine Extrasteuerbox haben will, ist schwer verständlich., außer die würde die Daten bidirektional über das Stromnetz weitergeben. Dann würde es Sinn machen, dass der Netzbetreiber je nach Netzauslastung meine „Groß“verbraucher steuern kann.
Relevant wird das Ganze, wenn Speicher brandsicher und günstiger werden, so dass fast jeder Haushalt auch einen Pufferspeicher hat und dickere Kabel getauscht wurden.
Dann ist die Energierevolution da. Die Planbarkeit, dass fossile Kraftwerke nur bei Engpass der Bioenergie anlaufen. Derzeit wird mit Abschalten der Bioenergie geregelt.
Es ist also noch etwas Zeit, dass Smartmeter wirklich dringlich werden. Und der flächendeckende Austausch ist getimed. Ja, es hätte 15 Jahre schneller gehen können, aber die Smartmeter sind noch nicht der Engpass.