25 Jahre EEG: Eine Achterbahn der Gefühle und des Umsatzes

Backhaus Solar, Installation

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von Ina Röpcke

Von großer Freude bis hin zu Tränen: Der Photovoltaik-Markt mit seinen extremen Schwankungen weckt starke Emotionen. Von denen berichtet Arne Hagemann, Geschäftsführer der Backhaus Solartechnik GmbH in Hamburg. Im Zeitraffer: „Als das EEG kam, haben wir uns gefreut. Da ging’s los, das war super“, erzählt er. Aber es gab auch immer wieder schwierige Jahre, vor allem, als die Einspeisevergütung ab 2013 von der damaligen schwarz-gelben Koalition drastisch gekürzt wurde: „Da sind in unserem Verband Nordsolar Tränen geflossen, viele haben damals aufgegeben.“ Vor drei Jahren dann, als der Angriffskrieg in der Ukraine begann, schnellte die Nachfrage in kürzester Zeit nach oben. „Viele hatten Angst, dass sie die Energiekosten nicht mehr zahlen können. In wenigen Wochen hatten wir das Bauvolumen von zwei Jahren voll, da habe ich das Telefon gesperrt.“ Im Sommer 2024 ging die Nachfrage dann wieder zurück. Eine Achterbahn der Gefühle und des Umsatzes – und das seit Jahrzehnten.

pv magazine-Serie: 25 Jahre EEG

Erfolgs- oder Auslaufmodell? Wohl kaum ein Gesetz hat seit der ersten Fassung so viele Änderungen erfahren wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das am 25. Februar 2000 vom Bundestag verabschiedet wurde und am darauffolgenden 1. April in Kraft trat. Und nur wenige Gesetze wurden derart kontrovers diskutiert.

Unbestritten aber ist, dass mit dem EEG das Fundament für den Photovoltaik-Boom in Deutschland gelegt wurde. Und indem es einen für damalige Verhältnisse riesigen, von Herstellern aus aller Welt belieferten Markt schuf, war es auch ein enormer Impuls für die globale Solarindustrie.

Getragen wurde dieser Markt von vielen kleinen Betrieben, die das Wagnis eingingen, sich auf den Bau von Photovoltaik-Anlagen zu spezialisieren. pv magazine erinnert deshalb an das historische Datum, oder besser: Wir fragen andere nach ihren Erinnerungen und veröffentlichen sie hier in kurzen Beiträgen.

Der Feingeräteelektroniker und Elektroingenieur Arne Hagemann kam 1992 zur frisch gegründeten Backhaus Solartechnik dazu. Ein paar Jahre vorher, noch während seiner Ausbildung, war die Fernsehsendung „Ein Mann heizt durch die Wand“ die Initialzündung für seine anhaltende Begeisterung für die erneuerbaren Energien.

Zu Beginn waren sie zu zweit und haben Solarthermie- und Photovoltaikanlagen gebaut. „Wir haben aus dem Nichts heraus angefangen und waren ja Spinner und unsere Kunden auch. Eine ulkige Zeit war das“, erinnert sich Hagemann. Sie verfolgten von Anfang an die Strategie, möglichst regionale Produkte zu nutzen, wie damals Module von AEG, die in Wedel bei Hamburg gefertigt wurden. Und sie hatten immer mehrere Geschäftszweige, in der Anfangszeit neben der Solarthermie zum Beispiel auch Lüftungsanlagen. Deshalb habe das Unternehmen nie auf der Kippe gestanden, sagt der Firmenchef. Sein Geschäftspartner ist schon lange ausgeschieden. Backhaus Solar hat heute fünf Mitarbeiter, mehr wollte Hagemann nie haben. Aktuell plant und installiert sein Team vor allem Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen.

Backhaus Solar, Arne Hagemann
Arne Hagemann

Foto: Backhaus Solartechnik

Seit etwa acht Jahren ist Hagemann Präsident von Nordsolar e.V., einem Anfang der 1990er Jahre gegründeten Zusammenschluss von norddeutschen Solarfirmen. „Wir sind ein Haufen von alten Hasen, die sich schulen und auf dem Laufenden halten.“

Ein paar Jahre im Unternehmen hat der heute 58-Jährige noch vor sich, aber er beobachtet auch schon den Generationenwechsel. „Wir alten Solarier hatten das Glück, etwas ganz Neues zu starten. Auch bei den Kunden gibt es Veränderungen. Die älteren kaufen nach Empfehlung und guter Handwerksleistung, die Jungen schauen eher, ob die Website einer Solarfirma gut aussieht, unabhängig von ihrer Erfahrung.“

Grundwissen EEG – eine nicht ganz vollständige Geschichte des Gesetzes (2)

Kostendeckende Vergütung? Für Photovoltaik konnte hiervon zunächst keine Rede sein: 99 Pfennig (50,6 Cent) pro Kilowattstunde reichten bei damaligen Systempreisen von 5.000 bis 6.000 Euro je Kilowatt nicht aus. Erst das damalige 100.000-Dächer-Programm machte die Sache mit zinsgünstigen Darlehen – jedenfalls meistens – halbwegs rentabel.

Kostendeckend wurde die Vergütung erst mit der EEG-Novelle 2004 (beziehungsweise mit dem sogenannten Vorschaltgesetz): Die Systempreise waren da bereits auf Beträge um 4.000 Euro je Kilowatt gesunken, und als Vergütung gab es nun 57,4 Cent (für kleine Anlagen; je nach Leistung und Bauart reduzierte sich der Tarif bis hinter auf 45,7 Cent für4 Freiflächenanlagen).

Jochen Siemer

Weitere Beiträge zum EEG-Jubiläum veröffentlichen wir in den nächsten Tagen.

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