von Ina Röpcke
Von großer Freude bis hin zu Tränen: Der Photovoltaik-Markt mit seinen extremen Schwankungen weckt starke Emotionen. Von denen berichtet Arne Hagemann, Geschäftsführer der Backhaus Solartechnik GmbH in Hamburg. Im Zeitraffer: „Als das EEG kam, haben wir uns gefreut. Da ging’s los, das war super“, erzählt er. Aber es gab auch immer wieder schwierige Jahre, vor allem, als die Einspeisevergütung ab 2013 von der damaligen schwarz-gelben Koalition drastisch gekürzt wurde: „Da sind in unserem Verband Nordsolar Tränen geflossen, viele haben damals aufgegeben.“ Vor drei Jahren dann, als der Angriffskrieg in der Ukraine begann, schnellte die Nachfrage in kürzester Zeit nach oben. „Viele hatten Angst, dass sie die Energiekosten nicht mehr zahlen können. In wenigen Wochen hatten wir das Bauvolumen von zwei Jahren voll, da habe ich das Telefon gesperrt.“ Im Sommer 2024 ging die Nachfrage dann wieder zurück. Eine Achterbahn der Gefühle und des Umsatzes – und das seit Jahrzehnten.
pv magazine-Serie: 25 Jahre EEG
Unbestritten aber ist, dass mit dem EEG das Fundament für den Photovoltaik-Boom in Deutschland gelegt wurde. Und indem es einen für damalige Verhältnisse riesigen, von Herstellern aus aller Welt belieferten Markt schuf, war es auch ein enormer Impuls für die globale Solarindustrie.
Getragen wurde dieser Markt von vielen kleinen Betrieben, die das Wagnis eingingen, sich auf den Bau von Photovoltaik-Anlagen zu spezialisieren. pv magazine erinnert deshalb an das historische Datum, oder besser: Wir fragen andere nach ihren Erinnerungen und veröffentlichen sie hier in kurzen Beiträgen.
Der Feingeräteelektroniker und Elektroingenieur Arne Hagemann kam 1992 zur frisch gegründeten Backhaus Solartechnik dazu. Ein paar Jahre vorher, noch während seiner Ausbildung, war die Fernsehsendung „Ein Mann heizt durch die Wand“ die Initialzündung für seine anhaltende Begeisterung für die erneuerbaren Energien.
Zu Beginn waren sie zu zweit und haben Solarthermie- und Photovoltaikanlagen gebaut. „Wir haben aus dem Nichts heraus angefangen und waren ja Spinner und unsere Kunden auch. Eine ulkige Zeit war das“, erinnert sich Hagemann. Sie verfolgten von Anfang an die Strategie, möglichst regionale Produkte zu nutzen, wie damals Module von AEG, die in Wedel bei Hamburg gefertigt wurden. Und sie hatten immer mehrere Geschäftszweige, in der Anfangszeit neben der Solarthermie zum Beispiel auch Lüftungsanlagen. Deshalb habe das Unternehmen nie auf der Kippe gestanden, sagt der Firmenchef. Sein Geschäftspartner ist schon lange ausgeschieden. Backhaus Solar hat heute fünf Mitarbeiter, mehr wollte Hagemann nie haben. Aktuell plant und installiert sein Team vor allem Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen.

Foto: Backhaus Solartechnik
Seit etwa acht Jahren ist Hagemann Präsident von Nordsolar e.V., einem Anfang der 1990er Jahre gegründeten Zusammenschluss von norddeutschen Solarfirmen. „Wir sind ein Haufen von alten Hasen, die sich schulen und auf dem Laufenden halten.“
Ein paar Jahre im Unternehmen hat der heute 58-Jährige noch vor sich, aber er beobachtet auch schon den Generationenwechsel. „Wir alten Solarier hatten das Glück, etwas ganz Neues zu starten. Auch bei den Kunden gibt es Veränderungen. Die älteren kaufen nach Empfehlung und guter Handwerksleistung, die Jungen schauen eher, ob die Website einer Solarfirma gut aussieht, unabhängig von ihrer Erfahrung.“
Grundwissen EEG – eine nicht ganz vollständige Geschichte des Gesetzes (2)
Kostendeckende Vergütung? Für Photovoltaik konnte hiervon zunächst keine Rede sein: 99 Pfennig (50,6 Cent) pro Kilowattstunde reichten bei damaligen Systempreisen von 5.000 bis 6.000 Euro je Kilowatt nicht aus. Erst das damalige 100.000-Dächer-Programm machte die Sache mit zinsgünstigen Darlehen – jedenfalls meistens – halbwegs rentabel.
Kostendeckend wurde die Vergütung erst mit der EEG-Novelle 2004 (beziehungsweise mit dem sogenannten Vorschaltgesetz): Die Systempreise waren da bereits auf Beträge um 4.000 Euro je Kilowatt gesunken, und als Vergütung gab es nun 57,4 Cent (für kleine Anlagen; je nach Leistung und Bauart reduzierte sich der Tarif bis hinter auf 45,7 Cent für4 Freiflächenanlagen).
Jochen Siemer
Weitere Beiträge zum EEG-Jubiläum veröffentlichen wir in den nächsten Tagen.
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Dass EEG war gut und wichtig.
Aber mittlerweile überholt. Insbesondere ist die Förderungen einer Vergütung von 20 Jahren aus der Zeit gefallen und zu teuer.
Es wird Zeit, dass die EE erwachsen werden und und nur am Markt konkurrieren.
Stromproduktion kostet, was sie kostet und die Verbraucher, die den Strom haben wollen, müssen es bezahlen. Der Staat ist verantwortlich dafür, dass sich keiner der Leistungserbringer auf Kosten der Verbraucher eine goldene Nase verdient. Da gibt es im Detail noch Verbesserungsmöglichkeiten im EEG.
Als Punkt 1 würde ich da die Direktvermarktung nennen: Wenn der Marktpreis höher als die Garantievergütung ist, steckt das der Erzeuger in die eigene Tasche, ist er niedriger, lässt er sich vom EEG-Konto die Differenzkosten als „Marktprämie“ (kaum ein Begriff ist so unpassend gewählt) ersetzen. Lösungsmöglichkeit: Direktvermarktung und Marktprämie schließen sich gegenseitig aus: Entweder verkauft ein Erzeuger alles auf eigenes Risiko, oder er verkauft alles zum Garantiepreis, eventuelle Mehrerlöse gehen an das EEG-Konto. Da Risiko Geld kostet, werden die meisten Erzeuger die zweite Variante wählen, weil sie im Risiko mehr verlangen müssten, was die Verbraucher aber nicht bezahlen wollen. Nur wenn Erzeugungsprofil und Verbrauchsprofil sehr gut zusammenpassen (z.B. PV mit Kühlung oder Klimatisierung) könnte es zu erfolgreichen PPAs kommen.
Als Punkt 2 würde ich im Augenblick die Stromspeicher nennen. Im Augenblick kann man mit Arbitrage-Geschäften (Strom einspeichern, wenn er billig ist und ausspeichern, wenn er teuer ist) eine hohe Rendite erzielen. Was gut klingt, für den Strommarkt und den Speicherbetreiber, ist tatsächlich ein Problem für die Verbraucher: Die müssen diese Rendite nämlich bezahlen, typischwerweise wieder auf dem Umweg über das EEG-Konto: Dort fließen Ausgleichszahlungen ab, mit denen der Stromerzeuger für den billig an den Speicherbetreiber verkauften Strom entschädigt wird. Wenn der den eingespeicherten Strom dann teuer weiterverkauft, bekommt das EEG-Konto nichts zurück. Lösungsmöglichkeit: Die Speicherbetreiber müssen die Arbitrage-Gewinne an das EEG-Konto abführen und werden statt dessen von den Netzbetreibern kostendeckend bezahlt für Bereitschaft und für Abnutzung durch Inanspruchnahme.
Es gibt sicher noch ein paar weitere Schwachpunkte im EEG, aber die meisten Leistungserbringer bekommen nicht mehr, als es einer Kostendeckung plus angemessener Rendite entspricht. Damit wird ein freier Markt keine kleineren, sondern eher höhere Preise bei schlechterer Leistung (vor allem Versorgungssicherheit) zur Folge haben.
Marktgetriebene Geschäftsmodelle können nur günstiger sein, wenn die Leistungserbringer sich die guten Kunden raussuchen können, oder eine geringere Versorgungssicherheit bieten. Wir wollen aber, dass jeder Kunde jederzeit Anrecht auf Strombezug hat. Deshalb ist ein freier Markt kein geeignetes Geschäftsmodell für das Stromnetz. Auch ökologische Stromerzeugung kommt im freien Markt unter die Räder, weil jeder Leistungserbringer, der die Kosten seiner Stromerzeugung auf Dritte abwälzen kann (indem er beispielsweise die Atmosphäre als kostenlose Müllhalde für CO2 in Anspruch nimmt), sich ungerechtfertigte Vorteile verschafft.
Das EEG-Vergütungsmodell ist in jeder Hinsicht ein angemessenes Instrument, um für einen Ausgleich der INteressen von Leistungserbringern und Verbrauchern zu sorgen:
1. Die Anlagen zur Stromerzeugung werden mit privatem Kapital finanziert.
2. Der Verbraucher zahlt die unvermeidbaren Kosten erst, wenn er den Strom bezieht – deshalb die 20 Jahre-Garantie, die der Lebensdauer der Anlagen entspricht.
3. Die Leistungserbringer haben ein geringes Risiko, damit geringe Zinskosten, die sie an die Verbraucher weitergeben müssen.
4. Die Garantievergütungen helfen bei dem speziellen „Problem“ von PV und Wind, nämlich dass sie fast keine laufenden Kosten haben. Damit wären sie beim Verkauf am Markt erpressbar bis zum beinahe Null-Preis. Nur in Mangelsituationen, die wir aber nicht haben wollen, könnten sie auskömmliche Preise am Markt erzielen.
5. Gleichzeitig hilft die Kostenstruktur von PV und Wind bei der Bewältigung eines anderen Problems, nämlich der Demographischen Entwicklung. Die Babyboomer, die jetzt ins Rentenalter kommen, sind darauf angewiesen, dass sie jetzt noch Investitionen tätigen, die dann fast ohne Arbeitsaufwand für die Zeit ihres Ruhestandes eine Rendite erwirtschaften, weil der arbeitende Teil der Gesellschaft im Verhältnis stark schrumpft, und auch so schon mit der Versorgung der Alten völlig überlastet sein wird.
Alles in allem: Das EEG ist heute wichtiger, als es vor 25 Jahren war. Und es besteht überhaupt kein Grund, an den erfolgreichen Bestandteilen etwas zu ändern. Etwas entschlackt, wo Regelungen hereingekommen sind, die mehr der Behinderung dienen sollten, etwas weiterentwickelt, wo sich neue Handlungsfelder wie Speicher ergeben haben – die Zukunft kann kommen!
Ich denke auch, es kann ersatzlos gestrichen werden. Die EE würden sich locker auch ohne staatliche Alimentation am Markt behaupten.
Aber eine einmal aufgestellte Bürokratie ist leider nur extrem schwer wieder abzubauen. Sie entwickelt ein unendliches Eigenleben als Selbstzweck.
JCW schreibt.
Als Punkt 2 würde ich im Augenblick die Stromspeicher nennen. Im Augenblick kann man mit Arbitrage-Geschäften (Strom einspeichern, wenn er billig ist und ausspeichern, wenn er teuer ist) eine hohe Rendite erzielen. Was gut klingt, für den Strommarkt und den Speicherbetreiber, ist tatsächlich ein Problem für die Verbraucher: Die müssen diese Rendite nämlich bezahlen, typischwerweise wieder auf dem Umweg über das EEG-Konto: Dort fließen Ausgleichszahlungen ab, mit denen der Stromerzeuger für den billig an den Speicherbetreiber verkauften Strom entschädigt wird. Wenn der den eingespeicherten Strom dann teuer weiterverkauft, bekommt das EEG-Konto nichts zurück. Lösungsmöglichkeit: Die Speicherbetreiber müssen die Arbitrage-Gewinne an das EEG-Konto abführen und werden statt dessen von den Netzbetreibern kostendeckend bezahlt für Bereitschaft und für Abnutzung durch Inanspruchnahme.
@ Mein lieber JCW
Erinnern Sie sich noch als mir der H.J Fell bestätigt hatte, dass das was ich hier als das „Faule Ei“ bezeichne, das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde, sei der erste schwere KO Schlag gegen das EEG gewesen. ??
Das, was Sie hier mit Punkt 2 noch als verbesserungswürdig bezeichnen, hat auch seinen Ursprung im faulen Ei, oder dem KO Schlag, wie Fell es nennt.
Denken Sie mal an das EEG Konto, das damals installiert wurde, und Sie so verehren, ich aber von Anfang an als Nebelkerze und Systemwaschmaschine bezeichnet habe. Nun schreiben Sie selbst über „Umweg“ EEG Konto.
Zitat JCW …Die müssen diese Rendite nämlich bezahlen, TYPISCHERWEISE WIEDER AUF DEM UMWEG ÜBER DAS EEG KONTO Dort fließen Ausgleichszahlungen ab, mit denen der Stromerzeuger für den billig an den Speicherbetreiber verkauften Strom entschädigt wird. Wenn der den eingespeicherten Strom dann teuer weiterverkauft, bekommt das EEG-Konto nichts zurück. Zitat Ende.
„ÜBER DEN „UMWEG“ EEG KONTO, Schön dass Sie unterdessen wenigstens gemerkt haben, dass das EEG Konto ein Umweg ist, Das EEG Konto ist ein Umweg wo die Tatsache vernebelt wird, dass die Erneuerbaren durch den Merit Order Effekt eigentlich die Großhandelspreise für Strom senken. Den Politiker und der Öffentlichkeit werden die Erneuerbaren mit dem EEG Konto aber negativ suggeriert „Seht her so wenig bekommen wir für den EEG Strom, und so Viel müssen wir dafür an EEG Umlage bezahlen“ Die Differenz auf dem Konto muss der Staat jährlich mit Milliarden ausgleichen.
Wenn ich in der Vergangenheit hier vom Faulen Ei aus 2010 geschrieben habe, wo das alles entstanden ist, und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Energiewende zieht, haben Sie von Mist gesprochen den der Diehl schreibt, den man nicht lesen sollte.
Nun stelle ich fest, dass Sie doch noch auf meine Linie kommen. Wenn auch erst dann, wenn der rote Faden mal wieder an einer anderen Stelle im Energiewendeprozess angekommen ist. Vor kurzem z.B. als Sie feststellten das Strommarktdesign müsste angepasst werden, und nun fällt Ihnen auf, dass für die Speicherbetreiber mit der „Nebelkerze“ EEG Konto saftige Rendite generiert werden zu Lasten der Stromverbraucher. Dabei schreibe ich hier schon seitenlang, dass sich seit 2010 die Erneuerbaren systematisch entwerten, womit andere lukrative Geschäfte machen. In Insiderkreisen nennt man das kannibalisieren.
So…. das war mein Beitrag zum Jubiläum.
@HD: Die staatliche Alimentation halte ich auch für falsch. Der Staat als Geldgeber, wird nur gebraucht, wenn es um Forschung und Entwicklung, und zumindest teilweise, wenn es um Markteinführung geht. Die vollständige Übernahme des Defizits auf dem EEG-Konto war deshalb ein Fehler. Das muss zurückgefahren werden. Systematisch könnte man noch den Anteil des Defizits, der auf höhere Vergütungen aus der Anfangszeit des EEG zurückgeht begründen, weil dieser Kostenbestandteil den Strom gegenüber anderen Energieträgern benachteiligt. Die reinen Vermarktungskosten, die auch für Neuanlagen ein Defizit produzieren, sind statt dessen von den Stromverbrauchern zu bezahlen. Strom muss schließlich das kosten, was er kostet, damit auch ein Preissignal von seinem Konsum ausgeht.
Aber von welchem Bürokratismus reden Sie? Das EEG-Konto wird jedenfalls von den privatwirtschaftlich agierenden Übertragungsnetzbetreibern verwaltet. Die Bundesnetzagentur beaufsichtigt das, aber das ist ein vergleichsweise kleiner Teil ihrer Aufsichtsaufgaben.
Bei den Fehlern des EEG ist mir noch ein kleinerer aufgefallen: Wenn eine Anlage nach 20 Jahren abgeschrieben ist, aber noch einen Wert hat, dann steht dieser Wert eigentlich den Stromverbrauchern zu, denn die haben dem Betreiber die Abschreibung vollständig bezahlt. Tatsächlich gehört die anlage aber weiterhin dem Betreiber, der damit Gewinne erzielen kann. Da sollte man überlegen, wie die Betreiber diese Sondergewinne mit den Verbrauchern zumindest teilen müssen. Beispielsweise wäre eine gegen Ende der Lebenszeit degressive Vergütung denkbar. Einige Jahre vor dem Ende der 20 Jahre fängt die Degression an, und geht dann noch länger weiter. Der Betreiber kann dann entscheiden, wann er ein Repowering für sinnvoll hält, die Verbraucher haben die Chance auf längere Zeit günstigen Strom.
JCW schreibt.
Aber von welchem Bürokratismus reden Sie? Das EEG-Konto wird jedenfalls von den privatwirtschaftlich agierenden Übertragungsnetzbetreibern verwaltet. Die Bundesnetzagentur beaufsichtigt das, aber das ist ein vergleichsweise kleiner Teil ihrer Aufsichtsaufgaben.
@ JCW
Ich rede beim EEG Konto nicht von Bürokratismus, sondern von Vernebeln der Kosten Realität.
Ich rede von der Zeit bis 2010, wo das noch anders war. Da wurden die Erneuerbaren den Versorgern entsprechend ihrem Versorgungsvolumen anteilmäßig, „physisch“ zugeteilt, die mussten sie vergüten, was heute noch der Fall ist, und den Rest ihres Bedarfs mussten sie sich Fossil beschaffen. Die Mehrkosten in einem Vertriebsportfolio, zwischen mit, und ohne EE Anteil, war bis dahin die EEG Umlage. Wenn damals die Börsenpreise sanken, und die Versorger ihren fossilen Restbedarf billiger beschaffen konnten, wirkte das kompensierend auf die Mehrkosten im Portfolio mit den Erneuerbaren. Ein Kosten/Nutzen Effekt wurde wirksam. Mit dem EEG Konto wird dieser Effekt gerade ins Gegenteil umgewandelt. Wenn heute die Börsenpreise sinken, werden die Erlöse auf dem Konto weniger, und dadurch die Differenz zu den Vergütungen größer, wofür der Staat jährlich Milliarden Ausgleich zahlen muss.
JCW schreibt.
Als Punkt 2 würde ich im Augenblick die Stromspeicher nennen. Im Augenblick kann man mit Arbitrage-Geschäften (Strom einspeichern, wenn er billig ist und ausspeichern, wenn er teuer ist) eine hohe Rendite erzielen.
@ JCW
Nicht nur die Stromspeicher, und nicht nur im Augenblick, sondern schon seit 2010 wo die Erneuerbaren aus den Bilanzkreisen der Versorger ausgegliedert wurden, und als Überschuss an der Börse verramscht werden, laufen die Arbitrage Geschäfte, die von den Verbrauchern, neuerdings vom Staat finanziert werden.
Ich hab schon öfter drauf hingewiesen, hier noch einmal.
https://www.ee-news.ch/de/article/27409
Zitat….Billig an der Börse Das steigende Angebot an erneuerbaren Energien – so beleuchtet die Studie – lässt die Preise am Spotmarkt der Strombörse sinken. Betreiber von konventionellen Kraftwerken, die ihren Strom schon lange vorher zu hohen Preisen verkauft haben und termingerecht liefern müssen, können ihren Gewinn aber noch steigern, indem sie den Strom nicht selbst erzeugen, sondern billig an der Börse kaufen. Ausgerechnet die schmutzigen Kraftwerke werden so zu Gewinnern der Energiewende. Zitat Ende.
Sie sehen, auch hier lässt das „Faule Ei“ von 2010 grüßen.
@JCW: Hervorragende und gehaltvolle Analyse, die ich absolut teile!
@JCW: Punkt 2 sehe ich nicht so.
Speicher-Betreiber mit Ausnahme von Speicher betreibenden Energieversorgern müssen unter dem Preis der fossilen Kraftwerke bleiben. Da die Speicherbetreiber klug sind, suchen sie sich den höchsten Preis aus und kombinieren noch weitere Möglichkeiten um verfügbare Leistung zu monetarisieren. Damit senken diese die Kosten. Der Verbraucher zahlt damit weniger.
Zukünftig wird sich der Speicherausbau am unteren Preis-Limit der Wirtschaftlichkeit von selbst einregeln.
Bis dahin wird die Wirtschaftliche Rendite den Speicherausbau antreiben.
Das sehen Sie aber zu einfach. Wenn die Speicherbetreiber den Preis für ihren Strom bekommen, was auch ein fossiles Gaskraftwerk an Kosten hätte, dann ist das schlicht zu teuer: So viel kostet es nicht, diesen Strom aus Speichern bereitzustellen. Die Differenz zwischen Kosten der Bereitstellung und am Markt erzielbarem Preis ist der Gewinn der Speicherbetreiber – schön für die, für die Stromverbraucher nicht. Alles was Leistungserbringer über eine angemessene Rendite hinaus an Gewinn erzielen, erhöht den Strompreis, und das ist Gift für die Wirtschaft und für die Akzeptanz der Energiewende.
Wenn die Gaskraftwerke dann endlich auch aus dem Markt gedrängt werden, wird das Problem noch größer: Dann würden die (wahrscheinlich teureren) Wasserstoff-Rückverstromer preissetzend wirken. Diese Wasserstoffrückverstromung wird ohnehin der problematischste Teil des Kostenproblems sein. Wenn dann die Batteriespeicher noch völlig unnötigerweise genauso teuer verkaufen, dann können wir die Energiewende endgültig knicken.
Was ich an Ihren Aussagen nicht verstehe… der Anteil der grünen >90% Phasen im Jahr, ggf. auch gerne mit Hilfe von Speicher nimmt doch von Jahr zu Jahr zu. Damit können teure Kraftwerke gemäß Merit Oder immer weniger den Preis bestimmend hoch treiben, so wie wir es im Sommer mittlerweile nahezu täglich ab 13:00 Uhr für 2-3 Stunden erleben. H2 ist in großer Skalierung frühestens in 10 Jahren Thema, bis dahin haben wir hoffentlich so viel EE Erzeugung, dass Elektrolyseure nicht mehr so preismächtig wirken können. Darum muss es doch eigentlich sowieso gehen und das muss ohnehin das Ziel sein, wenn der Wechsel zu H2 einigermaßen wirtschaftlich sein soll.
Damit wird es für den Verbraucher nur unwesentlich teurer, wenn er smart, flexibel und mit eigener Pufferung die niedrigen Preisphasen ausnutzt. Die Börse wird wohl kaum noch ins Negative gehen wegen den vielen neu abnehmenden Batteriespeichern, sie werden aber bei viel Sonnenschein nach wie vor nur wenig über Null liegen. Ein großer Preisspread bleibt so lange bestehen, wie die Sommernacht noch nicht abzudecken ist… noch 10-15 Jahre, nach meiner kühnen Prognose
Klar, in den Phasen, wo Gaskraft oder in Zukunft Strom aus H2 in den kleinen Lücken wirken muss, wird es ohne Zweifel umso teurer… das ist aber aus meiner Sicht nicht schlecht, da damit die richtigen Anreize für günstigeren Ersatz geschaffen werden. Übertrieben werden sollte es natürlich nicht, daher könnte hier der Kapazitätsmarkt für eine Deckelung helfen.
@ JCW
Derjenige der den Mehrerlös bei hohen Börsenpreisen bekommt, der bekommen auch 0,000 bei negativem Börsenpreis.
Keine Ahnung was sie da wieder dazureimen. Das ist invest mit Risiko.
Das sich jemand etwas in die Tasche steckt ist der normale Gang auf dem Weg zu freien Vermarktung.
Denken Sie das irgendjemand Strom verkauft ohne sich dabei was in die Tasche zu stecken?
Auch ist die Marktprämie keine verlorene Förderung, sondern ein fester Preis für das Produkt Strom und dieser ist bei weitem nicht zu hoch.
Eine Energiewende ohne Gewinne wird es nicht geben.
Strom geschenkt ebenso nicht…
Sie haben völlig recht: Das Risiko der Nullvergütung habe ich nicht erwähnt.
Als erstes ist es ein Risiko, das zu einer Erhöhung der Kosten führt. Wenn die Risikokosten von unangemessen hohen Gewinnen aus der Direktvermarktung abgehen, wäre es allenfalls noch ein kleines Problem. Wenn man aber die unangemessen hohen Gewinne verhindert, muss man auch die ungerechtfertigten Verluste aus Nullvergütung abschaffen. Ungerechtfertigt sind die, weil die Stromproduzenten dabei für einen Umstand bestraft werden, den sie nicht zu verantworten haben. Schließlich sind es die Verbraucher, die ökologisch erzeugten Strom haben wollen und deshalb immer mehr PV- und Windanlagen haben wollen.
Aber wenn es genug Speicher gibt, werden die Negativ-Preise nur noch selten auftreten, und dann wird es wieder ein marginales Problem sein.
Bitte drehen Sie mir im übrigen nicht das Wort um. Ich habe nichts gegen Gewinne. Bei mir heißen die bloß „angemesse Rendite“. Gegen unangemessene Gewinne habe ich allerdings etwas, wie auch das Strafrecht: Dort heißt das dann Wucher.
Im angelsächsischen Sprachraum kennt man das Märchen von Goldilocks. Dort lernt man, dass Dinge nicht per se gut oder schlecht sind. Sie müssen das rechte Maß haben. Nicht zu viel, nicht zu wenig, sondern gerade richtig. Literaturempfehlung dazu: Jostein Gaarder, Gerade richtig.
wenn wir schon bei Angelsachsen sind – für das rechte Maß gab es vor wenigen Tagen ein spannendes und hörenswertes Beispiel: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-ernst-friedrich-schumacher-100.html
Passt auch zu Myanmar, wenn es nicht so dramatisch wäre.
„Small is beautiful“ und weniger Autos bitte – echt klasse, was der Ernst Friedrich Schumacher meinte. Brandaktuell auf jeden Fall.
Liebe Ina,
Lieber Präsi Arne,
eine schöne Geburtstags-Story habt ihr da gezaubert, die ich genauso bestätigen kann – außer mit den maximal 5 Mitarbeitenden. Ich bin 1 Jahr nach Arne – also 1993 – zur PV gekommen. Und hätte es das EEG nicht gegeben, hätten wir bis heute auf die Überzeugungstäter und die Energieenthusiastinnen bauen müssen und – wer weiß – vielleicht aufgegeben. Aber so sind wir eben Achterbahn gefahren und die PV ist mittlerweile so erwachsen, dass schlecht gemachte gesetzliche Rahmenbedingungen zumindest im Segment der Dachanlagen wenig Schaden anrichten können.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir ein gutes Mittel zwischen Regulierung und Marktwirtschaft finden. Um einerseits Netzbetreibern die Stabilisierung der Netze zu ermöglichen und andererseits Produzenten erneuerbarer Energien einen auskömmlichen Mindestpreis zuzusichern.
Und natürlich wünsche ich mir als PV-Installateur, dass die Netzbetreiber neu errichtete PV-Anlagen unmittelbar ans Netz bringen. Das würde die Nerven von Anlagenbetreibern und Installateuren schonen, Zeit sparen und damit Zeit verfügbar machen, weitere Anlagen zu errichten.
Aber wie es auch kommt, eins kann mir keiner nehmen: Die Freude an der PV
Meine Meinung zum Jubiläum des EEG:
Die von JCW vorgebrachten Argumente finde ich gut. Aufgrund der Systemrelevanz der Energieversorgung würde ich bei der Infrastruktur noch was ändern wollen:
Alle Energienetzbetreiber vergesellschaften (mindestens die Übertragungsnetzbetreiber) und die kurz-mittel-langfristige Energiespeicherung den Netzbetreibern aller Spannungsebenen erlauben/übertragen, damit die Speicher netzdienlich und effizient betrieben werden können.
Moin und Servus!
Morgen jährt sich zum 25. mal der Geburtstag 0 des Erneuerbaren Energien Gesetz . Herzlichen Glückwunsch zur Volljährigkeit EEG ! Damals kreiste monatelang der rot-grüne Berg , und gebar eine gelbe Maus . Aus der Maus ist mittlerweile immerhin ein Känguru geworden. PV ist systemrelevant. Ich finde aber auch , dass junge Menschen und deren Arbeitskraft
irgendwie systemrelevant für dieses auf Zahlenwerte
basierende System sind . Das Medianalter in Deutschland ist nicht mit irgendwelchen Schriftzeichen
und Ziffern nach Süden verschiebbar , allenfalls mit Charme.
Oberflächlich gesehen ist es ein Rätsel , warum in Ländern mit hoher Lebensqualität, sozialer Absicherung und Wohlstand die Geburtenrate eher mau ist. Um aber eine glücklichere
Betrachtung zu ermöglichen, muss man sich nur zwei andere fiktive Realitäten vorstellen:
0 : Die Geburtenrate würde immer bei 2 + y
po Frau liegen, egal wieviel Wohlstand und Raum
eine Nation hat. Dann wäre ja sämtliche Politik,
Religion und
Wirtschaft irgendwie ohne Sinn und machtlos gegen
die natürliche „Reproduktion“ der Menschen .Dass es soviele ältere Menschen in Deutschland gibt , ist doch eigentlich ein Glück . Es ist ein Schritt Richtung Unsterblichkeit . Wie anders soll sich eine mögliche, zukünftige Unsterblichkeit in der Gegenwart manifestieren, als wie in friedlichen älteren Menschen?
Wenn das Dasein als sterblicher Mensch in Fleisch und Blut absolut unüberwindbar wäre , dann gäbe ja Glauben,Streben,Wirken,Hoffen ,Wollen und Willen
überhaupt keinen Sinn . Die Zukunft der Deutschen Nation ist für alle verborgen, aber es bleibt die Hoffnung auf die Früchte die auf dem Nährboden des Guten wachsen.
0.1. In Ländern des materiellen Wohlstandes würden sich die Menschen wie Kaninchen in Australien vermehren und verjüngen. Dies wäre zwar irgendwie plausibel, aber bar jedes Glaubens, geradezu tierisch und ohne geistige Zivilisation.
….
Bei der Betrachtung der Millionen Renten- und Pensionsempfängern fällt oft eines unter den Tisch: Die Rentner essen das angewiesene Geld ja nicht auf , und lassen es aus dem Kreislauf verschwinden ,sondern geben es aus !
Für Autos ,Backwaren , Kleidung Tageszeitungen ,Apps, Photovoltaikanlagen…
Aus meiner Sicht sollte man es auch finanzstarken Rentnerinnen und Rentner ermöglichen ein neues Plus-Energie – Haus auf Kredit zu bauen. So ein Haus sollte
maximal für die Zukunft ausgerichtet sein. Statt einem Satteldach zum Beispiel ein Pultdach , welches sich masslich nach der Größe der verwendeten PV-Module richtet.Der Ortgang auf beiden Seiten könnte dann ein Indach-System suggerieren.
Das Ziel : Mehr EE- Wohnraum schaffen, damit junge Menschen bei der Wohnungsmiete entlastet werden .
Arbeitnehmer müssen ja bereits 42 % Sozialversicherung zahlen ,da sollte das Wohnen zukünftig wenigstens nicht noch teurer werden.
Natürlich wird das Rentnerpaar das Haus vermutlich nicht mehr zu Lebzeiten mit ihrer Rente ganz abzahlen, aber vielleicht
zu 5 % bis 50 % . Danach fällt es eben an das Kreditinstitut zurück, welches eventuelle Erben auszahlt,
und das Haus auf den Immobilienmarkt bringt.