Appell zu Koalitionsverhandlungen: Energie- und Wohnungswirtschaft fordern Bekenntnis zu Flexibilität

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Konzerne und Verbände aus der Energie- und Wohnungswirtschaft haben sich für ein gemeinsames Positionspapier zusammengeschlossen, mit dem sie sich an die Koalitionsverhandlungen wenden. Mit dem Papier wollen sie die Bedeutung von Flexibilität in der energiepolitischen Agenda der künftigen Bundesregierung stärken.

Die Allianz besteht aus Eon, Octopus Energy, 1KOMMA5°, Schneider Electric, Rabot Energy sowie dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) und dem Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (GdW).

„In den nächsten Jahren gehen Millionen von Wärmepumpen und E-Autos ans Netz – dieses Flexibilitätspotenzial dürfen wir nicht ungenutzt lassen“, sagt Bastian Gierull von Octopus Energy. „Nur wenn wir diese Geräte intelligent einsetzen, senken wir die Stromkosten für Verbraucherinnen und Verbraucher und stabilisieren die Netze. Wir sind bereit, aber wir brauchen einen vernünftigen Rahmen von der neuen Regierung. Ohne eine umfassende Flexibilitätsstrategie verschenken wir Milliarden.“

Ohne die Nutzung des Flexibilitätspotenzials von Wärmepumpen, Elektroautos und Batteriespeichern drohen in Deutschland erhebliche Systemkostensteigerungen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre werde sich die Anschlussleistung solcher Systeme verzehnfachen – von etwa 20 Gigawatt im Jahr 2020 auf 200 Gigawatt im Jahr 2030. Bis zum Jahr 2045 erwarten die Autoren des Positionspapiers eine installierte Leistung von 500 Gigawatt. Dies würde auf europäischer Ebene Kosten von 300 Milliarden Euro verursachen. Durch eine konsequente Nutzung von Flexibilität ließen sich diese Kosten jedoch um 60 Milliarden Euro reduzieren.

Die Unterzeichner des Positionspapiers fordern daher, dass der Wert von Flexibilität im Marktdesign klar erkennbar wird. Preis-, Netz- und Systemsignale müssten für alle Marktteilnehmer transparent gemacht werden.

Ebenso müsse die Energiewirtschaft in die Lage versetzt werden, Flexibilität massentauglich und kosteneffizient zu aggregieren und zu vermarkten. Bürokratische Hürden müssten abgebaut werden, um diesen Prozess zu erleichtern. Aggregatoren, die Flexibilität vermarkten, sollten dies idealerweise frei in allen europäischen Märkten machen können. Hierfür seien einheitliche Datenstandards und gesetzliche Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene erforderlich. Zudem brauche es eine digitale Datengrundlage für den Handel mit Flexibilität – ein flächendeckender Smart-Meter-Rollout sei hierfür essenziell.

Auch bestehende Anlagen müssten stärker in die Flexibilitätsstrategie einbezogen werden. In deutschen Kellern stehen derzeit etwa 1,4 Millionen Batteriespeicher, die nicht flexibel betrieben werden dürfen und dadurch die Finanzierungskosten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) unnötig erhöhen. Um die Systemkosten zu senken, müsse sich dies ändern.

Zudem betonen die Unterzeichner, dass die Bereitstellung von Flexibilität für Haushalte stets auf freiwilliger Basis erfolgen sollte. Zwangsmaßnahmen, wie im umstrittenen Paragraf 14a EnWG, bei denen Netzbetreiber den Strombezug von Haushalten – beispielsweise beim Laden eines Elektroautos – limitieren können, halten sie für wenig sinnvoll.

Schließlich sprechen sich die Verbände und Unternehmen für die Schaffung fester Strukturen innerhalb des zuständigen Ministeriums aus, um den Aufbau von Flexibilitätsmechanismen im Stromnetz gezielt zu steuern und zu fördern. Die Autoren des Papiers fordern von der neuen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur Nutzung von Flexibilität als zentrales Element der Energiewende und der Netzstabilisierung.

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