Sinkende Investitionen, weniger Arbeitsplätze und geringere Wertschöpfung wären die Folge, wenn die künftige Bundesregierung den Zubau von Erneuerbare-Energien-Anlagen nicht auf dem jetzigen Kurs hält. Dies ist das Resultat einer Kurzstudie, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag des Öko-Energieversorgers Green Planet Energy erstellt hat. Eine Verlangsamung des Zubaus um 25 Prozent würde der Studie zufolge bis 2030 Investitionseinbußen von 65 Milliarden Euro verursachen. Hinzu kämen deutlich geringere wirtschaftliche Impulse durch den Betrieb und die Wartung der Anlagen. Es sei „mit 65.000 weniger Arbeitsplätzen in der Branche zu rechnen“.
Die Studie setzt als Rahmen das aktuell im EEG verankerte Ziel einer rund 80-prozentigen Deckung des deutschen Bruttostromverbrauchs durch Erneuerbare. Die Einhaltung dieses Ziel würde demnach mehr als 260 Milliarden Euro an Investitionen bedingen. Die Autoren Florian Zerzawy und Marcel Schubecker haben hierbei zum Beispiel für die Photovoltaik einen – recht großzügig veranschlagten – Rahmen von 700 Euro je Kilowatt neu installierter Leistung für Großanlagen und bis zu 2000 Euro je Kilowatt für Aufdachanlagen, jeweils ohne Batteriespeicher, zugrunde gelegt. Für Onshore-Wind werden 1300 bis 1900 Euro je Kilowatt angenommen, für Offshore-Wind 2200 bis 3400 Euro. Neben den Investitionen für den Bau neuer Anlagen sei außerdem mit „mehr als 70 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Impulsen“ durch Betrieb und Wartung der Anlagen zu rechnen. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Erneuerbaren-Branche werde sich hierbei bis 2030 auf 500.000 erhöhen, was einer Verdopplung gegenüber dem Stand von 2023 entspreche.
Ein gegenüber den aktuellen Ausbauzielen um 25 Prozent jährlich verringerter Zubau brächte der Studie zufolge einen Investitionsausfall zwischen 7 und 13 Milliarden Euro pro Jahr mit sich; bis 2030 summiert sich dies auf die besagten 65 Milliarden Euro. Bei Wartung und Betrieb entstünde im Jahr 2030 ein Verlust von 2 Milliarden Euro.
Die neue Bundesregierung müsse deshalb „weiter konsequent auf den Ausbau der Erneuerbaren setzen“, fordert Carolin Dähling, Leiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy: „Ein Ausbremsen des Erneuerbaren-Ausbaus setzt nicht nur die Klimaziele aufs Spiel, sondern schwächt auch die deutsche Wirtschaft.“ Für Florian Zerzawy, Leiter Energiepolitik beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, zeigen die Ergebnisse der Studie, „welche große volkswirtschaftliche Bedeutung Sonne, Wind und Biomasse haben. Die neue Bundesregierung sollte diesen Erfolg nicht durch ein Zurückdrehen von Energiewendezielen gefährden.“
Green Planet Energy und drei weitere Öko-Energieversorger – Bürgerwerke, EWS Elektrizitätswerke Schönau und Naturstrom – haben sich deshalb in einem offenen Brief an die mutmaßlichen künftigen Koalitionspartner gewandt. Mit Bezug auf verschiedene Vorschläge wie etwa das durch die Energiekonzerne Eon und RWE vorgelegte Konzept für einen „Neustart der Energiewende“ fordern sie: „Durchstarten statt Neustart“. Zwar erfordere der „fortschreitende Erfolg des Erneuerbaren-Ausbaus“ eine Weiterentwicklung der Marktregeln, „aber ganz sicher keinen Neustart“.
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