Stromabnahmeverträge (PPAs) mit stündlicher Deckung sind besser und kosteneffizienter als PPAs mit jährlicher Deckung. Das geht aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung Enervis Energy Advisors hervor. Erneuerbare Energie rund um die Uhr – das lässt sich mit speziellen Stromabnahmeverträgen (PPAs) erreichen. Dabei ist der bisher bekannte Baseload-PPA nicht die einzige und möglicherweise auch nicht beste Option, die Unternehmen mit einem kontinuierlichen Bedarf an grünem Strom zur Verfügung steht.
Enervis startete im Februar 2023 eine entsprechende Untersuchung zusammen mit Energieversorgern und diversen industriellen Unternehmen, die Strom aus solchen Verträgen abnehmen können. In dieser „PPA-Plattform-Initiative“ wurden fünf Modelle für eine 24/7-PPA-Versorgung verglichen. Zu potenziellen Abnehmern gehören vordergründig Rechenzentren und Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff.
Ein Baseload-PPA, der darauf ausgelegt ist, 100 Prozent des jährlichen Verbrauchs aus erneuerbaren Energien abzudecken, erreiche eine stündliche Deckung von nur 73 Prozent. Dem gegenüber steht der sogenannte Pooled-PPA, bei dem eine stündliche Deckung bereits in der Vertragsstruktur festgehalten wird. Ein Pooled-PPA würde 90 bis 95 Prozent des stündlichen Verbrauchs mit erneuerbaren Energien abdecken können, wie aus dem von Enervis veröffentlichten Papier hervorgeht. Beide PPAs umfassen Photovoltaik und Wind an Land sowie auf See.
In der Untersuchung wurden zudem noch Batterie-PPAs, Wasserstoff-PPAs, Biomasse-PPAs und Laufwasserkraft-PPAs mit einem Baseload-PPA-Benchmark verglichen, der bilanziell 100 Prozent des Jahresbedarfs eines Unternehmens deckt.
In der Modellierung vergleicht Enervis die Nettokosten und gibt an, wieviel teurer die Stromkosten im Vergleich zum Netzstrombezug sind. Die Untersuchung zeigt auch, wie hoch die überschüssigen Energiemengen sind, die anfallen und noch zusätzlich außerhalb des PPAs vermarktet werden müssen.
PPA-Form | Stündliche Deckung | Kosten über Netzstrom | Energieüberschüsse |
Baseload | 73 % | 8 % | 27 % |
Pooled | 95 % | 26 % | 325 % |
Batterie | 100 % | 161 % | 110 % |
Wasserstoff | 100 % | 80 % | 74 % |
Biomasse | 100 % | 30 % | 21 % |
Laufwasser | 100 % | 16 % | 34 % |
Die untersuchten PPAs bringen verschiedene Probleme mit sich. Pooled-PPAs seien insgesamt kostengünstig, aber benötigen hohe Energieüberschüsse. Um eine sehr hohe Deckungsrate zu erreichen, werden zudem noch Flexibilitäten auf der Abnehmerseite benötigt, die nicht für alle infrage kommen. Baseload-, Laufwasserkraft- und Biomasse-PPAs böten zwar die niedrigsten Kosten und erforderten nur geringfügige Stromüberschüsse, aber bei Baseload-PPAs mangele es an zeitlicher Granularität. Bei Laufwasserkraftwerken ist das Problem, dass der PPA-Abschluss nicht zu zusätzlichem Ausbau von erneuerbaren Energien führt, sondern Strom eines ohnehin schon bestehenden Wasserkraftwerks neu vermarktet. Beim Einsatz von Biomasse gibt es Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Batterie-PPAs würden durch unklare Regeln für Herkunftsnachweise eingeschränkt und seien kostspielig. Wasserstoff-PPAs seien hingegen nicht praktikabel, da es noch an ausreichenden Mengen von grünem Wasserstoff fehlt und sie auch noch teurer sind.
Zudem identifizierte die von Enervis geleitete Initiative regulatorische Hürden für das Verbreiten. Dazu gehören unter anderem klare Förderprogramme, bessere Bedingungen für Herkunftsnachweise von Strom aus Batteriespeichern sowie öffentliche Garantien für eine bessere Bankfähigkeit, neben weiteren Punkten.
Die Ergebnisse der „PPA-Platform-Intitiative“ sind hier nachzulesen.
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Und die Moral von der Geschichte?
PPAs sind allenfalls sinnvoll, wenn das Verbrauchsprofil zu einem bestimmten Erzeuger passt, oder – etwas aufwendiger – zu einem als Pool zusammenstellbaren virtuellen Erzeuger. Sollten größere Überschüsse anfallen, müssten die wenigstens gut vermarktbar sein, also zu Zeiten anfallen, zu denen die Marktpreise im Durchschnitt mindestens dem Strombezugspreis entsprechen.
Eine 24/365 Versorgung mit Batterien hinzubekommen, erscheint mir bei den gegenwärtigen Preisen besonders unrealistisch. Bei längeren (>1-2 Tage) Dunkelflauten braucht man andere Stromquellen. Batteriespeicher, um mehr als zwei Tage zu überbrücken, würden so selten gebraucht, dass sie das Modell zu teuer machen, was man der Tabelle ja auch leicht entnehmen kann. Dass es den Strompreis nur ver-2,5-fachen würde, überrascht mich noch positiv.
Insgesamt erscheinen mir PPAs kein Modell mit Zukunft zu sein. Je größer das Netz desto kleiner (im Verhältnis) werden die teuren Ausgleichsbedarfe, wo Erzeugung und Verbrauch nicht zusammenpassen.
Im Grunde ist jede kleine Eigenverbrauchsanlage ein PPA, und daran sieht man die ganze Problematik: Irgendwo im Netz gäbe es vielleicht jemanden, dem der Strom, für den man selber gerade keine effiziente Verwendung hat, viel wert wäre. Weil er aber im Rahmen des PPA bereits bezahlt ist, verbraucht man ihn selbst ineffizient und entwertet ihn dadurch, beispielsweise durch Direkt-Heizung oder -Warmwassererzeugung. Und was das PPA nicht liefert, muss teuer für den Verbraucher oder die Gemeinschaft der Netzstromverbraucher aus dem Netz zugekauft werden.
Danke. Kurz zusammengefasst: der Markt wäre effizienter als PPA. Das ändert aber nichts daran, dass viel Verwaltungsaufwand keine gute Idee ist. Weil es einen Strommarkt gibt, an dem MWh gehandelt werden können, sind PPA viel Papier für weniger Effizienz.
Ich glaube, da sollte man noch ein wenig genauer hinschauen. Meine größte Frage: Warum ein PPA, wenn die Kosten über Netzstrom liegen? Warum gibt es keine Differenzierung zwischen Onsite-PPA und nicht Onsite-PPA? Was will Enervis eigentlich aussagen?
Mein spontaner Gedanke nach erstmaligem Durchlesen war folgender: Es wäre vielleicht effizienter, wenn Netzbetreiber den EE-Betreibern baseload-ppa für 20 Jahre anböten und – anders als in der Vergangenheit – nicht nur die räumliche Verteilung, sondern auch die zeitliche Verschiebung zwischen Angebot und Nachfrage managen.
Für die zeitliche Verschiebung sind sie doch heute auch schon zuständig, in Form von Ausgleichsenergie, aber nur auf kurze (15min) Sicht. Diese Zeitspanne müsste man nur verlängern auf den längsten Zeithorizont, den man mit Batteriespeichern ausgleichen kann, heute also etwas mehr als einen Tag.