Angesichts des großen Photovoltaik-Zubaus in den vergangenen Jahren – allein 2023 und 2024 sind in Deutschland neue Anlagen mit mehr als 30 Gigawatt hinzugekommen – hat der Vorstandchef des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz vor Auswirkungen auf die Netzstabilität gewarnt. „Zusätzlich zu unserem Überangebot im Frühjahr drückt dann auch Solarstrom aus Polen, den Niederlanden und anderen Ländern in unser Netz. Das macht es schwierig, Solarüberschüsse zu exportieren. Der Binnenmarkt stößt da an seine Grenzen. Diese Überschüsse sorgen für Stress im Netz“, sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ (Link zum Artikel hinter der Paywall).
Der überschüssige Strom könne dabei die Frequenz im Netz aus dem Takt bringen, worauf Netzbetreiber allerdings auch mit einem Bündel an Maßnahmen reagieren. „Im äußersten Notfall“ könne auch eine zeitlich begrenzte, regionale Netzabschaltung erfolgen. „Diese Gefahr hat zugenommen, weil wir in kurzer Zeit sehr viele Photovoltaik-Anlagen bekommen haben, die sich nicht alle ausreichend steuern und abregeln lassen. Anders als andere Kraftwerke produzieren Teile der Anlagen immer weiter, ganz egal, wie tief der Preis für Kilowattstunden am Großhandelsmarkt fällt“, sagt Kapferer im Interview weiter.
Der 50 Hertz-Chef wirbt offensiv für schnelle politische Maßnahmen und fordert den Bundestag zur schnellen Verabschiedung des sogenannte „Solarspitzen“-Gesetzes auf, dass die verbliebenen Regierungsfraktionen von SPD und Grünen noch kurz vor Weihnachten in den Bundestag eingebracht haben. „Denn ganz egal, wer im Frühjahr 2025 dieses Land regiert: Er hat das Problem auf dem Tisch“, sagt Kapferer mit Blick auf die vielen nicht regelbaren Photovoltaik-Anlagen. Nach Aussage von Kapferer funktioniert die heutige Regelung für Photovoltaik-Anlagen ab 100 Kilowatt, die in der verpflichtenden Direktvermarktung sind und damit ferngesteuert regelbar sein müssen, scheinbar technisch nicht überall. „Das geplante Solarspitzen-Gesetz sieht hier eine Art Anlagen-TÜV für Bestands- und Neu-Anlagen vor. Zudem würden wir in die Lage versetzt, Testläufe zu machen, also Solaranlagen probeweise über die Verteilnetzbetreiber abzuschalten. Das wäre schon mal ganz wichtig“, sagt Kapferer. Nach Ansicht der Experten bei 50 Hertz wäre es wichtig zu wissen, dass die Steuerbarkeit wenigstens bei den großen Anlagen funktioniere. „Dann wären wir auf der sicheren Seite und kommen noch 2025 und 2026 klar mit dem System“, so der Vorstandschef des Übertragungsnetzbetreibers.
Für die kleineren Photovoltaik-Anlagen ist Kapferer zufolge im Rahmen der im Bundestag hängenden EEG-Novellierung zusätzlich eine Verordnungsermächtigung für den systemdienlichen Anlagenbetrieb vorgesehen. Dies würde Netzbetreibern erlauben als Notfallmaßnahme Dritte zu beauftragen, um im Sinne der Netzstabilität auch kleinere Photovoltaik-Anlagen abzuregeln, etwa für ferngesteuerte Wechselrichter. Damit könnten nochmals eine hohe einstellige Gigawatt-Leistung aus dem System genommen werden, wenn zuviel Solarstrom produziert werde. Ihm sei dabei auch klar, dass diese Maßnahme auf wenig Gegenliebe der Photovoltaik-Anlagenbetreiber stoßen wird.
Nach Ansicht von Kapferer ist es dennoch „unglaublich wichtig“, dass diese Verordnungsermächtigung komme. „Die Umsetzung des Solarspitzen-Gesetzes als Teil des EEG, wie es den Fraktionen derzeit vorliegt, hilft uns mittelfristig, Brownouts zu vermeiden. Kurzfristige Abhilfe schaffen die Verbesserung der Steuerbarkeit der Bestandsanlagen und die Ansprache der Direktvermarkter“, sagt Kapferer. Vor dem Hintergrund der aktuellen Netzsituation hält er zudem eine weitere Beschleunigung des Photovoltaik-Ausbaus „für kontraproduktiv“, wie er im „Welt“-Interview sagt. Dies bezieht sich auf die Jahre 2025 und 2026. In fünf Jahren, wenn dann 20 Gigawatt an großen Batteriespeichern „an den richtigen Stellen im System“ vorhanden sei und bidirektionales Laden massentauglich sei, dann sei ein dynamischerer Photovoltaik-Ausbau „auch wieder okay“. Immerhin liegen allein den vier Übertragungsnetzbetreibern Netzanschlussanfragen für 226 Gigawatt an großen Batteriespeichern vor. Dazu kommen weitere Anfragen auf Verteilnetzebene. Wie viele der Projekte kurzfristig umgesetzt werden, ist allerdings nicht verlässlich prognostizierbar, wobei sich der Zubau dennoch gegenüber den zurückliegenden Jahren deutlich beschleunigen dürfte.
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Schau mer mal ob die CDU das auch wieder blockiert 🙂
Grüner“Flatterrstrom ist unvermeidlich. Nachts scheint die Sonne auch für GRÜNE nicht. Der Gradient der Leistungszuwachs am klaren Sommertag liegt bei 100 GW installierter PV bei ca. 8 GW pro Stunde! Vergleich:Das ist die Leistung der 6 letztem AKWS. Das ist PLANMÄSSIG bei klarem Sommerwetter.
Windstrom fällt völlig unplanbar an,wenn der Wind weht. Eine Binsenweisheit! SCHNELLE Speicher im XX TWh Bereich wären erforderlich.
die CDU wird den speicherausbaus schön mit verortnungen abwürgen
und dann hat man ja auch geich einen grund zu behaubten so geht das nicht mit den erneuerbaren .!
Dass der Mann sich über derlei Regelungen im Zusammenhang mit Balkonanlagen(!) äußert, entlarvt bereits den Sinn der Veranstaltung.
In dem Artikel sind an keiner Stelle Balkon Solaranlagen erwähnt. Warum auch, die machen nur einen Bruchteil aus und sind nicht steuerbar.
Na sicher. Der Begriff taucht nicht wortwörtlich auf, Bienchen dafür. Ganz toll aufgepasst.
Und nun zum Textverständnis: […] Für die kleineren Photovoltaik-Anlagen […]
Die Lesekompetenz ist so dermaßen grottig geworden, es ist so unfassbar traurig.
Man beschäftigt sich da mit „Peanuts“, die man mit Steuerungstechnik auch noch regeln können möchte. Das aber ist nicht das ursächliche Problem, sondern ein (irrelevantes) Ablenken von sachdienlichen Lösungen. ZB Die Speicherprojekte genehmigen und umsetzten. Und natürlich der weitere EE Zubau.
Und ja, natürlich muss auch in die Netze investiert werden – auch außerhalb von S-H und Niedersachsen wäre ein Schub jetzt echt fällig.
Das Richtige konsequent richtig umsetzen, das ist der Plan. Alles andere erhöht nur das Risiko von Preisspitzen weiter in die Zukunft.
Und nein, niemand erwartet, dass mit Batterien 100% aller Probleme übermorgen gelöst sind. Aber man muss eben beherzt anfangen und nicht an der falschen Stelle mit Gesetzen auf Jahre wieder neue Regularien erschaffen, die bereits absehbar hinderlich sein werden. Gesetze späterzu ändern oder abschzuschaffen ist noch viel schwieriger als sie einmal zu erschaffen.
Mehr Markt wagen und weniger staatliche Planerei und Eingriffe in Preisbildungen wäre ein Traum. Dass das Großkapital für Lösungen um die Ecke wartet, beleuchtet ein weiterer Artikel über die Speicheranträge. Und damit meine ich nicht Onkel Uwes kleinen Heimspeicher.
An alle Beteiligten insbesondere unsere Politiker! Lest das!
https://www.pv-magazine.de/2024/11/07/negative-preise-instabile-stromnetze-redispatch-kosten-ein-schiff-loest-alle-probleme/
Nicht reden, einfach „TUN“! Ran an die Herausforderungen, nicht in fünf Jahren. Technisch bereits alles machbar. Weg mit den blockierenden Gesetzen und Bürokratie. Wieso sollen wir den am günstigsten produzierten Strom abregeln wenn es anders geht? Wir brauchen Eilverfahren für den Genehmigungsprozess von Speichern und einen Rendite-Case für den Betreiber. Dann geht das auch ohne Förderung.
Wir brauchen AKW und nicht so einen Zirkus. Das ist alles traumhaft. Man begibt sich von einem Alptraum zum anderen und findet nur noch temporäre Auswege. Lösungen brauchen Hirn und keine Ideologien. Die Menschen mit so was nennt man Ingenieure. Scheinbar sind die schon überwiegend in China und dem Rest ist es Wurst. Demnächst sind wir so Pleite, dass sich dieses Energiegeschwurbel eh von alleine erledigt.
Vergessen hat man dort schon wieder, daß vor mindestens 4-5 Jahren dazu aufgefordert wurde, die Speicherungskapazitäten den angereizten Solarflächenausbauten anzupassen und stärker zu fördern.
Die Expertinnen und Experten hatten beraten und das Ergebnis dient dem Kapital (ob altem oder monopolisiertem neuen)(?)
Dazu hat man den Eindruck, daß diese Experten den Netzentwicklungsplan nicht kennen(?)
Dazu: Konventionell/Klassisch war in der Energiebranche ein ‚Kleinkraftwerk‘ (nach Stromerzeugungsquelle/Kraftwerkstyp) in der Größenordnung bei etwa 1-10MW eingeordnet.
Was hat man mit der VDE-AR-N 4105/4110 (4120/4130) denn dann geregelt, wenn diese nicht netzwirksam schützt?
Zu wem spricht diese Spitzeninterview (zur Welt?)?
Für die Parteimitglieder bei der FDP, als Interessenvertretung und als Maulkorb-Verordnung(?)
Ehre wem Ehre gebührt.
Wie dumm ist das denn?
4-5 Jahre PV ausbau stoppen, weil EVTL. ein Blackout kommt?
Dann soll er kommen. Wir haben letztes Jahr 1,6 Grad überschritten.
Was geht hier wohl vor. 10-20 Tage im Jahr zu viel Strom …. und riskieren, dass ein Blackout kommt…. oder was für die Umwelt tun um wenigstens die 2 Grad Grenze nicht zu überschreiten.
Wenn es weiter so geht mit dem Wetter/Bränden (siehe USA) etc. dann ist n Blackout wohl das geringste übel.
Zumal die Solarteure keine 5 Jahre die Füße still halten können.
„wenigstens die 2 Grad Grenze nicht zu überschreiten“
Die wenigsten (extremen) Marktkapitalisten und Vermögensentwickler (im Auftrag) setzen sich eine Grenze für den Kapitalzinssatz, welchen sie für human/korrekt einschätzen. Die Folge daraus kann man in Statistiken erkennen und wird auch als Umverteilung und ‚Schere zwischen arm und reich‘ erkannt.
Ehre wem Ehre gebührt.
Ergänzend:
„Die 50Hertz Transmission GmbH ist ein deutscher Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen betreibt das Höchstspannungs-Stromnetz (220 kV und 380 kV) im Osten Deutschlands, einschließlich Berlin sowie im Raum Hamburg mit einer Stromkreislänge von rund 10.500 km. Das Unternehmen beschäftigte gemäß Jahresabschluss 2021 insgesamt 1.304 Mitarbeiter, die Website gibt mit Stand Oktober 2024 eine Zahl von 2.100 Mitarbeitern an.“
Wo! Un Deutschland garantiert nicht. Man sollte sich nicht verarschen lassen. Es gibt zuverlässige unabhängige Quellen. In D gibt es ein Netzwerk von über 3000 Wetterstationen. die das Gegenteil belegen! Im übrigen können wie das das komplette CO2 in D rausnehmen oder dass sich irgend was messbares dabei ergibt. Das viele verballerte Geld wäre besser in Vorsorge investiert.
Wie wär’s denn stattdessen mit dynamischen, an den Strompreis gekoppelten Einspeisevergütungen? Dann haben die ganzen Eigenheimbesitzer auch endlich eine Motivation ihren Heimspeicher Netzdienlich zu nutzen.
Das geht in die Hose. PV produziert meist wenn eh genug da ist.
ich hatte ja angeregt die priv speicher einfach dv einspeisen zu lassen während man die pv im eeg lässt.. das wäre genau der anreiz.. 🙂
wobei aktuell wäre es ein weg die grosspeicher schneller zuzulassen die ja eh geplant sind und das problem beheben würden..
grüsse
Torsten – YT@weissnichswelt
„Netzdienlich“
eine ungeklärte Phrase im Journalismus,
ähnlich wie ‚Querdenker‘, der ursprünglichen Bedeutung entfremdet
Es ist keine „ungeklärte Phrase im Journalismus“, sondern eher ein undefinierter Begriff in der Netzwelt.
Sicherlich wird es eine Definition in Fachkreisen dafür geben.
Eine gesetzliche (offizielle, also für Bürgerinnen und Bürger einsehbare, verlässliche) Einordnung kenne wie nicht. Der Begriff ‚Phrase‘ inkludiert die semantische Umschreibung zu ‚endlich eine Motivation‘. (Man könnte vermuten, daß dabei Enttäuschung und vielleicht etwas Neid zur Formulierung ‚die ganzen Eigenheimbesitzer‘ beigetragen hat. Statistisch ist jedoch die Gruppe der Ein- und Mehrfamilien-Wohneigentum/-besitz verantwortlichen keine kleine Randgruppe und der Wunsch nach selbstbestimmtem/-verantwortetem Wohnraum/-umgebung weit innerhalb der deutschen Bevölkerung verbreitet. Dazu kann ergänzt werden, daß es europäische Staaten mit weit höheren Anteilen an Eigenheimbesitzern gibt. Der durchschnittliche Wohnfläche je deutschem Staatsangehörigen hat sich seit der Wirtschaftswunderjahre (mit Hilfe der Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, dafür freundlichen Dank) von etwa 35m2 auf etwa 45m2 erhöht.)
Vielleicht kennen Sie Ansätze, wie bisher (geplant) ’netzdienlich‘ eingeordnet wird, bspw. als finanzielle Optimierung (orientiert an Börsenstrompreisen, behördlichen Vorgaben oder dezentral marktgeleitetem Zwischenhandel, Privat-Privat-Netzwerken, PPA o. ä.) oder als technische Anpassung (mit gestaffelter Zu- oder Abschaltung, je Netzebenen, Staatengrenze, Lastflexibilitäten, usw.)?
Freundlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ideen
the dark side
– schade Sandra, ob der offenen Fragen