Ein vorläufiges Sanierungsgutachten gab es bereits vor einigen Wochen – nun gibt es ein „weitreichendes Transformationskonzept“, um das langfristige Überleben der Baywa AG zu sichern. „Das Konzept sieht eine organisatorische Verschlankung, zahlreiche operative Einsparmaßnahmen sowie die Veräußerung von wesentlichen internationalen Beteiligungen bei grundsätzlicher Fortführung der vier Kerngeschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik vor“, teilte der Münchner Konzern am Mittwoch mit.
Es sei der Abbau von bis zu 1300 der aktuell knapp 8000 Vollzeitstellen bis Ende 2027 vorgesehen. Besonders betroffen seien die zentralen Verwaltungseinheiten. Rund 40 Prozent der Stellen sollen hier bis Ende 2027 abgebaut werden, wie Baywa erklärte. Im Zuge des im Juli beauftragten Sanierungsgutachtens sei auch das bestehende Standortnetz auf Nachfrage und Profitabilität überprüft worden. Die Analyse habe gezeigt, dass 26 der derzeit gut 400 Standorte auch langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden könnten. Sie sollen daher bis Ende 2027 geschlossen werden. Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat zum geplanten Stellenabbau hätten bereits begonnen, eine Einigung werde bis Ende März 2025 angestrebt.
Im Transformationskonzept vorgesehen ist der Verkauf von wesentlichen Beteiligungen außerhalb Deutschlands. Die dadurch generierten finanziellen Mittel will Baywa zur Stärkung der Liquidität des operativen Geschäftsbetriebs und zur Schuldentilgung verwenden, wie es weiter hieß. Die Gutachter gehen davon aus, dass das Unternehmen dadurch bis 2027 die Finanzkennzahlen verbessern kann und gleichzeitig Schulden abbaut. Dazu beitragen soll auch, dass über alle Geschäftsfelder hinweg im operativen und organisatorischen Bereich Kosten eingespart sowie die Liquiditätsbindung und Prozesse optimiert werden. Vorrangig betreffe dies die Verschlankung der Verwaltung und eine Transformation des IT- Bereichs.
Im Juli hatte die Baywa AG das Sanierungsgutachten beauftragt. Kurz danach beauftragte auch die Tochter Baywa re ein Sanierungsgutachten bei der Boston Consulting Group. Der im Oktober veröffentlichte erste Entwurf des Sanierungsgutachtens ergab dabei positive Zukunftsaussichten, sofern gezielte Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt würden. „Kern der geplanten Maßnahmen ist eine stärkere Fokussierung auf die Geschäftsfelder, die eine positive Marktprognose haben, und in denen die Baywa re bereits heute über eine gute Wettbewerbsposition verfügt“, heißt es dort. Strategisches Ziel solle es sein, einen fokussierten Projektentwickler für Photovoltaik-, Windkraft- und Batteriespeicherlösungen zu schaffen sowie das Geschäft als Independent Power Producer (IPP), also den Betrieb von Anlagen im eigenen Bestand und den Verkauf des erzeugten Stroms, fortzuführen, so die Empfehlung im ersten Entwurf.
Den Münchner Konzern drückt aktuell eine große Schuldenlast. Dazu kommt, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) den Konzernabschluss 2023 prüft, da ihr konkrete Anhaltspunkte vorlägen, dass die Baywa AG gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat. Dabei gehe es darum, ob die Darstellung der Finanzlage und der Risiken aus der Finanzierung des Konzerns sowie die Darstellung der Risikomanagementziele und -methoden im Konzernabschluss und im Konzernlagebericht möglicherweise fehlerhaft gewesen seien, wie es in einer Mitteilung im November hieß. Nur wenige Stunden nach dieser Ankündigung der Bafin veröffentlichte die Baywa AG ihre Zahlen für die ersten drei Quartale 2024. Sie liegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Demnach verbucht das Unternehmen nach neun Monaten einen Umsatz von 16 Milliarden Euro. Dabei fiel ein EBIT-Verlust von 77,6 Millionen Euro an. Dieser Verlust weitet sich noch aus, wenn man die außerordentlichen Wertminderungen nach IAS 36 berücksichtigt, die größtenteils im Segment erneuerbare Energien anfielen. Dann liegt das EBIT bei -299,8 Millionen Euro.
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