von ESS News
In Deutschland soll eine weiteres Batteriespeicherkraftwerk als so genannter Netzbooster (Netzverstärker) entstehen. Der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Amprion möchte die Technologie sowohl in Bezug auf das Projektdesign als auch die Nutzung auf innovative Weise einsetzen.
Anders als konventionelle Großbatterien werden Netzbooster so betrieben, dass sie den Stromfluss im Übertragungsnetz durch Einspeisung und Aufnahme von Energie abbilden. In solchen Anwendungen können sie Stromleitungen verstärken oder sogar ersetzen und bieten damit Infrastrukturplanern eine neue Lösung für den Ausbau der Übertragungsnetze.
Ähnlich wie die drei anderen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland war auch Amprion wiederholt gezwungen, kostspielige Redispatch-Maßnahmen vorzunehmen, also die Stromerzeugung in bestimmten Netzgebieten zu reduzieren und in anderen zu erhöhen, um eine Überlastung einzelner Leitungen zu vermeiden. Die Kosten für solche Eingriffe belaufen sich im deutschen Übertragungsnetz auf mehrere Milliarden Euro pro Jahr.
Da der Netzausbau extrem langwierig und kostspielig sein kann, setzen die ÜNB nun auf Netzbooster, um die Schwelle, ab der ein Redispatch notwendig wird, heraufzusetzen. Im Juni begann der baden-württembergische Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW den Bau eines 250 Megawatt-Netzboosters in der Nähe von Kupferzell gesetzt. Bereits 2023 kündigte Tennet zwei 100 Megawatt-Anlagen in Audorf Süd (Schleswig-Holstein) und Ottenhofen (Bayern) an. Alle drei Projekte werden von Fluence beliefert.
Das nun von Amprion geplante System wird sich von diesen Projekten unterscheiden. Anstelle einer zentralen, direkt an das Übertragungsnetz angeschlossenen Anlage planen Amprion, der Energiekonzern Eon und der regionale Netzbetreiber LEW Verteilnetz (LVN, ein Tochterunternehmen der zu Eon gehörenden Lechwerke), den Netzbooster auf fünf Standorte in Bayerisch-Schwaben aufzuteilen. Als Netzanschlusspunkte sind bestehende Umspannwerke im LVN-Netzgebiet vorgesehen. „Dieser modulare Ansatz verringert die Anschlusskosten, erhöht die Verfügbarkeit des Netzboosters und reduziert an den einzelnen Standorten die Eingriffe in die Landschaft“, heißt es in einer Projektbeschreibung von Amprion.
Anders als bei bisherigen Projekten soll der dezentrale Netzverstärker auch nicht im Eigentum des ÜNB verbleiben, sondern von einem Dritten betrieben werden. Amprion würde dann lediglich die Netzverstärkungsleistungen bestellen. Darüber hinaus will Amprion die Anlage in einer zweiten Ausschreibungsvariante möglicherweise für „eine zeitlich begrenzte Marktnutzung“ freigeben. Stromhandel und Systemdienstleistungen könnten damit weitere Einnahmen ermöglichen, die zur reinen Netznutzung durch den ÜNB hinzukommen würden. „Dadurch soll die Auslastung und somit die Wirtschaftlichkeit der Anlage erhöht werden“, so Amprion.
Dieser Ansatz ist sinnvoll, da Netzbooster die meiste Zeit in Bereitschaft sind, um Netzengpässe zu beheben, aber bisher als „voll integrierte Netzkomponenten“ im Besitz der ÜNB betrachtet wurden und daher keine Einnahmen erzielen durften. Amprion wird jedoch erst nach einer technischen und wirtschaftlichen Bewertung der Ausschreibungsgebote über die tatsächliche Umsetzung einer solchen Doppelnutzung entscheiden.
Die Gebote sollten bis zum 3. April 2025 eingereicht werden. Der Auftrag wird im Sommer 2025 nach der Auswertung der Angebote vergeben und umfasst den Bau, das Management und den Betrieb des Energiespeichers. Das Projekt wird voraussichtlich 2027 in Betrieb gehen.
Obwohl die Anwendung von Batteriespeicherkraftwerken als Komponenten im Übertragungsnetz noch in den Kinderschuhen steckt, sehen einige Marktteilnehmer und Analysten darin ein großes Potenzial. Die Forschungsgruppe S&P Global prognostiziert, dass bis 2030 weltweit 17 Gigawatt Leistung und 50 Gigawattstunden an Kapazität von Batteriespeichern eingesetzt werden, um Investitionen in die Modernisierung der bestehenden Stromnetzinfrastruktur effektiver zu machen oder aufschieben zu können.
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