Robert Habeck (Grüne) war lange – auch lange vor dem Platzen der Ampel-Bundesregierung – als Keynote-Sprecher für das „Forum Solar Plus“ in Berlin angekündigt. Und er kam und blickte in seiner etwa 30 Minuten langen Rede in die Vergangenheit, auf die Gegenwart und in die Zukunft.
In punkto Vergangenheit zeigte sich Habeck durchaus stolz auf das erreichte. So machen die Erneuerbaren mittlerweile einen Anteil von mehr als 50 Prozent, in diesem Jahr vielleicht schon 60 Prozent an der Stromversorgung aus. Auch der Netzausbau ist in seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister seit 2021 deutlich beschleunigt worden, die Zahl der neu genehmigten Windräder ist stark gestiegen und auch beim Photovoltaik-Zubau läuft es deutlich besser als noch vor seinem Amtsantritt.
Zwar ist der Weg bereitet, doch nicht alle Herausforderungen sind gemeistert. „Wenn wir bald 80 Prozent Erneuerbare erreichen, braucht es steuerbare Lasten und deren Flexibilität, die auch vorgehalten werden muss“, sagte Habeck. Noch zu frisch sind die Erinnerungen an die ersten Novembertage in diesem Jahr, als die Dunkelflaute zu stark steigenden Strompreisen führte und die Versorgungssicherheit vor allem durch konventionelle Kraftwerke gesichert wurde.
Er sagte, die Versorgungssicherheit habe für ihn die höchste Priorität und müsse auch für zwei bis vier Wochen gesichert sein, wenn nicht genügend Erneuerbare verfügbar seien. „Daher better safe than sorry“, sagte Habeck, und verteidigte die eher großzügig veranschlagten Reservekapazitäten. Wenn die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet sei, würde wieder über die Erneuerbaren diskutiert und vermutlich wäre es das Ende der Energiewende in Deutschland, so Habeck vor den mehr als 600 Teilnehmern des Forums.
Und so kam der Bundeswirtschaftsminister dann auch zur Gegenwart. Nach dem Bruch der Ampelkoalition vor drei Wochen sei völlig unklar, welche Gesetze vom Bundestag noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet würden. Ob die EnWG-Novelle dabei sein wird, ist auch für Habeck noch nicht zu prognostizieren. Klarer sehen werde man da wohl erst, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Dezember die Vertrauensfrage gestellt und den Weg für Neuwahlen somit freigemacht habe.
Habeck appellierte jedoch an die anderen demokratischen Parteien im Bundestag, notwendige und zukunftsfähige Gesetze noch miteinander zu beschließen. Auch wenn er leise Zweifel äußerte, ob das in einer aufgeheizten Wahlkampfsituation wirklich gelingen werde. Habeck verteidigte die Vorschläge aus der EnWG-Novelle, die unter anderem vorsieht, die Zahlung der EEG-Förderung bei negativen Preisen an der Strombörse auszusetzen und die entsprechenden Zeiträume dann an die 20-jährige Förderzeit anzuhängen. „Alle Anlagen müssen künftig digital und steuerbar sein. Wenn jemand etwas anderes will, wäre es wie die Verteidigung des Faxgeräts“, sagte Habeck. „Wir müssen mehr Markt in die Systeme bekommen und mehr Steuerbarkeit und Flexibilisierung.“
Zudem ging Habeck auf die noch ausstehende beihilferechtliche Genehmigung des „Solarpaket 1“ durch die EU-Kommission in Brüssel ein. Auch für ihn sei nicht absehbar, wann die Notifizierung erfolge. Er hoffe, noch bis Februar. Allerdings wolle die EU-Kommission von der deutschen Regierung wissen, wo es bezüglich der EU-Vorgaben lang gehe und da könne die deutsche Regierung derzeit nicht richtig liefern, so Habeck. Dazu komme, dass auch die neue EU-Kommission aktuell noch in der Findungsphase sei, was den Genehmigungsprozess ebenfalls nicht beschleunige.
Die Frage nach der Zukunft ist auf dem Forum „Solar Plus“ eine durchaus zentrale. Viele Referenten und Teilnehmer fragen sich, wie es nach der Bundestagswahl, die voraussichtlich im Februar 2025 erfolgen wird, mit der Energiepolitik weitergehen wird. Befürchtungen einer Abkehr von der Energiewende sind spürbar und werden auch geäußert. Habeck sagte in seiner Rede, es dürfe keinen erneuten Fadenriss beim Ausbau der Erneuerbaren geben.
„Die Grünen sind die Erfinder der Wende, etwa Energiewende, Finanzwende und so weiter“, sagte Habeck. Wenn aber nach einer Wende eine gleich weitere folge, drehen man sich im Kreis. „Jetzt ist auch genug gewendet. Die Energiewende muss weitergehen. Wir dürfen nicht wieder über den Ausbau diskutieren.“
Worüber aber wohl direkt nach der Wahl diskutiert werden muss, ist wie Deutschland die EU-Vorgaben für die künftige Finanzierung von Erneuerbaren-Anlagen umsetzt. „Wir müssen das EEG und die Einspeisevergütung ab 2027 reformieren“, so Habeck. Derzeit sei ein Investitionszuschuss der Favorit für die Nachfolgeregelung, aber noch nichts entschieden. Habeck warb für die Idee, in sogenannten Reallaboren in den nächsten ein, zwei Jahren verschiedene Möglichkeiten zu testen, wie künftig Anreize für den Ausbau der Erneuerbaren gesetzt werden sollten.
Ob es dazu kommt und wie es mit der Energiepolitik im Land wirklich weitergeht – keiner weiß es. Auf dem nächsten Forum „Solar plus“ im November 2025 sind wir sicher etwas schlauer und auch wenn es dann politisch vielleicht für die Photovoltaik-Branche nicht mehr viel zu feiern geben sollte, die Veranstaltung wird mit ihrem dann 25-jährigen Jubiläum ein Anlass sein.
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Moin.Ganz meine Meinung .Die Fortführung der Energiewende ist sinnvoll, und geradezu überlebenswichtig für den Nordic-Walking-Ort Deutschland. „Standort Deutschland“ finde ich als Ausdruck zu bräsig , und wie devotes lecken an der mobilen Wirtschaftswelt. Ja – die globalen Konzerne gehen dahin , wo die besten Standort-Bedingungen für steigende Aktienkurse herrschen . Wissen wir alle. Als Rentner oder minderbemittelter Inhaber eines Deutschen Personalausweises, ist dies nicht ganz so locker zu bewerkstelligen.Ein bisschen ein Zuhause-Gefühl bietet aber sogar die Bundes Rentnerrepubik Deutschland. Gerade im tristen ,nebligen , dunkelflautigen November empfinde ich dies sehr.
Es wäre aus meiner Sicht der pure Wahnsinn die Arabischen Länder , speziell Saudi-Arabien, weiterhin mit Milliarden Petro-Euros zuzuwerfen. Alle Länder auf dem Planeten,die die Klimaerwärmung in Form von NEE (Nicht-EE) exportieren, wurden jetzt lang genug mit Geld zugekleistert. Das tut weder den abkassierenden Ländern gut , aber noch viel weniger Deutschland und Europa.Das fossile Energien- Geld fließt in die Aktiengesellschaften auf der Nordhalbkugel, und bewirkt dort auf fatale Weise eine immer größere Kluft zwischen sehr arm und sehr reich . Die Aktienkurse stehen mindestens um den Faktor 3 zu hoch . Aufgrund dieser irregulären Wertschöpfung des Verkaufs von bequem zu erreichenden Erdbestandteilen für viel Geld , wurde auch viel Geld zusätzlich „gedruckt“ seit den 1970 ern. Wirklich produktiv ist der Verkauf von Erdöl ja nicht. Es wird ja auch nichts smartes und cooles hergestellt. Ein H2 -Auto, eine Windenergieanlage oder ein BMW IX ist schlau , und für durchschnittlich begabte Menschen kaum mehr intellektuell vollständig zu verstehen.
Trotzdem muss die Gesellschaft den viel zu hohen und stetig steigenden Aktienkursen immer zu Kreuze kriechen, denn fallende Aktienkurse bedeuten Not ,Elend , Arbeitslosigkeit und Chaos.
Bei der Energiewende sollte unbedingt eine mehr oder weniger lokale finanzielle Kreislaufwirtschaft zwischen den Energiekäufern und den Energiesammlern entstehen. Das Geld sollte also im EE-System bleiben, und nicht partiell in die NEE-Abzocker-Konzerne fließen.
„Kreislaufwirtschaft“
ist der Begriff der Stunde. Das Wort werden wir die nächsten Jahre noch deutlich intensiver zu hören bekommen.
Danke
Bitte . Ich danke den Leserinnen und Lesern.
Vielleicht erschließt sich der Sinn der gegenwärtig hohen Gas- und Erdölpreise vollständig erst der nachfolgenden Generation. Durch die hohen Preise für fossile Energien , konten die erneuerbaren Energien im Wettbewerb immerhin stark aufholen.Die Politik hat vieles gut gemacht, und EE richtig an den Start gebracht die letzten 25 Jahre.Andererseits sind die Staatsschulden der USA
und EUROPA nicht mehr rückzahlbar. Definitiv nicht .
Zudem werden immer Zeiten kommen, in welchen mit der Bazooka die staatlichen 100 Milliarden – Hilfspakete verballert werden. Wie das Schuldentrauma der Industriestaaten jemals gelöscht werden soll….Wer weiß dass?
Das Lebenskonzept der erneuerbaren Energien ist ziemlich sicher viel mehr als eine profane und banale technische Änderung im Energiebereich. Allein schon der Omni- Bezug auf den Wohn- und Lebensplaneten Erde , hinsichtlich des Klimas , ist exorbitant anders als das egoistische Verbrennungszeitalter . Eventuell muss sich die
Erneuerbare Energien – Gesellschaft zukünftig auch eine eigene intelligente (Krypto-) Währung geben , um sich vor der Verunreinigung mit fossil verseuchten Inflate-Währungen besser schützen zu können. Der Außenwert dieses fiktiven EE-Guldens wäre im Währungshandel ersichtlich. In der Anfangsphase könnte ein Wertesystem zwischen 1 und 100 % den Empfänger der harten EE- Währung beurteilen , hinsichtlich seines C02 – Ausstoßes ,beziehungsweise seiner Tätigkeit dagegen. Hersteller von Windenergieanlagen sind zu 100 % würdig den EE – Gulden als Zahlungsausgleich zu empfangen .Eine grosse Bäckereikette , welche noch nicht vollständig auf EE-Strom umgestellt hat , nur zu 64 % . Der Rest wird dann automatisiert mit der fossilen, Inflationären Schwachmatenwährung EUR/US-Dollar beglichen.
Viele Grüße.
Das spannende an der Verschuldung ist nicht so sehr die Höhe im Vergleich zum BIP oder ähnliches, sondern die Veteilung auf alle Nationen und Wirtschaftszonen. Salopp gesagt: Kapital sucht sich immer einen Weg. Und wenn das Schuldenverhältnis insgesamt nicht aus den Fugen gerät, dann steigen zwar die Zahlen, aber sonst auch nichts.
Ander: Wenn die USA ein 200 Milliarden Paket aufsetzen, dann kann/muss(beinahe) die EU das auch in ähnluchem Umfang tun. Wegen des Kapitalflusses und der Partität.
Spannend wird es, wenn Trump ernsthaft umd in wahrnehmbaren Größen anfängt zu sparen.
Im Wirtschaftsleben gilt auf der kurzen Strecke meist, dass des einen Gewinn des anderen Verlust ist. Soll heißen: Unternehmen, die Schulden machen, lieben schwache Währungen. Und wenn die Unternehmen auch die Regeln machen, nach denen die Währung „stabilisiert“ wird, wissen wir, was dabei raus kommt. Trump wird also alles daran setzen, um den Dollar zu schwächen.
Kryptowährungen dienen vor allem Erpressern zum nicht-nachverfolgbaren Inkasso. Das ist keine gute Idee. Und das Wirtschaftswachstum, das wir noch brauchen, wenn wir die Armen dieser Welt aus der Armut herausholen wollen, sollte vom Wachstum des Energieverbrauchs abgekoppelt sein. Also auch keine gute Idee, die Geldmenge an die Energiemenge zu knüpfen, denn Wachstum ist nur mit einer entsprechend wachsenden Geldmenge möglich.
Man braucht das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wir brauchen einen Umbau unserer Wirtschaft auf erneuerbare Energien, und das wird auch zu Änderungen in unserem Leben führen, beispielsweise hin zu weniger energieintensivem Konsum. Aber ohne Not sollte man nicht Strukturen über den Haufen werfen, die auch durch kleine Reparaturen von erkannten Fehlern befreit werden könnten.
Im Prinzip schätze ich Herrn Habeck sehr als ehrlichen und differenziert denkenden Politiker, auch wenn beides in den Medien oft nicht gut ankommt.
Seine Polemisierung mit dem Fax-Gerät halte ich allerdings in zweierlei Hinsicht für verfehlt: Das Fax-Gerät wird deshalb noch gerne verwendet, weil die Telefonleitungen immer noch dem Fernmeldegeheimnis unterliegen und damit sicherer als das Internet sind. Das ist beispielsweise für Ärzte und Rechtsanwälte wichtig. Außerdem hat man schnell ein Papier in der Hand, das man mit auf die Baustelle nehmen kann, wo nicht sicher ist, dass man Internetempfang und Strom für sein Handy hat. Der Staat sollte halt mal Sicherheit und Verfügbarkeit des Internets verbessern, dann kann man auch auf das einfach zu bedienende Faxgerät verzichten.
Natürlich kann man sich fragen, ob es sinnvoll ist, weiterhin Klein-PV-Anlagen mehr zu fördern als große, wenn diese nur dazu verwendet werden, mittels Eigenverbrauch das Solidarsystem „Stromnetz“ zu missbrauchen. Die Forderung nach Digitalisierung und Steuerbarkeit von außen wird schließlich zur Folge haben, dass PV-Kleinanlagen wirtschaftlich unattraktiv werden. Auf der sachlichen Ebene ist das kein großer Verlust für den Zubau und ein Gewinn für die Kosteneffizienz, auf der politischen Ebene wird es dazu führen, dass die Energiewende an Zustimmung verliert. Die bessere Lösung läge für mich deshalb in drei Maßnahmen:
1. Höhere Stromgrundgebühr für Eigenverbraucher, die die Vorhaltekosten für deren Reststrombedarf wiederspiegelt.
2. Absenkung der Einspeisevergütung für Kleinanlagen, die dem Wert des von ihnen erzeugten Stroms entspricht.
3. Genug Speicher im Netz, die mit ihrer Aufnahmebereitschaft dafür sorgen, dass der Wert des Stroms nicht zu weit absinkt.
Maßnahmen, die nur zu einer unnötigen Kostenerhöhung bei einzelnen Akteuren führen (Smartmeter für Klein-Anlagen etc.) stehe ich hingegen skeptisch gegenüber. Mehrkosten müssen von irgendjemandem getragen werden, und das macht entweder direkt böses Blut, wenn sie dort hängenbleiben, oder indirekt, wenn der Belastete sie so weiterreichen kann, dass sie alle treffen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man um die Einspeisevergütung ab 2027 kämpfen sollte. Es ist die günstigste und gerechteste Finanzierungsmöglichkeit für Erneuerbare Energien. Es wird privates Kapital mobilisiert, das dann der Dekarbonisierung zu gute kommt, statt in zweifelhafte Aktienfonds oder noch zweifelhafteren Konsum zu gehen. Der Stromverbraucher bezahlt die Anlagen erst, wenn er den Strom daraus bezieht. Das Risiko und damit die Risikokosten sind für den Betreiber gering, was direkt auch eine Entlastung der Stromkosten bedeutet.
Wenn wir weiter zuschauen, wie die neu zugebauten Anlagen immer mehr Strom abregeln müssen, weil die Speicher fehlen, die ihn sinnvoll verwerten könnten, dann wird die Energiewende auf dem kalten Weg sehr schnell abgewürgt, weil sich keine Investoren mehr finden, die dieses Risiko eingehen können.
Es irritiert mich, wenn der zuständige Minister das richtig beschreibt und fordert, was er die letzten Jahre massiv blockiert hat. Die Grünen waren, zusammen mit Hermann Scheer, die Erfinder unserer Energiewende. Mit Beschränkung auf PV und Wind Ausbau ohne intelligente Steuerung vor Ort geht heute keine Energiewende mehr, das hat nur die ersten Jahre ausgereicht
Es gab halt etwas unrealistisch romantische Vorstellungen, die Probleme der Nichtgleichzeitig von Stromerzeugung und -verbrauch könne man mit Lastverschiebung, E-Autos und Wärmepumpen lösen. Das Potential der Lastverschiebung ist schwer zu heben, E-Autos und Wärmepumpen kommen langsamer als gedacht, dafür der Ausbau der Erneuerbaren schneller. Das Umschalten auf die Lösung Speicher fällt diesen Romantikern schwer. Da glauben viele immer noch, es wäre mit Heimspeichern machbar. Noch so eine liebgewonnene Wahrheit, deren Verfallsdatum schon weit in der Vergangenheit liegt. Aber die Betonköpfe in der Union und weiter rechts sind ja noch weiter hinter der Zeit her. Man hat nur die Wahl zwischen traurig und ärgerlich. Ich habe mich für traurig entschieden, und werde dies wohl auch wieder tun.