Die Krise beim Münchner Konzern Baywa AG scheint sich weiter zuzuspitzen. Am Mittwochabend veröffentlichte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), ihr lägen konkrete Anhaltspunkte vor, dass die Baywa AG in ihrem Konzernabschluss 2023 gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat. Sie kündigte daher eine Prüfung des Berichts an. Dabei gehe es darum, ob die Darstellung der Finanzlage und der Risiken aus der Finanzierung des Konzerns sowie die Darstellung der Risikomanagementziele und -methoden im Konzernabschluss und im Konzernlagebericht möglicherweise fehlerhaft gewesen seien.
Nur wenige Stunden nach dieser Ankündigung veröffentlichte die Baywa AG ihre Zahlen für die ersten drei Quartale 2024. Demnach verbucht das Unternehmen nach neun Monaten einen Umsatz von 16 Milliarden Euro. Dabei fiel ein EBIT-Verlust von 77,6 Millionen Euro an. Dieser Verlust weitet sich noch aus, wenn man die außerordentlichen Wertminderungen nach IAS 36 berücksichtigt, die größtenteils im Segment erneuerbare Energien anfielen. Dann liegt das EBIT bei -299,8 Millionen Euro.
Im Geschäftsbericht des Vorjahres stand noch ein Umsatz von 18 Milliarden Euro nach drei Quartalen sowie ein positives EBIT von 214,6 Millionen Euro. Während das Segment Technik abermals ein ordentliches Ergebnis erzielte, wirkte sich vor allem die Geschäftsentwicklung im Segment Regenerative Energien negativ auf das Ergebnis aus, wie es von Baywa am Donnerstag hieß.
Im Photovoltaik-Handelsgeschäft bestünden weiter massive Überkapazitäten, die einen Preisverfall bei Solarmodulen zur Folge haben. Dieser wiederum führte Baywa zufolge zu hohen Abschreibungen bei den Vorräten sowie Preisnachlässen beim Abverkauf. Hinzu kämen Verzögerungen im Projektgeschäft und geringere Erlöse im Energiehandel aufgrund gesunkener Strompreise, so der Konzern weiter. Bislang hat Baywa in diesem Jahr 600 Megawatt an Projekten du Projektrechten verkauft. Zwar seien die Projektkäufe angezogen, doch blieben sie hinter den Erwartungen zurück, hieß es vom Unternehmen.
Das in der Baywa re AG gebündelte Geschäft mit erneuerbaren Energien habe einen Umsatzrückgang von 4,3 auf 2,9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen müssen. Das EBIT verringerte sich in den ersten neun Monaten drastisch. 2023 gab es demnach noch einen Gewinn von 105,8 Millionen Euro. In diesem Jahr liegt das Ergebnis nach neun Monaten bei -164,8 Millionen Euro und wenn man die Wertminderungen berücksichtigt bei 336,3 Millionen Euro.
Bei Baywa gibt es zudem noch das Segment Energie. Hier ging der Umsatz von 2,0 auf 1,9 Milliarden Euro im Jahresvergleich zurück. Das EBIT sank von 13,5 auf 4,5 Millionen Euro und inklusive Wertminderungen fällt es mit -0,2 Millionen Euro negativ aus. „Ursächlich für den operativen Ergebniseinbruch waren eine anhaltende Verunsicherung rund um das Gebäudeenergiegesetz und die dadurch gedämpfte Investitionsfreude in Bezug auf neue Heizungssysteme wie Wärmepumpen und Pelletheizungen“, erklärte das Unternehmen. Zudem sei die Nachfrage nach Wärmeenergieträgern wie Holzpellets und Heizöl aufgrund des vergangenen milden Winters geringer.
Noch in diesem Jahr soll ein finales Sanierungsgutachten veröffentlicht werden. Der im Oktober veröffentlichte erste Entwurf des Sanierungsgutachtens, das Baywa re bei der Boston Consulting Group beauftragt hat, zeigte positive Zukunftsaussichten, sofern gezielte Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt würden. „Kern der geplanten Maßnahmen ist eine stärkere Fokussierung auf die Geschäftsfelder, die eine positive Marktprognose haben, und in denen die Baywa re bereits heute über eine gute Wettbewerbsposition verfügt“, heißt es dort. Strategisches Ziel sollte sein, einen fokussierten Projektentwickler für Photovoltaik-, Windkraft- und Batteriespeicherlösungen zu schaffen sowie das Geschäft als Independent Power Producer (IPP), also den Betrieb von Anlagen im eigenen Bestand und Verkauf des Stroms, fortzuführen.
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