Eine „Vorreiterrolle als führender Technologiepionier der Energiewende“ reklamiert der Berliner Anbieter von Photovoltaik-basierten Energiesystemen Enpal für ein Angebot, das auf den ersten Blick keineswegs neu erscheint: ein virtuelles Kraftwerk, bei dem viele kleine Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher gebündelt und gemeinsam vermarktet werden. Enpal allerdings nennt sein System, das gemeinsam mit dem Spezialisten für Algorithmen-gesteuerte Vermarktung flexibler Energieanlagen Entrix entwickelt wurde, ein „virtuelles Kraftwerk der nächsten Generation“.
Ihr Joint Venture namens Flexa, an dem Enpal die Mehrheit hält, gaben die beiden Unternehmen im Juni bekannt. Jetzt melden sie den Start des virtuellen Kraftwerks. Die vorerst knapp 1000 teilnehmenden Haushalte entsprechen einer Größenordnung von ungefähr acht Megawatt Photovoltaik- und fünf Megawatt Batterieleistung sowie zehn Megawattstunden Speicherkapazität. Das ist noch sehr überschaubar. Der Batteriespeicheranbieter Sonnen, seit 2018 Pionier auf diesem Gebiet, nennt dagegen rund 250 Megawattstunden aus 25.000 Systemen als kumulierte Kapazität seines „Sonnen VPP“ (VPP: Virtual Power Plant; virtuelles Kraftwerk). Perspektivisch sollen aber, sofern sie es wünschen, alle Enpal-Bestandskunden in diese Art der Vermarktung eingebunden werden. Das wären nach aktuellem Stand dann bis zu 80.000 Systeme.
Erforderlich ist für die Teilnahme eine Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher. Weitere Systeme wie Wärmepumpe oder Wallstation sind nicht obligatorisch – sie machen die Angelegenheit aber interessanter und auch lohnender. Flexa vermarktet nämlich, wie der Name schon andeutet, alle Flexibilitäten der Teilnehmer, also sowohl deren Stromerzeugung als auch den Verbrauch. Je mehr steuerbare Komponenten ein Haushalt hat, desto mehr Handelsvolumen kann er in den Verbund einbringen.
Ein Gutteil der Erlöse in der Batteriespeichervermarktung erfolgt durch Arbitrage, also das Ausnutzen von Preisdifferenzen: Strom wird in Zeiten niedriger, womöglich gar negativer Preise beschafft und nach Möglichkeit bei hohen Preisen wieder verkauft. Während die ersten der auf Heimspeichern basierenden virtuellen Kraftwerke neben dem Arbitrage-Geschäft noch auf die Bereitstellung von Primärregelenergie fokussiert waren, ist dieser Markt inzwischen gesättigt. Auch deshalb ist Flexa für sehr kurzfristige Transaktionen ausgelegt. Ziel ist der „Continuous Intraday Market“, der für bestimmte Transaktionen nur fünf Minuten Frist vorsieht (im Gegensatz zum vergleichsweise geruhsamen „Day Ahead Market“).
Das ist mit technischem Aufwand verbunden, der Intraday-Handel erfolgt – auch weil ein Großteil der Transaktionen rein bilanziell, ohne reale Energielieferungen erfolgt – in Sekundenschnelle und ist in der Praxis nur durch Algorithmen zu steuern. Dafür, verspricht Enpal in einer Mitteilung, könne man teilnehmenden Kunden insgesamt „bis zu doppelt so viele Energiekosten im Vergleich zu anderen virtuellen Kraftwerken“ einsparen helfen.
Der Start des virtuellen Kraftwerks erfolgte streng genommen nicht erst jetzt, wie Enpal-Produktchef (CPO) Benjamin Merle und Sébastien Shikora, Technologiechef (CTO) bei Flexa gegenüber pv magazine erläutern. Vielmehr läuft der Stromhandel mit den ersten Anlagen des virtuellen Kraftwerks seit Oktober. Eine Bedingung für die Teilnahme ist auch das Umbilanzieren der jeweiligen Anlage in die Direktvermarktung. Derzeit laufen Gespräche mit den Netzbetreibern, um diese Prozedur möglichst schnell zu bewältigen. Schließlich soll bis 2026 bereits die Hälfte des Bestands eingebunden sein.
Die technische Ausführung des Systems ist an Enpal-Hardware gebunden. Man wolle eine möglichst tiefe Integration der erforderlichen Steuerung, die deshalb an das bei Enpal stets mitgelieferte Energiemanagementsystem Enpal One und eine relativ kleine Anzahl von hierfür passenden Wechselrichtern gebunden ist. Durch die Direktvermarktung und die Einbindung in das virtuelle Kraftwerk ändern sich zudem naturgemäß auch die Vertragsgrundlagen. Die betreffenden Kunden haben neben dem Enpal-Stromtarif dann Anrecht auf eine Beteiligung an den Vermarktungserlösen. Es sei aber vorgesehen, dass sie aus dem virtuellen Kraftwerk auch jederzeit wieder aussteigen können.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Die Grafik sieht aus wie ein billiger Abklatsch von 1K5.
Fliegen da Hexen durch die Lüfte? 😄
…und die Gehirnwäsche geht weiter. 🥳
Halte durch Erwartung von Privatpersonen für übertrieben .
Selbst wenn man 7 Cent pro kwh da durch verdienen könnte, wären das beim 10 ke Speicher unter Berücksichtigung der benötigen Reserveleistung ca 80%, also etwas 8kw. Bei 100Tagen ,wo das eintreten könnte mit den grossen Preisspanne , wären es 8*7 Cent *100 mal=56 €
Davon müsste der Service und Organisation von Enpal etc bezahlt werden.
Jetzt kopieren alle 1k5….. 😀
naaj vorher hat 1,5 ja den preis von enapl kopiert.. steht also wieder 1:1
wer drauf reinfällt ist halt selber schuld..
1K5 kopiert doch auch nur sonnen.
Für Nepal mag das ein lohnendes Konzept sein, für die Kunden jedoch nicht wirklich…
@Sebastian Wagner,
Wer ein Geschäftsmodell ohne Kundennutzen aufbaut, stößt irgendwann
auf ein Problem.
Auf jedenfall gewinnt die Energiewende, und die Stromversorgung in Deutschland. Ohne derartige Systeme ist die Energiewende in einer Sackgasse. Prognoserechnungen kann man machen, sind aber Glaskugel lesen. Wie die Preisdifferenzen zwischen Tagestief und Tageshoch sich entwicklen kann niemand seriös vorhersagen. Ich vermute die Differenzen werden zunächst größer, bevor sie wieder kleiner werden.
Akku Preise sind ebenfalls in Bewegung und verändern den Markt schneller als man prognostizieren kann. Beispiel: 16kWh Speicher auf 48V-Basis kosten noch 2000Eur bei Ebay. Im Selbstbau sind die Zellen dafür mit leichten Qualitätsabstrichen für 700Eur zu haben (mein letzter Kauf).
Tatsächlich dürfte hier ein Schlüssel dazu liegen PV nochmal deutlich rentabler für den Endkunden zu gestalten.
Ich bin gar nicht darauf angewiesen (kann es aber) den Strom selbst zu erzeugen den ich handle, bzw, der dann für mich gehandelt wird. An vielen Tagen gibt es mehrere Phasen in denen der Strom sehr günstig ist und in der Regel zwei Phasen (Morgenstunden/Abendstunden) in denen Verbrauch und damit Preis recht hoch liegen. So sind über das Jahr mehrere Hundert Trades möglich und vermutlich nach heutigem Stand selbst vorsichtig geschätzt ein paar Hundert Euro Erlös pro Jahr. Was die Zukunft bringt, mal schauen wohin die Reise geht.
Wird der Nutzer sich also durch den Zusatzerlös seinen dritten Benz bestellen? Eher nicht. Bringt es einen fühlbaren Mehrwert? Eindeutig ja.
@Sebastian L. schreibt:
„ An vielen Tagen gibt es mehrere Phasen in denen der Strom sehr günstig ist und in der Regel zwei Phasen (Morgenstunden/Abendstunden) in denen Verbrauch und damit Preis recht hoch liegen. So sind über das Jahr mehrere Hundert Trades möglich und vermutlich nach heutigem Stand selbst vorsichtig geschätzt ein paar Hundert Euro Erlös pro Jahr.“
Ein einfacher Taschenrechner der 1. Generation reicht, um zu sehen, daß die Rechnung nicht aufgehen kann.
„Wird der Nutzer sich also durch den Zusatzerlös seinen dritten Benz bestellen?“
Der könnte sich noch nicht mal ein Ersatzrad für‘n Trabbi leisten
„Bringt es einen fühlbaren Mehrwert? Eindeutig ja.“
Stimmt. Aber eben nur Fühlbar…
… a‘la BILD.
Sehr geehrter Herr Dyroff,
eine substantielle Argumentation konnte ich bisher nicht gegen meine These wahrnehmen. Nehmen Sie dann doch mal den Taschenrechner der ersten (immerhin nicht der letzten) Generation zur Hand und klären mich auf warum die marktüblichen Preisunterschiede zu nutzen nicht zu einem Gewinn für den Kunden führen sollte.