Das erst vor acht Monaten von Hans-Martin Rüter gegründete Unternehmen Amia Energy ist erneut in Schieflage geraten. Einer Mitteilung vom Mittwoch zufolge hat es beim Amtsgericht Charlottenburg einen Antrag auf eine vorläufige Insolvenz gestellt. Zum Insolvenzverwalter wurde Rüdiger Wienberg von der Kanzlei HWW in Berlin bestellt, der das Insolvenzgeld für die 202 Beschäftigten sicherstellen und eine Fortführung des Geschäftsbetriebs prüfen soll. Eine Anfrage des pv magazine ließ Wienberg bislang unbeantwortet.
Amia begründet seinen Schritt mit fehlender Liquidität. Im Juli 2024 habe das Unternehmen ein umfangreiches Projektportfolio von knapp 50 Projekten in unterschiedlicher Größe gewonnen, deren Baubeginn sei jedoch „aufgrund unvorhergesehener Verzögerungen“ nicht wie geplant im September möglich gewesen. „Die dadurch fehlende Liquidität wurde auch durch ein stark ansteigendes Auftragsvolumen im sonstigen Privat- und Gewerbekundengeschäft nicht ausreichend kompensiert“, so Amia weiter. In dem aktuellen Marktumfeld habe das benötigte Kapital von Investoren nicht schnell genug eingeworben werden können.
Das Unternehmen kommt seit seiner Gründung im Februar 2024 – als Anbieter von Photovoltaik-Anlagen mit Speichern und Wallboxen für private und gewerbliche Kunden – aus den Turbulenzen nicht heraus. Im April übernahm Amia im Rahmen eines Asset Deals den insolventen Photovoltaik-Systemanbieter Eigensonne, der Privatkunden Photovoltaik-Dachanlagen zum Kauf und zur Miete angeboten hatte. Bereits am 8. Mai musste Amia jedoch selbst einen Insolvenzantrag stellen; die Liquiditätsschwierigkeiten führte der damalige vorläufige Insolvenzverwalter Sebastian Laboga darauf zurück, dass ein Finanzierungspartner nicht fristgemäß seinen Verpflichtungen nachgekommen sei.
Im Juli 2024 meldete sich Amia mit einer Neuausrichtung als Teil einer übertragenden Sanierung zurück, es gebe eine „neue Finanzierung und strategische Partnerschaft für die Zukunft“. Aus der Amia Energy GmbH wurde dabei die Amia Energy Solutions GmbH, die „somit seit dem 1. Juli 2024 aus der Insolvenz herausgegangen“ sei. Dank eines neu gefundenen Partners sei man nunmehr „finanziell gut für die Zukunft aufgestellt“ und werde außerdem „mit einem hohen Volumen an Aufträgen versorgt“. Die oben erwähnten „unvorhergesehener Verzögerungen“ haben diese Pläne allerdings nun durchkreuzt.
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Vielleicht sollte der insolvenzverwalter sich mal hinterfragen….2 insolvenzen in 8 Monaten und zwischendurch nich ne insolvente Firma übernommen….
Das ist schon rekordverdächtig im negativen Sinne von allen Beteiligten
Ich würde ja gerne mal wissen, was genau hinter den „unvorhergesehenen Verzögerungen“ steckt.
Sowohl Material als auch Monteure sind seit Anfang 2024 im Überfluss vorhanden. Daran kann es also ja nicht gelegen haben.
Ansonsten wundert mich einmal mehr die extrem verschwurbelte Sprache rund um die Selbst-Berichterstattung dieser Firma. So als würde hier ein amerikanischer Großkonzern Kapitalmarkt-PR machen und nicht ein kleines Handwerks-Startup in Deutschland.
Mal ganz davon abgesehen, dass die intensive Selbst-Berichterstattung in keinem Verhältnis zur Relevanz dieser eigentlich völlig unbekannten und unbedeutenden Firma am Markt steht.
Vielleicht sollte man es einfach sein lassen……..
Ich nehme mal an deren Projektkunden verzögerten (unvorhergesehen) die Beauftragung weil sie auf das Ende des Preisverfalls warten. Und zwischendurch ist ihnen die Luft ausgegangen.
Hans-Martin Rüter?
Solarzellen faszinierten Hans-Martin Rüter schon während seines Maschinenbaustudiums in München. 1998 gründete er die Conergy AG mit der er beim Börsengang große Kasse machte bevor er diese Ende 2007 vor der Insolvenz verließ. Die alten Verfehlungen hatten aber eine Nachspiel 2016 mit einer Verurteilung zu € 650.000 Geldstrafe.
Auf die wurde eine Nachlass von 15 % gewährt wegen der überlangen Verfahrensdauer. Diese hat ebenso wie milde Urteilen beiden Hamburger Gerichten eine lange Tradition. Siehe Cum-Ex.
Bei so großzügigen Gerichten kann man schon große Risiken eingehen die anderswo womöglich mit Freiheitsstrafen geahndet würden. Dass hunderte Mitarbeiter Hoffnung auf solche Glücksritter setzen ist die Kehrseite der glänzenden Übernahmemedaille