Seit vielen Jahren betreibt Shell in Wessling bei Köln eine Raffinerie, die Rohöl verarbeitet. Damit ist dort demnächst Schluss: Die Raffinerie wird zu einem Chemie- und Energiepark, in dem Shell klimafreundlichere Grundöle produzieren will. In diesem Zuge hat Shell nun eine Vereinbarung mit Linde über den Bau eines 100-Megawatt-Elektrolyseurs getroffen, der grünen Wasserstoff für den Chemie- und Energiepark liefern soll. Die Rohöl-Verarbeitung verlagert Shell an einen anderen Standort im Rheinland.
Im Rahmen der Vereinbarung übernimmt Linde Engineering im sogenannten „REFHYNE II“-Projekt die Planung, die Beschaffung und den Bau einer neuen Wasserstoff-Elektrolyseanlage mit Protonenaustauschmembran (PEM). ITM Power wird die Elektrolyseur-Stacks liefern.
REFHYNE II soll bis zu 44.000 Kilogramm Wasserstoff pro Tag produzieren. Er wird zur Herstellung von Kraftstoffen und anderen Energieträgern verwendet. Bei entsprechender Nachfrage könnte Wasserstoff aus REFHYNE II auch direkt an Industriekunden in der Region geliefert werden. Die Anlage soll im Jahr 2027 in Betrieb genommen werden. Das Vorhaben wird von der EU und vom Bund gefördert. Im Vorläuferprojekt REFHYNE I hat Shell einen 10-Megwatt-Elektrolyseur mit PEM-Technologie installiert.
Zwei Wasserstoff-Großanlagen für industrielle Abnehmer
Darüber hinaus hat Linde einen PEM-Elektrolyseur mit vier Megawatt Leistung an RWE geliefert, der jetzt im emsländischen Lingen in Betrieb genommen wurde. Er ist Teil einer 14-Megawatt-Pilotanlage von RWE.
Linde wird zudem bis 2025 für RWE in Lingen einen 100-Megawatt-Elektrolyseur planen und bauen, ebenfalls mit PEM-Stacks von ITM Power. Im folgenden Jahr soll eine zweite Anlage gleicher Größe folgen.
Sie entstehen im Rahmen des „GET H2 Nukleus“-Projektes, in dem BP, Evonik, Nowega, OGE und RWE eine öffentlich zugängliche Wasserstoff-Infrastruktur aufbauen wollen. Das Vorhaben verbindet die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Lingen mit industriellen Abnehmern in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In diesem Zuge ist der Bau eines rund 130 Kilometer langen Wasserstoff-Netzes geplant, das bis Gelsenkirchen reicht.
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Wo genau kommt der überschüssige grüne Strom bei Köln her?
Aus den ehemaligen Tagebauen im Rheinischen Braunkohlerevier? Aber 100MW ist ja nicht viel, das ist nur ein Bruchteil von dem, was in der Gegend produziert und verbraucht wird.
JCW, es sind ja nicht 100MW Verbrauch sondern 100MW zusätzlicher Verbrauch und zwar egal, ob Wind ist oder die Sonne scheint, die Leitungen ausgelastet sind oder nicht. Die Anlagen müssen sich ja auch bezahlt machen. Wobei die Wasserstoffnutzung ca.10% der Primärenergie (hier Wind + Sonne) sinnvoll nutzbar macht.
Wenn wir wirklich ernsthaft 90% der verfügbaren Energie als Fernwärme nutzen wollen, brauchen wir komplett neue Infrastruktur.
PEM-Elektrolyseure sind wohl robuster als andere Elektrolyseure, aber es sinkt auch deren Lebensdauer, wenn diese gecycled werden (siehe „Impact of intermittent operation on photovoltaic-PEM electrolyzer systems: A degradation study based on accelerated stress testing“).
Gleichzeitig sinkt der mikroökonomische Nutzen (Umsatz), also weniger Ertrag bei höheren Abschreibungen, rate, was da nicht passieren wird. Stattdessen werden wir Gas verheizen müssen, besonders in der Kölner Gegend. Da können wir nur hoffen, dass Elektrolyseure irgendwann nur noch im Zusammenspiel mit entsprechend dedizierter Generation gebaut werden können.
Durch Stromleitungen – sehr vermutlich!
Nun im Ernst: In der nahen Eifel, wo ich aufgewachsen bin, und der Zülpicher Börde stehen schon heute sehr viele Windmühlen und davon kommen noch mehr. Auch Solarparks entlang den Autobahnen und zweigleisigen Schienenwegen und im freien Feld, wenn die NRW Landesregierung den LEP verbessert und die Bundesregierung die EEG-Rahmenbedingungen… Alles eine Frage von Geduld und Geduld und …
Danke Ralf Schnitzler. Als ich vor relativ kurzer gelegentlich Zeit im Sauerland war, muss ich sagen, dass ich auf den Fahrten eher vergleichsweise wenig industrielle Anlagen sehen konnte, dafür aber sehr viel Transport- und Verteilungsstruktur, welche doch teilweise antiquiert wirkte.
Hoffen wir, dass Erneuerbare sehr viel schneller (ca. Faktor10) wachsen als Elektrolyseure. Ansonsten kurbeln wir nur den Fossilbrennstoffverbrauch an. Shell hätte daran sicher keinerlei Interesse.
Sollte heissen:
„Als ich vor relativ kurzer Zeit gelegentlich im Sauerland war“
Durch die Verbindungen waren Köln und Umland als Streckenpunkt nicht vermeiden. Aus persönlichem Interesse achte ich als Passagier auf die technische Infrastruktur.