Der Energieverbrauch in Deutschland ist in den ersten sechs Monaten des Jahres im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 gesunken. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen lag der inländische Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr 2024 bei 5.428 Petajoule – 3,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Knapp die Hälfte des Rückgangs führen die Experten auf die warme Witterung zurück. Lediglich im Januar sowie im Juni lagen die Durchschnittstemperaturen unter denen der Vorjahresmonate. Rechnet man die Witterungseinflüsse hinaus, ist der Energieverbrauch nur um 1,5 Prozent gesunken. Ein weiterer Grund für den Minderverbrauch ist die maue wirtschaftliche Lage.
Mehr Strom und weniger Wärme aus erneuerbaren Quellen
Die Erneuerbaren haben im ersten Halbjahr 2024 insgesamt ein Prozent mehr geliefert als im Vorjahreszeitraum. Dies geht vor allem auf die Zunahme der Stromproduktion aus Wasserkraft, Photovoltaik und Windenergie zurück. Insgesamt stieg der Erneuerbare-Einsatz bei der Stromerzeugung um sieben Prozent. Bedingt durch die wärmere Witterung verringerte sich deren Einsatz in der Wärmeerzeugung um knapp fünf Prozent.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 8,6 Milliarden Kilowattstunden mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Im ersten Halbjahr 2023 gab es noch einen Exportüberschuss von 2,9 Milliarden Kilowattstunden. Der aktuelle Importüberschuss ist ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt, betont die AG Energiebilanzen. Höhere Stromimporte bedeuteten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch wiesen sie auf inländische Knappheiten hin.
CO2-Emissionen sinken um 17 Millionen Tonnen
Der Verbrauch von Stein- und Braunkohle sank um jeweils knapp 19 Prozent. Der Erdgasverbrauch ist um 0,7 Prozent gestiegen. Die AG Energiebilanzen führt das auf einen Mehreinsatz in der Industrie sowie in der Strom- und Wärmeerzeugung zurück. Wegen der milden Witterung wurde beim Heizen dagegen weniger Erdgas eingesetzt.
Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 0,4 Prozent. Das geht allein auf das Konto des Flugverkehrs: Der Verbrauch von Kerosin legte deutlich zu, während es bei Benzin und Diesel sowie bei leichtem Heizöl und Rohbenzin für die chemische Industrie zu einem Rückgang kam.
Die deutlich erkennbaren Veränderungen in der Struktur des Energieverbrauchs, insbesondere der weitere Rückgang des Kohleeinsatzes, dürften nach Einschätzung der AG Energiebilanzen im ersten Halbjahr zu einer Einsparung der energiebedingten CO₂-Emissionen von 17 Millionen Tonnen führen. Davon entfallen allerdings etwa 7 Millionen Tonnen auf den Einfluss der wärmeren Witterung.
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Ich finde die Überschrift etwas irreführend: „Energieverbrauch“. Weiter untem im Artikel ist dann korrekt von „Primärenergieverbrauch“ die Rede. Der Primärenergieverbrauch könnte theoretisch alleine durch einen Rückgang der Kohleverstromung (Wirkungsgrad best-case: 40% ohne KWK), obwohl der Strombedarf insgesamt steigen könnte, wenn er durch EE (kein Primärenergieverbrauch) ersetzt wird. Wie groß dieser Effekt ist, wird im Artikel leider nicht erwähnt.
Die Größe „Primärenergie“ als Maß für den Energieverbrauch ist nur aussagekräftig innerhalb einer Technologie, also vor allem bei Wärmekraftwerken. Bei den Erneuerbaren werden Größen wie Speicher- und Abregelverluste oder Direktverbrauch interessanter werden. Kurz gesagt: Primärenergie ist ein Maß aus der alten Energiewelt, die wir langsam aber sicher hinter uns lassen.
Interessiert doch am Stammtisch nicht, weil viel zu kompliziert. Da wird gerne einfach behauptet, der Rückgang der Wirtschaft sei daran schuld ohne es zu belegen, ja besser noch, im selben Artikel sogar schreiben, die Industrie hat mehr Gas verbraucht als im Vorjahr, herrlich.
Der Bericht beginnt mit der Einheit Petajoule, um dann doch zu der allgemein üblichen Kilowattstunde zu wechseln. Nicht jeder weiß, dass 1 Joule eine Wattsekunde ist, also 3600 Joule 1 Wattstunde sind. 5.428 Petajoule sind also etwa 1.500 Milliarden Kilowattstunden. Eine Nettostromimport von 8,6 Mrd. kWh macht etwa 4% dieser Summe aus und ist bei funktionierenden Netzen sicherlich unproblematisch (im Gegensatz zu dem Import riesiger Mengen fossiler Energieträger). Allerdings sollte man wissen, dass es sich großenteils um Atomstrom aus Frankreich handelt, der übrigens auch die Netze in Großbritannien, Belgien, Italien und der Schweiz mitversorgt. Frankreich ist mit Abstand der größte Stromproduzent der EU und will seine Stellung noch ausbauen, siehe „Declaration to Triple Nuclear Energy“ vom 2. 12. 2023.
wattmann
Frankreich hat viel angekündigt, seit Jahrzehnten. Und bislang rein gar nichts in der Richtung geschafft. Kein einziges neues AKW ist in Betrieb gegangen. Im Gegenzug ist die existierende AKW Flotte dramatisch überaltert und kurz vor dem Exodus. Weitere 18 AKW´s müssen dringend in die große Revision, für viele, viele Monate.
Außerdem empfehle ich mal die Energy-Charts vom Frauenhofer zu suchen. Dort kann man gut sehen, dass es eben nicht hauptsächlich AKW Strom aus Frankreich ist welchen wir importieren.
Wenn Deutschland die letzten 2 Jahre nicht so viel Überschuss gehabt hätte wären in Frankreich die Lichter ausgeblieben.
@Wolfgang
Wie kommst du denn auf 4%?
8,6 von 1500 TWh wären ~0,6%.
8,6 von 450 TWh was Deutschland im Jahr verbraucht wären ~2%.
Von daher ist mir nich klar was da wie 4% sein sollen?
Oder war das aufs Halbjahr bezogen und damit 8,6 von ~225?
Aber ja mal guggen wie lang Frankreich noch „Großexporteur“ ist. EDF hat MASSIV Schulden und muss jetzt die Strompreise der AKWs deutlich anheben damit sie nicht konstant im Defizit laufen. Und dann werden wir sehen ob Frankreich immer noch Abnehmer für den AKW-Strom finden oder es läuft wie in DE wo der Strom aus dem Ausland so billig ist das die Kohlekraftwerk reihenweise abgestellt werden.
Deutschland hätte immernoch 80+ GW konventionelle Erzeugerleistung (Kohle, Gas, Öl, Biogas, Wasser) und könnte damit jederzeit 100% seines Bedarf selbst decken. Import/Export ist halt deutlich billiger.
Wie schon in dem Artikel beschrieben “ ist auf die maue wirtschaftliche Lage zurück zu führen „+ das wird sich in Zukunft verstärken ,die Deindustrialisierung hat längst begonnen + wird der Energiewende den Geldhahn zudrehen .Denn wenn keiner mehr Arbeit hat – kein Einkommen – kein Geld für teure Investitionen. Dazu kommt das dem Staat das Geld ausgehen wird + somit Investitionen nicht mehr getätigt werden können .! Was dann kommt kann sich jeder selbst ausmalen.
Huihuihui! Nicht auszumalen wenn hier niemand mehr arbeitet und alle nur noch machen worauf sie Lust und Laune haben!
Naja, bisher ist von Deindustrialisierung nichts zu spüren und auch auf dem Arbeitsmarkt fehlen eher Leute. Hinzu kommt: Eine Reduktion des Einsatzes von Primärenergie hat nichts mit dem Rückgang der Industrie zu tun. Also bitte den Aluhut wenigstens kurzzeitig absetzen.
Da ist es wieder das gute alte deutsche „Schwarz-Mal-Virus“. Schwarz-Malen ist nicht die Lösung, das sollte man längst gelernt haben. Wir brauchen lösungsorientierte Taten!
zu Musicman, 1. August
Abgesehen von dem Katastrophenjahr 2022 ist Frankreich seit 1981 ununterbrochen Nettostromexporteur. 2023 exportierte es 50 TWh (!), siehe https://lowcarbonpower.org/region/France
2024 stieg die Produktion gegenüber 2023 um 8 Prozent, siehe https://www.energiefirmen.de/energie/erzeugung/strom-frankreich
Ist das alles nichts?
„Ein weiterer Grund für den Minderverbrauch ist die maue wirtschaftliche Lage.“
Soso, weil die wirtschaftliche Lage so Mau ist, ist der Stromverbrauch 1.2024 um 1,5% gestiegen gegenüber 1.2023 (221 TWh auf 224 TWh) und das obwohl der Stromverbrauch tendenziell spürbar sinkt (wer ne PV aufm Dach hat braucht deutlich weniger Strom ausm Stromnetz)
Ganz klar Deindustralisierung *facepalm*
Das ist argumentativ schon sehr schwach im Artikel.
Ja und wieviele AKWs hat Frankreich in Betrieb genommen um 8% Steigerung rauszuholen?
Gar keine, sie ham nur die ausgeschalteten wieder angemacht…
Also die Kritik das die Meiler überaltert sind ist doch berechtigt. Es hätten die letzten Jahre viele davon abgeschaltet werden sollen, aber der Ersatz wurde nicht gebaut bzw. nicht fertig von daher wurde die alten Dinger halt einfach angelassen.
Klar kann Frankreich Strom produzieren aber sie haben es verpasst EE aufzubauen, die alten AKWs zu ersetzen, Batterien o.ä. zu bauen um den 10% Gasanteil loszuwerden…
Der Kraftwerkspark ist noch nahezu der gleiche wie vor 20 Jahren (~1% EE-Ausbau pro Jahr ist schon schwach, FR ist bei 15% Wind/PV/Biogas), Flamanville als neues AKW wird seit 15? Jahren gebaut und ist ein einziges Fiasko.
Das ist doch nix was man als „gugg mal wie toll die sind“ hervorheben will?