Im Frühjahr 2023 einigte sich die Varta AG mit ihren Banken auf ein umfassendes Restrukturierungskonzept. Unter anderem die Streichung von 800 Vollzeitstellen und die Fokussierung auf erfolgsversprechende Geschäftsbereiche sollten die wirtschaftliche Wende beim deutschen Batteriehersteller bringen. Doch der Speichermarkt entwickelte sich schwächer als gedacht. Zudem hatte Varta Schwierigkeiten bei der Einführung seiner DC-gekoppelten Hochvolt-Speicher. All das führte dazu, dass Varta im Juni seine Umsatzprognose für das laufende Jahr auf 820 bis 870 Millionen Euro senkte. Zuvor waren 900 Millionen Euro prognostiziert worden.
Am Sonntagabend nun veröffentlichte das Unternehmen die Mitteilung, dass es „kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“ anzeigen werde. Abgekürzt heißt dieses Verfahren StaRUG. Es soll eine mögliche Insolvenz abwenden und kann nur beantragt werden, wenn das Unternehmen noch nicht zahlungsunfähig ist, die Zahlungsunfähigkeit jedoch droht. „Das geplante StaRUG-Verfahren ist ein wichtiger Baustein zur Implementierung eines aktualisierten Restrukturierungskonzepts“, heißt es von Varta weiter. Dabei sollen verschiedene Konstellationen möglicher Fremd- und Eigenkapitalfinanzierungen diskutiert werden. Der „finanzielle Neustart“ sei Voraussetzung, „um nachhaltig wieder wettbewerbsfähig zu werden“, heißt es von Varta. „Mit der Anzeige des StaRUG-Verfahrens soll eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nachhaltig abgewendet werden. Die Umsetzung des Restrukturierungskonzepts im StaRUG-Verfahren sichert Arbeitsplätze und schützt Gläubigerinteressen besser als mögliche Alternativszenarien“, so das Unternehmen weiter.
In Fokus stehe die Reduzierung der aktuellen Schuldenlast. „Varta wird die Schulden mit Hilfe des StaRUG Verfahrens auf eine angemessene Größenordnung bringen müssen, um wieder Schritte nach vorne machen zu können“, sagt Michael Giesswein, Chief Restructing Officer (CRO) bei Varta. Die momentane Schuldensituation verbaue aktuell die Chancen auf die positiven Geschäftsentwicklung. Notwendige Investitionen könnten nicht getätigt werden, weshalb wiederum Marktpotenziale nicht erschlossen werden, um den Umsatz zu steigern. “Die Position von Varta im Markt würde so von Jahr zu Jahr schlechter werden“, so das Unternehmen weiter.
Im Zuge des StaRUG-Verfahrens ist ein Schuldenschnitt ein möglicher Ausweg. Dies ist eine Vereinbarung zwischen dem Schuldner und seinen Gläubigern, die einen Teil der Schulden erlassen, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen. Aktuell seien die Gläubiger dazu jedoch nur bereit, wenn ein Kapitalschnitt auf null erfolgt. Dies bedeutet, dass das bestehende Grundkapital auf null herabgesetzt wird und frisches, für die Restrukturierung benötigtes Kapital als Fremdkapital oder Eigen- und Fremdkapital, eingebracht wird. Alle Aktien würden nach einem Kapitalschnitt an Wert verlieren und es würde ein Delisting von der Börse erfolgen. „Dieses Vorgehen ist notwendig, um die weitere Sanierung und den Neuanfang des Unternehmens zu finanzieren“, so Varta.
Nach Ansicht des Unternehmens müssen auch die Finanzgläubiger und Investoren einen Beitrag zur Restrukturierung leisten. Dabei gehe es nach aktueller Schätzung um die Deckung eines finanziellen Bedarfs im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Dazu liefen „aktuell konstruktive Verhandlungen mit unterschiedlichen, potenziellen Investoren, unter anderem einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitseigentümer Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft, der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, sowie weiteren interessierten Parteien, mit denen unterschiedliche Vorschläge diskutiert werden“, erklärte Varta.
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