Die Modulpreise haben sich in diesem Monat erneut seitwärts beziehungsweise leicht nach unten bewegt und eine Änderung dieses Trends ist nach wie vor nicht in Sicht. Die Nachfrage im Kleinanlagensegment, aber auch im gewerblichen Bereich, hinkt den Erwartungen weiter hinterher und ist auf einem Tiefstand, wie wir ihn seit Ende letzten Jahres nicht mehr gesehen haben. Gerade zur beginnenden Ferienzeit dürften sich Installateure somit auf einen ruhigen Sommer gefasst machen und überlegen, wie sie ihr Personal ausgelastet bekommen. Sollten keine kurzfristig realisierbaren Aufträge in der Pipeline sein, müssen sie sich zwangsläufig mit neuen Geschäftsmodellen auseinandersetzen.
Neben den gewerblichen Photovoltaik-Anlagen (C&I), also Erzeugungsanlagen für die Deckung des Gewerbe- und Industriestrombedarfs sind sicherlich Mieterstromanlagen ein Thema, mit dem man sich genauer beschäftigen sollte. Das Potenzial – gerade in der Kombination von beiden Bereichen – ist jedenfalls riesig und die Ertragsmöglichkeiten gut, wie die folgenden Ausführungen zeigen sollen. Ich habe mich dazu mit Wenzel Gerstner unterhalten, einem der Gründer des Start-ups Hellgrün.
Das junge Unternehmen aus Köln und Berlin akquiriert unter anderem Dächer von Gewerbezentren und entwickelt anschließend Energiekonzepte für die dort ansässigen Firmen, so dass diese ihre Energiekosten mithilfe von Photovoltaik-Strom nachhaltig senken können. Die dafür notwendigen Flächen werden vom Immobilienbesitzer gepachtet und mit Solaranlagen belegt. Das notwendige Kapital dafür wird in kleinen oder größeren Tranchen von privaten Investoren eingesammelt. Dabei können die Anleger zwischen Teileigentum und Volleigentum wählen. In der Regel wird aber versucht, einen Einzelinvestor für jeweils die komplette Photovoltaik-Anlage zu finden. Die komplette Verwaltung, den Betrieb der Anlagen und die Verteilung der Energie an die Gewerbekunden übernimmt dabei die Firma Hellgrün. Planung, Bau und technische Betriebsführung übernehmen Partner aus dem Netzwerk.
Interessant dabei ist natürlich die Wirtschaftlichkeits- und Risikobetrachtung. Um den erzeugten Strom lukrativ und über dem aktuell gültigen Netzeinspeisetarif verkaufen zu können, braucht der Anlagenbetreiber (Investor) Abnehmer mit möglichst langfristigen Verträgen. Dazu müssen Abnahmevereinbarungen mit den Mietern der Gewerbeimmobilie getroffen werden. Diese bekommen den von der Dachanlage erzeugten Solarstrom dann zum Vorzugstarif vom Betreiber geliefert und müssen nur ihren Restenergiebedarf aus dem Netz decken. Je genauer das Erzeugungs- und das Laststromprofil sich decken, desto höher ist der Eigenverbrauch und damit die Wirtschaftlichkeit für beide Parteien.
Auf der Erzeugerseite ist also das Modell der Teileinspeisung mit Direktstromlieferung an einen Mieter vor Ort immer zu bevorzugen. Leider ist ein langjähriger Abnahmevertrag nicht immer möglich, die Fluktuation in Gewerbeimmobilien oft hoch. Dennoch ist das Verlustrisiko für den Investor überschaubar, solange es in Deutschland noch ein funktionierendes EEG mit vorgeschriebenen Tarifen gibt, so dass die Volleinspeisung immer als Fall-Back-Lösung gewählt werden kann. Der Wechsel zwischen Teil- und Volleinspeisung ist dabei einmal im Jahr möglich. Noch dazu hat der Gesetzgeber die Einspeisevergütung für Dachanlagen zwischen 40 und 750 Kilowatt gerade wieder um 1,5 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Die beihilferechtliche Genehmigung durch die EU-Kommission steht allerdings noch aus.
Konkret in Zahlen ausgedrückt: eine mittelgroße Photovoltaik-Anlage im Bereich von 100 Kilowattpeak, welche mit einem ordentlichen Eigenkapitalanteil auf einem gepachteten Dach zu moderaten Preisen von 100.000 bis 120.000 Euro errichtet wurde, erzeugt als Volleinspeiser aktuell eine Rendite von etwa 5 bis 6 Prozent. Wählt man die niedriger vergütete Überschusseinspeisung und liefert etwa 70 Prozent des erzeugten Stroms zu einem Tarif von aktuell 16 bis 17 Cent pro Kilowattstunde an einen Direktabnehmer, lässt sich die Rendite auf etwa 7 bis 8 Prozent erhöhen. Natürlich darf es dabei keine länger anhaltenden Abnahmeausfälle geben und der Erlös sollte langfristig auch nicht deutlich unter 10 Cent fallen. Im Durchschnitt kann man wohl damit rechnen, dass das Gewerbemieterstrommodell etwa 30 Prozent profitabler sein kann als eine Volleinspeisung zu aktuellen Konditionen.
Das Mieterstromkonzept ist wohlgemerkt keine Gelddruckmaschine – der Wirtschaftlichkeitskorridor ist relativ schmal, wie oben dargestellt. Dennoch ist es ein interessantes Modell, um ein neues Marktsegment zu erschließen, welches bisher noch zu wenig bearbeitet wurde. Es gibt hier sicherlich noch einige bürokratische Hürden zu überwinden, aber dass sich junge Unternehmen mit gesteigertem Engagement damit beschäftigen und praktikable Lösungen anbieten, ist ein gutes Zeichen. Mit dem vorgestellten Modell können Installateure ihren Gewerbekunden mehrere Optionen bieten: die Photovoltaik-Anlage kaufen und selbst betreiben oder ein Pachtmodell mit Fremdfinanzierung wählen. Letzteres erlaubt deren Kunden, die Initialkosten und Betriebsrisiken zu vermeiden und trotzdem langfristig preiswerten grünen Strom zu beziehen. Gleichzeitig sichern sich die Handwerksbetriebe kontinuierlich Aufträge, um ihre Kapazitäten auch in schwierigen Marktphasen auszulasten zu können.
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Juli 2024 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 16.07.2024):
— Der Autor Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden. —
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Interessanter Exkurs.
Höchste Zeit, den Preis in €ct/Wp zu nennen (und die obersten drei Werte wegzulassen – 36 ct kommen nicht wieder).
Bei Lidl kostet ein Balkonkraftwerk mit 2 Module 2×420 Watt + Mikrowechselrichter 300.-
Bei Lidl bekommt man i.d.R. nur Elektroschrott der nach kurzer Nutzungsdauer im besten Fall auf dem Bau- oder Wertstoffhof landet. Schlechte Arbeitsbedingungen gibt es für das Personal gratis obendrauf. Wer billig kauft, kauft zweimal.
Zitat: „Neue grüne Geschäftsmodelle müssen her.“
Gibt es doch, nur keiner greift das Thema wirklich auf: V2H (Vehicle to Home)
Es ist problemlos auch für Gewerbe, mit Fuhrpark und Energiebedarf in den Abendstunden möglich.
Es entspricht der Nutzung eines Gewerbespeicher, also gilt die VDE-AR 4105, eAuto’s sind an die Niederspannung angeschlossen.
Aber solange alle nur zögern und keinen Druck bei eAuto-Herstellern und Wallbox-Herstellern machen, wird es nichts.
Der Kunde muß Druck machen und nicht nur warten !!