Wer seid ihr?
Oliver Arnhold: Wir sind Localiser, die digitale Plattform zur Planung von Ladeinfrastruktur. Mit Localiser findet und bewertet unsere Kundschaft die besten Standorte für öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur in Europa. Localiser wurde 2018 von Dr. Kathrin Goldammer und Oliver Arnhold gegründet, die auch heute noch das Unternehmen leiten. Wir sind dabei die erste Ausgründung des Reiner Lemoine Instituts (RLI). Unser Team besteht aus derzeit 14 Personen aus den Bereichen Elektrotechnik, Physik, Informatik, Geografie, Fahrzeugtechnik, Stadtplanung, Erneuerbare Energien, Germanistik und Design. Sogar einen ehemaligen Testingenieur für alternative Antriebe haben wir im Team. Natürlich gibt es auch ein Office-, Kunden- und Vertriebsmanagement.
Wer sind eure Kunden?
Unsere Kundschaft kommt aus vielen branchenübergreifenden Gebieten, unter anderem sind es die klassischen großen und kleinen Ladesäulenbetreiber, also CPO's (Charge Point Operator), Tankstellenbetreiber, Betreiber von Erneuerbaren Energien, darunter der größte Betreiber Europas, Stadtwerke, Handelsketten, Banken, Investoren, Rentenfonds, Verteilnetzbetreiber, kommunale bis börsennotierte Wohnungsunternehmen, Städte wie Wien, Hamburg und Berlin, Politik und Start-ups. Einige Kunden beschreiben Ihre Arbeit mit uns auf unserer Website. Nach heutigem Stand hat unsere Kundschaft bereits mehr als 1.300.000 Standorte in zehn Ländern bewertet. Pro Woche kommt man daher auf rund 30.000 bis 40.000 bewertete Standorte. Dazu kommen noch unsere Massenbewertungen.
Welches Problem, welche Herausforderung haben eure Kunden?
Unsere Kundschaft steht vor der Herausforderung, die bestmöglichen Standorte für ihre Ladepunkte zu finden. Dabei geht es insbesondere darum, sehr schnelle und sichere Investitionsentscheidungen treffen zu können. Letztlich muss jeder Ladepunkt profitabel und sinnvoll für die Endnutzenden platziert werden. Denn wer Ladepunkte plant, trifft oft unsichere Entscheidungen und wird mit einem immensen finanziellen und zeitlichen Aufwand konfrontiert. Die Herausforderung besteht also darin, die zukünftige Wirtschaftlichkeit eines Standortes zu analysieren.
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Start-up des Monats von pv magazine und Vireo Ventures
In Kooperation mit Vireo Ventures, einem Frühphasen-Investor für eine vollständig elektrifizierte Welt, präsentieren wir monatlich ein aufstrebendes Unternehmen, das an Innovationen für die Solarbranche arbeitet und das wir für interessant halten. Wir wollen aufzeigen, was die Visionen der Unternehmer sind, aber auch wo diese Start-ups heute stehen und wo es konkrete Möglichkeiten für Kooperationen gibt.
Wenn du Dein Start-up als Start-up des Monats präsentieren möchtest, fülle bitte den folgenden Fragebogen aus:
-> Zum Fragebogen
Du kannst uns auch per Email an pv magazine und Vireo kontaktieren:
-> Start-up-des-monats@vireo.vc
Wir freuen uns auch über für Rückmeldungen zu den vorgestellten Unternehmen, zu dessen Fragen (siehe ganz unten) und zu unserer Auswahl an diese Emailadresse.
Hier finden Sie die bisherigen Start-up des Monats
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Welche Lösungen gibt es dafür bisher auf dem Markt?
Vor gut 13 Jahren haben wir mit der Standortbewertung für Ladeinfrastruktur begonnen. Damals als individuelle Beratungs- oder Forschungsprojekte beim Reiner Lemoine Institut. Die Arbeit war zeitaufwändig und teuer. Mit der Gründung von Localiser vor knapp sechs Jahren haben wir diese Analysen automatisiert und um den Faktor zehn günstiger anbieten wollen. Zu unserer großen Überraschung wollte der Markt aber weiterhin die teuren und langsamen Analysen und viele Seiten Text lesen.
Das war eine spannende Zeit für uns, denn wir waren davon überzeugt, dass eine schnelle Energiewende nur mit einer skalierbaren Lösung funktionieren kann. Der Durchbruch war dann die Standardisierung unserer Bewertungsmethodik. Mit der DIN SPEC 91433 haben wir gemeinsam mit Ladesäulenbetreibern, Verbänden, Forschung und Politik einen Branchenstandard geschaffen.
Welche Lösung bietet ihr euren Kunden an und gibt es bei euch ein Alleinstellungsmerkmal?
Ein Alleinstellungsmerkmal ist sicher, dass unsere Kunden sich Features wünschen können, die dann allen Kunden zur Verfügung stehen. Somit profitiert jeder direkt von den Erfahrungen aus den letzten 13 Jahren unserer Kunden und natürlich auch von unserem Team. Bei manchen Kunden hat sich dadurch die Planung von Ladeinfrastruktur zu einer effizienten und treffsicheren Fließbandarbeit entwickelt. Städte, Netzbetreiber und Ladesäulenbetreiber nutzen häufig unseren Fast Finder. Damit kann man in kurzer Zeit eine individuelle Weißflächenanalyse durchführen und die besten Standorte vom AC- bis zum Megawatt-Laden von LKWs finden. 90 Prozent unserer Kunden nutzen unsere Standortanalyse, bei der wir den möglichen Energieabsatz an den Ladepunkten bis zum Jahr 2035 prognostizieren. Die Szenarien dafür erstellen wir selbst und in Kooperation mit dem RLI. Betreiber von Infrastrukturen wie Strom- und Telekommunikationsnetzen oder Wohnungsunternehmen nutzen diese Art der Analyse direkt in Massenanalysen und erhalten damit gleich mehrere 100.000 Standortbewertungen. Außerdem nutzen einige Kunden auch unsere CRM-Integration, API, Wettbewerbsanalysen und Webinare. Manchmal sind wir auch bei der Partnersuche behilflich, wenn ein CPO beispielsweise einen Flächenkunden oder Investor sucht.
Wie kompliziert muss man sich die Auswertung vorstellen und wie sieht das Ergebnis aus, das Kunden bekommen?
Die Auswertung ist kinderleicht. Ein Rechtsklick auf die Karte, Ladepunkte platzieren und Berechnung starten. In wenigen Sekunden liegt also ein erstes Ergebnis vor. Das Ergebnis zeigt dann drei Absatzprognosen für AC, DC und HPC-Ladeleistungen an. Damit kennen die User nicht nur das Absatzpotenzial für Energie, sondern erhalten auch gleich eine Empfehlung für die passende Infrastruktur, also die Ladeleistung. Beides lassen die Unternehmen dann in ihren Businessplan und ihre Standortentscheidung einfließen. Unsere Kundschaft hat viele praktische Herausforderungen im schnelllebigen Tagesgeschäft zu meistern. Wir haben Formate für den regelmäßigen Austausch mit unseren Kunden und entwickeln dann Detaillösungen. Diese Detaillösungen werden beim ersten Kontakt mit Localiser vielleicht als kompliziert wahrgenommen. Letztlich sind es aber Antworten auf Fragen, die im praktischen Planungs- und Betriebsprozess sowieso jeder Akteur beantworten muss. Die Kundschaft kann zwischen verschiedenen Hochlauf-Szenarien wählen. Denn Banken oder Investoren, die mit uns Kreditanfragen von Start-ups validieren, möchten andere Annahmen treffen als internationale Unternehmen, die strategisch Flächen sichern. Und dann gibt es natürlich noch die Wohnungsunternehmen, den Handel, Politik sowie Städte und auch Stromnetzbetreiber, die ihre Netzplanung auf den Hochlauf der E-Mobilität vorbereiten wollen. Natürlich gibt es noch viele Details und auch Tourismus-Daten und Ladepreise werden nicht selten nachgefragt. Im Kern geht es darum, die möglichen Kilowattstunden pro Jahr zu prognostizieren und den sogenannten Use Cases zuzuordnen. Ein Gebiet mit Einfamilienhäusern und ohne „Points of Interest“ (POI) hat quasi keinen öffentlichen Ladebedarf. Dort könnte der Ladesäulenbetreiber eher eine Vertriebsoffensive für Wallboxen, PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Stromtarifen starten.
Gibt es bereits Nachweise, dass die Lösung funktioniert, und Referenzen? Wenn ja, welche?
Wir haben einige Erfahrungsberichte auf unserer Website dargestellt. Wir validieren unsere Ergebnisse regelmäßig und auf verschiedenen Ebenen. Beispielsweise vergleichen wir seit 2020 unsere Hochlaufszenarien rückwirkend in jedem Land mit den realen Zulassungszahlen. Mit unserer Kundschaft analysieren wir auch die real gemessenen Auslastungsdaten der Ladepunkte mit unserer Analyse. Dabei ergibt sich für uns, aber auch für unsere Kunden so manche Überraschung. Mit einem Stadtwerk aus Baden-Württemberg haben wir beispielsweise unsere Analyse im ländlichen Raum verbessert. Andererseits konnten Kunden durch unsere Analyse den Absatz bestehender Standorte steigern, weil wir noch unerschlossene Potenziale identifizieren konnten. Es geht bei der Validierung also nicht zwangsläufig darum, die Prognose an die Messung anzupassen. Ein solides Modell kann besonders in der Anfangszeit der E-Mobilität den Betreibern wichtige Hinweise für den zukünftigen Betrieb geben.
Inwiefern bringt diese Lösung die Energiewende voran?
Mit unserer standardisierten Plattform finden und bewerten unsere Kunden die besten Standorte für Ladeinfrastruktur. Damit beschleunigen wir den Aufbau von Ladepunkten im In- und Ausland enorm. Rückblickend hätten wir mit manuellen Bewertungen niemals mehrere 10.000 Standorte pro Woche bewerten können. Übrigens planen viele unserer Kunden parallel zur Ladeinfrastruktur auch gleich den Aufbau von Photovoltaik-Anlagen.
Wie seid ihr finanziert?
Wir haben Localiser 2018 mit einem Startkapital aus dem Umfeld von Reiner Lemoine gegründet. Seither finanzieren wir unseren Betrieb selbst. Wir sind profitabel und haben ein Team von 14 Mitarbeitenden.
Habt ihr Fragen an die Leser von pv magazine?
Ja, haben wir!
- Welche Herausforderungen habt Ihr beim Aufbau und Betrieb öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur und ist die Suche nach Partnerunternehmen für Euch wichtig?
- Kennt Ihr schon unseren Wasserstoffmarktplatz mit über 500 Unternehmen?
Bitte schicken Sie Ihre Fragen und Anmerkungen an Start-up-des-monats@vireo.vc (pv magazine und Vireo) .Wir leiten Sie an unsere Gesprächspartner weiter.
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Nur mal so am Rande:
Es gibt mehr ca. 85.000 öffentliche Ladepunkte ! Tendenz steigend.
Es gibt nur noch 14.000 Tankstellen für Verbrenner. Tendenz sinkend !
Wer hat hier ein Problem mit der Anzahl der öffentlichen Ladepunkte ?
Und die Tankstellenbetreiber wurden gerade „verdonnert“ zum Aufstellen von Ladesäulen.
Das Thema hat seine Dringlichkeit verloren, es ist kein Aufreger mehr !
Viel wichtiger ist zügige Umsetzung von V2H (NICHT V2G). Hier liegen erhebliche Synergiepotentiale zwischen Hausverbrauch und eMobilität.