Auf den letzten Drücker vor der Sommerpause haben sich die Koalitionsparteien der Bundesregierung auf einen Haushalt für das kommende Jahr verständigt. Gleichzeitig einigten sie sich auf eine „Wachstumsinitiative – neue wirtschaftliche Dynamik für Deutschland“. Auf 31 Seiten werden Maßnahmen zusammengetragen, die bei soliden Staatsfinanzen die Wirtschaft wieder ankurbeln sollen. Punkt V in dem Dokument ist mit „Leistungsfähiger Energiemarkt für die Wirtschaft von morgen“ überschrieben und umfasst zwölf Bereiche, in denen die Bundesregierung Maßnahmen plant, darunter auch gravierende Änderungen für die Förderung von erneuerbaren Energien.
„Die deutsche Wirtschaft braucht große Mengen günstiger erneuerbarer Energie, noch mehr Marktteilnehmer sollen von günstigen Strompreisen bei viel Wind und Sonne profitieren, die Netzkosten sollen gesenkt, die Netzentgelte stabilisiert, Wasserstoffinfrastruktur aufgebaut werden“, heißt es zu den anstehenden Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, soll ein verlässlicher Investitionsrahmen geschaffen, mehr Flexibilität ermöglicht, die Kosten für den Netzausbau gesenkt sowie Planungs- und Investitionssicherheit geschaffen werden. Alle Maßnahmen sollen dazu führen, dass sich die bereits entfachte Dynamik bei der Energiewende noch stärker entfalten kann, heißt es in dem Papier.
Ein Punkt in der Liste betrifft das Potenzial der Stromspeicher, das stärker genutzt werden soll. Dazu heißt es: „Die Bundesregierung wird daher die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Stromspeichern so optimieren, dass sich die Ausbaudynamik noch verstärkt und die vielfältigen Funktionen von Stromspeichern sowohl für den Strommarkt als auch das Stromnetz optimal genutzt werden können. Unverzerrte Preissignale, zeitvariable regionale Netzentgelte und eine optimierte Integration von EE-Anlagen spielen hier eine wichtige Rolle.“ Dabei soll auch die Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung auf Speicherprojekte ausgedehnt werden. „Darüber hinaus werden Speicher über den technologieneutralen Kapazitätsmarkt zusätzlich angereizt.“
Zudem will die Bundesregierung ein neues Marktdesign für Kraftwerke, wobei Erneuerbare und Flexibilität priorisiert werden. Alles soll darauf ausgerichtet werden, bis 2030 einen Anteil von mindestens 80 Prozent Erneuerbaren an der Stromversorgung zu erreichen.
Mit dem Ende der Kohleverstromung läuft Erneuerbaren-Förderung aus
Dabei geht es auch um Änderungen im EEG. „Mit dem Ende der Kohleverstromung wird die Förderung der Erneuerbaren Energien (EE) auslaufen. Der Ausbau neuer EE soll auf Investitionskostenförderung umgestellt werden (eigener Kapazitätsmechanismus), insbesondere um Preissignale verzerrungsfrei wirken zu lassen“, heißt es in der Initiative. Diese und andere Instrumente will die Bundesregierung „rasch im Reallabore-Gesetz im Markt testen“. Ziel sei, die hohe Ausbaudynamik beizubehalten und die im EEG verankerten Ziele zu erreichen.
„Perspektivisch werden EE keine Förderung mehr erhalten, sobald der Strommarkt ausreichend flexibel ist und ausreichend Speicher zur Verfügung stehen“, heißt es weiter. Doch es sind auch kurzfristige Maßnahmen zwischen SPD, Grünen und FDP vereinbart worden. So soll bereits ab dem 1. Januar 2025 die Förderung für Neuanlagen bei negativen Preisen grundsätzlich ausgesetzt werden. Ausgenommen seien kleine Anlagen, wobei zunächst keine weitere Leistungsangabe enthalten ist.
Darüber hinaus soll die Pflicht zur Direktvermarktung ab 2025 weiter abgesenkt werden. Aktuell liegt sie bei 100 Kilowatt Leistung. In drei Jahresschritten soll sie bis auf 25 Kilowatt fallen. Parallel will die Bundesregierung auch die Schwelle für die Steuerbarkeit der Anlagen weiter absenken. Dies solle sicherstellen, dass die Preissignale bei den Anlagenbetreibern ankommen und so insbesondere in Zeiten negativer Preise Stromüberschüsse vermieden werden, die dann nicht vergütet werden.
Die Bundesregierung will auch den vereinbarten Kapazitätsmechanismus zügig voranbringen, um die Stromversorgung dauerhaft zu sichern. Geplant sind unter anderem die Ausschreibung zusätzlicher Kraftwerkskapazitäten mit zehn Gigawatt. Dabei geht es um fünf Gigawatt neue Erdgaskraftwerke und fünf Gigawatt wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Auch die Netzkosten sollen nach dem Willen der Bundesregierung gesenkt und die Netzentgelte stabilisiert werden. Der Netzausbau soll dabei gestaffelt vollzogen werden, um Kosten zu senken. Im Fokus stünden dabei Bedarfsgerechtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz.
BEE warnt vor Experimenten
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) warnt in diesem Zusammenhang vor „Experimenten“. Er begrüßte, dass die Bundesregierung Flexibilität „als neue Leitwährung im Strommarkt erkannt“ habe. Es müsse nun aber auch „beherzt umgesetzt werden“, dass flexible Kraftwerke wie Batteriespeicher, Bioenergieanlagen oder Wasserkraftwerke eine neue Bedeutung als dezentrales steuerbares Back-up zu Windkraft und Photovoltaik erhalten.
Als richtig stuft es der BEE ein, die finanzielle Absicherung der Erneuerbaren über das EEG zu reformieren, warnt zugleich aber „vor einem harten Instrumentenwechsel“. Die Marktprämie habe sich etabliert. „Das Experiment eines radikalen Wechsels hin zu Investitionskostenzuschüssen birgt die Gefahr der Marktverunsicherung und Investitionszurückhaltung, die in Zeiten ehrgeiziger Ausbauziele diese massiv gefährden können“, heißt es vom Verband. Der BEE plädierte erneut für die Umstellung auf eine Mengenabsicherung statt der bisherigen Zeitförderung im EEG.
Bei der geplanten Absenkung der Direktvermarktungsschwelle auf 25 Kilowatt sieht der Verband die Herausforderung, dass Prozesse zwischen Netzbetreibern und Direktvermarktern aktuell noch nicht massentauglich seien. Der Vermarktung kleiner Strommengen stehe ein hoher Aufwand gegenüber. Allerdings habe die Regierung erkannt, dass die Prozesse zunächst massentauglich gemacht werden müssten, ehe die Direktvermarktungsschwelle abgesenkt werden könne. Andernfalls drohte die Nachfrage bei kleineren gewerblichen Photovoltaik-Anlagen ausgebremst zu werden.
Als „fatales Zeichen“ bezeichnet der BEE die geplante Abschaffung der Absicherung bei negativen Preisen für Neuanlagen ab 2025. Eine Senkung von 400 auf unter 100 Kilowatt zum 1.1.2025 sei zu kurzfristig und greife in bereits laufende Projektplanungen ein, erklärte der Verband. Auch bei der Stromsteuer hätte sich der Verband eine Ausweitung auf alle Verbraucher gewünscht, um die Sektorenkopplung schneller voranzubringen, da dies Wärmepumpen und Elektroautos attraktiver gemacht hätte. Die Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum soll nach der Einigung der Koalition für die Industrie dauerhaft bestehen bleiben, wobei der Begünstigtenkreis durch die Beihilfeleitlinien aktuell eng begrenzt ist.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Der Zeitpunkt ist mal wieder super.
Der Fußball EM sei Dank.
(funktioniert jedesmal wieder)
Tickt die Regierung noch ganz richtig?
Ja!
Denn das ist wichtig um die Kosten im
Rahmen zu halten. Wir brauchen in Zukunft mehr Windenergie in der Mitte und im Süden und mehr PV in der Mitte und im Norden. Zusätzlich animiert diese Variante PV auf eher ungünstige Ausrichtung zu bauen. Das führt zu weniger Erträgen mittags und mehr Ertrag vor oder nachmittags/abends.
In Summe entlastet es die Netze.
@Jörg:
Ist die Argumentatioin nicht wiedersprüchlich? Ungünstige Ausrichtung nenne ich nach Norden. Aber wir reden dann von der Globalstrahlung die dann wichtiger wird.
In Summe ist der Ertrag bei Südausrichtung. mit Ihrem Peak am Mittag am höchsten.
Für die Selbstnutzung ist die Ost-West-Ausrichtung eigentlich besser geeignet.
Norden hat grundsätzlich im Sommer den Nachteil, weil weniger Direktstrahlung auf die Panels kommt. Im Winter aber nicht so hohe Verluste, weil diese dann wie die anderen nur mit Globalstrahlung arbeitet. Aber
Südausrichtung Ertrag Sommer 100% Winter 25%
Ostwestausrichtung Sommer 90% Winter 27%
Nordausrichtung Sommer 80% Winter 30%
Somit bleibt immer die statische Südausrichtung im Bezug of TOC allen anderen Aufbauvarianten im Vorteil und hat die höchste Effizienz.
Somit bleibt die Frage der Anschaffungs und Montagekosten, ob sich eine Nordausrichtung wirklich lohnt!
Die geplante Abschaffung der Absicherung bei negativen Preisen für Neuanlagen ab 2025 ist genau der richtige Weg. Es kann nicht sein das mit Subventionen Fehlanreize geschaffen werden, die am Schluss den Steuerzahler Milliarden Kosten werden.
Mit dieser Änderung werden Speicher endlich Netzdienlich eingesetzt . Bis jetzt konnten solche Anlage am Morgen den Speicher laden und am Mittag bei grösster Leistungsspitze und negativen Preisen voll einspeisen, da der Speicher bereits voll war.
Diese Änderungen sind dringend notwendig um die Akzeptanz der Energiewende wegen den hohen Kosten nicht zu gefährden.
Jörg Eberl schreibt
Die geplante Abschaffung der Absicherung bei negativen Preisen für Neuanlagen ab 2025 ist genau der richtige Weg. Es kann nicht sein das mit Subventionen Fehlanreize geschaffen werden, die am Schluss den Steuerzahler Milliarden Kosten werden.
@ Jörg Eberl.
Leider sind Sie mit den Zusammenhängen zu wenig vertraut. Die Milliarden die auf den Steuerzahler zukommen, entstehen ausschließlich auf dem EEG Konto. Nach dem Kosten/Nutzen Prinzip hätten wir diese nämlich gar nicht. Auf dem EEG Konto entstehen die „Milliarden“ obwohl es dafür keine Ausgaben gibt. Es sei denn Sie können hier erklären, bei wem Kosten anfallen, wenn er an der Börse billigen Strom kaufen kann.
Im folgenden habe ich es Ihnen schon mal v ersucht zu erklären..
https://www.pv-magazine.de/2024/05/10/marktwert-solar-faellt-auf-3795-cent-pro-kilowattstunde-im-april/?unapproved=237417&moderation-hash=c2a85e78f617f23d4342effa14dff25a#comment-237417
Die Lobbyisten haben wie 2010 auch diesmal die Oberhand behalten. Die EEG Stromerzeuger machen zwar den Strom unschlagbar billig, bekommen aber nichts dafür weil die „Systemwaschmaschine“ namens EEG Konto das Gegenteil daraus macht.
Der Kosten/Nutzen Effekt wäre eigentlich das Herzstück der Energiewende, wird aber mit allen Mitteln verhindert. Kosten/Nutzen bedeutet die EEG Umlage muss Merit Order bereinigt werden. Merit Order das sind die niedrigen und negativen Preise. Die müssen an den Kosten ( Vergütungen ) abgezogen werden, und nicht denen zugerechnet werden, wie das auf dem EEG Konto gegenwärtig geschieht.
Das ist keine Erfindung von mir.
Schauen Sie mal hier. https://www.youtube.com/watch?v=a4pslA3NKvQ
Schon 2010 fragen die Leute von Monitor etwa ab Minute 3.40 so spart Ökostrom Milliarden, müsste man das nicht von den Förderkosten abziehen.
Mit dem System ab 2010 geschieht gerade das Gegenteil, da wird das, was die Erneuerbaren einsparen mit dem EEG Konto ins Gegenteil umgewandelt.
Da sind zwei Gedankenfehler drin: Erstens wird keine Wind- oder PV-Anlage so doof sein, dafür zu zahlen, dass ihr jemand den Strom ab nimmt. Das machen nur Kohlekraftwerke (früher auch KKW), die nicht kurzfristig abregeln können. Wenn die Kohle raus ist, dann wird es keine negativen Preise mehr geben.
Zweitens denkt Herr Eberl nur an Heimspeicher. Das war sicher keine Ruhmestat, dass der Eindruck erweckt wurde, dass die die Energiewende fördern würden. Dass man große Speicher im Netz brauchen wird, die ausschließlich netzdienlich eingesetzt werden (und nicht vordringlich um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen) war eigentlich jedem denkenden Menschen klar. Eine Zeit lang konnte man die Heimspeicherwelle noch damit begründen, dass das ein Teil der Lernkurve ist, der Boom also die Entwicklung und Rationalisierung des Speicherbaus vorantreibt. Darüber sind wir längst hinaus. Es werden schon lange große Batteriespeicher im Netz gebaut. Nur fehlt bisher ein Finanzierungsmodell, dass ihnen den langfristigen, auskömmlichen Betrieb garantiert. Das muss noch kommen.
Leider: Mit der FDP wird das nix. Die würde lieber zurück ins fossile Zeitalter als in die Zukunft.
JCW schreibt.
Wenn die Kohle raus ist, dann wird es keine negativen Preise mehr geben.
@ JCW
Eben,…. das ist doch hier gebetsmühlenartig mein Thema, wo ich sage bis 2010 war die Welt noch in Ordnung. Da wurden die Erneuerbaren „zwingend“ in die Bilanzkreise der Versorger gewälzt, das heißt am Day Ahead, dem Vortagshandel verkauft, und die Kohle war entsprechend raus, weil sie angepasst werden mussten. Wo sollten den da noch negative Preise herkommen. Wenn Kohlekraftwerke dann trotzdem am Netz blieben, war das deren Kostenproblem.
Ich wusste doch, dass Sie auch noch drauf kommen. Hat sich meine Hartnäckigkeit doch gelohnt.
JWC schreibt:
Da sind zwei Gedankenfehler drin: Erstens wird keine Wind- oder PV-Anlage so doof sein, dafür zu zahlen, dass ihr jemand den Strom ab nimmt. Das machen nur Kohlekraftwerke (früher auch KKW), die nicht kurzfristig abregeln können. Wenn die Kohle raus ist, dann wird es keine negativen Preise mehr geben.
Mit der aktuellen fixen Einspeisevergütung passiert ja genau das, was Sie als doof bezeichnen. Heute Sonntag 18h negative Preise am Stück. Die schlechtesten Preise herrschen zwischen 13.00 und 14.00 mit -2.2ct/kwh.
Gemäss Energy Charts ist der EE-Anteil an der Last um 13.30Uhr bei 114.8%. Ihre Aussage ist somit klar widerlegt. Zur gleichen Zeit waren bereits viele Windkraftwerke abgeregelt, weil sie ab 4h bzw. 6h negativen Preisen keine Vergütung mehr erhalten. Sonst wäre der Anteil noch höher
Link zu Börsestrompreisen:
https://www.epexspot.com/en/market-data?market_area=DE-LU&auction=MRC&trading_date=2024-07-06&delivery_date=2024-07-07&underlying_year=&modality=Auction&sub_modality=DayAhead&technology=&data_mode=table&period=&production_period=
Gemäss Energy Charts ist der EE-Anteil an der Last um 13.30Uhr bei 114.8%.
Und du meinst bei negativen Preisen verschiebt dann die Sonne das scheinen auf später oder der Wind zieht das Stürmen nach vorne um höhere Preise zu erzielen?
Preisanreize bei der EE-Erzeugung funktionieren bezüglich dem Zeitpunkt der Erzeugung rein garnicht. Jeder Versuch macht das System nur deutlich teurer oder würgt den Zubau ab.
Der Hebel ist bei der Nutzung des Stroms, dem Transport oder der Speicherung anzusetzen.
Bei der Erzeugung kann man nur möglichst viel Erzeugung für möglichst wenig Geld zu bekommen versuchen. Was mit den festen Bezugspreisen für kleinere Anlagen mit den geringen Transaktions- und Risikokosten bereits sehr gut funktioniert.
Dass mit der FDP nichts anderes zu erwarten ist, als Rückschritte, das war schon während der Koalitionsverhandlungen klar geworden.
Die erste Reaktion des Marktes wird sein, dass viele sich der Anschlussreife nähernde Projekte noch schnell (auch mit erhöhten Kosten) zum Anschluss gebracht werden, bevor die Änderungen bei den Finanzierungsbedingungen greifen. Das ist gar nicht so schlimm. Einen Teil der Mehrkosten werden die Anlagenbetreiber übernehmen, beim Stromverbraucher wird davon nicht viel ankommen.
Danach wird es für die Verbraucher teurer: Erst steigen wegen des höheren Risikos die Zinsen, dann wird weniger zugebaut, als wir brauchen. Damit gerät die Versorgungssicherheit in Gefahr, und manche Verbraucher werden sich wenig effiziente Speicher hinstellen, um ihren Notstrombedarf sicher decken zu können. Einige Betreiber werden wunderbare Gewinne machen, die natürlich auch von den Verbrauchern bezahlt werden. Andere Betreiber gehen pleite, die Insolvenzkosten tragen die Finanzierer, die Handwerker und der Strommarkt. Insgesamt optimale Bedingungen für windige Geschäftemacher auf Kosten der Allgemeinheit.
Das war jetzt etwas schwarz gemalt. Es sollen ja erst mal nur Experimente gemacht werden. Die werden wahrscheinlich genau dieses Ergebnis haben. Bis das vorliegt, wird die FDP gar nicht mehr im Bundestag vertreten sein. Ob es mit CDU+AfD besser wird? Wahrscheinlich wird es wieder eine GroKo geben, und was da rauskommt, haben wir ja in vollen Zügen genossen.
Bei der ganzen Diskussion gefallen mir die Zwischentöne nicht. Es wird immer von Förderung gesprochen. Das ist zunächst ein sehr neutrales Wort. Auch der Straßenbau, Forschung, die Universitäten und das Gesundheitswesen werden „gefördert“, weil sie nützlich und gut sind. Zwischen den Zeilen schwingt aber immer das böse Wort „Subvention“ mit, womit gemeint ist: Man finanziert da etwas, das, wenn es dem freien Markt ausgesetzt wäre, sich nicht halten könnte. Man sollte statt von Förderung von Finanzierung sprechen. Die garantierte Einspeisevergütung ist schlicht und einfach ein effizientes Finanzierungsmodell. Das Modell garantiert niedriges Risiko und damit niedrige Kosten und hohe Versorgungssicherheit unter Ausschluss von Techniken, die hohe Folgekosten nach sich ziehen. Was will man denn mehr?
Bei einem Gut der Daseinsvorsorge, wie es Strom darstellt, kann man auch den Vergleich zu anderen solchen Gütern ziehen: Ein gutes Beispiel wäre der Gesundheitsmarkt. Da haben wir, um größtmögliche Gerechtigkeit zwischen den Krankenkassen herzustellen, den Gesundheitsfonds eingerichtet. Man kann die Analogie auch noch weitergehend betrachten. Wenn man den Gesundheitsmarkt als freien Markt ohne Einmischung des Staates organisieren würde, würde kaum einer eine Krankenversicherung abschließen und hoffen, dass es ausgerechnet ihn nicht trifft – das hofft man ja sowieso. Wenn es einen dann doch trifft, ist der Jammer groß. Die Leistungsanbieter zocken den Kranken ab, und wer es sich nicht leisten kann, krepiert jämmerlich. Beispiel gefragt? In den USA ist das so. 50% höhere Gesundheitskosten, aber breite Teile der Bevölkerung haben nur die absolute Minimalversorgung. Genauso werden wir im Dunkeln sitzen, wenn wir den Strommarkt als freien Markt ohne regulierende Hand des Staates sich selbst überlassen.
Gute und nachvollziehbare Ideen. So wie bisher geht es bei dem EE-Wachstum nicht weiter. Es muss in die Preisbildung durch veränderte Mechanismen eingegriffen werden. Es war doch klar, dass das irgendwann kommen würde. Nun so zu tun, als wäre das total überraschend, halte ich für naiv.
Und natürlich kann man es nicht 100% aller Beteiligten recht machen. Ist halt so. Die Flexibilisierung rückt nun stärker in den Fokus – das war doch sonnenklar. Hat wirklich jemand erwartet, dass es für immer so weitergeht wie heute?
Flexibilisierung hat in den 100%-Erneuerbar-Modellen einen Namen: Speicher. Man kann aber darunter genausogut fossile Kraftwerke oder Import von KKW-Strom aus Frankreich, ggf. auf dem Umweg über Pumpspeicher in der Schweiz, sehen. Man sieht: Das ist ein Begriff, der überhaupt nichts sagt, und jeder kann das darunter verstehen, was er für das bessere hält. Das ist in der Politik nicht unüblich, um Probleme zu vertagen. Jeder kann sagen, dass damit das gemeint ist, was er präferiert, nur der Reformstau wird immer größer.
Flexibilisierung funktioniert auf der Erzeugungsseite nicht. Weder Wind noch Sonne reagieren auf Preissignale. Wer das versucht erntet höhere Kosten und/oder geringeren Zubau.
Flexibilisierung geht ausschliesslich auf der Verbrauchsseite – sei es über Netze, den Strom von da wo gerade viel erzeugt wird dorthin zu transportieren wo gerade viel benötigt wird, sei es über dynamische Lasten, sei es über Speicher.
Die FDP will da das Pferd von hinten aufzäumen, weil man nicht versteht dass der Trivialliberalismus in dem Markt – wie in den meisten Märkten – nicht funktioniert.
Es wir Zeit für Neoliberalismus Freiburger Schule und der Erkenntnis, dass man die Marktregeln nach den Eigenheiten des Marktes und nach dem zu erzielenden Ergebnis gestalten muss.
Ideologische Politik mit der Brechstange ala FDP geht Schief.
Sie sind ein Meister der Strohpuppen, lieber JCW. Ob Sie das bewusst tun oder unbewusst, bleibt mir ein Rätsel.
@HD: Jedenfalls will ich nicht zur Scheuklappenfraktion gehören.
@hfrik: Natürlich werden auch Erzeuger einen Teil der Flexibilität darstellen. Wenn bei 5ct/kWh Erzeugungskosten 10% flexibel abgeregelt werden, dann verteuert das jede verbrauchte kWh um eben diese 10%, also 0,5ct. Das ist etwa das gleiche, um das jede verbrauchte kWh sich verteuert, wenn 10% des Stroms in Batteriespeichern zwischengespeichert werden müssen.
Am meisten den Strompreis belasten wird die Zwischenspeicherung als Wasserstoff. Grob geschätzt wird eine kWh aus grünem Wasserstoff 50ct kosten. Auf jede verbrauchte kWh umgelegt wird das, wenn 20% des Stroms dort herkommen muss, jede verbrauchte kWh um 10ct verteuern. Das würde noch viel mehr Abregelung rechtfertigen, wenn man damit den H2-Bedarf verringert.
Die umgekehrte Argumentation für das Abregeln lautet: Es lohnt sich nicht, für die höchsten Erzeugungsspitzen Abnehmer in Form von Leitungen, Verbrauchern und aufnahmefähigen Speichern vorzuhalten. Ein Batteriespeicher, der nicht 200mal im Jahr vollständig be- und entladen wird, wird teuer, ebenso ein Elektrolyseur, der nicht mindestens 30-40% des Jahres läuft. Die Optimierung eines solch vieldimensionalen nichtlinearen Systems ist nicht einfach. Das Ausland kommt noch dazu mit Speichern, unflexiblen Erzeugern und begrenzten Leitungskapazitäten. Selbst gute Simulationen werden nur grobe Angaben machen können, wie ein preisoptimiertes System mit genug Sicherheitsreserve aussehen wird. Alleine schon deshalb, weil es empfindlich auf die Preisrelationen von Erzeugern, Speichern und Leitungen ankommen wird. Die kennt man heute aber noch gar nicht. Man kann nur versuchen wahrscheinliche Szenarien zu definieren und damit den vieldimensionalen Lösungsraum etwas einzuschränken.
Zur Zeit sind wir bei etwa 3% Abregelung, und viel mehr sollte es auch nicht werden, solange wir noch so weit entfernt sind von der 100%-Welt.
hfrik schreibt.
Flexibilisierung funktioniert auf der Erzeugungsseite nicht. Weder Wind noch Sonne reagieren auf Preissignale.
@ hfrik
Genau so ist es. Umgekehrt ist die Lösung. Der Preis muss auf Sonne und Wind ausgerichtet werden. Und das hatten wir schon mal bis 2010 gesetzlich geregelt. Da waren Sonne und Wind vorrangig gesetzt. Das heißt sie wurden in den Bilanzkreisen der Versorger, Day Ahead dem Vortagshandel, in den unterschiedlichsten Zeit und Preisfenstern, nach Angebot und Nachfrage verkauft. Kohlestrom musste denen angepasst werden. Was nicht nachgefragt war, musste auch nicht bezahlt werden
Gegenwärtig geschieht das, was das „IWR“ schon 2010 bei der Änderung prophezeit hatte
Zitat IWR
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Kohlekraftwerke können unbeschadet drauf los produzieren. Negative Preise werden ja mit der steigenden EEG Umlage – neuerdings Staatsmilliarden – ausgeglichen.
So geht Energiewende der Altgedienten.
Ich sehe das alles nicht so schwarz… sicher wird es bei Kreditvergaben eine Bremse bewirken, andererseits sorgt es frühzeitig für die Effizienz, die es ohnehin benötigt. CO2 wird garantiert teurer, da sind dem „normalen“ Bürger die paar Cent Vergütung nicht wichtig, wenn es nicht auf den letzten Cent ankommt. Mit mittlerweile üblichen Akkus, mit immer mehr Sektorenkopplung, dem kommenden Smartmeter-Gesetz und ganz aktuell mit der Erlaubnis, billigen Windstrom einspeichern zu können, sehe ich mit immer wirtschaftlichere Speicherung nur kurzfristig einen Einbruch. Es rechnet sich immer noch nahezu immer…
Die großen Anleger und Parks bekommen sicher Probleme, wenn man den Banken keine Absicherung liefern kann… aber auch da wird aus meiner Sicht der Markt recht schnell mit Lösungen reagieren. Mit garantierter Abnahme über PPA Verträgen und natürlich ebenso mit immer günstigeren Speicher, ggf. auch mit Anschluss am zukünftigen Kapazitätsmarkt mit billiger Gasturbine oder anderem sicheren Backup.
Es wird sicher ein Einbruch zu verzeichnen sein… hätte ganz sicher nicht sein müssen und man hätte besser noch 2-3 Jahre warten können/müssen… tja, FDP halt. Die Welt geht aber auch nicht unter, am Ende steigert es sogar die Effizienzen und es gibt den Erneuerbaren bzw. dem Strommarkt stabilere Standbeine… und nimmt all den Hatern den Wind aus den Segeln 🙂
Neue wirtschaftliche Dynamik wird schwer damit zu erreichen sein:
Die Automobilindustrie leidet unter der Kaufverweigerung bei Autos generell. Der Wechsel zu E-Mobilität erzeugt kein ausreichendes Wachstum. Die Vorteile von E-Autos werden zerredet.
Importzölle auf E-Autos machen sie zusätzlich teurer.
Immobiliensektor:
Der Immobiliensektor durchläuft eine langfristige Krise.
Wertberichtigungen haben bei Immobilien wegen der sinkenden Nachfrage und steigendem Investitionsbedarfs in die energetische Sanierung im Bereich Einzelhandel, Büroimmobilien, Wohnen begonnen und müssen weiter stattfinden bevor erzielbare Mieten wieder Rendite abwerfen können.
Wohnungsneubau ist wegen zu hoher Kosten und zu niedriger Mieten in vielen Segmenten finanziell nur mit Verlust möglich.
Auf viele Jahre hin hohe Kosten für den Aufbau einer Wasserstofferzeugung, -Transport und Lagerung machen den Aufbau einer über lokal sinnvolle Nischenlösungen hinausgehende nationale „Wasserstoffinfrastruktur“ zu einem stranded asset.
Die Chinesischen Importautos werden aufgrund der Zölle nicht teurer. Kannst ja mal die Preise von BYD oder NIO Modellen hier und in China vergleichen. Da liegt fast ein Faktor 2x dazwischen. Die Autos werden hier zu unseren Marktpreisen verkauft, nicht zu den dortigen Preisen plus Importkosten. Wenn die Importsteuer jetzt steigt sinkt alleine die Gewinnmarge der Hersteller. Welche aktuell nur so groß ist, weil China die gesamte Produktionskette von den Rohstoffen bis zum Strom subventioniert. Sollte die Steuer die Wagen tatsächlich teurer machen als Europäische Autos, werden sie hier halt nicht mehr verkauft, wenn sie nicht mehr bieten als lokale Marken.
Deutschland ist das einzige EU Land wo die Steigerung der Absatzrate von Elektroautos gerade massiv schwächelt. Zum einen natürlich durch den Schock den die Koalition mit der Absetzung der Förderung über Nacht ausgelöst hat, zum Anderen weil die Medien immer noch gegen Elektros wettern, und Leute glauben was die schreiben. Dass die Händler lieber Verbrenner verkaufen damit sie später mit den Wartungen mehr verdienen hilft auch nicht besonders.
@Psi:
„China die gesamte Produktionskette von den Rohstoffen bis zum Strom subventioniert.“
Im Unterschied zu uns hat die chinesische Regierung entschieden klimafreundliche Industrien strategisch zu fördern um die Weltmarktführerschaft bei grünen Technologien anzustreben.
Soviel strategische Weitsicht sucht man hierzulande bei Politik und Unternehmen und in der Gesellschaft vergebens.
Bei uns herrschen „Verbrennungsnostalgie“ und „Angst“ vor dem Wandel.
Wie konnte eigentlich die Industrialisierung in Deutschland damals beginnen beispielsweise mit der ersten Eisenbahn 1835 von Nürnberg nach Fürth?
Hatten die Menschen damals auch so Angst Kutsche und Pferd stehen zu lassen?
Es bleibt dabei, das was ich hier das „Faule Ei“ von 2010 nenne zieht sich wie ein roter Faden nachteilig durch die Energiewende. So wie auch jetzt wieder Nicht das 2010 konstruierte EEG Konto, womit die niedrigen und negativen Börsenpreise erst zu den Milliarden Staatskosten umgewandelt werden, die gar keine Kosten sind, wird unter die Lupe genommen, sondern die EEG Stromerzeuger werden einfach nicht bezahlt, wenn sie den Strom besonders billig machen. Was auch noch keinem aufgefallen ist, dass die negativen Börsenpreise nach dem Gesetz von vor 2010 gar nicht hätten zustande kommen können. Bis dahin wurden nämlich die Erneuerbaren, zwingend in den Bilanzkreisen der Versorger gehandelt. Das heißt sie waren beim Day Ahead, dem Vortageshandel, nach Angebot und Nachfrage in bestimmten Zeit und Preisfenstern verkauft. Was da zu negativen Preisen hätte führen können, waren allenfalls Prognoseabeiweichungen von etwa 2%. Und diese sowohl nach oben als auch nach unten, was vernachlässigbar war.
Das sagt einer der damit zu tun hat.
Siehe hier:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Für neu hinzugekommene Leser siehe was 2010 mit einer Ermächtigungsverordnung verändert wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
Zitat:…Die Verordnung zum EEG-Ausgleichsmechanismus (Ausgleichsmechanismenverordnung – AusglMechV) ist eine zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2010) erlassene Rechtsverordnung. Sie ändert die Vermarktung des ab 1. Januar 2010 aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms. Dieser muss seit Inkrafttreten der Verordnung durch die bundesweiten Übertragungsnetzbetreiber verkauft werden, anstatt dass er wie zuvor von den Versorgungsunternehmen der Endverbraucher abgenommen wird. Zitat Ende.
Die Erneuerbaren müssen seitdem außerhalb der Bilanzkreise separat – quasi als Überschuss – verramscht werden.Das ist nach wie vor, die Ausgangsposition aller Änderungen.
Das „IWR“ hatte damals wie folgt kommentiert.
Zitat: Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Der EEG Strom kommt zusätzlich auf den Markt und drückt die Preise. Die Problemlösung hat man sich einfach gemacht. Die EE Erzeuger bekommen einfach kein Geld, wenn ihr Strom zu billig ist. Obwohl es doch das Ziel der Energiewende ist, so viel und billig wie möglich Strom aus Erneuerbaren.
Die deutsche und die europäische Automobilindustrie besiegelt gerade ihr Schicksal mit der Entscheidung nicht in die Batterieindustrie einzusteigen.
Das Verschwinden der Automobilindustrie in Deutschland ist so wohl nicht mehr zu stoppen liest man hier:
https://www.elektroauto-news.net/news/kurzschluss-batteriestandort-deutschland
Ich lese hier nach Monaten erstmals wieder, und sofort wieder diese hier üblichen Lobbyistensprache, und staune erneut, wenn ich den Herrn Diehl zum x-ten Male von der guten alten Zeit schwärmen sehe.
Früher war alles gut, da gab es noch garantierte 30 Cent/kWh oder mehr für 20 Jahre fest für den PV-isten. Er erzeugte, wie es gerade kam.
Aber die Kunden wollten vorher schon garantierte Mengen und Preise haben, für jahre vorher, und die Kraftwerke auch.
Aber wie hier wieder geschrieben: Warum nicht am Vortag an der Börse kaufen?
Ist doch so leicht! Aber für wieviel? Evtl. für 2300€/MWh wie kürzlich?
Und wenn ein PV-Erzeuger 10 oder 30 oder 50 Cent/kWh bekam bzw. bekommt; dann kostet die kWh soviel. Plus die Verteilungskosten, Gewinn …….. Egal, wer es bezahlt, der Kunde, der Steuerzahler, ….
So viel Nebel und die Rede von der guten alten Zeit, was soll das bringen???
Peter Rentfort.schreibt.
Ich lese hier nach Monaten erstmals wieder, und sofort wieder diese hier üblichen Lobbyistensprache, und staune erneut, wenn ich den Herrn Diehl zum x-ten Male von der guten alten Zeit schwärmen sehe.
@ Peter Rentfort.
Die Zeit wo Sie nicht gelesen haben, fehlt Ihnen nun. Andere sind mir unterdessen schon wesentlich näher gekommen.
Siehe dazu meinen Kommentar vom 07.Juli um 11.10 Uhr.
Die Umstellung von Einspeisevergütung/Marktprämie auf Investitionskostenzuschuss bringt gar nichts, solange die Preisfindung durch Merit Order Erneuerbaren Strom an der Börse verramscht.
Wenn der erzielte Marktpreis nicht den Erzeugungspreis der Anlagen deckt, klafft dort eine Finanzierungslücke die irgendwie ausgefüllt werden muss. Seit 2010 war das die EEG Umlage auf den Strom der Endkunden und seit 2021 halt das EEG Konto das mit Steuermitteln gefüllt wird.
Im Endeffekt ist es aktuell eine Stromsubvention der Großverbraucher und Energieunternehmen die den Strom billig einkaufen können, weil der Staat die Erzeugung durch das EEG Konto subventioniert.
Daran ändert auch ein Investitionskostenzuschuss nichts. Der Strom der ins Netz gespeist wird ist somit „Abfall“ und wird nicht mehr vergütet, die Finanzierung müsste aus dem Zuschuss und dem Eigenverbrauch gestemmt werden.
Zitat aus dem Artikel: „Darüber hinaus soll die Pflicht zur Direktvermarktung ab 2025 weiter abgesenkt werden. Aktuell liegt sie bei 100 Kilowatt Leistung. In drei Jahresschritten soll sie bis auf 25 Kilowatt fallen.“
Wollen denn die Direktvermarkter überhaupt so viele winzige Anlagen in ihrem Portfolio haben?
Ich befürchte, dass es schwierig wird, einen Direktvermarkter zu finden, wenn man so eine relativ kleine PV-Anlage hat (und viele davon auch einen hohen Eigenverbrauchs-Anteil haben).
Und die wenigen Direktvermarkter, die überhaupt solche kleine Anlagen aufnehmen, können die Gebühren für die Direktvermarktung nach eigenem Gusto schön hoch ansetzen, sodass sich die PV-Anlage für den Betreiber sogar zum Minusgeschäft werden kann. Der Betreiber ist ja gesetzlich verpflichtet, einen Direktvermarkter zu beauftragen, also muss er das zahlen.
Wenn sich also nur weniger Anbieter finden, und die alle Mondpreise für die Direktvermarktung verlangen – was soll man dann tun?
Ich spreche aus Erfahrung – wir haben für unsere 800 kW PV-Anlage mit praktisch 100% Eigenverbrauch nur einen einzigen Direktvermarkter gefunden, der uns ein Angebot gemacht hat. Und das war sehr teuer. Die anderen Direktvermarkter haben dankend abgelehnt – keine Lust auf so viel Eigenverbrauch. Aber wir sind halt aufgrund der Anlagengröße gesetzlich verpflichtet, einen Direktvermarkter zu beauftragen.
Der Reststrom bei Eigenverbrauchern ist kaum etwas wert. Er fällt in relevanten Mengen nur an zu Zeiten, zu denen die Strompreise im Keller sind. Die Kosten für die Beauftragung eines Dienstleisters werden durch die möglichen Einnahmen nicht gedeckt sein. Es ist einfach der Versuch der FDP durch Hochtreiben der Kosten die Energiewende zu torpedieren. Diese Haltung hat derzeit mit AfD+FDP+CDU eine politische Mehrheit in Deutschland.
Hier ist eigentlich gut erklärt, warum das alte EEG ausgedient hat.
https://efahrer.chip.de/news/deutsche-kaufen-akkus-fuer-milliarden-euro-dem-stromnetz-nuetzen-sie-nicht_1020807
Eigenheimbesitzer mit PV und Batterie sind in der Regel von Mitte März bis Mitte Oktober autark. Ich benötige keinen Strom aus dem Netz in dieser Zeit.
Meine Batterie lädt nur von 10-18 Uhr. Laden vor 10 Uhr und nach 18 Uhr ist bei mir unnötig.
2000 kWh für das Laden des E-Autos eingerechnet.
Der fossile Kult ist tief verankert und wird machtpolitisch manifestiert. Gaskraftwerke als Lösung – ist das wirklich ernst gemeint? Traurig, dass die Ampel so wenig Vertrauen in kommende, viel preiswertere Speichersysteme hat. Ich vermute in dieser Haushaltseinigung einen gut platzierten Sargnagel der Energiewende, wenn das wirklich so kommt, wie es jetzt auf dem Papier steht.
@Hans Diehl: „bis 2010 war gesetzlich geregelt, dass Sonne und Wind Vorrang hatten…“. Meine Frage: Anders als in 2010 sind heutzutage und noch mehr morgen und übermogen bei guten Wetterbedingungen mehr als 100 % Sonne und Wind im Angebot. Wie muss das Marktdesign denn heutzutage und in Zukunft Ihrer Meinung nach aussehen, damit es für EE-Anlagen einen tragfähigen Business-Case gibt?
@ Ralf Schnitzler.
Bis 2010 wurden die Erneuerbaren „physisch“ in die Bilanzkreise der Versorger gewälzt.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
In die Bilanzkreise gewälzt heißt, sie wurden Day Ahead am Vortagshandel in unterschiedlichen Zeit und Preiszonen prognostiziert verkauft. Kohlekraftwerke mussten entsprechend angepasst werden. Wenn man trotzdem am Netz blieb, ging das auf eigene Kosten. Zu negativen Preisen konnten die damals nicht beitragen. Dazu kam, dass der preis mindernde Merit Order Effekt den die EE auslösen, in den Bilanzkreisen für alle Verbraucher wirksam wurde.
Wie das geschah habe ich schon einige male gepostet.
Hier noch einmal.
Dazu siehe die folgende Merit Order Grafik.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Scrollen Sie das vierte Bild nach oben, dann sehen Sie bei der Preisbildung folgendes.
Weil die Erneuerbaren in den Bilanzkreisen „Physisch“ gesetzt waren, sank deren Nachfrage von N1 auf N2 und somit der Preis von P1 auf P2. Der Merit Order Effekt war für alle wirksam.
Das war nach dem Kosten/Nutzen Prinzip. Heute ist gerade das Gegenteil der Fall, wenn P1 auf P2 sinkt steigen auf dem EEG Konto die Milliarden, die der Staat ausgleichen muss.
Bis 2009 war die Welt noch in Ordnung sagt der Ex Chef vom Fraunhofer Institut im folgenden Video, mit Hinweis auf die gelben Vergütungsbalken, im Verhältnis zu der Umlagenkurve.
Siehe hier. https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Nach dem alten System hätten wir die negativen Preise im Griff, und wir hätten kein EEG Konto wo diese zu Milliarden Staatsausgaben kreiert werden.
@Hans Diehl: das ist mir schon soweit klar – nur was passiert, wenn die prognostizierte Angebotsmenge für den kommenden Tag höher ist, als der Verbrauch. Das kann physikalisch nicht gut gehen. Wie sollte das künftige System anstelle des bis 2010 funkionierendem aussehen, damit das physikalisch funktioniert und auch wirtschaftlich?
Ralf Schnitzler schreibt.
@Hans Diehl: das ist mir schon soweit klar – nur was passiert, wenn die prognostizierte Angebotsmenge für den kommenden Tag höher ist, als der Verbrauch.
@ Ralf Schnitzler.
Ich orientiere mich immer an denen die damit zu tun haben.
Schauen Sie mal hier.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:…Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. Das weicht bei Wind nur noch um etwa zwei Prozentpunkte von der Realeinspeisung ab. Zitat Ende. Die 2% wären vernachlässigbar. Ich kann mir nicht Vorstellen, dass nach dem alten System das Angebot lange höher sein kann als der Verbrauch.
Sie dürfen nicht vergessen, dass der EEG Strom gesetzt war., das heißt in den Bilanzkreisen verkauft wurde.
Schauen Sie mal was das „IWR“ damals dazu geschrieben hatte.
Zitat:…Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Sie sehen, nur die Erneuerbaren sind aus dem Handel in den Bilanzkreisen entfernt worden, und müssen separat verkauft werden. Benutzt werden die nur wenn der Preis niedrig genug ist, wie die folgende Studie ergeben hat.
Siehe hier:
https://www.ee-news.ch/de/article/27409
Zitat:…Billig an der Börse Das steigende Angebot an erneuerbaren Energien – so beleuchtet die Studie – lässt die Preise am Spotmarkt der Strombörse sinken. Betreiber von konventionellen Kraftwerken, die ihren Strom schon lange vorher zu hohen Preisen verkauft haben und termingerecht liefern müssen, können ihren Gewinn aber noch steigern, indem sie den Strom nicht selbst erzeugen, sondern billig an der Börse kaufen. Ausgerechnet die schmutzigen Kraftwerke werden so zu Gewinnern der Energiewende. Zitat Ende.
Man muss schon die Zusammenhänge betrachten, um diese Lobbyistische Dreistigkeit zu verstehen..
Nach dem System bis 2010 konnte das alles nicht passieren, da waren die EE alleine in den Bilanzkreisen. Möglicherweise liest das der Peter Rentfort, ein Altgedienter aus der Branche im Ruhestand, und versucht der Studie zu widersprechen. Viel Spaß dabei.
@Hans Diehl: Das ist leider keine Antwort auf meine Frage. Wenn künftig im Sommerhalbjahr immer öfter ein Überangebot von Wind plus Sonne zur Mittagszeit zu erwarten ist, dann geht es nicht mehr wie früher, als es nie vor kam, dass mehr als 100 % EE-Strom aus Wind- und Sonne für den nächsten Tag (mit 2 % Unsicherheit/Abweichung) prognostiziert wurden.
Das ist eine neue Konstellation, die meines Erachtens nur durch geschickt platzierte Verbraucher (am besten Energiespeicher) gelöst werden kann. Geschickte Platzierung bedeutet, möglichst an den Stellen, wo die Speicherung mit dem vorhandenen Netz überhaupt noch möglich ist und eine spätere Entspeicherung natürlich auch. Also eine Job für Netzbetreiber?
Ralf Schnitzler schreibt.
@Hans Diehl: Das ist leider keine Antwort auf meine Frage. Wenn künftig im Sommerhalbjahr immer öfter ein Überangebot von Wind plus Sonne zur Mittagszeit zu erwarten ist, dann geht es nicht mehr wie früher, als es nie vor kam, dass mehr als 100 % EE-Strom aus Wind- und Sonne für den nächsten Tag (mit 2 % Unsicherheit/Abweichung) prognostiziert wurden.
@ Ralf Schnitzler.
Doch, es geht noch wie vor 2010. Und sogar im Sinne der Energiewende. Denn wenn die Erneuerbaren über den 2% Prognose Abweichungen liegen, dann ist sichergestellt, dass es auch Ökostrom ist der gespeichert wird. So wollte ich meine Antwort verstanden haben..Wenn das nicht geschieht, werden mit zunehmenden Erneuerbaren, die sich immer mehr „Kannibalisieren“
Und nicht nur das. Durch die sinkenden und negativen Börsenpreise die dadurch entstehen, werden die Milliarden auch immer mehr die das EEG Konto für die Netzbetreiber produziert. Die Energiewende wird unbezahlbar. Für die FDP, und andere die auf der Lauer liegen wohlgemerkt.
@Hans Diehl: Danke für diese Antwort. Das geht aber nur, wenn es ausreichend Speicher gäbe. Also ist der Ausbau der EE nur mit parallelem Speicherausbau sinnvoll. Diese müssten dann auch so netzdienlich betrieben und platziert werden, dass der Netzausbau nicht zum Problem wird, wenn es in Guntsmomenten von Sonnenschein und Wind mehr als 500 Gigawatt Leistung zu verdauen gibt. Erst dann könnte man das so machen, wie sie meinen.
Eigentlich sollte man die Förderung des EE-Zubaus aber viel einfacher machen. Dann gibt es weniger Schlupflöcher, um das System zu missbrauchen und es braucht weniger Rechtsanwälte. Wenn ich mir die Entwicklung des EEG seit 2009 betrachte, dann ist das eher ein Beschäftigungsprogramm für Juristen, als für Installateure 🙂
Ralf Schnitzler schreibt.
Also ist der Ausbau der EE nur mit parallelem Speicherausbau sinnvoll.
@ Ralf Schnitzler.
Vorausgesetzt, die EE werden auch wieder vorrangig behandelt, das heißt „Physisch“ in den Bilanzkreisen der Versorger verbraucht, wie das bis 2010 Gesetz war. Oder aber auch sonst wo, in Kombination, Sonne und Wind, z.B bei PPA Systemem.
So wollte und möchte ich meine Speicher Betrachtungen hier verstanden haben, die oft mit der Bezeichnung rückwärtsgewandt, abgewertet wurden.
Ich wäre für flächendeckende flexible Stromtarife, flexible Netzentgelte, flexible Einspeisevergütung.
Dann würden Heimspeicher plötzlich rentabel und netzdienlich. E-Autos V2G fähig. Das Gesamtsystem effizienter und die Kosten für alle würden fallen.
Verlierer wären: Netzbetreiber, da diese nicht mehr so oft ins System eingreifen müssten. (z.B. Wärmepumpen, Wallboxen drosseln usw.)