pv magazine: Sie haben im Frühjahr den Bundesverband des Solarhandwerks (BDSH) gegründet. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?
Torben Brodersen (Foto): Motivation für die Verbandsgründung ist eindeutig die Schaffung einer Qualitätsgemeinschaft für das Solarhandwerk. Hier haben wir einen großen Bedarf und gleichzeitig eine Nische erkannt, die von tausenden von Installationsbetrieben gefüllt wird. Diesen nach außen eine Stimme zu geben und klare Standards zu setzen, ist unser Ansporn. Die Reaktion auf die Verbandsgründung zeigt, dass wir da einen Nerv getroffen haben.
Wie viele Mitglieder haben Sie bisher und welche sind das?
Die sieben Gründungsmitglieder sind Adler Solar, Dr. Metje Green Green Energy Projects, enerix, ESS Kempfle, Innotech Solar, Schoenergie und Wirsol. Nach unserem offiziellen Start von vor zwei Wochen haben wir dutzende an Anfragen erhalten und binden gerade erste Mitglieder ein.
Konzentrieren Sie sich in dem Verband ganz auf Handwerker aus dem Dachsegment oder geht es Ihnen auch um Freiflächenanlagen?
Das Solarhandwerk wird ja sowohl im Dachbereich als auch auf Freiflächen ausgeübt. Insofern konzentrieren wir uns auf beide Segmente, diese werden auch von unseren Gründungsmitgliedern gleichermaßen abgedeckt.
Mit dem Boom bei Dachanlagen 2022/2023 sind viele neue Anbieter auf den Markt gekommen. Wie sehen Sie das?
Diese Marktentwicklung haben wir genau im Auge. Gerade weil es so viele neue Anbieter gibt, wollen wir erreichen, dass sich unsere Mitglieder durch die Einhaltung von Standards am Markt differenzieren und herausheben können. Tatsächlich hat der Boom bewirkt, dass viele Unternehmen auf den Plan getreten sind, die das schnelle Geld wittern und Qualität bei Planung und Installation der Anlagen vermissen lassen.
Sie sagen, mit dem Verband wollen Sie „den Billgheimern den Kampf ansagen“? Wen meinem Sie damit und warum ist das wichtig?
Qualität und Sicherheit bei der Planung und Installation der Anlagen stehen aus unserer Sicht im Vordergrund. Wer Discountpreise anbietet, wird hier zwangsläufig Abstriche machen müssen. Hierauf wollen wir hinweisen und entwickeln gerade auch eine Checkliste für Endkunden, worauf man beim Kauf einer Solaranlage achten sollte. Sicherheit für den Handwerker, der auf dem Dach die Energiewende vorantreibt, hat oberste Priorität.
Sie haben vor, eine Art Qualitätssiegel zu schaffen. Welche Voraussetzungen müssen Solar-Handwerker erfüllen, um es zu erhalten?
Wir haben mit der Gründung eine klare qualitative Ausrichtung definiert. Zu den Anforderungen an eine Mitgliedschaft für Handwerksbetriebe gehört unter anderem, dass diese Meisterbetriebe sind, regional arbeiten, die Anlagen auch selbst planen beziehungsweise installieren, gegenüber den Kunden transparent sind und jeweils individuell planen. Eine Photovoltaik-Anlage von der Stange gibt es nicht. Jedes Projekt ist aufgrund der äußeren Begebenheiten individuell und sollte daher auch individuell geplant werden. Auf diese Anforderungen – die für uns selbstverständlich sind – wollen wir im nächsten Schritt ein Zertifizierungsverfahren aufsetzen.
Wie wollen Sie vorgehen, damit auch Endkunden von dem Qualitätssiegel Wind bekommen und bei ihrer Handwerkerauswahl darauf achten?
„Qualität schafft Vertrauen“ – dieses Motto ist für uns Anleitung der Verbandsarbeit. Unsere Mitglieder erhalten ein Gütesiegel verbunden mit dem Hinweis auf unsere Standards. Parallel werden wir auch unsere Öffentlichkeitsarbeit entsprechend ausrichten. Wir wollen nicht über aggressives Marketing, sondern qualitative Öffentlichkeitsarbeit auf journalistischer und politischer Ebene Aufmerksamkeit schaffen.
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Na toll, noch ein Verband. Als gäbe es davon in Deutschland generell und auch in der Branche der Erneuerbaren noch nicht genug.
Die Tatsache, dass die Franchise-Kette „Enerix“ hier maßgeblich die Verbands-Gründung vorangetrieben hat, wird viele regionale Qualitäts- und Meisterbetriebe von einer Mitgliedschaft abhalten, denn viele Enerix-Betriebe lassen leider genau die vom Verband geforderten Anforderungen an Qualität, Seriosität und Individualität vermissen und kämpfen in den Regionen mit teils äußerst harten Bandagen um Kunden und Aufträge.
Bestes Beispiel ist ein Enerix Betrieb in Berlin, der regelmäßig negativ damit auffällt, dass er scheinbar offizielle „100 Dächer Programme“ von Kommunen und Bürgermeistern bewirbt, die den Anschein einer unabhängigen kommunalen Energieberatung erwecken, in Wirklichkeit aber einfach nur eine aggressive Verkaufsmasche des Enerix Betriebs sind.
Auch ein neues Qualitätssiegel wird nicht gebraucht, denn hier gibt es mit den Siegeln vom TÜV Rheinland, RAL oder auch DGS doch bereits mehr als genug Möglichkeiten einer seriösen und unabhängigen Qualitäts-Zertifizierung.
De fehlt jetzt noch Enpal, und EKD und ein paar andere Strukturvertriebe.
Die Verbandsgründung durch / mit einer Franchise-Kette (Enerix) ist immer mit Vorsicht zu genießen! Hier wird ein Daten-Pool aufgebaut um sich neue Franchise-Nehmer zu angeln. Dies führt, nach meiner Auffassung, in jedem Fall zu einem Interessenkonflikt!