Die dritte Ausgabe des „Prosumer-Report“, den das Energieunternehmen Lichtblick in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen EUPD Research erstellt, verzeichnet den bislang höchsten Zuwachs bei der Nutzung von Photovoltaik, Batteriespeichern, Wärmepumpen, Elektroautos, Ladestationen und Energiemanagementsystemen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Stagnation gibt es hingegen für Smart Meter zu vermelden, was das Fazit für den Report deutlich eintrübt: Der Ausbau der intelligenten Messsysteme „ist und bleibt der zentrale Baustein zur Flexibilisierung von Prosumer-Potenzialen“, so Lichtblick-Unternehmenssprecherin Anja Fricke.
Der 2022 erstmals erstellte Bericht bezieht sich auf Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland, die für den wirtschaftlichen Betrieb einer Photovoltaik-Anlage geeignet sind. Demnach kommen von aktuell ermittelten 16,2 Millionen Immobilien rund 11,1 Millionen infrage und bilden das „Prosumer-Potenzial“. Ihre Eigentümer können also Energie nicht nur verbrauchen, sondern auch produzieren. Inwieweit sie dies durch den Einsatz der oben genannten Technologien vom Batteriespeicher bis zum Smart Meter optimieren, ist Kern der Untersuchung. Das Ergebnis wird im „Prosumer-Index“ festgehalten.
Dieser Index ist vor allem durch den enormen Zubau von gut einer Million Photovoltaik-Anlagen auf Eigenheimen im vergangenen Jahr nach oben bewegt worden, auch wenn er das theoretische Maximum von 100 Punkten – also die Nutzung sämtlicher Prosumer-Technologien in allen hierfür infrage kommenden Häusern – nach wie vor bei weitem nicht erreicht. Mit 16,9 Punkten liegt er aber um 45 Prozent höher als im Vorjahr (11,6 Punkte).
Im Detail ermittelt der Report für die untersuchte Zielgruppe drei Millionen Photovoltaikanlagen, 1,22 Millionen Heimspeicher, 1,36 Millionen Wärmepumpen, 1,32 Millionen Elektroautos und 1,7 Millionen Ladestationen – demnach gäbe es rund 380.000 Wallboxen, die vor allem aufgrund der verfügbaren Förderung installiert wurden, obwohl noch gar kein Elektroauto zum Haushalt gehört. Die möglichst sinnvolle Steuerung und Koordination der einzelnen Komponenten übernimmt in 1,29 Millionen Fällen ein Energiemanagementsystemen. Die Zahl der Smart Meter in den betrachteten Haushalten taxiert der Report aber auf lediglich 75.000. Dies würde bedeuten, dass fast alle Energiemanagementsysteme ohne Smart Meter arbeiten, was ihren Nutzen – je nach Konzept und Einzelfall – deutlich einschränkt.
Die Tatsache, dass rund 27 Prozent der Prosumer-Haushalte eine Photovoltaik-Anlage betreiben, bedeutet im Übrigen nicht, dass sie damit auch ihr Potenzial zur Deckung des eigenen Energiebedarfs entsprechend nutzen. Der Bedarf der 11,1 Millionen Haushalte lag dem Bericht zufolge 2023 bei knapp 339 Terawattstunden, die Solarstromproduktion von 24 Terawattstunden deckte somit nur sieben Prozent des Gesamtenergiebedarfs. Würden aber insbesondere Heizung und Individualverkehr auf elektrischen Betrieb umgestellt, reduzierte sich der Bedarf auf rund 107 Terawattstunden. Wenn gleichzeitig auf jedem Dach eine – ausreichend große – Photovoltaik-Anlage installiert würde, könnten überschlägig 81 Terawattstunden erzeugt werden. Die Prosumer-Haushalte wären damit in der Lage, ihren Energiebedarf zu 76 selbst zu decken.
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Der größte Hemmschuh sind immer noch gesetzliche Vorgaben. Z.b. die Einspeisevergütung ist tageszeitunabhängig. Morgens den Speicher vollmachen und Mittags 100% einspeisen ist der Normalfall, obwohl mittlerweile fast jede Anlage mit Batterie gekauft wird.
Eine gesetzliche Vorgabe, die Einspeisung wieder auf 70% und später 50% zu reduzieren würde das (kommende) Riesenproblem des Mittagspeaks sofort entschärfen, auch ohne Smartmeter. Meine „alte“ Anlage von 2021 ist auf 70% begrenzt. Also Mittags ein paar kW in die Batterie (bis zu 10 kWh würden sonst verloren gehen) und diese zusätzlich Abends und Morgens entladen (denn nachts werden Mai..August nur ca. 3 kWh verbraucht). Ich kenne Leute, die haben jetzt schon um die Mittagszeit 250V auf der Leitung,wenn ein paar wenige Häuser in der Nachbarschaft einspeisen.
Es gibt ein Riesenpotential, die Einspeisung fast umsonst (umprogrammierung des vorhandenen Energiemanagements) und sofort netzdienlicher zu gestalten,aber es passiert nichts. Smart Meter werden das Problem nicht lösen, denn dann muss erst Mal der PV Betreiber selbst aktiv werden. (Neuer Tarif, anderes Einspeise-Modell….)
Eine dynamische Einspeisevergütung gemäß Börsenstrompreis, und fertig ist die netzdienliche Einspeisung. Niemand wird bei negativen Preisen noch mehr Strom zusätzlich einspeisen und eine kleiner Logarithmus (ki) wird dies zu jeder Zeitpunkt in Abhängigkeit vieler Faktoren steuern. Ist übrigens keine Zukunftsmusik, gibt es alles schon… Was fehlt: Netzgebühren je kWh müssen massiv runter, um das ein- und ausspeichern attraktiv zu machen.
Im Gegenzug wird es höhere, fixe Anschlusspauschalen geben müssen und es wird auch monetäre Anreize für ein netzdienliches verhalten geben müssen.
So kann die Restkapazität des Speichers morgens zwischen 6-9 noch automatisch ins Netz abgegeben werden, denn mittags wird er eh voll. Das hilft bei 100T Nutzern, dan Strombedarf im Land kurz zu unterstützen. Dazu kommt mittags dann das EV laden, die Wärmepumpe für Warmwasser und noch ein paar andere Verbraucher, die smart geschaltet werden könnten…
Irgendetwas in diese Richtung wird wohl passieren die nächsten Jahre, zumindest übergangsweise.
Gleichzeitig sollte man die technologische und rechtliche Weiterentwicklung nicht aus dem Auge verlieren.
Ich gehe davon aus, dass Speicher (welche Technologie auch immer), in 10 bis 20 Jahren – also der Horizont der Energiewende – sehr günstig werden aufgrund von Massenproduktion, techn. Fortschritt, neue Innovationen etc. Das zeichnet sich imho heute bereits deutlich ab. Und zwar so günstig, dass es sich in jedem Fall lohnen wird, den günstigen „Überschuss-Strom“ entweder einzuspeichern oder durch zeitliche Umstellung der Abnahme direkt zu nutzen. PS: Auch viele energieintensive industrielle Prozesse lassen sich häufig zeitlich planen (nicht jedes Industrieunternehmen braucht 24×7 full-power wie bspw die Glasverarbeitung).
I.d.R. verschätze ich mich heutzutage (wie die meisten, weil „Bug“ im menschlichen Gehirn) bei der vorhersage zukünftiger Technologien insofern, dass wenn ich denke, es dauert noch 20 Jahre, dann ist es in 3-5 Jahren da 😉
Speicher + Überschuss + zwangsläufig dynam. Preise werden die Abnehmerzeiten dahin verschieben, wo es günstiger ist – sprich genau in die von Ihnen genannte Einstrahlungs- oder Windspitzen. Und zwar sowohl privat als auch bei den Großabnehmern (die nicht selbst ausreichend eigenen Strom herstellen). Dieser Verschiebeprozess hat bereits begonnen – noch langsam, aber er steigert sich durch z.B. smart-Meter und den steigenden Aufbau von Akku-Kapazitäten von klein bis groß.
Und the „next big thing“ wird Agrar-PV sein. Die Bauern hier im Ort schauen da sehr genau hin, was mit der Gesetzgebung und den bisherigen Projekten passiert. Die rechnen vor allem in Geld / Fläche und weniger in Bauern- oder Kulturlandschaftsromantik. Auch wenn der eine oder andere das kaum glauben mag, die wollen Geld verdienen.
11,1 Millionen geignete Immobilien und etwa 2 Millionen Balkonanlagen(Stecker PV) und von diesen sind nur etwa 1/4 registriert.Diese Balkonanlagen werden von den Prosumern optimal genutzt.
Ich denke der Bericht der EUPD hinkt der Realitaet hinterher.
Das kann nicht stimmen !
„Der Bedarf der 11,1 Millionen Haushalte lag dem Bericht zufolge 2023 bei knapp 339 Terawattstunden“
339.10^12 Wh/11,1.10^6 Haushalte=30.10^6 Wh/Haushalt jaehrlich -> viel zu hoch
Wir haben die Zahl zwar ohne extensive Prüfung aus dem Bericht übernommen, sie scheint aber plausibel bzw. im Einklang mit anderen Statistiken – es geht um den gesamten Energiebedarf. Der im Bericht genannte Verbrauch setzt sich zusammen aus 37,5 TWh für Haushaltsstrom (rund 3380 kWh/Haushalt), 160,2 TWh für Wärme (14.430 kWh/Haushalt) und 140,9 TWh für Mobilität mit Pkw (12.690 kWh/Haushalt).