„Eine sichere und preisgünstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2045 ist kein Selbstläufer.“ Dies ist die Kurzzusammenfassung des Vorsitzenden einer unabhängigen Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring. Diese übergab ihren 440 Seiten starken Bericht nun an das zuständige Bundeswirtschaftsministerium. Enthalten sind Daten und Fakten zur Energiewende, hauptsächlich aus dem Jahr 2022, aber auch von 2023 und 2024, soweit sie vorliegen. Neben Löschel gehörten Veronika Grimm. Felix Matthes und Anke Weidlich dem Gremium an.
In dem Bericht werden Fortschritte bei der Energiewende attestiert, vor allem beim Ausbau der erneuerbaren Energien, doch in nahezu allen Bereichen gebe es noch politischen Handlungsbedarf. Dies gelte besonders für den Auf- und Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze, aber auch bei der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende. Die Kommission hat eine Energiewende-Ampel erdacht, die in den meisten Dimensionen auf Gelb steht.
Wenig verwunderlich sehen die Experten vor allem beim Ausbau der erneuerbaren Energien positive Entwicklungen. 2023 stammten demnach 51,6 Prozent und damit mehr als die Hälfte des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen, was auf den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft zurückzuführen ist. Nach Ansicht von Matthes wird der Kohleausstieg angesichts der erwarteten CO2-Preissteigerungen „im Wesentlichen marktgetrieben“ erfolgen. Zugleich betont er: „ „Wichtige Bedingungen für den Kohleausstieg sind der weitere und beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien, der Zubau regelbarer Gaskraftwerke, deren Betrieb mittelfristig mit Wasserstoff möglich sein muss, sowie der Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff.“
Begrüßt wird durch die Expertenkommission die Senkung der Stromkosten, etwa durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage aus Bundeshaushalt oder die die Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe. Letzteres reicht den Experten jedoch nicht aus und sie fordern eine dauerhafte Absenkung auch für die übrigen Verbraucher. „Dies sollte im Rahmen einer CO2-basierten Energiepreisreform geschehen, bei der die Umlagen und Abgaben auf Strom gesenkt werden und dies mit einer höheren CO2-Bepreisung fossiler Energieträger gegenfinanziert wird“, erklärt Anke Weidlich. „Das schafft Anreize, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Es fördert insbesondere die verstärkte Elektrifizierung, etwa durch Wärmepumpen für Gebäudeheizungen, Elektroautos im Verkehr und neue Prozesstechnologien in der Industrie“, so Weidlich.
Den weiteren Stromnetzausbau halten die Experten für zentral und dringlich, um die Erneuerbaren weiter auszubauen und die Klimaschutzziele zu erreichen. „Der Prozess zur Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Systementwicklungsstrategie zur Vereinheitlichung der Netzplanungsprozesse für Strom, Gas und Wasserstoff ist zu begrüßen. Zukünftig sollte jedoch auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen zur Systementwicklungsstrategie dringend einbezogen werden“, sagt Veronika Grimm. Mit Blick auf die Kosten seien Gleichstromprojekte, die als Freileitungen anstelle wie bislang als Erdkabel umgesetzt würden, sinnvoll.
Auch Wasserstoff ist ein zentrales Thema des „Monitoring-Berichts“. Die Experten sehen die Bundesregierung in der Verantwortung, angesichts des hohen zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau globaler Handelsplattformen voranzutreiben. Dabei gehe es auch um eine Diversifizierung der Importe, die von Beginn an berücksichtigt werden müsse.
Philipp Nimmermann, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, nahm den Bericht der unabhängigen Expertenkommission entgegen. „Die Kommission bestätigt die neue Dynamik beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Im vergangenen Jahr 2023 konnte erstmals über die Hälfte des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Dieser Trend setzt sich fort: mittlerweile ist der Anteil im Laufe dieses Jahres deutlich über 50 Prozent gestiegen“, betont Nimmermann. „Gleichzeitig befindet sich die Qualität und Zuverlässigkeit der Strom- und Gasversorgung in Deutschland auf einem hohen Niveau. Hier gibt es durch den Umbau des Energiesystems keine Abstriche.“
Im Wesentlichen sind dies die Bereiche, bei der die Experten in ihrem Bericht die Energiewende-Ampel auf Grün gesetzt haben. Diese Farbe sehen sie auch bei der generellen Zustimmung der Bevölkerung zu den Energiewende-Zielen. Bei den anderen Punkten finden sich überwiegend gelbe Ampeln, wenn nicht gar rote.
Vom Bundeswirtschaftsministerium heißt es, der Bericht werde nun ausgewertet und mit den Experten diskutiert. “Feststeht: Wir dürfen beim Tempo der Energiewende nicht nachlassen und müssen den Ausbau einer klimaneutralen Energieversorgung weiter gezielt vorantreiben“, sagt Nimmermann.
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Der Bericht enthält viele sinnvolle Empfehlungen bezüglich mehr Anreizen für Flexibilität. Das ist gerade für Photovoltaik ein besonderer wichtiger Aspekt, der es leider nicht wirklich merkbar in den Artikel geschafft hat.
Zitat aus dem Artikel.
Begrüßt wird durch die Expertenkommission die Senkung der Stromkosten, etwa durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage aus Bundeshaushalt Zitat Ende
Wo werden denn durch die Umfinanzierung Stromkosten gesenkt. Die berüchtigte EEG Umlage wird lediglich neuerdings, weg von den Verbrauchern, in den Staatshaushalt „versteckt“ und somit wird diese energiepolitische Volksverdummung mehr vom kritischen Verbraucher ferngehalten. Auch diese Experten haben leider das Kostenparadoxon nicht erkannt, das da lautet „Je billiger die Erneuerbaren werden, desto teurer wird die Energiewende“
Es schlägt sich jetzt nur nicht mehr direkt beim Verbraucher mit der EEG Umlage nieder nieder, sondern auf der „Nebelkerze“ EEG Konto, wo der Staat Milliarden“ gegenfinanzieren muss.
Möglicherweise liest einer der Expertenkommission hier meine Kommentare und widerspricht denen, andernfalls hätten sie neue Erkenntnisse gewonnen für ihre Arbeit..
Es ist schon erstaunlich, dass die Bundesregierung nicht gesehen hat, dass sie viele Milliarden Steuergeld ins „EEG Konto“ stecken muss. War eigentlich klar, dass es so kommt.
Dafür spart sie jetzt bei den Sozialaugaben, bei der maroden Bildung und bei der maroden Infrastruktur.
Sehr schlau.
Ich würde meinen eingespeisten Strom (ca. 5000kWh/Jahr) gerne abgeben, beispielsweise an meinen Stromversorger gegen 500€ Rabat beim Strombezug. Würde ich da jemanden finden?
@RGS
Nein da findest du sicher keinen. Du speist Strom immer dann ein wenn der aufgrund der Merit Order Preisfindung gerade gar keinen Wert hat. Warum sollte Dir dein Lieferant 10 cent für den Strom bezahlen, wenn er den an der Börse für 0 bekommt.
Als die Regierung die EEG Verschiebung in den Bundeshaushalt beschlossen hat war das Konto gerade fett im Plus und aufgrund der Strompreisexplosion durch den Ukrainekrieg hätte das auch noch ein paar Jahre(bis in die nächste Regierungsperiode) gut gehen können. Konnte doch keiner mit rechnen, dass die Energiepreise nach nem Jahr schon wieder so stark fallen.
„Warum sollte Dir dein Lieferant 10 cent für den Strom bezahlen, wenn er den an der Börse für 0 bekommt.“
deshalb auch der extreme Kapazitätsausbau bei Photovoltaikanlagen, weil sich der Kosten/Nutzen Effekt über ein Jahr zugunsten der Erneuerbaren Energien Einspeisung verschiebt.
„Expertenkommission sieht weiteren Bedarf bei der Energiewende … „ . Na so was. Kaum zu glauben 🤔. Trotz der reißerischen Überschrift, nützliche, wenn auch nicht neue Vorschläge.
Ich denke der Erkenntnisgewinn aus diesem Bericht ist ist recht bescheiden:
Datensammlung: „Enthalten sind Daten und Fakten zur Energiewende, hauptsächlich aus dem Jahr 2022, aber auch von 2023 und 2024, soweit sie vorliegen.“
Wasserstoffträume:
„Auch Wasserstoff ist ein zentrales Thema des „Monitoring-Berichts“. Die Experten sehen die Bundesregierung in der Verantwortung, angesichts des hohen zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau globaler Handelsplattformen voranzutreiben. Dabei gehe es auch um eine Diversifizierung der Importe, die von Beginn an berücksichtigt werden müsse.“
Den Wasserstoffbedarfswunschträumen liegen Annahmen zu Grunde die betriebswirtschaftlich nicht tragfähig sein werden im globalen Wettbewerb.
Die Regierungen müssen sich künftig mit dem Verschwinden von fossil basierten Industrien, deren Produktion sich nicht elektrifizieren lässt, politisch auseinandersetzen und die Menschen darauf vorbereiten. Die Wasserstoffträume werden nicht funktionieren. Das ist jetzt schon ein deutscher Sonderweg auf dem uns droht, dass wir viel Zeit und Geld zu vergeuden.
Michael Liebreich bringt uns auf den Boden der ökonomischen Fakten zu Wasserstoff:
https://m.youtube.com/watch?v=Xj900aBPkiY
1. Zu sehen ist, dass der StromBedarf sich ab dem Jahr 2 000 jedes Jahrzehnt etwa verdoppelt .
2. Bekannt ist, dass bei der StromErzeugung „Ab-Wärme“ entsteht
2a bei fossilen KraftWerken 7 Wind / Wasser etwa das 1,5-fache des NutzStroms
2b bei Solar etwa das 4-fache des erzeugten NutzStroms
2c bei WasserStoff -mit heutiger Technik- etwa das 10-20 fache des „Nutz“Stroms“
= etwa 5-fach mehr „ErdErwärmung“ als beim „bösenVerbrennerMotor“
Also: Je mehr Strom + Wasserstoff erzeugt / verbraucht wird, umso mehr
“ menschgemachte Erwärmung des Klimas“.
! ! ! Auch bei CO2-freier StromErzeugung ! ! !
… … … …
Alles Gute !
Wolfgang Gerlach
Schon allein bei PV ist das Quatsch. Die PV nutzt die Sonnenenergie die eh ankommt und wandelt davon ein Teil in Strom um. Also wird da nix mehr an Wärme erzeugt, als ohne PV sowieso angekommen wäre.
Wenn das wirklich so im Gutachten steht wie hier wiedergegeben, muss man am wirtschaftlichen Sachverstand der Gutachter erhebliche Zweifel anmelden: Da wird doch ernsthaft vorgeschlagen den Strompreis zu senken, indem man den CO2-Preis erhöht. Bestenfalls kann man, wenn man die Einnahmen aus dem CO2-Preis im System hält, vermeiden, dass der Preis weiter steigt, aber im Zweifelsfall wird ein höherer Preis für die Fossilen bewirken, dass auch die Erneuerbaren höhere Erlöse generieren können, und einiges davon wird den Betreibern als willkommener Zusatzgewinn verbleiben.
Es ist sicher richtig, dass der CO2-PREIS angehoben werden muss, aber das als Mittel zur Preissenkung zu verkaufen, da kann man nur den Kopf schütteln.
JCW schrieb:
„Bestenfalls kann man, wenn man die Einnahmen aus dem CO2-Preis im System hält, vermeiden, dass der Preis weiter steigt, aber im Zweifelsfall wird ein höherer Preis für die Fossilen bewirken, dass auch die Erneuerbaren höhere Erlöse generieren können, und einiges davon wird den Betreibern als willkommener Zusatzgewinn verbleiben.“
Generell hätte dein Gedankengang Richtigkeit, wenn man davon ausgeht, dass der Wert der erzeugten kWh mit dem Verkaufswert korreliert.
Aber, es sind die fossilen Erzeuger, welche die Preise hochtreiben. Eine CO2-„Besteuerung“ würde deren Verkaufspreis anheben und damit deren Attraktivität senken. Dadurch kommt es anzunehmend, nach einer kurzen Phase, welche sich wie von Dir beschrieben verhält, zu einer weiteren Verdrängung von fossiler Erzeugung und damit dem Wegfall der Preisbestimmung durch diese Erzeuger.
Dies ist mittlerweile ohnehin nur noch eine Frage der Zeit und es ist frappierend, wie sich die Förderer von fossilen Brennstoffen selbst die Taschen volllügen, dass dies vermeidbar wäre. Statt den erheblichen verfügbaren Cashflow in die eigene Zukunft zu investieren, haben diese wohl beschlossen, in den eigenen Untergang zu investieren.
In etwa: „Sich selbst erhalten wollen ist der Ausdruck einer Nothlage, einer Einschränkung des eigentlichen Lebens-Grundtriebes, der auf Machterweiterung hinausgeht und in diesem Willen oft genug die Selbsterhaltung in Frage stellt und opfert.“
Durch das absehbar negative Wachstum (sehr schwer zu managen) wird es sehr wahrscheinlich vom derzeitigen Koexistenzstadium (siehe Oligopol) zu einem bitteren Verdrängungswettkampf kommen (ebenfalls siehe Oligopol + Schrumpfung). Einige werden das besser meistern und werden ihre stärker kaputtgeschrumpften Mitbewerber als Schnäppchen kassieren. Aufgrund der resultierenden geringeren Systemrelevanz wird dies auch möglich werden.
Immerhin können derzeit clevere Investoren ihr Geld mit etwas Glück bei Aktienrückkäufen noch recht verlustfrei rekuperieren.
Nicht unbedingt. Der CO2 Preis wird ja nicht nur beim Strom kassiert, sondern auch beim Benzin und Diesel und Erdgas/Heizöl. Selbst wenn der höhere CO2 Preis den Strom teurer macht, wird es weniger als die aktuellen 2 cent Stromsteuer seien.
Es macht absolut Sinn die „Nebenkosten“ beim Strom zu senken, damit Leute mehr elektrisieren. Wurde früher ja auch eingeführt weil man die Leute von der Heizung mit Strom hin zur Gasheizung lenken wollte, als man gesehen hat, dass Atomkraftwerke doch nicht so wirtschaftlich sind wie man sich das in den 60ern noch erhofft hatte.
Recht hat er; allerdings:
Gutachter folgen meistens dem Auftraggeber! Mhm!
Manche Fachleute warnen schon davor,das die EEG Umlage auf 20 Mrd.€ steigen könnte ,das wird dann auch die B.reg nicht mehr bezahlen wollen/können.Das wird schon die wirtschaftliche Lage nicht zulassen,die sich auf Grund des hohen Gesamtstrompreises stark verschlechtern wird ,wer soll dann die Kosten tragen ? Darauf eine zuverlässige Antwort zu liefern wäre schön!
@ Pit
Lesen Sie meine Kommentare dazu, dann können Sie sich die Anrwort selbs geben.
Geehrter Simon,
Dein Schnellschuss geht voll DA-neben
Weil
„Erde“ deutlich mehr SolarStrahlung „zurück“-reflektiert,
als „schwäzliche“ SolarPanels, die nahe 90% der eintreffenden Strahlun „direkt auf der Erde“ in Wärme umsezen.
Freundliche Grüsse-
und alles Gute !
Wolfgang Gerlach
Intelligentere Nutzung der Mittags-Spitzen von Solar-
–mit hoher sozialer Komponente– ginge SO:
Armen Menschen /Haushalten
denen beispielsweise der Strom komplett abgestellt wurde
bei zur Zeit „belastenden MittagsStromSpitzen“
die StromZufuhr über ?jeweils mindest 1 Stunde? freischalten
SO
würde soziale Not kostenlos gelindert
und „solar-technische Not“ zugleich „Schnne von Gestern“
meines Erachtens -im Vergleich zu JETZT-
eine traumhafte Win-Win-Sitzation ?!
Alles Gute !
Wolfgang Gerlach: