US-Studien: Spontaner Glasbruch bei Solarmodulen nimmt zu

Solarmodul, Hagelschaden

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von pv magazine USA

In seinem jährlichen „PV Module Index“ untersuchte das kalifornische Testzentrum für erneuerbare Energien RETC (Renewable Energy Test Center) aufkommende Probleme bei der Herstellung von Solarglas und dessen Verhalten im Feld. Es fand Berichte über einen besorgniserregenden Anstieg der Fälle, in denen das Glas von Solarmodulen vor Ort spontan bricht, mitunter sogar vor der Inbetriebnahme.

Teresa Barnes, Leiterin der Arbeitsgruppe Zuverlässigkeit und Systemverhalten Photovoltaik am Erneuerbare-Energien-Forschungsinstitut NREL (National Renewable Energy Laboratory) des US-Energieministeriums berichtet gemeinsam mit Kollegen über dieses Problem: „Spontaner Glasbruch ist ein Beispiel für einen Ausfallgrund, den wir früher nicht kannten. Als ich vor sieben oder acht Jahren anfing, mich mit der Zuverlässigkeit von Solarmodulen zu befassen, hörten wir meist von Glasbruch, wenn schlampige Betriebs- und Wartungspraktiken vorlagen“, so Barnes.

Dies habe sich geändert, das NREL-Zuverlässigkeitsteam erhalte regelmäßig Berichte über Glasbruch in Solarmodulen, der nicht auf direkte Schäden durch Wartung oder beispielsweise Sturmeinwirkung zurückzuführen ist. Das Team hält fest, dass die durchschnittliche Qualität des Solarglases mit der Zeit offenbar nachlässt. „Früher haben die Module den statischen Belastungstest nach IEC 61215 mit einem großen Sicherheitsfaktor bestanden“, so Barnes. „Heute bestehen sie entweder nur noch den einfachen statischen Basistest, oder sie bestehen ihn jedenfalls ohne höhere Sicherheitsreserven. Manche neue Moduldesigns bestehen nicht einmal den statischen Mindestbelastungstest.“

Das NREL-Team hat die Hypothese aufgestellt, dass Glasschäden in Solarmodulen einen ähnlichen Prozess durchlaufen wie eine Autoscheibe, die ersetzt werden muss. Wenn eine Windschutzscheibe einen Aufprallschaden erleidet, zeigt sich dieser oft nur als scheinbar unbedeutender, kleiner sternförmiger Fleck. Wenn jedoch extreme Wetterbedingungen mit sehr hohen oder niedrigen Temperaturen eintreten, wird die Schwere des Schadens erst richtig deutlich, und plötzlich ist ein großer Riss auf der gesamten Oberfläche sichtbar. „Wir glauben, dass eine ähnliche Dynamik die Ursache für den spontanen Bruch von Solarglas sein könnte“, so Barnes.

Mehr zum Thema

Nicht nur in den USA, sondern weltweit befassen sich Fachleute mit dem Glasbruch-Problem. In der Juni-Ausgabe von pv magazine Deutschland finden Sie den Beitrag „Moduldesign am Limit“ (nur für Abonnenten), der die Belastungsgrenzen von immer größeren Glas-Glas-Modulen mit  immer dünneren Gläsern zum Thema hat.

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Der Anstieg der Bruchrate ist wahrscheinlich auf den Trend zu immer dünnerem Solarglas zurückzuführen, heißt es beim NREL. Mike Pilliod von Central Tension, der auf dem NREL-Workshop 2024 zur Zuverlässigkeit von Solarmodulen einen Vortrag präsentierte, hielt hierbei fest, dass jeder Hersteller Glas mit einer Stärke von drei Millimetern härten kann. Unterhalb dieser Marke aber sei das Härten ein schwieriger Prozess. Je dünner das Glas wird, desto weniger Defekte sind nötig, um festigkeitsbegrenzende Fehler zu verursachen. Diese Fehler werden vom NREL aktiv untersucht, um einige der potenziellen Fallstricke bei der Verwendung dünner Gläser in der Photovoltaik-Produktion zu verstehen.

Barnes warnte zudem, es könne eine Kombination von Effekten sein, die Glasbruch zu einer größeren Bedrohung macht als früher. Die Module werden größer, die Rahmen werden dünner, und die Montageprofile rücken enger zusammen. All diese Faktoren führen zu „großen, biegsamen Modulen“, in denen mehr Belastung für die obendrein immer dünner werdenden Gläser entsteht.

Das NREL-Team berichtete auf dem Workshop, dass die Hersteller die Einführung stabilerer Rahmen und günstigerer Montageanordnungen erörtern. „Wenn die Leute das Zusammenspiel im System rund um das Module herum besser verstehen, können sie daran arbeiten, den Ausgleich der Belastungen zu optimieren“, so Barnes.

Während einige Modulanbieter sich auf Rahmen und Montage konzentrieren, haben andere Module mit gehärtetem Glas auf den Markt gebracht, die als hagelfest und widerstandsfähig gegen extreme Wetterbedingungen angepriesen werden. Auf dem Workshop ging es auch um die jüngsten katastrophalen Hagelstürme in Texas, die Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen US-Dollar an Photovoltaik-Anlagen verursachten. Der Erneuerbare-Energien-Versicherer G-Cube Insurance berichtete, Hagelschäden hätten trotz eines Anteils von nur 1,4 Prozent an der Gesamtzahl der eingereichten Versicherungsansprüche rund 54 Prozent der entstandenen Kosten verursacht. Dies geht aus Daten hervor, die G-Cube in den letzten fünf Jahren gesammelt hat. Die durchschnittlichen Kosten bei Großanlagen belaufen sich demnach auf 58 Millionen US-Dollar pro Schadensfall.

NREL-Mitarbeiterin Barnes resümierte: „Vor zehn Jahren wäre jeder aus der Versammlung geworfen worden, der Klimazonen-spezifische Moduldesigns erwähnt hätte. Der Konsens war, dass dies einfach zu teuer sei.“ Jetzt aber würden klimaspezifische Module und klimaspezifische Tests realisierbar, weil die Gesamtsystemkosten immer mehr an Bedeutung gewännen: „Es ist durchaus möglich, dass wir hagelsichere Module sehen werden, vor allem in einem Markt wie den USA, wo es sich lohnen könnte, im Voraus mehr für die Hagelsicherheit zu bezahlen.“

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