Wissenschaftler vom Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen haben auf der Grundlage von geospatialen Untersuchungen der Flächeneignung und der bestehenden Gesetzgebung das Potenzial für bis zu 4,7 Gigawatt schwimmende Photovoltaik, 24,6 Gigawatt Parkplatz-Anlagen und 5.437 Gigawatt Agri-Photovoltaik in Deutschland ermittelt.
Diese derzeitige Gesetzgebung sieht für schwimmende Photovoltaik restriktive Einschränkungen vor. So müssen die Floating-Photovoltaik-Anlagen mindestens 40 Meter vom Ufer entfernt sein und dürfen maximal 15 Prozent der Wasseroberfläche bedecken. Nach Angaben der Forscher ließen sich schwimmende Photovoltaik-Anlagen mit 4,7 Gigawatt Leistung somit in Deutschland installieren. Die Forscher stellten fest, dass das Potenzial erheblich steigt wenn man alle Seen und nicht nur die künstlichen und stark veränderten Gewässer nutzen würden. Unter Berücksichtigung der aktuellen EEG-Vorgaben würde damit das Potenzial um 467 Prozent auf 22,2 Gigawatt steigen.
Die Forscher bewerteten das Potenzial von Photovoltaik-Anlagen auf Parkplätzen unter Berücksichtigung einer Reihe von Parametern, da verschiedene Bundesländer unterschiedliche Gesetze haben. Teilweise besteht dabei die Pflicht zur Installation von Photovoltaik-Anlagen ab einer bestimmten Stellplatzzahl. Die Wissenschaftler fanden ein Potenzial von bis zu 24,6 Gigawatt für bestehende Parkplätze mit mehr als 35 Stellplätzen, 22,2 Gigawatt für Parkplätze mit mehr als 50 Stellplätzen und 16,5 Gigawatt für solche mit mehr als 100 Stellplätzen. Das größte Potenzial mit bis zu fünf Gigawatt ermittelten sie für Nordrhein-Westfallen. Generell hätten größere Bundesländer ein höheres Potenzial als kleinere.
Bei der Bewertung des Photovoltaik-Potenzials auf landwirtschaftlichen Flächen berücksichtigten die Forscher verschiedene Anbauformen und Modulkonstruktionen und erstellten vier Szenarien: vertikales Grünland, vertikales Getreide, horizontales konservatives und horizontal innovativ Szenario. Sie fanden heraus, dass eine Kombination der Szenarien konservativen, vertikalen Grünland- und vertikalen Getreideszenarien zu einem Potenzial von 3,215 Gigawatt führt, während die Szenarien für horizontales innovatives und vertikales Grünland ein höheres Potenzial von 5.437 Gigawatt ergaben.
In Anbetracht des deutschen Ziels, bis 2040 eine installierte Leistung von 400 Gigawatt Photovoltaik zu erreichen, errechneten die Forscher, dass Floating- und Parkplatz-Photovoltaik maximal 1,2 beziehungsweise 6,2 Prozent zum Ziel beitragen können, während Agri-Photovoltaik „erheblich“ beitragen könnte.
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass ihre Methodik weltweit übertragbar ist. Ihre Forschungsarbeit mit dem Titel „Potential of floating, parking, and agri photovoltaics in Germany“ ist in der neuesten Ausgabe von „Renewable and Sustainable Energy Reviews“ erschienen.
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Ich wage diese Frage: Welcher Landnutzungskonflikt? Es ist doch überhaupt kein Landnutzungskonflikt vorhanden, solange 2,3 Millionen Hektar brutal ineffiziente Energiepflanzen plus extrem teurer Biogasanlagen mit Silomais die Energiewende unnötig teuer machen und die Biodiversität im Agrarland nicht befördern.
Agri-PV ist auch nicht preiswerter als „normale“ Solarparks und insofern volkswirtschaftlich keine gute Idee.
Wenn Artenschwund, Klimawandel, Geld und Zeit keine Rolle spielen und es Landnutzungskonflikte gäbe, dann könnte ich Agri-, Parkplatz- und schwimmender PV vielleicht etwas abgewinnen….Aber nur dann!
Eine Lektüre-Empfehlung zum sorgsamen und sparsamen Umgang mit Landwirtschaftlichen Böden: https://www.thuenen.de/de/newsroom/detail/landwirtschaftliche-boeden-sorgsam-mit-der-wertvollen-ressource-umgehen
kann man zustimmen, es gibt keine Flächenkonkurrenz. Agri-PV macht den Strompreis für die Verbraucher teurer. Das ist wohl nicht allen klar. Bei den größeren Parkplätzen hat man die Konkurrenz mit den Bäumen die bei sehr vielen Parkplätzen gepflanzt sind. Diese sollten Vorrang haben.
Baut man dann bestimmte Solarfelder zurück oder setzt die um, damit Landschaften ohne Sinn von diesen Dingern renaturiert werden?
Alle PV Freiflächen benötigen heute weniger Platz als Golfplätze in DE.
Die Flächen für Energiepflanzen hingegen benötigen um den Faktor 10 bis 100 mehr Flächen und zerstören so aufgrund monokulturen, energieintensiven Düngereinsatz und pestiziden unsere Umwelt.
Wenn man Flächen sparen will, dann bitte da anfangen, wo es wirklich Sinnvoll ist. Angefangen bei Energiepflanzen oder direkt bei den Verursachern, also den Benzin und Dieselfahrern.
@Ulrich Frommelt: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann geht es Ihnen um den Rückbau oder das Verlegen von Solarparks? Zu beidem einen klare Antwort: Solarparks sind vollständig rückbaubar und können vollständig verlegt werden. Eine Rückbauverpflichtung steht eigentlich in jeder Baugenehmigung und ist oft durch Rückbaubürgschaften finanziell abgesichert. Das Verlegen von Solarparks wird immer dann gemacht, wenn es sich lohnt. Das wird eher nie der Fall sein und insofern ist es noch nie passiert. btw: Kraftwerke werden solange betrieben, wie es sich lohnt. Der Rückbau lohnt sich auch, denn der ist preiswerter als der Schrottwert des Metalls. Ergo ist eine Rückbaubürgschaft auch nicht nötig.
Landnutzungskonflikt sollte nicht ignoriert werden. Am landwirtschaftlichen Pachtmarkt haben Projektierer eine unfaire Wettbewerbsstellung, die nicht dazu führen sollte, dass landwirtschaftliche Betriebe von der landwirtschaftlichen Fläche weichen müssen und Einkommen verlieren.
Der Außenbereich sollte besser geschützt sein vor außerlandwirtschaftlichen Inanspruchnahmen. Italien verbietet jetzt konsequenterweise neue Freiflächenanlagen. Agri-PV lässt Italien weiterhin zu.
Genau das sollte man aus landwirtschaftlicher Sicht auch in Deutschland so machen.
Hubert God
Hubert God schrieb:
„Landnutzungskonflikt sollte nicht ignoriert werden. Am landwirtschaftlichen Pachtmarkt haben Projektierer eine unfaire Wettbewerbsstellung, die nicht dazu führen sollte, dass landwirtschaftliche Betriebe von der landwirtschaftlichen Fläche weichen müssen und Einkommen verlieren.“
Also seit wann verliert denn der landwirtschaftliche Betrieb? Soweit ich das sehe, erzielen diese Betriebe bei der Verpachtung ganz gute Einkommen. Bei Agrivoltaic erhöht sich das Einkommen sogar deutlich.
Was du eventuell meinen könntest, ist eine Verdrängung von landwirtschaftlichen Pächtern durch Energie erzeugende Pächter. In welchen Situationen findet dieses denn statt?
Wenn der landwirtschaftliche Betrieb auf diesen Flächen keine nennenswerten Ergebnisse erzielt, dann kann er natürlich nicht konkurrieren. Das heißt dann aber eben auch, dass bevorzugt Niedrigertragsflächen betroffen sind, da bei höheren Erträgen eben auch der Preis deutlich höher ist. besonders schlimm trifft es natürlich Flächen, welche via Förderung vom Anbau ausgeschlossen werden, da dort besonders niedrige Einkommen aus landwirtschaftlicher (Nicht)Nutzung erzielt werden.
Photovoltaic wird nahezu ausschließlich dort errichtet, wo bereits eine Energieinfrastruktur vorhanden ist. Das heißt spezifisch, dass viele Flächen überhaupt gar nicht für energieproduzierende Nutzung in Frage kommen, alleine aus wirtschaftlichen Gründen und dementsprechend auch gar kein solcher Wettbewerb in Frage kommt.
Kurz, das dargestellte Horror-/Verdrängungsszenarium ist lediglich auf Ausnahmefälle in denen sich eine Anzahl an Kriterien vereinen(Pacht -> typisch Kleinbewirtschaftung & Niedrigertrag & Nähe zu Infrastruktur) beschränkt. Aber ich lasse mich natürlich gerne mit konkreten Zahlen vom Gegenteil überzeugen.
@ Hubert God
Landwirte die auf Pachtflächen wirtschaften müssen grundsätzlich damit rechnen , daß es passieren kann bei künftigen Pachtverhandlungen überboten zu werden .
Das kommt natürlicher Weise Tag täglich irgendwo hier in Deutschland vor . Niemand beklagt sich darüber .
Freiflächen Solar als Konkurenz , setzt scheinbar irgendwelche Gehirnwindungen bei vielen Menschen außer Betrieb .
Landwirtschaft – Acker – Essen . Das ist für viele untrennbar .
Energiepflanzen könnte man ja theorethisch noch essen . Da schaut man dann nicht so genau hin .
Anders kann ich mir die andere Denkweise nicht erklären .
In den aller meisten Fällen ist Freiflächen Solar ein Zubrot zum Landwirtschaftlichen Betrieb oder manchmal sogar eine willkommene Ausstiegsmöglichkeit für ältere Betriebsleiter ohne Hofnachfolger .
Insgesamt geht die Rinderhaltung zurück . In Einigen Grünlandregionen fängt es an schwierig zu werden , die Landflächen überhaupt noch sinnvoll zu nutzen .
Wollte man den Welt Endenergiebedarf ausschließlich mit Freiflächen PV Strom decken , was ja theoretisch ginge , bräuchten dafür nur 1 % der Welweit zur Verfügung stehenden Ackerflächen in Anspruch nehmen .
Quelle : Enery Whatch Group und RTU Uni Finnland .
Im Grunde ist das Thema Landnuzungskonkurenz damit schon beantwortet , denn auch die meisten Landwirtschaftlichen Erzeugnisse unterliegen einem Weltmarkt .
Wenn in Deutschland 5% der Ackerflächen mit PV belegt wären gäbe es keine Nahrungsknappheit
Der Energiepflanzen Anbau ist jetzt genug in Deutschland ausprobiert worden .
Es hat keine Effizienzssteigerungen gegeben , die Kosten sind außerdem zu hoch .
Die Biogas EEG Förderug wird richtiger weise runtergefahren , was Flächen frei werden lässt .
@Hubert God und @Dirk Jensen
Ich lege noch einen Gedanken oben drauf, um die Sache mit der Ernährung auf die Spitze zu treiben. Also behaupte ich mal dreist, dass es in wenigen Jahren in Deutschland zu drastischen Problemen auf Äckern und Wiesen kommen wird, weil künftig häufiger auftretende Wetterkapriolen das rentable Bewirtschaften immer schwerer machen. Landwirtschaft neu denken wäre dann angesagt und das kann man jetzt schon tun: Auf 1/10 der Fläche mit einem 1/100 des Wasserbedarfs könnte man Solarfood (Quelle https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=6353) erzeugen. Die Idee kommt aus der Weltraumforschung der NASA für lange Aufenthalte im All. Das passt doch, denn wir machen seit mehreren Millionen Jahren einen Weltraumtrip auf einem kleinen, blauen Planeten, den wir besser hegen und pflegen sollten, als bis dato, sonst endet der Weltraumausflug vorzeitig.
Die freiwerdenden 90 % des Agrarlandes könnte man renaturieren, damit Jäger und Sammler dort leckere Alternativen zu Solarfood finden und Kohlenstoff in Pflanzen umgewandelt wird.
Und wer es hören mag, warum Agri-PV keine Doppelernte ist, sondern eigentlich eher eine Verschlimmbesserung… https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/photovoltaik-auf-dem-acker-doch-keine-goldrandloesung,UG3rCla