Einem neuen Bericht von Bloomberg New Energy Finance zufolge hängt das Erreichen des Netto-Null-Zieles bis 2050 von einer Verdreifachung der Kapazität erneuerbarer Energien bis zum Ende dieses Jahrzehnts ab. Der jüngste New Energy Outlook des Analystenhauses zeigt einen Weg zu diesem Netto-Null-Ziel bis 2050 auf, das sogenannte Net-Zero Scenario (NZS). Demnach schließt sich das Zeitfenster zum Erreichen des Ziels schnell, es bleibe aber noch genügend Zeit, wenn jetzt entschiedene Maßnahmen ergriffen würden. Bloomberg NEF warnt davor, dass dies ohne beschleunigte Ausgaben nicht möglich sein wird, da ein vollständig dekarbonisiertes globales Energiesystem bis 2050 schätzungsweise 215 Billionen US-Dollar kosten wird. Um bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen, seien die Fortschritte in den kommenden zehn Jahren entscheidend.
„Der Zeitraum 2024-30 wird von einer raschen Dekarbonisierung des Stromsektors, Energieeffizienzsteigerungen und einer schnellen Beschleunigung des Einsatzes von Kohlenstoffabscheidung und -speicherung dominiert“, heißt es in dem Bericht. „Wind- und Solarenergie allein sind für die Hälfte der Emissionsreduzierung in diesem Siebenjahreszeitraum verantwortlich.“ Da der Großteil der Emissionssenkungen bis 2030 auf erneuerbare Energien entfalle, bleibe mehr Zeit, um schwierig zu dekarbonisierende Bereiche wie die Stahlerzeugung und die Luftfahrt in Angriff zu nehmen, in denen wettbewerbsfähige kohlenstoffarme Lösungen erst noch entwickelt werden müssen.
Dem NZS von Bloomberg NEF zufolge wird der Einsatz erneuerbarer Energien zwar bis in die 2030er Jahre fortgesetzt. Jedoch werde sich der Schwerpunkt auf die Elektrifizierung verlagern, wobei 35 Prozent der in diesem Zeitraum vermiedenen Emissionen auf die Elektrifizierung von Endanwendungen in Industrie, Verkehr und Gebäuden entfallen. Für die 2040er Jahre wird ein Mix aus verschiedenen Technologien für schwierig zu dekarbonisierende Sektoren vorhergesagt, wobei Wasserstoff für elf Prozent der Emissionsreduzierungen verantwortlich sein wird.
Der Bericht listet neun Technologiesäulen für eine Netto-Null-Welt auf. Bloomberg NEF zufolge sind vier der neun Säulen – erneuerbare Energien, Energiespeicherung, Stromnetze und Elektrofahrzeuge – bereit „ausgereifte, kommerziell skalierbare Technologien mit bewährten Geschäftsmodellen“. Diese werden als Technologien beschrieben, die eine erhebliche Beschleunigung benötigen, um auf Kurs zur Netto-Null zu kommen – aber es gebe wenig bis kein technologisches Risiko, die wirtschaftlichen Prämien seien gering oder nicht vorhanden und die Finanzierungsmodelle bereits in großem Maßstab gegeben.
Um Netto-Null zu erreichen, setzt das NZS das Ziel, dass die kombinierte Photovoltaik- und Windkapazität bis 2050 insgesamt 31 Terawatt erreicht, was eine Verdreifachung der Kapazität von heute bis 2030 und eine weitere Verdreifachung von 2030 bis 2050 erfordern würde. Außerdem soll die installierte Batterieleistung vier Terawatt erreichen, mehr als das 50-fache des Niveaus von 2023. Und die Länge der weltweiten Stromnetze soll auf 111 Millionen Kilometer anwachsen, was fast einer Verdoppelung gegenüber heute entspricht.
Bloomberg NEF geht davon aus, dass für das NZS bis 2050 rund 2,9 Millionen Quadratkilometer Land für Photovoltaik- und Onshore-Windprojekte benötigt werden – fast 15 mal mehr, als die beiden Technologien im Jahr 2023 beanspruchten. Der Bericht warnt davor, dass die Landbeschränkungen in einigen Ländern – namentlich in Südkorea, Vietnam und Japan – dazu führen könnten, dass die Gesamtfläche, die für den Bau von Solaranlagen geeignet ist, gesättigt sein könnte, was darauf hindeutet, dass in Zukunft ein größerer Anteil an weniger flächenintensiven Technologien benötigt wird. Dem Bericht zufolge könnte eine Lösung darin bestehen, Flächen für die Solarenergie zu nutzen, die auch für den Ackerbau verwendet werden können. „Die Art und Weise, wie diese Segmente um dasselbe Land konkurrieren und nebeneinander existieren, wird die künftigen Genehmigungs- und Flächennutzungsregeln beeinflussen, insbesondere wenn die Einführung kohlenstoffarmer Technologien als Bedrohung für die Ernährungssicherheit angesehen wird“, so die Prognose des Berichts.
Bloomberg NEF sagt auch, dass unabhängig davon, ob die Welt auf die Netto-Null zusteuert oder ob sich dies letztendlich als zu weitreichend erweist, „die Ära der Dominanz fossiler Brennstoffe zu Ende geht“. Der Bericht prognostiziert, dass selbst wenn der Übergang zu Netto-Null allein durch die Wirtschaft vorangetrieben wird und keine weiteren politischen Faktoren eine Rolle spielen, der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis zum Ende dieses Jahrzehnts immer noch die Marke von 50 Prozent überschreiten könnte.
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Irgendwie kann ich Bloomberg langsam nicht mehr ernst nehmen.
„insbesondere wenn die Einführung kohlenstoffarmer Technologien als Bedrohung für die Ernährungssicherheit angesehen wird“
Nur mal kurz ein paar Zahlen dazu, bezogen auf Deutschland, auch wenn man das weitestgehend auf seeeeehr viele länder der Welt übertragen kann. Japan und Südkorea sind diesbezüglich die absoluten Ausnahmen anstatt der Regel (s. Destatis – „Internationales: Basistabelle Landwirtschaftlich genutzte Fläche“)
Lt. dem Bundeslandwirtschaftsministerium haben wir in Deutschland 16,6 Millionen (!) Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche.
Ein Megawatt Peak PV braucht einen Hektar. Wenn man also bspw. 400 Gigawatt Peak installieren möchte bräuchte man also 400.000 Hektar. Das wären 2,4% der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Mit der jetzigen Technologie. Und ohne auch nur ein einziges(!) PV-Modul auf einem Dach zu installieren.
Oder als Überdachung von Parkplätzen. Oder auf Brachland. Oder an Lärmschutzwänden. Oder… ich muss da nicht wirklich weiter machen, oder?
Bloomberg, wenn ihr ernst genommen werden möchtet, solltet ihr erstmal aufhören die von der fossilen Industrie in die Welt gesetzte Propaganda nachzuplappern.
Oder schlimmer noch bewusst zu wiederholen, denn als Analysten solltet ihr obige Nachforschungen und Berechnungen binnen drei Minuten selber hinbekommen.
Alternativ reicht es auch, sich mal kurz zu fragen wie es denn um die Ernährungssicherheit steht wenn wir den Klimawandel ungebremst laufen lassen.
Im Fall der Dunkelflaute gilt immer noch die Mathematik:
3 x 0 ergibt Null
Es ist langsam geradezu ärgerlich, den Tagträumern diese banale Rechnung vorzuhalten.
Nur das es selbst in einer Dunkelflaute nie „Null“ ist.
Wenn zehn Atomkraftwerke gleichzeitig gewartet werden, ergibt 10 x 0 auch Null. Und in diesem Fall sogar real … und nicht herbeigewünscht.
Die berühmte Dunkelflaute wird ganz schön überstrapaziert.
Für was eigentlich genau ist sie ein Argument oder Gegenargument? Das habe ich bis heute nicht verstanden.
Kann es sein, dass das Wort nur als Reizwort dienen soll, um negative Emotionen zu schüren? Denn konstruktiv besser macht es gar nichts.
@Radlcaesar
In jedem erdenklichen Szenario zur Stromerzeugung mittels EE wird natürlich auch mit Backup-Kraftwerken und Speichern gerechnet.
Auch für die „Tagträumer“, wie Du sie nennst, hat eine stabile Stromversorgung oberste Priorität. Und die wissen bereits, dass PV um 23:00h nur begrenzte Leistung bring . . . 😉
Allerdings ändert dies nichts daran, dass die aktuelle Kapazität an EE deutlich erweitert werden muss.
Christian, Top🤣👌