Der Fokus vieler Akteure in der Photovoltaik-Branche liegt mittlerweile nicht mehr nur auf den Modulen, sondern das Interesse geht nach Meinung von Thomas Haupt weit darüber hinaus auf die einzelnen Komponenten, die Elektronik und die Speichersysteme. “Der Schwerpunkt liegt darauf, alles miteinander im Verbund zu betrachten”, sagt der regionale Geschäftsfeldleiter vom TÜV Rheinland. Auf der zweitägigen Solar Energy Conference in Köln vergangene Woche lag am ersten Tag das Hauptaugenmerk auf Photovoltaik-Systemen und Modulen. Am zweiten Tag ging es dann verstärkt um Energiespeicher.
Neue Zertifizierung für Front- und Backsheet
Eine wesentliche Neuerung, die auf Modulhersteller zukommen wird, stellte Philipp Laufs in seiner Präsentation zum neuen Sicherheitsstandard für Front- und Rückseitenfolien von Photovoltaik-Modulen vor. “Bisher haben die einzelnen Modul-Komponenten, wie zum Beispiel die Junction Box, die Konnektoren oder auch die Kabel, einen eigenen Sicherheitsstandard, den sie erfüllen müssen. Neu ist, dass es nun eine Zertifizierung für Backsheet gibt”, sagt der Sachverständige für Photovoltaik-Komponenten vom TÜV Rheinland. Dieser neue Standard IEC 61788-2-1:2023 definiert die Sicherheitsanforderungen für flexible, polymere Front- und Rückseitenfolien.
Modulhersteller werden künftig sicherstellen müssen, dass die verwendeten Folien den neuen Anforderungen entsprechen, um die Zertifizierung der Module gemäß diesen Standards zu erreichen. “In drei Jahren müssen bestehende Module nachzertifiziert oder sogar getauscht werden”, sagt Laufs. Der alte Standard laufe dann aus. Eine Herausforderung für Modulhersteller wird sein, dass die Testdauer für eine vollständige Prüfung nach IEC 61788-2-1:2023 zwischen 34 bis 36 Wochen dauern kann und sehr kostenintensiv sein wird.
Dass die Zuverlässigkeit von Photovoltaik-Komponenten eng mit den verwendeten Materialien und Technologien verbunden ist, zeigte Ulrike Jahn, Senior Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik in Halle. In ihrem Vortrag betonte sie, dass das Verständnis und die Handhabung neuer Materialien und Technologien wesentlich sind, um die Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit von Photovoltaik-Systemen langfristig zu gewährleisten.
Brandschutz-Richtlinien für Energiespeichersysteme
Eine umfassende Risikobewertung für Energiespeichersysteme empfiehlt Jan Regtmeier, Director Innovation bei Denios, in seinem Vortrag über verschiedene Sicherheitsrichtlinien, die sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene entwickelt wurden, um den sicheren Betrieb von Energiespeichersystemen zu gewährleisten. Auch die Einbindung von Stakeholdern wie der Feuerwehr, Versicherungen und Bauämtern sei essenziell. “Die meisten Feuerwehrleute sind nicht besonders erfahren mit Batteriebränden, weshalb hier ein Leitfaden notwendig wird”, sagt Regtmeier. Auch ein Mindestabstand zwischen Batteriespeichern und Gebäuden von fünf bis zehn Metern sei ein wichtiger Sicherheits-Faktor.
Resonanz der Besucher und Ausblick auf kommendes Jahr
Ein Projektentwickler, der sich unter den fast 90 Besuchern der Konferenz befindet, gibt sich zufrieden mit den Inhalten: “Besonders spannend fand ich die Vorträge zu Batteriegroßspeichern”, sagt er. Gut aufgenommen wurde auch die Präsentation zur Marktlage und den wegweisenden Tendenzen zu Energiespeichersystemen von Daniel Fuchs von EUPD Research. “Sein Vortrag zur Marktlage war für uns als Fachpartner sehr informativ, um herauszufinden, welche Hersteller in welchem Maß verbaut werden”, resümiert Mark Fuldauer, Gutachter für Photovoltaik-Anlagen bei Agger Energie in Gummersbach. Doch auch die Fakten aus dem Vortrag vom Fraunhofer CSP habe er als hilfreich für die Kundenberatung empfunden.
Unter den Besuchern befanden sich nach Angaben des TÜV Rheinland rund 34 Prozent aus dem Photovoltaik-Anlagenbereich und circa 32 Prozent aus der Energieversorgung. Sechs Prozent kamen aus der Forschung. Die Präsentationen fanden alle auf Englisch statt, denn die Besucher kamen nicht alle aus Deutschland. Einige reisten auch aus Spanien an. Dennoch wünscht sich Thomas Haupt “mehr Europa an den Tisch” und es steht fest, dass dies zwar die erste, aber wohl nicht die letzte Solar Energy Conference in Köln war. “Es ist keine Frage, des ob, sondern des wie”, sagt Haupt.
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Wenn der TÜV über Sicherheit berichtet, ist mit Sicherheit erhöhte Vorsicht geboten… denn ohne den TÜV wäre schließlich alles unsicher… also in Deutschland… im Rest der Welt klappt es meistens trotzdem…
100% richtig „Tim Wolf“. Der TÜV war der „Laden“ welcher dem AKW Biblis Sicherheit attestierte obwohl die elektrischen Schaltschränke 1 m tief im Hochwasser standen. Da fühlt man sich gleich besser wenn ein TÜV Sigel irgendwo auftaucht. 🙂
Der geborstene Staudamm in Brasilien, war der nicht auch von Diesem TÜV abgenommen?
Bei den Rückseitenfolien bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich jemals so viele Probleme gab, dass jetzt eine Norm notwendig ist?
Klingt für mich nach einem neuen Geschäftsmodell für den TÜV, auf das Bürokratie und Kosten steigen!