In Deutschland sind schwimmende Photovoltaik-Anlagen noch eher rar und meist nur klein. Einige Megawatt-Projekte werden entwickelt oder gebaut, doch die Vorgabe im EEG, dass nur maximal 15 Prozent der Gewässeroberfläche mit Solarmodulen bedeckt werden dürfen und ein Mindestabstand zum Ufer eingehalten werden muss, macht viele der Photovoltaik-Projekte schwierig bis unwirtschaftlich.
Sinn Power hat nun vielleicht einen Ausweg gefunden. Nach eigenen Angaben plant es gemeinsam mit dem Kies- und Quetschwerk Jais im bayerischen Gilching die erste Floating-Photovoltaik-Anlage mit vertikal aufgestellten Solarmodulen. Derzeit befindet sich die Anlage noch in Planung, erfahre jedoch große Unterstützung von der Regionalagentur gwt Starnberg GmbH, dem Landratsamt Starnberg sowie der Gemeinde Gilching. Voraussichtlich am 1. August könnten somit die Verankerungs- und Vorbereitungsarbeiten auf dem See des Kieswerks in Gilching beginnen. Im September soll dann der Bau der eigentlichen Photovoltaik-Anlage auf dem Wasser beginnen. Die angestrebte Gesamtleistung liegt bei 1,8 Megawatt.
Für die vertikale Ausrichtung der Solarmodule will Sinn Power seine eigens entwickelten und in Patentierung befindlichen „Floating-SKipp“-Module nutzen. Sie sollen in Ost-West-Ausrichtung angeordnet werden. Knapp 2500 der Solarmodule sollen für die Photovoltaik-Anlage verbaut werden, die unter Windlasten auslenkbar seien. Die Abstände zwischen den Modulreihen plant Sinn Power mit etwa 3,90 Meter.
„Die vertikale Aufstellung dieser Module revolutioniert die Nutzung von künstlichen Binnengewässern für die Solarenergiegewinnung und definiert die gesetzlich definierte 15 Prozent-Regelung neu“, heißt es vom Unternehmen. Der Flächenverbrauch auf dem Gewässer werde gemindert. Da sich mehr Solarmodule installieren lassen, ohne die EEG-Vorgaben zu überschreiten, seien somit auch kleinere Gewässer für schwimmende Photovoltaik-Anlagen geeignet.
Die Ost-West-Ausrichtung der Solarmodule verlagert die Stromproduktion in die Morgen- und Nachmittagsstunden. Der erzeugte Solarstrom soll zu einem Großteil direkt im Kieswerk Gilching genutzt werden. Überschüsse würden ins Netz eingespeist. „Dieses Projekt ist innovativ, technisch relativ einfach umsetzbar, bedeutet keinen Flächenverbrauch und passt perfekt zu unserem Produktionsbetrieb, der insbesondere in den sonnenreicheren Monaten März bis Dezember tagsüber arbeitet und damit einen Großteil des erzeugten Stroms verwenden kann. Das Thema Energiespeicherung und -Umwandlung behalten wir interessiert im Auge und sind gespannt, ob es auch hier demnächst umsetzbare, wirtschaftliche Lösungen geben wird“, so Gottfried Jais, Geschäftsführer der Kies- und Quetschwerk Jais.
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Schlechter Scherz, optisch sind ja deutlich mehr als 15% bedeckt.
Aus meiner Sicht kein Scherz und durchaus auch begründbar warum man das auch juristisch so auslegen kann. Das ist ja das selbe Prinzip wie bei senkrecht aufgeständerten Agri-PV-Anlagen. Da fällt ja weiterhin Licht und Regen zwischen die Reihen, das überträgt man hier eben auf Wasserflächen.
Hätte außerdem den potentiellen Vorteil, das auch reflektiertes Licht von der Wasseroberfläche mit genutzt werden kann das bei flacher Montage nicht erschließbar ist. Zusätzlich dürften die senkrechten Module im Schnitt besser gekühlt werden als flach montierte Module und dadurch auch noch ein Bisschen was raus holen. Also insgesamt eine sehr gute Idee!
Wir sollten in Deutschland nicht immer überlegen was nicht funktioniert sondern etwas mehr Pragmatismus walten lassen, sonst haben wir zwar schone Regalmeter voll mit korrekt ausgefüllten Formularen aber das spart weder Emissionen, noch bringt uns das was für die Volkswirtschaft.
Ich denke es geht um die „versiegelte“ Oberfläche des Sees. Zur Berechnung der Flächenversiegelung muss man sich eine Lichtquelle senkrecht über dem Bauteil/Modul vorstellen. Die dann verschattete Fläche unterhalb des Bauteils ist die versiegelte Fläche. Hier ist das wahrscheinlich nur der Schwimmkörper auf dem das Modul steht, bei horizontalen Anlagen ist das nahezu das gesamte Modul.
Aber ja, Sie haben Recht, durch diese Technologie ist es möglich „optisch“ mehr als nur 15% der Seefläche zu nutzen und mehr erneuerbare Energien auf ungenutzten Binnengewässern zu erzeugen, ohne zu viel Fläche zu versiegeln. Sehr spannend!
Ich verstehe immer noch nicht warum aus einem künstlichen Gewässer welches zunächst nach Bergrecht ein Kiesabbau ist plötzlich ein durch Wasserrecht allerhöchst geschütztes Oberflächengewässer wird…
Als passionierter Angler bleibt mir dann nur noch der Uferbereich?
Auf der Kiesgrube in Gilching gehen Sie auch ohne PV-Anlage nicht angeln, weil das kein Angelgewässer ist: https://www.alleangeln.de/angeln-in-gilching. Es ging Ihnen also gar nicht um die Optik, sondern um die Ausübung Ihres Hobbys, was auch legitim ist aber hier eben gar nicht zur Disposition steht.
Also bitte nicht immer pauschal Haare in die Suppe werfen, um dann laut nach dem Kellner zu rufen, weil wenn man eigentlich nur ein Eis essen will.
Nur weil es möglich ist, muss man es nicht machen. Ich verstehe echt nicht wozu. Gibt genug Dächer ohne PV.
Der Eigner des Gewässers hat das ja sehr plausibel im Artikel erklärt.
übrigens, haben sie eine PV am Dach, oder zumindest eine Beteiligung an PV- oder Windanlagen?
Sonnige Grüße
Peter
Interessante Idee, warum nicht. Neue Einsatzgebiete.
Könnte sogar die Tierwelt im Gewässer begünstigen oder auch Verdunstung verlangsamen, gleichzeitig Energie gewinnen.
Ja, sicher eine gute Möglichkeit.
Die Statik der Befestigungen wird interessant und möglicherweise auch ziemlich aufwendig, wenn nicht jeder etwas bessere Sturm den ganzen Kram in eine Seeecke treiben soll.
Die Modulreihen könnten in leichten Wellenlinien ausgeführt werden?
Dazu wäre die Verbindung (mechanisch, elektrisch) zwischen den windbeweglichen Einzelmodulen interessant.