Wer seid ihr?
Torge Lahrsen: Wir sitzen in Hamburg und beschäftigen uns mit dem intelligenten Verbrauch und der Beschaffung von Energie in der Industrie. Wir haben dafür eine Software entwickelt, welche es Industrieunternehmen ermöglicht, die eigene Energienutzung auf die erneuerbare Energieerzeugung lokal und im Markt abzustimmen und Energie primär dann zu verbrauchen, wenn diese besonders grün und günstig ist. So reduzieren wir für unsere Kunden Energiekosten und Emissionen und helfen dabei, mehr erneuerbare Energie in unser Energiesystem zu integrieren.
Wer sind eure Kunden?
Unsere Kunden sind Unternehmen mit einem Stromverbrauch über zwei Gigawattstunden im Jahr, insbesondere aus den Bereichen Lebensmittelproduktion, Logistik, Papier, Kunststoff, Baustoffe, Produktion, Elektronik, Chemie und Pharma. Viele dieser Kunden verfügen über ein großes Portfolio an verschiedenen Systemen und Anlagen, welche sich über verschiedene Wege optimieren lassen. Hierzu gehören beispielsweise Kälteerzeugung, Power2Heat, Kraft-Wärme-Kopplung, Ladeinfrastruktur, Batteriespeicher, Elektrolyse, chemische und mechanische Prozesse.
Welches Problem oder welche Herausforderung haben eure Kunden?
Die Industrie leidet zunehmend unter mangelnder Verfügbarkeit von kostengünstiger Energie mit langfristiger Planungssicherheit. Die Volatilität der erneuerbaren Erzeugung sowie überlastete Netze sorgen für Unsicherheit und Ineffizienzen, deren Kosten von den Energieversorgern auf die Kunden umgelegt werden. Es fehlt darüber hinaus an Echtzeit-Transparenz zwischen Verbraucher und Versorger. Außerdem haben sie einen hohen Druck, nachhaltiger zu werden, und brauchen dafür einen klaren Pfad zur Elektrifizierung. Die intelligente Verzahnung von volatiler, erneuerbarer Energieerzeugung mit einem darauf anpassbaren Verbrauch ist ein essenzieller Teil der Lösung.
Auf übergeordneter Ebene hat das Energiesystem die große Herausforderung die volatile erneuerbare Energieerzeugung effizient zu integrieren und die Vorteile der erneuerbaren Erzeugung, also dass der Strom günstig und grün ist, auch beim Verbraucher ankommen zu lassen.
Start-up des Monats von pv magazine und Vireo Ventures
In Kooperation mit Vireo Ventures, einem Frühphasen-Investor für eine vollständig elektrifizierte Welt, präsentieren wir monatlich ein aufstrebendes Unternehmen, das an Innovationen für die Solarbranche arbeitet und das wir für interessant halten. Wir wollen aufzeigen, was die Visionen der Unternehmer sind, aber auch wo diese Start-ups heute stehen und wo es konkrete Möglichkeiten für Kooperationen gibt.
Wenn du dein Start-up als Start-up des Monats präsentieren möchtest, kontaktiere uns gerne. Ebenso für Rückmeldungen zum vorgestellten Unternehmen, zu dessen Fragen (siehe ganz unten) und zu unserer Auswahl. Kontakt per Email an pv magazine und Vireo: Start-up-des-monats@vireo.vc
Hier finden Sie die bisherigen Start-Up des Monats
Welche Lösungen gibt es dafür bisher auf dem Markt?
Die existierenden Ansätze kommen meist aus der klassischen Energiewelt und sind sehr heterogen und in den meisten Fällen reine Beratungs- und Konzeptlösungen von Energieberatern. Dies ist im ersten Schritt auch wichtig, es fehlen hierbei aber oft die technischen Lösungen für die konkreten Umsetzungen der empfohlenen Maßnahmen.
Klassiker im Bereich Software sind Systeme für Energiemonitoring. Diese beschränken sich jedoch nur auf die Visualisierung der Daten. Analyse, Interpretation, Optimierung und Ausführung muss weiterhin manuell erledigt werden. Darüber hinaus gibt es noch klassische Lastmanagement-Systeme. Diese sind meist jedoch nur in der Lage reaktiv einen Lastabwurf durchzuführen, sollte eine Lastspitze auftreten.
Welche Lösung bietet ihr euren Kunden an und gibt es bei euch ein Alleinstellungsmerkmal?
Wir liefern mit unserer Softwareplattform „flexOn“ eine Toolbox, welche es unseren Kunden aus der Industrie und Logistik ermöglicht Energiekosten und Emissionen signifikant zu reduzieren. Wir nutzen dafür auf künstlicher Intelligenz basierte Datenanalyse, Vorhersagen und Automatisierung, um den Energieverbrauch der bestehenden Infrastruktur in die grünen und günstigen Zeiträume zu schieben. Unsere Software dient dabei als intelligente Leitwarte, welche der Industrie ermöglicht, ganzheitlich auf die zunehmende Preis- und Verfügbarkeitsschwankungen von Energie intelligent und dynamisch reagieren zu können und die eigene Energiebeschaffung transparenter, unabhängiger und resilienter zu gestalten. Die drei Kernkomponenten Datenmanagement, Künstliche Intelligenz für Vorhersage und Optimierung sowie die Automatisierung liefern wir dabei aus einer Hand. Das findet man so im Markt nicht. Gerade im Bereich der Einbindung von Kälte- und Wärmeerzeugung haben wir außerdem eine starke Spezialisierung und stechen dort heraus.
Tragt ihr dazu bei, dass die industriellen Anlagen flexibler werden, oder wird die Flexibilität vorgegeben? Wenn ihr dazu beitragt, wie?
Wir sorgen grundsätzlich dafür, dass bestehende Flexibilisierungspotenziale gehoben werden können. Oft wissen unsere Kunden bereits, dass diese gewisse Möglichkeiten der Flexibilisierung und Optimierung in ihren Prozessen, Anlagen und Anlagengruppen haben. Wir helfen, diese dann auch wirklich effizient und produktiv einzusetzen. Der Kunde gibt dabei die Grenzen vor, in denen die Umsetzung erfolgt. Produktionsprozesse bleiben dadurch in der Regel unbetroffen. Darüber hinaus unterstützen wir auch weitere Maßnahmen zur zeitlichen Entkoppelung der Energieverbräuche.
Wie kompliziert ist es, in einem speziellen Betrieb, in dem die Prozesse mit eurem System flexibilisiert werden sollen, das System einzurichten? Lassen sich da mehrere Schritte an einem Beispiel beschreiben?
Eine unsere größten Stärken ist, dass wir sowohl physikalische Prozesse als auch Data Science und Softwareentwicklung sehr gut verstehen und zusammenbringen können. Dadurch können wir für unseren Kunden sehr viel Komplexität aus der Umsetzung nehmen und die Implementierung sehr effizient abbilden. Jeder Kunde hat ein individuelles Setup und verschiedene Optimierungsziele. Diese gilt es vorab zu analysieren und im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse zu bewerten, um den Business Case für den Kunden aufzuzeigen. Danach erfolgt dann in mehreren Schritten die technische Abstimmung und Implementierung.
Gibt es bereits Nachweise, dass die Lösung funktioniert, und Referenzen? Wenn ja, welche?
Wir haben bereits verschiedene Kunden angebunden und sind mit dem Produkt komplett live. Zu unseren Kunden gehören unter anderem die Wernsing Food Family, das Unternehmen Ornua („Kerrygold“), eine Tochtergesellschaft der Harry Brot Gruppe, sowie verschiedene Kühlhausbetreiber und namenhafte Logistiker
Wir erreichen bei einigen Kunden bereits Einsparungen der Gesamtenergiekosten von 20 Prozent. Die Wertschöpfung entsteht indem wir den Eigenverbrauch erhöhen, Lastspitzen reduzieren, auf Marktpreise optimieren oder die generelle Effizienz von Kälte- und Wärmesystemen erhöhen. Darüber hinaus liefern wir eine umfangreiche Visualisierung aller relevanter Daten in Echtzeit, sowie sehr präzise Vorhersagen zu Wärme- und Kältelast, Stromverbrauch und Stromerzeugung, sowie Residuallastprognosen, welche wir Day Ahead und Intraday liefern können.
Inwiefern bringt diese Lösung die Energiewende voran?
Wir helfen mit unserer Lösung die Nachfrage auf die volatile Erzeugung erneuerbarer Energie aus Wind und Sonne abzustimmen. Dadurch kann mehr erneuerbare Energie in unser bestehendes Energiesystem integriert- und effizienter genutzt werden.
Wie seid ihr finanziert?
Wir haben Ende letzten Jahres eine Seed -Finanzierungsrunde in Höhe von 2,7 Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld nutzen wir, um unser Produkt noch besser aufzustellen, neue Use-Cases anzugehen und eine starke Vertriebs- und Marketingstruktur aufzusetzen.
Habt ihr Fragen an die Leser von pv magazines?
Uns interessiert, wie viele Leser von pv magazine im Energiemanagement beziehungsweise Energieeinkauf der Industrie arbeiten. An diese Gruppe haben wir folgende Fragen:
- Was sind die kurzfristigen Herausforderungen für das industrielle Energiemanagement in diesem Jahr?
- Was ist die Vision der Leser für das industrielle Energiemanagement in zwei bis fünf Jahren?
- Welche Vorteile und Einsatzgebiete sehen die Leser für künstliche Intelligenz im industriellen Energiemanagement?
- Werden bei Ihnen im Unternehmen bei der Auslegung neuer Photovoltaik-Anlagen und weiterer Systeme, sowie bei der Beschaffung ein dynamisches Lastprofil, Effizienzmaßnahmen und Flexibilisierungspotenziale berücksichtigt?
Bitte schicken Sie Ihre Fragen und Anmerkungen an Start-up-des-monats@vireo.vc (pv magazine und Vireo). Wir leiten sie an das Unternehmen weiter.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Gestern hiess ES noch AbSchalten, unter anderem, weil „die Industrie“ ja nicht genügend flexibel wäre.
DA-gegen schrieb ich öfters an – ohne „Resonanz“.
Und nun zeigen es 3 Jungs, gerade aus dem „WissenSchaftlerEi“ geschlüpft, dass und wie ES geht.
Während bei ?allen? Regierungen unsres Planete, die zigtausende interne und externe WissenSchaftler be-schäftigen bis durch-füttern wohl bis jetzt -ausser zeitweisem AbSchalten grüner Energie– kein einziger klug-kreativer ?Wissen?Schaftler was brauchbares bringen konnte.
Ich hätte noch ein klein wenig mehr „Denk zur Sache“ –kostenlos–verfügbar – und würde mich freuen, das mit-bei-steuern zu können ?!
Wolf Gerlach —
kontaktierbar über marmaris.tec@gmail.com
Da wird von den norddeutschen Jungunternehmern gezeigt, wie und dass „es“ geht. Glückwunsch und viel Erfolg! Da würde ichdem Team gerne noch ein paar Anregungen und Anwendugnsmöglichkeiten mit auf dne Weg geben …
Bitte nehmt mitmir Kontakt auf.
Harald Wilms